Modul 1: Vermehrungszyklus des HI-Virus

Schülerinnen und Schüler erschließen den HIV-Vermehrungszyklus aus einem Text. Sie entwickeln Überschriften und fassen wichtige Passagen mit eigenen Worten zusammen.

Fachliche Grundlagen

Andocken und Eindringen in die Wirtszelle

Der Vermehrungszyklus von Viren ist vielen Schülerinnen und Schülern schon am Ende der Sekundarstufe I bekannt. Sie wissen, dass Viren den Biosyntheseapparat ihrer Wirtszellen für die Vermehrung ihres Erbguts und zur Bildung viraler Proteine einspannen. Der Vermehrungszyklus des HI-Virus entspricht diesem Muster in großen Teilen. Das Virus dockt durch spezifische Interaktionen viraler Oberflächenproteine mit den Proteinen auf der Zellmembran an die Wirtszelle an. Daraufhin verschmilzt die Virusmembran mit der Zellmembran und das Capsid gelangt in das Zytoplasma.

Die Visitenkarte der Retroviren: Reverse Transkription

Innerhalb der Wirtszelle setzt das Capsid das virale Erbgut und eine Reihe viraler Proteine frei. Und hier beginnt die Besonderheit des HI-Virus und aller Retroviren. Das virale Protein Reverse Transkriptase erstellt aus dem Einzelstrang-RNA-Genom des Virus eine cDNA. (Eine "complementary DNA" ist eine DNA, die von der Reversen Transkriptase aus RNA gebildet wird.) Durch virale Integrasen wird das virale Genom in Form einer Doppelstrang-DNA in den Zellkern geschleust und in das Genom der Wirtszelle integriert.

Vermehrung und Freisetzung

Die weiteren Abläufe entsprechen dem üblichen viralen Schema: Die bei der Transkription im Zellkern gebildete virale Boten-RNA wird bei der Proteinbiosynthese translatiert. Die gebildeten viralen Proteine werden zusammen mit der RNA zu neuen Virus-Capsiden zusammengebaut und verlassen die Wirtszellen über Exocytose. Dabei nehmen sie einen Teil der mit viralen Proteinen bestückten Zellmembran als "Envelope" mit.

Texterschließung zum HIV-Vermehrungszyklus

Den gegenüber von DNA-Viren abgewandelten Vermehrungszyklus der Retroviren sollen sich die Schülerinnen und Schüler mithilfe eines Textes (hiv_vermehrunsgzyklus_schuelertext.pdf/rtf) erarbeiten. Folgende Punkte sollten vorab im Unterricht behandelt worden sein:

  • Aufbau von Biomembranen: Lipiddoppelschichten mit Membranproteinen
  • Aufbau des Immunsystems, zelluläre und humorale Abwehr
  • Enzyme (Polymerasen, Proteasen)
  • Nukleinsäuren, Proteinbiosynthese bei Eukaryoten
  • Eigenschaften, Aufbau und Vermehrungszyklus von DNA-Viren; es ist zu empfehlen, zunächst den Vermehrungszyklus eines DNA-Virus zu behandeln, bevor Retroviren thematisiert werden.

Arbeitsblatt

Der Arbeitsauftrag verlangt von den Lernenden eine Strukturierung des Textes, die Vergabe von Überschriften und eine kurze inhaltliche Zusammenfassung der Passagen. Die Ergebnisse werden vorgestellt und im Plenum diskutiert. Als Resultat sollte eine gemeinsame Beschreibung abgestimmt werden. In Modul 2 der Unterrichtseinheit soll der Text als Grundlage der Storyboard-Entwicklung zum Einsatz kommen.

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Lösungsvorschlag

  • 1. Andocken an die Zielzelle

    Proteine in der Virushülle erkennen Andockstellen auf der Zelloberfläche.
  • 2. Fusion der Membranen

    Wechselwirkungen zwischen den Membranproteinen bewirken die Fusion von der Virushülle mit der Zellmembran.
  • 3. Entpacken der "Fracht"

    Die Proteinhülle des Viruspartikels wird im Zytoplasma der Zelle abgebaut.
  • 4. Reverse Transkription

    Die in Form von Einzelstrang-RNA vorliegende virale Erbinformation wird im Zytoplasma mithilfe der Reversen Transkriptase in Doppelstrang-DNA umgeschrieben.
  • 5. Integration

    Das Doppelstrang-DNA-Genom des HI-Virus wird in den Zellkern transportiert und mithilfe der Integrase in die zelluläre DNA eingebaut.
  • 6. Transkription/Replikation

    Die zelluläre RNA-Polymerase stellt Kopien des viralen Genoms her.
  • 7. Translation viraler Proteine

    Der zelluläre Transkriptionsapparat erzeugt die viralen Proteine.
  • 8. Bearbeitung ("Prozessierung") der Proteine

    Die virale Protease zerlegt die primären Translationsprodukte in funktionsfähige Proteine.
  • 9. Zusammenbau und Freisetzung

    Viruspartikel bauen sich "von selbst" zusammen und schnüren sich an der Plasmamembran, die virale Membranproteine enthält, nach außen ab. Ausgestattet mit dieser Hülle können sie mit der Membran weitere Wirtszellen verschmelzen und einen neuen Vermehrungszyklus einleiten.

Autor

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Dr. Matthias Nolte

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In Kooperation mit

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Dieser Beitrag wird im Rahmen der Ausstellung "MS Wissenschaft" angeboten.

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