Die Konjunkturaussichten hellen sich auf
Während die Wirtschaft in 2010 anscheinend leicht wachsen wird, dürfte sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt zunächst wohl verschlechtern. Die Steuereinnahmen werden in 2009 und 2010 auch deutlich geringer ausfallen als im Frühjahr erwartet.
Herbstprojektion der Bundesregierung
Trend zur wirtschaftlichen Erholung
In ihrer bereits am 15. Oktober 2009 veröffentlichten Herbstprojektion geht noch die alte Bundesregierung davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2009 um fünf Prozent schrumpfen wird. Anfang 2009 rechnete man übrigens noch mit einem Minus von bis zu sechs Prozent. Für 2010 geht die Bundesregierung nun davon aus, dass die deutsche Wirtschaft wieder um 1,2 Prozent wachsen wird. Dies ist ebenfalls deutlich besser, als es die Prognosen im Frühjahr für möglich gehalten haben.Lage auf dem Arbeitsmarkt
Allerdings wird sich die leichte wirtschaftliche Erholung wahrscheinlich nicht positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken. Die Bundesregierung rechnet nämlich mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit um etwa 190.000 Personen, das wären im Jahresdurchschnitt 2009 knapp 3,5 Millionen Arbeitslose. Für 2010 könnte sich die Lage sogar leicht verschlechtern: Im Jahr 2010 dürften durchschnittlich etwa 4,1 Millionen Menschen arbeitsuchend gemeldet sein.Arbeitskreis Steuerschätzung
Was ist das?
Die Eckwerte der Herbstprojektion der Bundesregierung bildeten übrigens die Grundlage der Steuerschätzung vom 3. bis 5. November 2009 in Hamburg. Der Arbeitskreis Steuerschätzung ist ein Beirat beim Bundesministerium der Finanzen (BMF). Dieser besteht seit 1955 und versucht zweimal im Jahr auf der Grundlage verschiedener Wirtschaftsdaten und den gültigen sowie zukünftig in Kraft tretenden Steuergesetzen vorherzusagen, wie groß die Steuereinnahmen für den Staat ausfallen werden. Ihm gehören unter anderem Vertreter des federführenden BMF, der fünf großen Wirtschaftsforschungsinstitute, des Statistischen Bundesamtes, der Deutschen Bundesbank und der Finanzministerien der Bundesländer an.Wie entwickeln sich die Steuereinnahmen?
Der Arbeitskreis kam bei seinen Beratungen Anfang November 2009 zu dem Schluss, dass der Staat in diesem Jahr mit Steuereinnahmen in Höhe von 524,1 Milliarden Euro rechnen kann - das sind 2,9 Milliarden weniger als man im Frühjahr 2009 gedacht hatte. Im nächsten Jahr rechnen die Steuerschätzer damit, dass aus den verschiedenen Steuerquellen insgesamt 511,5 Milliarden Euro sprudeln werden - 1,1 Milliarden Euro weniger als man im Mai 2009 erwartet hatte. Damit verringern sich die Steuereinnahmen in diesem Jahr im Vergleich zu 2008 um 6,6 Prozent, 2010 werden sie nochmals um 2,4 Prozent zurückgehen.DIHK-Konjunkturumfrage
Mehr als 25.000 Unternehmen
Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) blickt optimistisch in die wirtschaftliche Zukunft. Die Ergebnisse der DIHK-Umfrage bei 80 Industrie- und Handelskammern in Deutschland im Herbst 2009 lassen darauf schließen, dass die Wirtschaft die konjunkturelle Talsohle zu einem großen Teil durchschritten habe. An der Umfrage haben sich mehr als 25.000 Firmen beteiligt.Konjunktur gewinnt deutlich an Fahrt
Deutschland sei "auf dem Weg raus aus der Krise", so DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. "Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts dürfte sich in diesem Jahr auf 4,8 Prozent belaufen", berichtete Wansleben. "Die Einschätzungen der Unternehmen lassen darauf schließen, dass die Konjunktur zwischenzeitlich deutlich an Fahrt gewonnen hat. Für das Jahr 2010 rechnen wir mit einem Wachstum von rund zwei Prozent."Arbeitslosigkeit steigt zunächst leicht
Nach seinen Prognosen wird sich die Arbeitslosigkeit im Jahresmittel 2009 gegenüber dem Vorjahr um rund 200.000 auf dann 3,45 Millionen erhöhen. Für 2010 geht die Spitzenorganisation der deutschen Industrie- und Handelskammern zwar von einem weiteren Anstieg auf durchschnittlich 3,9 Millionen Arbeitslose aus. Allerdings ist nach Worten von Martin Wansleben im späteren Jahresverlauf "eine Trendumkehr zum Besseren zu erwarten".Herbstgutachten der EU-Kommission
Wendepunkt erreicht
Am 3. November 2009 veröffentlichte schließlich die EU-Kommission ihre Herbstprognose. Darin sieht sie den Wendepunkt in der europäischen Wirtschaft erreicht. Die Rezession wird in der zweiten Jahreshälfte 2009 überwunden sein. Für die kommenden zwei Jahre geht die EU-Kommission von einer allmählichen Erholung der Wirtschaft und einem Wachstum von bis zu 1,5 Prozent aus. Für Deutschland wird 2010 mit einem leichten Wachstum von 1,2 Prozent gerechnet, 2011 sogar von 1,7 Prozent.Marktbelebung zeichnet sich ab
Auch wenn das europäische Bruttoinlandsprodukt einen Rückgang von rund vier Prozent aufweist, so zeichnet sich aufgrund der verbesserten Weltwirtschaft und Konjunkturhilfen eine Marktbelebung ab. Gedämpft wird der Positivtrend jedoch von einer abgeflauten privaten Nachfrage und einer weiterhin schwachen Arbeitsmarktentwicklung, so die EU-Kommission in einer Pressemitteilung. Für das kommende Jahr erwartet man auf europäischer Ebene einen Beschäftigungsrückgang um rund drei Prozent. Gegen Ende 2010 und im Jahr 2011, wenn der Aufschwung Tritt fasst, dürfte sich die Beschäftigung dann allmählich stabilisieren, prognostiziert die EU-Kommission.Anregungen für Arbeitsaufträge
Die folgenden Arbeitsaufträge können als Anregungen für die unterrichtliche Weiterarbeit genutzt werden.
- Recherchieren Sie im Netz die Konjunkturprognose aus dem Frühjahr 2009 und vergleichen Sie diese mit der Herbstprojektion. Was fällt Ihnen dabei auf?
- Erklären Sie, was der Arbeitskreis Steuerschätzung ist. Nutzen Sie dabei eine Präsentations-Software, eine Webseite oder einen Blog.
- Überlegen Sie, inwiefern die Höhe der Steuereinnahmen mit der Konjunkturentwicklung zusammenhängt.
- Diskutieren Sie im Dreierteam, ob Steuersenkungen immer das richtige Mittel zur Konjunkturbelebung sind.
- Vergleichen Sie die Ergebnisse der Herbstprojektion der Bundesregierung, der DIHK-Konjunkturumfrage und des Herbstgutachten der EU-Kommission.
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- Die Arcandor-Insolvenz: Quelle wird abgewickelt
Während die Opelaner noch hoffen können, ist der Arbeitsplatzverlust für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Quelle Deutschland bereits bittere Realität.
- Links zum Thema
Mithilfe dieser Internetadressen recherchieren die Lernenden weitergehend zu den Themen Konjunkturentwicklung, Opel-Rettung und Arcandor-Insolvenz.