Ein Bewerbungsgespräch stellt eine wichtige Bewährungsprobe dar, der sich die meisten Schülerinnen und Schüler und Auszubildenden voraussichtlich mehrmals im Berufsleben stellen müssen. In dieser Unterrichtssequenz werden die Lernenden auf ein solches Job-Interview vorbereitet und üben in einem Rollenspiel Strategien ein, wie sie sich einem potenziellen Arbeitgeber vorteilhaft und überzeugend präsentieren können. Die Arbeitsblätter sind für den inklusiven Unterricht in der beruflichen Bildung und der Berufsorientierung konzipiert. Die abgestuften Schwierigkeitsgrade berücksichtigen körperliche, geistige und sprachliche Förderbedarfe sowie geringe Deutschkenntnisse.
Beschreibung der Unterrichtseinheit
Die Arbeitsblätter in dieser Unterrichtssequenz enthalten Basisbausteine für die Vorbereitung und Durchführung eines Vorstellungsgespräches:
- Körperhaltung und innere Einstellung trainieren
- Informationen über einen Betrieb einholen
- die eigenen Interessen und Fähigkeiten erkunden
- angemessene Bekleidung wählen
- allgemeine Verhaltensnormen bei einem Bewerbungsgespräch kennenlernen
- Vorstellungsgespräch als Rollenspiel simulieren
Die Arbeitsblätter und Materialien wurden dabei so konzipiert, dass die Inhalte durch abgestufte Schwierigkeitsgrade und Variationen bei der Umsetzung von Lernenden mit unterschiedlichen Förderbedarfen oder geringen Deutschkenntnissen bewältigt werden können. Je nach Grad der Einschränkung können leichte, mittlere und anspruchsvollere Aufgaben herangezogen werden, schriftliche Aufträge durch mündliche Besprechung ersetzt oder theoretische kognitive Inhalte in Form von Rollenspielen praktisch erprobt werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Unterrichtssequenz ist die Vermittlung von interkultureller Kompetenz, indem Lernende mit Migrationshintergrund aufgerufen werden, unterschiedliche Verhaltensnormen in ihren Kulturen im Vergleich zu Standards in Deutschland in der Lerngruppe zu diskutieren.
Didaktisch-methodischer Kommentar
Die hier vorgestellten Unterrichtsinhalte sollen Lernende auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten, indem sie einzelne Aspekte für die Vorbereitung und für den Verlauf des Bewerbungsgespräches sowohl praktisch als auch theoretisch einüben. Die Bausteine sind frei kombinierbar, je nach Leistungsfähigkeit und Förderbedarf können Lehrkräfte einzelne Aufgaben auswählen und je nach Behinderung oder sprachlichen Defiziten an die Lerngruppe anpassen. Die Lernwege entsprechen schwerpunktmäßig der Methode des sozialen Lernens, bei der die Lernenden durch Rollenspiele ihr Sozialverhalten in einer Bewerbungssituation erproben und sich anschließend intensiv über ihre Beobachtungen, Gefühle und Eindrücke austauschen. Dadurch, dass die Lernergebnisse wie Einsichten in Verhaltensnormen und selbstreflektierende Selbst- und Fremdbeobachtung fast vollständig im Unterrichtsgespräch gemeinsam erarbeitetet werden, wird die Kommunikations- und Kritikfähigkeit der Schülerinnen und Schüler gefördert. Die wesentlichen Lernziele dieser Unterrichtseinheit können dabei fast vollständig mündlich erarbeitet werden.
Mögliche Anpassungen bei verschiedenen Förderbedarfen
- Sehbehinderung
Vergrößerung der Abbildungen oder des ganzen Arbeitsblattes; Einsatz von Leselupen, oder Einsatz von Software für Sehbehinderte und Blinde oder mündliche Beschreibung/Vorlesen dargestellter Bilder/Texte durch Lernpartner. - Geistige Behinderung
Verzicht auf schriftliche Bearbeitung, stattdessen ausführliche Besprechung und/oder simulatives Lernen; gegebenenfalls Hinzuziehung eines Lernpartners, der Texte vorliest. - Sprachliche Defizite
Genaue Klärung der Aufgabenstellung, gegebenenfalls Hinzuziehung eines Lernpartners, der übersetzen kann. Da es sich bei einem Bewerbungsgespräch um eine Gesprächssituation handelt, auf die die Lernenden vorbereitet werden, sollte ein Vokabelheft oder eine Kartei mit Satzbausteinen angelegt werden.
Medieneinsatz
Falls die einzelnen Rollenspiele eher ausführlich besprochen werden sollen, bietet es sich an, diese als Video aufzunehmen. So können konkrete Situationen, die den Lernenden aufgefallen sind, noch einmal abgespielt und somit ins Bewusstsein gerufen werden. Indem wichtige Fehler oder auch vorbildhaftes Verhalten bei einem Vorstellungsgespräch wiederholt vorgeführt werden, vertieft sich der Lerneffekt und das Erinnerungsvermögen - insbesondere bei Lernenden mit schriftlichen oder sprachlichen Defiziten, aber auch bei einer verkürzten Aufmerksamkeitsspanne der Lernenden.
Unterrichtsablauf und Materialien
Auf den folgenden Seiten finden Sie genauere Informationen sowie mehrere Möglichkeiten, die einzelnen Arbeitsblätter an den Förderbedarf Ihrer Klasse anzupassen.
Ich und mein Gegenüber: Meine Körperhaltung – Meine Einstellung
Die Schülerinnen und Schüler lernen anhand von Beispielen die angemessene Körperhaltung im Bewerbungsgespräch kennen.
Informationen über den Betrieb einholen
Dieses Arbeitsblatt fokussiert das Sammeln von Informationen als Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch.
Was ich kann – wofür ich mich interessiere
Was finde ich spannend, wo liegen meine Stärken? Vor einem Bewerbungsgespräch ist es sinnvoll, sich diese Fragen selbst zu stellen.
Vorbereitung des Vorstellungsgesprächs: Was ziehe ich an?
Die Kleiderwahl spielt bei einem Vorstellungsgespräch eine wichtige Rolle. Anhand von Beispielen setzen die Lernenden sich mit dem Thema auseinander.
Quiz: richtiges Verhalten beim Vorstellungsgespräch
Dieses Quiz testet das Wissen der Schülerinnen und Schüler zum Thema "Verhalten im Vorstellungsgespräch" und gibt hilfreiche Tipps.
Rollenspiel: Das Vorstellungsgespräch
In einem Rollenspiel setzen die Schülerinnen und Schüler das Gelernte in die Praxis um und simulieren ein Vorstellungsgespräch.
Vermittelte Kompetenzen
Fachkompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler
- gewinnen einen Überblick über wichtige Verhaltensregeln, Umgangsformen und passende Bekleidung für ein Vorstellungsgespräch in unserem Kulturkreis.
- lernen, Informationen über einen potenziellen Arbeitgeber stickpunktartig zu notieren.
- üben ein, wie man Informationen zu einem Betrieb über die Homepage des Unternehmens einholen kann.
- werden über typische Fragen von Personalverantwortlichen in Vorstellungsgesprächen informiert und trainieren, wie man darauf angemessen und authentisch antwortet beziehungsweise reagiert.
Medien- und Methodenkompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler
- nutzen Rollenspiele, um eine schwierige und belastende Situation in der Lebenswirklichkeit leichter bewältigen zu können.
- arbeiten mit Kameraaufzeichnungen, um Gesprächssimulationen aufzuzeichnen und detailliert zu besprechen (fakultativ).
- lernen als Beobachter von Gesprächssituationen, ihre Eindrücke Stichpunktartig zu notieren.
Sozialkompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler
- setzen sich selbstreflexiv mit ihren eigenen Stärken, Fähigkeiten und Interessen auseinander.
- üben in Rollenspielen Verhaltensmuster ein, die im Vorstellungsgespräch, aber auch im Berufsleben allgemein vorteilhaft sind.
- schulen in Rollenspielen Selbst- und Fremdbeobachtungsfähigkeiten indem sie lernen, sich selbst und ihre Wirkung auf andere einzuschätzen.
- beobachten und analysieren intensiv Gesprächssituationen und ziehen daraus Rückschlüsse für eigene Handlungsmuster.
- trainieren als Zuschauer oder Teilnehmer der simulierten Vorstellungsgespräche, wie man konstruktiv Kritik übt oder Lob ausspricht.
- stärken ihre interkulturelle Kompetenz im Austausch über unterschiedliche Verhaltensregeln und Gesprächsführungen in anderen Kulturen.