Das Gedicht "Todesfuge" bewegt nicht nur durch den besonderen Aufbau (Motive, Bildkomplexe, Metaphern und sprachliche Mittel), sondern gibt Einblick in die historischen Hintergründe und das Lebensgefühl von KZ-Häftlingen zur Zeit des Dritten Reiches in Deutschland. Celans Biografie selbst ist ein Beispiel der zerrissenen Lebenswege überlebender KZ-Häftlinge. In zwei einführenden Unterrichtsstunden sollen die Schülerinnen und Schüler neben einer grundlegenden Analyse des Gedichtes den musikalischen Fachbegriff der "Fuge" kennen lernen. So können sie in der folgenden Doppelstunde tiefer gehende Interpretationsansätze auch zur Wirkung der Gedichtform vornehmen. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren Ansätze der Kritik an der Gedichtform, indem sie drei Textausschnitte analysieren und interpretieren.
Paul Celan: Todesfuge
In dieser Unterrichtseinheit beschäftigen sich die Lernenden mit dem Gedicht "Todesfuge" (1945) von Paul Celan. Die ist ein lyrisches Meisterwerk, das eindrucksvoll das zerissene Lebensgefühl von KZ-Häftlingen verdeutlicht. Doch Celans Kunstform für die Schilderung des Holocaust wurde heftig kritisiert. Die Lernenden setzen sich mit der Form des Gedichtes und seiner Wirkung im Kontext der Lyrik des Holocaust auseinander.
- Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
- Sekundarstufe II
- 6 Unterrichtsstunden
- Ablaufplan, Arbeitsblatt, Lernkontrolle, Didaktik/Methodik
- 3 Arbeitsmaterialien
Beschreibung der Unterrichtseinheit
Unterrichtsablauf
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Einführung: Auditive Rezeption des Celan-Gedichts
"Todesfuge" von Celan selbst gesprochen
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Erarbeitung: Interpretationsansätze zur Form auf das originale Gedicht beziehen
Wichtige Aussagen der Interpretationsansätze und mögliche Textbelege im Celan-Gedicht erkennen und optisch hervorheben
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Vertiefung: Stellungsnahmen verfassen
Bezüge durch Hyperlinks verdeutlichen und durch Legenden kommentieren
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Auswertung: Präsentation der Ergebnisse
Präsentation, ggf. Ergänzung und Erweiterung, anschließend Austausch der Ergebnisse
Didaktisch-methodischer Kommentar
Annäherungen an Celan
Die Besonderheit der medialen Auseinandersetzung liegt in dieser Einheit zum einen in der auditiven Wahrnehmung des Gedichtes "Todesfuge", das einst von Celan selbst rezitiert wurde und das daher die Schülerinnen und Schüler auf eine ganz unmittelbare, persönliche Art "anspricht". Zum anderen motiviert die interaktive Bearbeitung der Interpretationsansätze, die durch Hyperlinks und Legenden mit dem originalen Werk visuell in Verbindung gesetzt werden sollen, zur Auseinandersetzung mit Primär- und Sekundärtext.
Wirkung und Interpretation erarbeiten
In zwei einführenden Unterrichtsstunden sollen die Schülerinnen und Schüler neben einer grundlegenden Analyse des Gedichts den musikalischen Fachbegriff der "Fuge" kennen lernen. Darauf folgt eine Doppelstunde, in der die Schülerinnen und Schüler tiefer gehende Interpretationsansätze auch zur Wirkung der Gedichtform vornehmen können.
Die Textarbeit vertiefen
Zum Ende der Unterrichtseinheit können die Schülerinnen und Schüler Paul Celans Ansprache anlässlich der Entgegennahme des Literaturpreises der Freien Hansestadt Bremen und Celans Definition von einem Gedicht mit in die Interpretation einbeziehen. Auch diese "Textarbeit" erfolgt per Dokument-Bearbeitung, indem eine kopierte Version des Textes auf wesentliche Aussagen hin gekürzt wird (hilfreich ist hier der Word-Befehl: "Extras - Änderungen nachverfolgen").
- Inhaltliche Annäherung an die "Todesfuge"
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich auf persönliche Weise dem Gedicht Celans nähern. Zudem setzen sie sich mit der literaturwissenschaftlichen Kritik auseinander. - Umsetzung der Unterrichtseinheit
Die Unterrichtseinheit ist stark von Gruppenarbeit und selbstständiger Interpretationsleistung der Schülerinnen und Schüler geprägt. Hier erhalten Sie Tipps zur Umsetzung im Unterricht.
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Unterrichtsmaterial "Paul Celan: Todesfuge" zum Download
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Das Gedicht "Todesfuge" von Paul Celan und alle weiteren Arbeitsmaterialien finden Sie in dieser Datei.
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Zur Diskussion regt die Zusammenfassung der unterschiedlichen Kritikpunkte an Celans "Todesfuge" an.
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Zur Diskussion regt die Zusammenfassung der unterschiedlichen Kritikpunkte an Celans "Todesfuge" an.
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Vermittelte Kompetenzen
Fach- und Methodenkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
- lassen die Form des Gedichtes "Todesfuge" von Paul Celan auf sich wirken, indem sie den Gedichtvortrag durch den Autor selbst per Audioquelle im Netz rezipieren.
- erkennen und erläutern den Titel des Gedichtes als vom Dichter bewusst gewähltes Programm für den Aufbau des Gedichtes als "Fuge", indem sie den Fachbegriff der "Fuge" als Kurzdefinition auf das Gedicht anwenden.
- lernen verschiedene Rezeptionen des Gedichtes und seiner Fugen-Form kennen, indem sie in Gruppenarbeit drei kurze Interpretationsansätze zur Form und Wirkung des Gedichtes paraphrasieren.
- setzen sich kritisch mit den Rezensionsausschnitten auseinander, indem sie begründet zu ihnen Stellung beziehen und dabei mögliche Gegenargumente zu den Bedenken und Kritiken der Rezensionen erarbeiten.
Medienkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
- stellen wichtige Textbelege im Gedicht sowie einem Interpretationsansatz heraus, indem sie zentrale Aussagen in den Word-Dokumenten visuell hervorheben.
- bereiten ihre Stellungnahme visuell auf und präsentieren sie, indem sie Hyperlinks zwischen dem originalen Gedicht und dem Interpretationsansatz setzen sowie mit Legenden Stichworte zu ihrer Argumentation in die Word-Dokumente einfügen.
Externe Links
- gedichte.vu
Den von Celan selbst gesprochenen Gedichttext "Todesfuge" finden Sie in der Sammlung Gedichte.vu.
- celan-projekt.de
Analyse des Textes und Materialien zum Gedicht sowie Informationen zum historischen Kontext; außerdem gibt es ein Diskussionsforum
Sekundärliteratur
- Buck, Theo: Todesfuge. in: Speier, Hans-Michael (Hg.): Gedichte von Paul Celan. Stuttgart: Reclam, 2002. S. 9-27
- Deutsch betrifft uns 1 (1999): Lyrik des Holocaust - wider das Vergessen.
- Emmerich: Wolfgang: Paul Celans Weg vom "schönen Gedicht" zur "graueren Sprache". Die windschiefe Rezeption der "Todesfuge" und ihre Folgen. in: Hahn, Henning u. a. (Hg.): Jüdische Autoren Ostmitteleuropas im 20. Jahrhundert. Frankfurt a. M. u. a.: Lang, 2002. S. 359-383
- Fricke, Hannes: Sentimentalität, Plagiat und übergroße Schönheit? Über das Mißverständnis "Todesfuge". in arcadia 32 (1997) S. 195-209
- Holzner, Johann und Wolfgang Wiesmüller: Das zerbrechliche Gedicht - Paul Celans "Todesfuge" zwischen Literaturdidaktik und Unterrichtspraxis. in: Diskussion Deutsch 19 (1988) S. 157-171
- Kraft, Werner: Österreichische Lyriker. Von Trakl zu Lubomirski. Aufsätze zur Literatur. Eisenstadt: Roetzer, 1984
- Sars, Paul: "Ein Wort, von Sensen gesprochen". Zur Todesfuge Paul Celans. in: Zeit-Schrift 4 (1990) S. 108-118