Das "Eisenwalzwerk" im Geschichtsunterricht
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, wie Lehrkräfte das Gemälde "Eisenwalzwerk" von Adolph Menzel handlungsorientiert für den Geschichtsunterricht aufbereiten können. An praktischen Beispielen wird hier verdeutlicht, in welcher Phase des Unterrichts das Bild zum Einsatz kommen kann.
Einstieg
Stummer Impuls
Das Gemälde "Eisenwalzwerk" kann zu Beginn einer Unterrichtseinheit über "Die Industrialisierung der Arbeitswelt" eingesetzt werden. Bilder haben im Gegensatz zu schriftlichen Quellen den Vorteil, dass sie Schülerinnen und Schüler direkt ansprechen und eine "ganzheitlich-atmosphärische Wahrnehmung" erzeugen (Sauer 2007, Seite 18).
Das Bild könnte als "stummer Impuls" mit dem Beamer an eine Wand projiziert werden. Die Aufmerksamkeit der Jugendlichen wird dabei auf einen Punkt fixiert; sie nähern sich dem Bild langsam an. Zusatzinformationen erhält die Klasse nicht. Welche Hinweise können sie im Bild ausfindig machen? Welche Fragen können sie aus dem Bild ableiten?
Bildvergleich
In der Sekundarstufe I sollen Schülerinnen und Schüler lernen, die Eigenheiten einer historischen Epoche (in diesem Fall der Industrialisierung) zu erkennen. Indem man das Gemälde "Eisenwalzwerk" zum Arbeitsleben im 19. Jahrhundert mit einem aktuellen Bild zum Arbeitsleben im 21. Jahrhundert vergleicht, können Charakteristika des Arbeiterlebens während der "Industriellen Revolution" der Klasse vor Augen geführt werden. Welche Unterschiede fallen den Schülerinnen und Schülern auf? Welche Merkmale sind für das Arbeitsleben des 19. Jahrhunderts typisch, wenn man sie dem gegenwärtigen Arbeitsleben gegenüberstellt?
Erarbeitung
Quellengattungen kombinieren
In der Erarbeitungsphase, in der die Lernenden den Inhalt des Bildes problemorientiert und selbstständig untersuchen, bleibt mehr Zeit, um sich mit dem "Eisenwalzwerk" zu beschäftigen. So kann das Bild zum Beispiel mit einer anderen Quellengattung verknüpft werden.
Menzel persönlich nahm eine Beschreibung seines Werkes vor und erläuterte seine Absichten bei der Gestaltung des Gemäldes. Den Schülerinnen und Schülern bietet sich somit eine gute Gelegenheit, die Aussagen Menzels mit dem Gemälde zu vergleichen. Sind Menzels Aussagen mit dem Gemälde deckungsgleich? Oder lassen sich Unterschiede finden?
Arbeitsblatt "Quellenvergleich" zum Download
- arbeitswelt-im-eisenwalzwerk-arbeitsblatt-01.pdf
Auf diesem Arbeitsblatt findet sich ein Auszug aus Menzels eigener Beschreibung zu seinem Gemälde "Eisenwalzwerk". Die Schülerinnen und Schüler vergleichen die Schriftquelle mit der Bildquelle. Hier können Sie das Arbeitsblatt als PDF-Datei herunterladen.
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Auf diesem Arbeitsblatt findet sich ein Auszug aus Menzels eigener Beschreibung zu seinem Gemälde "Eisenwalzwerk". Die Schülerinnen und Schüler vergleichen die Schriftquelle mit der Bildquelle. Hier können Sie das Arbeitsblatt als Word-Datei herunterladen.
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Aufsatz verfassen
Die Lernenden zu einem Bild einen Aufsatz schreiben zu lassen ist eine anspruchsvolle Aufgabe und daher eher für das Ende der Sekundarstufe I (Klasse 9 oder 10) geeignet. Voraussetzung für diese Methode der Bildinterpretation ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Themen "Industrialisierung" und "Soziale Frage" im Unterricht behandelt haben. Wenn diese Vorkenntnisse gegeben sind, lässt sich mithilfe dieser Methode historisches Denken anbahnen: Die Jugendlichen lernen, mit Unterstützung des Bildes aus der Sicht einer Bildfigur zu argumentieren. Sie sind gezwungen, Stellung zu beziehen. Da es zu differenzierten Ergebnissen kommt, eignet sich diese Methode gut für Gruppenarbeiten.
Arbeitsblatt "Aufsatz verfassen" zum Download
- arbeitswelt-im-eisenwalzwerk-arbeitsblatt-02.pdf
Auf diesem Arbeitsblatt schreiben die Schülerinnen und Schüler einen kurzen Aufsatz über das Arbeitsleben im 19. Jahrhundert aus der Sicht einer Bildfigur im Gemälde "Eisenwalzwerk". Hier können Sie das Arbeitsblatt als PDF-Datei herunterladen.
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Auf diesem Arbeitsblatt schreiben die Schülerinnen und Schüler einen kurzen Aufsatz über das Arbeitsleben im 19. Jahrhundert aus der Sicht einer Bildfigur im Gemälde "Eisenwalzwerk". Hier können Sie das Arbeitsblatt als Word-Datei herunterladen.
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Dialoge schreiben
Moderner Geschichtsunterricht arbeitet multiperspektivisch und betrachtet einen historischen Sachverhalt aus möglichst vielen Blickwinkeln. Mit der Methode des Dialogisierens können Schülerinnen und Schüler dazu gebracht werden, Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven zu beurteilen.Voraussetzung ist auch bei dieser Methode der Bildinterpretation, dass Kenntnisse über den historischen Kontext vorhanden sein müssen. Gruppenarbeiten bieten sich als Aktionsform am ehesten an.
Hinsichtlich des Gemäldes "Eisenwalzwerk" können die folgenden Leitfragen bearbeitet werden: Was wird der Aufseher gedacht haben, als er die Arbeitsabläufe kontrolliert? Was der Arbeiter am Schweißofen? Oder die Frau am rechten unteren Bildrand?
Arbeitsblatt "Gedanken einer Bildfigur" zum Download
- arbeitswelt-im-eisenwalzwerk-arbeitsblatt-03.pdf
Mit diesem Arbeitsblatt beschäftigen die Schülerinnen und Schüler sich - gegebenenfalls auch Arbeitsteilig - mit den Perspektiven einzelner Bildfiguren im Gemälde "Eisenwalzwerk". Auf Grundlage dieser Einzelperspektiven erstellen die Schülerinnen und Schüler Dialoge zwischen den Bildfiguren. Hier…
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Mit diesem Arbeitsblatt beschäftigen die Schülerinnen und Schüler sich - gegebenenfalls auch Arbeitsteilig - mit den Perspektiven einzelner Bildfiguren im Gemälde "Eisenwalzwerk". Auf Grundlage dieser Einzelperspektiven erstellen die Schülerinnen und Schüler Dialoge zwischen den Bildfiguren. Hier…
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Auswertung, Präsentation, Ergebnissicherung
Durch die Bildinterpretationen in der Erarbeitungsphase lernen die Schülerinnen und Schüler, zum Thema "Arbeitsleben in der Industrialisierung" Stellung zu beziehen und die Argumentation aus einer anderen, ihnen fremden Perspektive zu übernehmen. Wissen wird nicht bloß reproduziert. Es werden Überlegungen über die unterschiedlichen Bildfiguren angestellt. Historisch differenziertes Denken bahnt sich an.
Die Präsentation der Ergebnisse ("Quellengattungen kombinieren", "Aufsatz verfassen" und/oder "Dialoge schreiben") sollte im Plenum unter der Fragestellung "Die Industrialisierung der Arbeitswelt - Fluch oder Segen für die Arbeiterklasse?" abgesichert werden. Die unterschiedlichen Perspektiven aus der Arbeit mit den Bildquellen müssen bei der Ergebnissicherung berücksichtigt werden.
Abschlussdiskussion
Am Ende der Unterrichtseinheit bietet es sich an, die eingangs vorgestellten Bilder nochmals zu zeigen und die Klasse zu einer Stellungnahme zur problemorientierten Fragestellung zu bewegen. Diskutiert werden könnte abschließend, welche Lehren aus dem Thema für die Gegenwart gezogen werden können. Wie sicher oder fair ist die Arbeitswelt heute? Ist die "Soziale Frage" jemals zur Zufriedenheit der Arbeiterschaft gelöst worden? Was können wir aus dem Umgang mit den Industriearbeitern im 19. Jahrhundert für die gegenwärtige Situation der arbeitenden Bevölkerung lernen? Die Schülerinnen und Schüler lernen somit, unter Anleitung der Lehrkraft, in historischen Kategorien zu denken und zu argumentieren.
Literatur
Mayer, Ulrich u.a. (2007). Handbuch Methoden im Geschichtsunterricht. Schwalbach/Taunus.
- Sauer, Michael (2007). Bilder im Geschichtsunterricht. Seelze-Velber.
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- Die Arbeitswelt im "Eisenwalzwerk"
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