Diese Unterrichtseinheit zur aktiven Wortschatzübung bietet eine motivierende Anleitung, um die vermeintlichen oder tatsächlichen Lücken, die eine Wörterbucharbeit aufzeigt, zu schließen. Während einer Textarbeit werden Wörter etwa im "Deutschen Wörterbuch" (der Gebrüder Grimm) nachgeschlagen. Dabei werden Lücken offenbar: Einschlägige Einträge fehlen. Diese sollen die Schülerinnen und Schüler nun selbst erstellen.
Aktive Wortschatzarbeit mit dem digitalen Wörterbuch
In dieser einstündigen Unterrichtseinheit zur aktiven Wortschatzarbeit mit dem digitalen Wörterbuch erkennen die Schülerinnen und Schüler die Struktur eines Wörterbucheintrags und bilden sie nach.
- Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
- Sekundarstufe II
- eine Unterrichtsstunde
- Ablaufplan
Beschreibung der Unterrichtseinheit
Didaktisch-methodischer Kommentar
Hinweise zur Umsetzung der Unterrichtssequenz:
Problem
Bei der Textarbeit mithilfe eines Wörterbuchs kann deutlich werden, dass Einträge unbekannter oder problematischer Wörter im Wörterbuch vermisst werden.
Kategorisierung
Man könnte solche als "fehlend" erkannte Wörter in vier Gruppen einteilen:
- Deutsche Wörter, die zu Grimms Zeiten in Gebrauch waren, aber aus unerfindlichen Gründen nicht im Wörterbuch enthalten sind. Beispiele hierfür sind landschaftlich begrenzt vorkommende Wörter wie "Warft" und "Wehle" (Theodor Storm: Der Schimmelreiter), die aber in klassischen Schullektüren enthalten sind.
- Fremdwörter, die aus Gründen der Reinerhaltung der deutschen Sprache nicht aufgenommen wurden, aber heute doch zum festen Bestand unserer Alltagssprache gehören. Beispiele sind "Drama", "Pullover".
- Ergänzungen zu bereits enthaltenen Begriffen. Beispiel: Der mathematischen Konstante "Pi" sollte neben dem "lockruf für hühner" eine angemessene Erklärung gewidmet werden.
- Neue Wörter, die erst nach der Bearbeitung des entsprechenden Buchstabens in unsere Sprache aufgenommen wurden. Das sind zwar meist Fremdwörter, doch haben auch manche urdeutsche Wörter eine neue, zusätzliche Bedeutung angenommen. Beispiele:
- "Welle" als Ausdruck für elektromagnetische Kräfte oder im Sinn von "Schallwelle" wird nicht im Wörterbuch aufgeführt. Allerdings gibt es im Band 28 (1940) bereits den "Wellenempfänger".
- Obwohl das Verb "frisieren" enthalten ist, fehlt der "Frisör" oder "Friseur".
- Ging man in früheren Zeiten in Badekleidern ins Wasser, so trägt man heute am Strand eine Badehose, die dem Grimm noch unbekannt ist.
- Auf Grimms "Schreib-" oder "Schreibetisch" fehlen noch die "Schreibwaren".
Notwendige Angaben
Die Angaben zur Lieferung, die gleich nach dem Lemma in eckigen Klammern stehen, müssen natürlich entfallen.
- Aber grammatische Angaben zur Wortart und zum Genus können gemacht werden.
- Eine etymologische Herleitung würde die Schülerinnen und Schüler meist überfordern, muss deshalb ebenso entfallen.
- Aber eine kurze, treffende Definition der Wortbedeutung und möglichst mehrere Belegstellen aus der Literatur oder aus Fachlexika sind unverzichtbar.
- Ebenso ist auf die Mehrdeutigkeit vieler Wörter zu achten, wodurch mehrere Erklärungen und jeweils dazu passende Belegstellen anzuführen sind.
Erweiterte unterrichtliche Möglichkeiten
Eine solche Aufgabenstellung kann eine zusätzliche Dimension in der Lektürearbeit werden. Beim Auffinden weiterer Wortbelege hilft die Suchfunktion in Textsammlungen wie zum Beispiel die Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka (Digitale Bibliothek) oder eine Suchmaschine. Letztere liefert zwar meist Zusammenhänge in nichtfiktionalen Texten, aber durch geschickte Abfragetechniken ist die Recherche in literarischen Textsammlungen möglich. Bei Wörtern, deren Bedeutung heute allgemein unumstritten ist, können auch selbst formulierte Beispiele als Belegstelle fungieren. Damit begeben sich die Schülerinnen und Schüler sogar in die Tradition der Brüder Grimm, die gelegentlich ebenso verfuhren.
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Vermittelte Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler
- machen Leerstellen in Wörterbüchern aus und füllen diese Leerstellen durch neue Definitionen.
- erkennen, wie ein Wörterbucheintrag aufgebaut ist.
- lernen etymologische Phänomene kennen.
- lesen vorhandene Texte genau und bewusst, um sich über die Bedeutung der Wörter vollkommen klar zu werden.
- entwickeln ein Gespür dafür, welche Wörter vor 50, 100 oder mehr Jahren noch nicht in der heutigen Form gebraucht wurden.
- üben, prägnante Definitionen zu formulieren.
- üben, Texte zu exzerpieren, Zitate zu notieren und genaue Quellenangaben festzuhalten.
- lernen, adressatenbezogen zu schreiben.
- erhalten Einblick in fachwissenschaftliche Methoden der Germanistik.