Leichtathletik in der Schule
Leichtathletik in der Schule kann sich nicht einfach an der "Wettkampfsportart Leichtathletik" orientieren, sondern muss eigene pädagogische Begründungen aufweisen.
Individuelle Möglichkeiten
Die Begeisterung von Schülerinnen und Schülern für leichtathletische Grundformen des Laufens, Werfens und Springens hält sich in Grenzen. Verständlich ist dies besonders dann, wenn immer wieder nur die gleichen Übungen und Bewegungsformen absolviert werden und des Messen von Ergebnissen im Vordergrund steht.
In der Fachdidaktik wird deshalb seit einiger Zeit darauf hingewiesen, dass
- die Vielfalt des Laufens, Werfens und Springens und die damit verbundenen Körper- und Bewegungserfahrungen einen stärkeren Stellenwert als normierte Bewegungsformen und Leistungsmessungen haben sollte.
- die Erlebnisorientierung neben die Ergebnisorientierung treten sollte.
- spielerische und sozial-kommunikative Elemente die Einzelsportart Leichtathletik beleben sollten.
- Leistungsmessung und Leistungsbewertung
verstärkt an den individuellen Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler ansetzen sollte.
Bewegungsvielfalt
Mehr als schnöde Weiten- und Zeitmessungen
Neben Weiten- und Zeitmessung haben leichtathletische Bewegungsabläufe viel mehr aufzuweisen: Lauf, Sprung- und Wurfspiele mit vielseitigen Aufgaben-, Kooperations-, und Regelstrukturen, entspanntes Laufen, Treffen von Zielen beim Wurf und Sprung, lange Flugphasen beim Sprung durch federnde und erhöhte Absprungflächen, schöne Flugkurven von Wurfgeräten, Einsatz alternativer Wurfgeräte wie Fahrradreifen und vieles mehr.
Die Vielfalt erkennen
Es wird hier also die These vertreten, dass es nicht (nur) darum gehen kann, den Bewegungstechniken der weltbesten Leichtathleten nachzueifern, sondern die Vielfalt des Laufens, Springens und Werfens in den Mittelpunkt der pädagogischen Bemühungen zu stellen, wobei Kinder und Jugendliche auch innerhalb dieser Vielfalt eigene Möglichkeiten entwickeln und erproben können. Einseitigkeiten entstehen aber auch dadurch, dass einzelne Disziplinen - oft unterstützt durch organisatorische Vorgaben der Bundesjugendspiele - überbetont werden. Springen in der Schule bedeutet eben nicht nur Weitsprung, sondern auch Hochsprung (mit vielfältigen Sprungvariationen), Mehrfachsprung, Stabspringen, Tiefspringen oder Zonenspringen. Entsprechendes gilt für die Bereiche Lauf und Wurf und Stoß.
Neue Wettkampfideen
Wenn nicht immer dieselben Schülerinnen und Schüler bei Wettkämpfen auf den hinteren Rängen landen sollen, können neue Wettkampfideen für mehr Spannung und Abwechslung sorgen. Innerhalb heterogener Lerngruppen kann so auch mehr Chancengerechtigkeit hergestellt werden. Handikap-, Risiko, Vorgabe-, Gruppen- Präzisions- und Relativwettkämpfe sind als alternative Möglichkeiten gut geeignet.
Was kann im Unterricht sinnvoll umgesetzt werden?
Nun sollte man so ehrlich sein, dass unter normalen schulischen Lern- und Arbeitsbedingungen, vor allem auch unter dem Aspekt begrenzter Sportstunden, nicht alles Wünschenswerte auch umgesetzt werden kann. Andererseits sollte die Zeit des Unterrichts auch mit Inhalten und Methoden genutzt werden, die für möglichst viele Schülerinnen und Schüler ansprechend und entwicklungsfördernd sind. Ziele umsetzen zu wollen, die aufgrund der physischen Voraussetzungen nur ein Bruchteil der Lerngruppe erreichen kann (zum Beispiel bestimmte Sprungtechniken im Weitsprung), geht nach meinem Empfinden an den Aufgaben einer verantwortbaren Bewegungserziehung vorbei.
Zusatzinformation
Auf den umfangreichen Internetseiten des Projekts "Leichtathletik in der Schule" werden Unterrichtsideen, Anregungen und Materialien gesammelt und online zur Verfügung gestellt. Animationen, Grafiken und Bilder verdeutlichen Bewegungsabläufe und Übungsmöglichkeiten. Alle Materialien sind aus der Unterrichtspraxis heraus entstanden.
- Leichtathletik in der Schule
Das Online-Projekt "Leichtathletik in der Schule" bietet ergänzend zu diesem Artikel Unterrichtsideen, Anregungen und Materialien.