Menschenrechtsverletzungen in den Haftanstalten des MfS

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit verdeutlicht am Beispiel der Untersuchungshaft durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), welch menschenunwürdigen Verhältnissen politische Häftlinge ausgesetzt waren. Dabei hatte sich die DDR mit der Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte von Helsinki (1975) zur Einhaltung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verpflichtet.

  • Geschichte / Früher & Heute / Religion / Ethik
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II
  • 1 bis 5 Unterrichtsstunden, zusätzliche Möglichkeit der Exkursion nach Potsdam
  • Arbeitsblatt, Projekt, Ablaufplan, Außerschulischer Lernort
  • 8 Arbeitsmaterialien

Beschreibung der Unterrichtseinheit

Menschenrechtsverletzungen sind der heutigen Schülergeneration zumeist aus diktatorisch regierten Staaten bekannt. Dass es aber bis 1989 auf dem heutigen Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland (BRD) ebenfalls gravierende Menschenrechtsverletzungen gab und politische Häftlinge unter entwürdigenden Haftbedingungen und Folter zu leiden hatten, wissen nur die wenigsten. In der vorliegenden Unterrichtseinheit soll deutlich gemacht werden, wie groß der psychische und physische Druck auf die Inhaftierten von Seiten der Staatsmacht gewesen war. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Bewusstsein dafür, die politisch formulierten Ansprüche und Ziele der ehemaligen DDR kritisch zu hinterfragen.

Unterrichtsablauf

Inhalt
Sozial- / Aktionsform

Didaktisch-methodischer Kommentar

Nostalgische Verklärung versus kritische Aufarbeitung

Gut 20 Jahre nach dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten scheint es zwei gegensätzliche Positionen zu geben, mit denen man dem ehemaligen ostdeutschen Staat begegnet: Nostalgische Verklärung der DDR (Datschenidylle, Vollbeschäftigung etc.) oder kritische Aufarbeitung des Unrechtsstaats. Untrennbar mit dem willkürlichen Charakter der SED-Herrschaft verknüpft sind die menschenunwürdigen und erniedrigenden Haftbedingungen für politisch Inhaftierte, unter deren Nachwirkungen Betroffen teilweise bis heute zu leiden haben. Für eine kritische Aufarbeitung ist demzufolge eine Auseinandersetzung mit den menschenunwürdigen Bedingungen in der MfS-Untersuchungshaft unerlässlich.

Menschenunwürdigkeit der Haftbedingungen erkennen

Im Zentrum stehen die Ankunft in einer Untersuchungshaftanstalt mit erniedrigender Körperdurchsuchung, die Verhörpraktiken sowie weitere alltägliche "Zersetzungsmaßnahmen" in der Haft: Desorientierung, Isolation und permanente Überwachung. Erarbeitet werden sollen diese Zusammenhänge mit Hilfe von Zeitzeugenberichten (die in Form von Audio- oder Videobeiträgen vorliegen), aber auch mit Auszügen aus Originalmaterial der Staatssicherheit (Schulungsmaterial, Handbuch zum Haftvollzug). Um die Menschenunwürdigkeit der Haftbedingungen zumindest ansatzweise nachvollziehen und die Erfahrungen der Häftlinge erfassen zu können, befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit Zeitzeugenberichten und führen Rollenspiele durch. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte soll durchgängig auf ihre Einhaltung überprüft werden.

Folgen politischer Haft

Mit den Haftarbeitslagern (HAL) wird ein weiterer Aspekt des Strafvollzugs in der DDR einbezogen, der oftmals außer Acht gelassen wird, die Idee der "Umerziehung" durch Haft beziehungsweise Arbeit jedoch deutlich werden lässt. Außerdem sollen die Folgen politischer Haft diskutiert und so auch die Brücke zur Gegenwart geschlagen werden. Schließlich soll auch der Frage nachgegangen werden, wie ein Mensch zum "Täter" werden konnte, um eine vorschnelle "Verurteilung" zu vermeiden. Daher sollen Gründe und Motive für die Mitarbeit bei der Staatssicherheit dargestellt und so das Funktionieren des Systems verdeutlicht werden.

Unterrichtsmaterial "Menschenrechtsverletzungen in Stasi-Haft" zum Download

Vermittelte Kompetenzen

Fachkompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler

  • lernen die Menschenrechte gemäß der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte kennen.
  • klassifizieren die Menschenrechte als universelle, unveräußerliche und unteilbare Rechte.
  • setzen sich mit der Leibesvisitation bei Ankunft in der Stasi-Untersuchungshaft auseinander und erkennen dies als erniedrigend und menschenunwürdig.
  • diskutieren Menschenrechtsverletzungen, die durch die Verhörmethoden in Untersuchungshaft verursacht wurden.
  • skizzieren einen alltäglichen Tagesablauf eines politisch Inhaftierten, erkennen Desorientierung, Isolation und Dauerüberwachung als Grundprinzipien und stellen einen Zusammenhang zu Verletzungen der Menschenrechte her.
  • erarbeiten die Haftbedingungen in einem Haftarbeitslager.
  • erörtern die Folgen von politischer Haft und Menschenrechtsverletzungen.
  • ergründen Motive für eine Tätigkeit für das MfS.

Medienkompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler

  • können aus Zeitzeugenberichten Informationen entnehmen.
  • können im Internet Informationen recherchieren und bewerten.
  • bereiten ihre Arbeitsergebnisse visuell ansprechend und angemessen auf.
  • bereiten eine Podiumsdiskussion vor und führen diese durch.
  • generieren eine Webseite.
  • nutzen ein Internetforum als Plattform zur Diskussion.
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Autorin

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Britta Wehen

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