"Es ist übrigens komisch, dass das Unglück der Welt oft von kleinen Leuten herrührt, sie sind viel energischer und unverträglicher als großgewachsene." Dieser Satz in Remarques Roman sollte sich wenige Jahre später auf fatale Weise bestätigen. Und auch wenn der Autor hiermit Recht behalten sollte, so war es sicherlich nicht diese Aussage, die zum vehementen Kampf der Nationalsozialisten gegen Buch, Verfilmung und Verfasser führten. Gründe für die ganz unterschiedliche Rezeption von Buch und Film in der Weimarer Republik und für die extreme Reaktion der Nationalsozialisten auf beide Veröffentlichungen sollen anhand dieses Unterrichtsvorschlags von den Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden. Textgrundlage und filmische Umsetzung werden dabei durch das Internet als Informations- und Materialquelle ergänzt.
Unterrichtsmaterial zum Roman "Im Westen nichts Neues"
Dieses Unterrichtsmaterial zu Erich Maria Remarques Anti-Kriegs-Roman "Im Westen nichts Neues" thematisiert Schrecken und Sinnlosigkeit des Kriegs. Rezeption von Buch und Verfilmung (1930) in der Weimarer Republik veranschaulichen darüber hinaus die politische Zerrissenheit Deutschlands und nehmen das Schicksal von Kunst und Literatur in der sich ankündigenden NS-Diktatur vorweg.
- Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben / Geschichte / Früher & Heute
- Sekundarstufe II
- 3 bis 4 Unterrichtsstunden
- Recherche-Auftrag, Internetressource, Arbeitsblatt, Ablaufplan
- 2 Arbeitsmaterialien
Beschreibung der Unterrichtseinheit
Unterrichtsablauf
-
Einstieg
Als Fundament dient die Erarbeitung des Romans. In einem ersten Schritt nehmen die Schülerinnen und Schüler dabei eine grobe Strukturierung vor. Anschließend werden einzelne Passagen näher analysiert, um auch einige sprachliche Phänomene wie die immer wiederkehrenden Aufzählungen und Parallelismen in die Interpretation mit einzubeziehen.
-
Einbettung in den historischen Kontext
Zur Klärung von Verständnisfragen und zur Einbettung in das Geschehen des Ersten Weltkriegs sind an den betroffenen Stellen kleine Recherche-Aufgaben sinnvoll. Gerade hierbei sollte bei der Recherche besonders sorgfältig vorgegangen werden, da es zwar viele Fundstellen zu diesem Thema gibt, diese aber das Thema oftmals sehr undifferenziert behandeln. Daran schließt sich die stichpunktartige Zusammenfassung der Kritikpunkte Remarques an, um sie im weiteren Verlauf leichter abrufen zu können.
-
Arbeitsaufträge zum Text
Die vorliegenden Arbeitsaufträge beziehen sich auf ausgewählte Passagen des Romans, die Remarques Einstellung zum Krieg wiedergeben. Gegenstand der Erarbeitung sind auch die verwendeten literarischen Mittel, mit denen der Autor seine Botschaft transportiert.
-
Erarbeitung der Rezeptionsgeschichte von Buch und Film
Nach Erarbeitung des Romans und seiner Grundaussagen verlagert sich der Schwerpunkt auf die - zeitgeschichtlich bedingte - Rezeption des Werkes. Unter Zuhilfenahme des Internets sollen die Jugendlichen die einzelnen Phasen nachvollziehen: von der ursprünglich geteilten Resonanz über die von Goebbels inszenierten Tumulte um die Veröffentlichung des Films bis hin zu Bücherverbrennung, Verbot und Exil des Autors.
-
Relevanz der Rezeptionsgeschichte
Den Schülerinnen und Schülern soll bewusst werden, wie stark sich die jeweiligen gesellschaftlichen Umstände auf Entstehung und Rezeption eines künstlerisches Produkts, dessen Rezeption und - hier im Extrembeispiel - auf das Schicksal des Autors auswirken. Zu Beginn dieses Abschnitts ist ein kurzer Ausblick auf die filmische Umsetzung von 1930 sinnvoll. Je nach angestrebter Ausführlichkeit wäre auch ein Vergleich von literarischer Vorlage und Film denkbar.
Didaktisch-methodischer Kommentar
In literarischen Themenkomplexen des Deutschunterrichts steht in der Regel die Arbeit mit der jeweiligen Textgrundlage - einem Roman, Gedicht oder ähnlichem - im Vordergrund. Der hier vorgestellte Unterrichtsvorschlag bietet eine Möglichkeit, diesen "klassischen" Rahmen zu erweitern - zum einen auf der thematischen Ebene, wenn es um die Einbeziehung der Rezeption geht, aber auch im Bereich der im Unterricht verwendeten Medien. Dabei können die Schüler exemplarisch kennenlernen, wie Ressourcen aus dem Internet für den Umgang mit Literatur hilfreich sein können und darüber hinaus eine Einbeziehung des gesellschaflichen und historischen Kontextes in das Literaturverständnis ermöglichen.
Im Bereich der Texterarbeitung sollte das Internet allerdings zunächst eine untergeordnete Rolle spielen, um das eigentliche Thema nicht aus den Augen zu verlieren. Um den kritischen Umgang mit dem Medium zu trainieren, ist es zudem sinnvoll, von den Jugendlichen gewonnene Informationen immer auf deren Herkunft zu überprüfen ("Von wann?", "Woher?"), um sie so für die große und nicht immer nur positive Vielfalt zu sensibilisieren und den unterschiedlichen Wert einzelner Webseiten besser einordnen zu können.
Aufgrund starker Relevanz von historischem Wissen bietet sich eine interdisziplinäre Verknüpfung mit dem Fach Geschichte an.
Den Zugriff auf das Unterrichtsmaterial erhalten Sie mit einer Premium-Mitgliedschaft.
Unterrichtsmaterial "Im Westen nichts Neues" zum Download (PDF-Dateien)
- arbeitsmaterial_exil-club_arbeitsblatt-roman--im-westen-nichts-neues.pdf
Mithilfe des Arbeitsblatts 1 erstellen die Lernenden eine Strukturierung des Inhalts und beantworten Fragen zum Textverständnis und stilistischen Mitteln.
VorschauIm Classroom-Manager speichern - arbeitsmaterial_exil-club_arbeitsblatt-rezeption-im-westen-nichts-neues.pdf
Mithilfe von Arbeitsblatt 2 recherchieren die Schülerinnen und Schüler Informationen zur Rezeptionsgeschichte von "Im Westen nichts Neues".
VorschauIm Classroom-Manager speichern
Unterrichtsmaterial "Im Westen nichts Neues" zum Download (Word-Dateien)
- arbeitsmaterial_exil-club_arbeitsblatt-roman--im-westen-nichts-neues.rtf
Mithilfe des Arbeitsblatts 1 erstellen die Lernenden eine Strukturierung des Inhalts und beantworten Fragen zum Textverständnis und stilistischen Mitteln.
Im Classroom-Manager speichern - arbeitsmaterial_exil-club_arbeitsblatt-rezeption-im-westen-nichts-neues.rtf
Mithilfe von Arbeitsblatt 2 recherchieren die Schülerinnen und Schüler Informationen zur Rezeptionsgeschichte von "Im Westen nichts Neues".
Im Classroom-Manager speichern
Vermittelte Kompetenzen
Fachkompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler
- erkennen textimmanente Anhaltspunkte für Remarques Einstellung gegenüber dem Krieg.
- erschließen die Ursachen für die heftigen Kontroversen zur Kriegsthematik.
- skizzieren die Phasen der nationalsozialistischen Agitation gegen den Autor und seinen Roman.
- arbeiten anhand dieser Vorgänge einige Grundzüge der NS-Kulturpolitik heraus (Bücherverbrennung, Publikationsverbot, Exil).
Medienkompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler
- sammeln weiterführende Informationen zu den Verhältnissen an der Front im 1. Weltkrieg im Internet.
- üben den Umgang mit dem Internet als Recherche-Medium ein und setzen sich kritisch mit den gefundenen Informationen auseinander.
Externe Links
- hagesteadt.de
Hier finden Sie eine Biografie Remarques mit vielen Verweisen auf "Im Westen nichts Neues", erstellt von einem Marburger Literaturwissenschaftler.
- remarque.uos.de
Das Remarque-Friedenszentrum bietet umfangreiche Informationen zu Remarque und dessen Werken sowie weiterführende Literaturangaben.
- literaturkritik.de
In den Bereichen "Weimarer Republik" und "Nationalsozialismus" finden sich Angaben zu Remarque sowie zur Geschichte der Literatur im 20. Jahrhundert.
- geschichte-projekte-hannover.de
Auf dieser Internetseite ist das komplette Zensurgutachten zum Film von 1930 nachzulesen sowie die wichtigsten Punkte zusammengestellt.