Zeichenstunden am Teleskop: Vorbereitung und Zeichentechnik

Was ist bei der Vorbereitung einer "Zeichensession", bei der Wahl des Materials und der Zeichentechnik zu beachten?

Vorbereitungen

Bequeme Sitzgelegenheit

Zunächst richtet man sich so bequem wie nur möglich ein: Das Fernrohr wird auf eine geeignete Position und Höhe eingestellt. Ein Astrostuhl ist eine sehr nützliche Sache, alternativ kann auch eine kleine Haushaltsleiter als Sitzunterlage mit verschiedenen Höhen Verwendung finden. Auf jeden Fall sollte man sitzend zeichnen!

Beleuchtung

Für die Beleuchtung verwendet man dimmbare Taschenlampen oder bringt geeignete Folien zur Lichtreduzierung an der Lampe an. Bei der Zeichnung von Mond und Planeten eignen sich graue Folien sehr gut. Zur Not tut es auch ein Stück Stoff. Die Taschenlampe wird dann am Stativ mittels Klebeband fixiert. Das Licht sollte - bei Rechtshändern - von links kommen. Beim Zeichnen lichtschwacher Objekte ist die Verwendung von Rotlicht zu empfehlen.

Zeichenmaterial

  • Papier und Unterlage

    Für Mondzeichnungen hat sich weißes Druckerpapier (DIN A4) bewährt. Man sollte nicht zu klein zeichnen, damit für die Arbeit an den Details genug Platz zur Verfügung steht. Der Vorteil des dünnen Druckerpapiers liegt nicht zuletzt in der Transparenz. In jedem Stadium kann die Zeichnung mittels Leuchtpult, Scanner oder am Fenster auf ein neues Blatt übertragen werden, sollte etwas unrettbar verzeichnet, mit dem Radierer ruiniert oder sonst was geschehen sein. Eine feste Unterlage ist selbstverständlich.
  • Bleistift

    Der Stift sollte möglichst weich sein. Dies hat den Vorteil, dass viele Grautöne erzeugt werden können. Der Strich lässt sich gut beeinflussen, und die Weichheit lässt ein "gewünschtes" Verschmieren problemlos zu. Bleistiftspitzer nicht vergessen!
  • Radiergummi

    Auch der Radiergummi sollte weich sein. Dieser greift das Papier nicht an und lässt sich zudem leicht in verschiedene Formen schneiden, die man im Zeichenprozess gezielt als Werkzeug einsetzen kann.

Hinweise zur Zeichentechnik

Der Bleistift besteht nicht nur aus einem Spitz! Er kann vielfältig eingesetzt werden. Hinzu kommt, dass Striche und Schraffuren mit der Fingerkuppe verrieben und so bearbeitet werden können. Und mit dem Radiergummi kann man mehr, als nur Fehler korrigieren:

  • Die erste Skizzierung erfolgt mit der Bleistiftspitze (Abb. 2a).
  • Flächen werden mit geneigtem Bleistift schraffiert, so verwendet man die gesamte Breite der Mine (Abb. 2b).
  • Schraffuren können mit der Fingerspitze weich verrieben werden (Abb. 2c).
  • Mit dem Radiergummi können auf der Mondoberfläche "Lichter" (oder bei Deep-Space-Beobachtungen auch Nebel) erzeugt werden (Abb. 2d).
  • Schraffuren werden mit geneigtem Bleistift ausgeführt (Abb. 2e).
  • Den Kratern wird durch die Feiarbeit an den Graustufen Leben eingehaucht (Abb. 2f).

Hilfslinien

Bei der Darstellung größerer Regionen oder miteinander "verzahnter" oder überlappender Strukturen sollten bei der ersten Skizzierung Hilfslinien verwendet werden, die als Gerüst für die weitere Ausarbeitung dienen. Kraterstrukturen sind nicht ausschließlich kreisförmig oder oval, sondern können auch "eckig" erscheinen. Dies sollte bei der Anlage des Grundgerüsts der Zeichnung berücksichtigt werden. Größenverhältnisse und Anordnung mehrerer Teilstrukturen sollten in der ersten Zeichenphase erfasst werden. Abb. 3 zeigt dies am Beispiel des Gassendi.

 

 

Tonabstufungen

 

Die Grauwerte des jeweiligen Objekts können entweder direkt in der Skizze angelegt werden oder man markiert diese mit Zahlenwerten, zum Beispiel von Null bis Fünf (Abb. 4). Im Rahmen der Nachbearbeitung erfolgt auf der Basis der für die Helligkeiten vergebenen Zahlenwerte dann der "letzte Schliff" an den Schattenwirkungen und der 3D-Wirkung von Kratern und Gebirgen (Abb. 5).

 

Fertigstellung der Zeichnung

Nach dem Zeichnen am Teleskop werden die Skizzen im Arbeitszimmer vollendet. Zur Sicherheit sollte das Original zuvor kopiert werden, denn dies bildet die Grundlage der fertigen Zeichnung! Zudem kann, wie bereits erwähnt, zu jeder Zeit etwas schief gehen. In der Regel sollte eine Zeichnung spätestens am Tag nach der Beobachtung fertig gestellt werden, da die Eindrücke dann noch frisch und in guter Erinnerung sind. Später vergisst man das Aussehen feinster Strukturen. Bei einer hinausgeschobenen Nachbearbeitung ist daher die Gefahr sehr groß, dass die Zeichnung unbeabsichtigt fehlerhaft wird.

Hilfreiche Trockenübungen

Es kann draußen regnen, der Himmel ist schon seit Tagen oder Wochen mit Wolken überzogen - trotzdem können wir uns dem Zeichnen widmen. Sei es um alte Zeichnungen neu zu bearbeiten, an Skizzen zu arbeiten oder sich in der Technik zu üben. Das Zeichnen von Kratern oder Deep-Sky-Objekten aus Büchern oder aus dem Internet ist eine nützliche Trockenübung für die Praxis am Teleskop.

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Dr. André Diesel

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In Kooperation mit

Internationales Astronomiejahr 2009

Dieser Unterrichtsvorschlag wurden im Rahmen des Internationalen Astronomiejahrs 2009 (IYA2009) bei Lehrer-Online veröffentlicht.

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