Geschichte und Struktur der EU: Der Ausbau der Wirtschaftsgemeinschaft seit 1955
Die Hoffnung auf Erleichterungen im Handelsverkehr und beim Warenumsatz trieb den Ausbau der Wirtschaftsgemeinschaft an. Mit der Zahl der Mitglieder wuchs gleichzeitig die Notwendigkeit der Kompromisse.
Die Römischen Verträge
Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (EWG)
1955 weiteten die Mitglieder der Montanunion ihre Aufgabenbereiche aus. Sie beschlossen, mit einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) den Handel zwischen ihren Staaten zu fördern, indem sie zunächst die Zollgebühren an den Grenzen senkten. Später entstand zwischen den Mitgliedsstaaten dann ein gemeinsamer Markt, mit freiem Verkehr von Waren, Personen, Kapital und Dienstleistungen. Auch die EWG wurde nach dem Muster konstruiert, das wir in der heutigen Gestalt der Europäischen Union wiederfinden: Ein Ministerrat legte die Leitlinien der Politik fest, und eine Kommission setzte die Politik um.
Die Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM)
Nach ähnlichem Muster sollte die Vereinigung Europäische Atomgemeinschaft (EURATOM) funktionieren. Sie koordinierte die Nuklearindustrie der Mitgliedsstaaten, die sich damals im Aufbau befand. In Zeiten wachsender Bedrohung durch Atomwaffen sollte auch die Rüstung in Europa kontrolliert werden. EURATOM und die EWG wurden 1957 mit den Römischen Verträgen zum Leben erweckt und in den folgenden Jahren eingerichtet.
Die 70er Jahre: Krisen und Erweiterungen
Mehr Mitglieder - weniger Einigkeit
In den folgenden Jahren zeigten sich erste Probleme: Das Prinzip, nach dem Entscheidungen im Ministerrat einstimmig gefällt werden müssen, sorgte für Schwierigkeiten. Die Erweiterung der Gemeinschaft um Großbritannien, Irland und Dänemark 1973 machte die Situation nicht einfacher.
Kompromiss-Suche im Europäischen Rat
Ab 1974 gewannen die Sitzungen des neu eingerichteten Europäischen Rates an Bedeutung (nicht zu verwechseln mit dem Europarat). Seitdem treffen sich die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten mindestens zweimal im Jahr, um die Richtlinien der europäischen Politik festzulegen und Kompromisse auf höchster politischer Ebene auszuhandeln.
Stärkung des Europäischen Parlaments
Das Europäische Parlament bekam ebenfalls eine wichtigere Rolle, denn seit 1975 verabschiedet es den Haushalt der Union. 1979 waren die Bürgerinnen und Bürger der neun Mitgliedsstaaten erstmals zur Wahl zum Europäischen Parlament aufgerufen. Seither gingen zahlreiche Initiativen zu Reformen und Verbesserungen der Europäischen Integration vom Parlament aus.
Pläne für Wirtschafts- und Währungsunion
In den siebziger Jahren mehrten sich die Initiativen für eine Überarbeitung der bisherigen europäischen Integration. Nachdem Montanunion, Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und EURATOM umgesetzt waren, sollte der gemeinsame Markt ausgebaut werden. In einer Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) sollten weitere Bereiche der Wirtschafts- und Finanzpolitik gemeinsam geplant und gesteuert werden. Das Europäische Währungssystem (EWS) legte bestimmte Wechselkurse für die europäischen Währungen fest.
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