Reflektieren, sich hinterfragen, neue Perspektiven wagen –…
Fachartikel
5,99 €
Dieser Fachartikel zum Thema Selbstreflexion bietet eine praxisbezogene Handreichung mit gezielten Reflexionsübungen für Lehrkräfte. Er unterstützt dabei, den eigenen Berufsalltag bewusst zu reflektieren und neue Perspektiven für die persönliche Weiterentwicklung zu gewinnen. Einleitung Der Beruf als Lehrerin oder Lehrer ist eine ebenso herausfordernde wie abwechslungsreiche Tätigkeit. Man begleitet die Mitglieder der Schülerschaft durch die verschiedenen Klassenstufen bis hin zum heiß ersehnten Schulabschluss. Dabei erlebt man direkt mit, wie sie (nicht nur beim Wissenserwerb im Unterricht) an sich wachsen und zu selbstständigen Persönlichkeiten heranreifen. An anderen Tagen gehen die täglichen Pflichten nicht so einfach von der Hand. Hinzu kommen weniger erfreuliche Situationen wie Unstimmigkeiten mit Mitgliedern des Kollegiums oder der Schulleitung. Solche Arbeitstage sind ziemlich kräftezehrend. Nach Schulschluss hofft man, dass der nächste Tag die negativen Erlebnisse wieder wettmacht. Wenn die Gedanken in einer ruhigen Minute frei sind, stellt sich hin und wieder die Frage "Bin ich eigentlich ein guter Lehrer?" ein. Diese Frage zeugt einerseits von einer Ernsthaftigkeit gegenüber dem verantwortungsvollen Lehrberuf. Auf der anderen Seite geht der durchaus kritische Gedankengang aus einem selbstreflektierten Verhältnis zu sich selbst hervor. In diesem Beitrag stehen Reflexionsübungen für Lehrkräfte im Mittelpunkt. Neben Erläuterungen zur Relevanz dieses Themas im Lehreralltag werden Denkanstöße für die eigene Reflexion gegeben. Warum ist eine Reflexion für Lehrpersonen von Bedeutung? Der Beruf als Lehrerin oder Lehrer geht mit Verpflichtungen einher, die ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl, aber auch Motivation, Selbstständigkeit und psychische Belastbarkeit voraussetzen. Diesen Anforderungen muss man als Lehrperson vom ersten Tag an gewachsen sein. Deshalb ist es sinnvoll, die eigene Person in der Funktion als Wissensvermittler zu reflektieren. Daneben ist die Frage nach der persönlichen Zufriedenheit in der Lehrtätigkeit für die Reflexion bedeutsam – und spielt eine wichtige Rolle im Rahmen der eigenen Lehrergesundheit . Welche Zeitpunkte eignen sich für die Reflexion? Für die Reflexion kommt grundsätzlich jeder Zeitpunkt infrage. Bestimmte Zeitpunkte im Schulalltag sind jedoch besonders gut geeignet: Schuljahresanfang Schuljahresende Halbjahresferien als Zwischenstand Vor dem Übergang in das neue Halb- oder Schuljahr empfiehlt sich ein Rückblick auf die zurückliegenden Monate mit all ihren Höhen und Tiefen. Die Vergegenwärtigung der Ereignisse bildet eine Grundlage für die Reflexionsfragen. Für den Anlass der Reflexion gibt es jedoch keine festen Regeln – für ein persönliches Resümee bietet sich jeder beliebige Zeitpunkt im Schuljahr an. Je öfter man sich dafür Zeit nimmt, desto gewissenhafter geht man seiner Lehrertätigkeit nach. Genau das wirkt sich positiv auf das eigene Verhältnis zum Beruf und zu den Mitmenschen im schulischen Umfeld aus. Warum fällt vielen Lehrkräften die Reflexion schwer? Auf diese Frage gibt es unterschiedliche Antworten. Eine von ihnen betrifft den Berufsalltag an der Schule. Als Lehrerin oder Lehrer muss man vielen Verpflichtungen gleichzeitig und mit ungeteilter Aufmerksamkeit nachkommen. Mental Load und Gefühlsarbeit nehmen oft einen hohen Stellenwert ein – sowohl in der Schule als auch zu Hause. Dabei bleibt oft zu wenig Zeit für das eigene Privatleben, in dem man Ruhe für sich selbst findet. Genau darauf kommt es bei einer Reflexion aber an. Zwischen zwei Terminen kann sich selbst ein absoluter Profi im Hinblick auf das Lehramt nicht zu hundert Prozent auf sich konzentrieren. Bei der Reflexion setzt man sich mit den persönlichen Stärken und auch Schwäche n auseinander. Die bewusste Betrachtung und Vergegenwärtigung eigener Defizite ist nicht immer leicht: Man muss sie sich mit einer gesunden Ehrlichkeit zu sich selbst eingestehen. Diese Situation wird häufig gescheut. Dabei eröffnet sie neue Perspektiven und Möglichkeiten, um an sich zu arbeiten. Sich selbst reflektieren – so funktioniert es Zeit und innere Ausgeglichenheit schaffen eine ideale Grundlage für die Reflexion. Ein ruhiger Moment (zum Beispiel in den Abendstunden, ggf. nach einem Achtsamkeitsritual , in dem man Ruhe und Kraft tanken konnte) lässt genug Raum für die Reflexionsfragen. Wenn die Zeit oder die persönliche Verfassung es nicht zulassen, sollte die Reflexion vertagt werden. Ergebnisoffenheit ist das oberste Gebot. Vorformulierte Antworten auf die unten aufgeführten Fragen verfälschen das Ergebnis. Fragen für die Reflexion Wo sehe ich meine persönlichen Stärken und Schwächen als Lehrkraft? Welche Ziele habe ich bislang schon erreicht? Auf welche Ziele arbeite ich derzeit hin? Lassen sich meine beruflichen und privaten Verpflichtungen ohne Probleme bewältigen? Halte ich nach wie vor an meiner Berufswahl fest – auch an Tagen, an denen es "nicht so läuft"? Die Fragen werden offen und ehrlich im Stillen beantwortet. Stift und Papier dürfen als Arbeitsmaterial nicht fehlen. Mit ihnen werden die Ergebnisse schriftlich festgehalten. So hat man sie griffbereit und kann zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückgreifen, um sich die Resultate der Reflexionsübungen wieder in Erinnerung zu rufen. Darüber hinaus dienen die schriftlich dokumentierten Ergebnisse als Vergleich für die nächste Reflexion . Als Lehrkraft kann man sie als Spiegelbild für die eigenen Fortschritte verwenden: Welche Ziele habe ich seit meiner letzten Reflexion erreicht? In welcher Hinsicht habe ich erfolgreich an mir arbeiten können? Wo besteht weiterhin ein gewisser Bedarf zur (Selbst-)Optimierung? Diese Fragestellungen bauen auf den in Stichworten notierten Ergebnissen auf. Schlusswort Auch im Beruf einer Lehrkraft gleicht kein Arbeitstag dem anderen. Dies ist auch keine Voraussetzung für Zufriedenheit im Job. Eine Reflexion sollte dennoch im eigenen Interesse durchgeführt werden. Ein gewisses Maß an Selbstkritik – und Selbstsicherheit – ist für eine gelungene Reflexion ebenso wichtig wie eine ausreichend große Zeitspanne ohne äußere und innere Ablenkung. Zeitpunkte wie der Schuljahresanfang oder das Ende eines Halbjahres sind dafür perfekt geeignet. Mit den Ergebnissen im Hinterkopf startet man gut vorbereitet in das neue Schuljahr oder in den nächsten Zeitabschnitt. Literaturverzeichnis Ivanov, Maria. "Lehrer sein: Aufgeben oder weitermachen? 10 Fragen zur Selbstreflexion." Lehrer-News. Online: https://www.lehrer-news.de/blog-posts/lehrer-sein-aufgeben-oder-weitermachen-10-fragen-zur-selbstreflexion .
-
Fächerübergreifend
-
Primarstufe,
Sekundarstufe I,
Sekundarstufe II,
Berufliche Bildung