Erarbeitungsphase: Rollenspiele und Fachkompetenzen

Nützliche Hinweise zur Erarbeitungsphase der Unterrichtseinheit "Alkohol und Drogen im Straßenverkehr" finden Sie hier. Wir haben für Sie Tipps zur Umsetzung der Rollenspiele, Leitfragen für ein anschließendes Unterrichtsgespräch sowie Anmerkungen zur Gruppenarbeit für die Vermittlung der Fachkompetenzen zusammengestellt.

Erarbeitung I: Rollenspiele mit Rollenkarten und Szenarien

Reflexion durch Rollenspiele

Im Materialblatt werden zwei Rollenspiele vorgeschlagen, die die Schülerinnen und Schüler im Unterricht oder während des Projekttages durchspielen und diskutieren. Indem sie Situationen aus ihrer Lebenswirklichkeit nachspielen und Handlungsoptionen variieren, reflektieren sie ihre Selbsteinschätzung und Fremdwahrnehmung. Beide Szenarien sind bewusst ergebnisoffen gehalten: Der Entscheidungsspielraum der einzelnen Charaktere ist variabel und die Bewertung der Reaktionen lässt einen relativ großen Interpretationsspielraum.

Die Rollenspiele können interessanter und spannender gestaltet werden, wenn die Schülerinnen und Schüler nicht im Vorfeld darüber informiert werden, welche Überzeugungen/Verhaltensmuster die Rollenkarten den anderen Mitspielerinnen und Mitspielern zuschreiben. Auf diese Weise müssen sie ihre Motive deutlicher kommunizieren und begründen, was auch die Spontanität des Spiels fördert. 

Szenario 1: "Lagerfeuer am Strand"

Ein/e neue/r Schüler/in feiert zum ersten Mal mit der Clique – und wird prompt mit einem Alkoholspiel als Aufnahmeritual konfrontiert, obwohl er/sie keinen Alkohol mag. Dieses Rollenspiel setzt den Fokus auf gruppendynamische Prozesse und Konformitätsdruck in Bezug auf Alkohol und Drogen. Das Szenario behandelt dabei bewusst keine Situation mit unmittelbarem Bezug zum Straßenverkehr, da sonst fast unausweichlich "richtiges" und "falsches" Verhalten suggeriert und vorausgesetzt wird. Der Transfer zum Aspekt Straßenverkehr lässt sich jedoch im anschließenden Unterrichtsgespräch leicht herstellen. Neben den Rollenkarten, die bestimmte Charaktere und Grundeinstellungen vorgeben, können sich auch weitere Schülerinnen und Schüler beteiligen, die ohne Charakterzuschreibungen sich selbst in der Situation spielen und frei entscheiden können, ob und wie sie sich in die Konfliktsituation einbringen wollen.

Szenario 2: Wahrheit oder Freundschaft oder etwas dazwischen?

Louis/Louisa ist nachts in ein parkendes Auto hineingefahren. Da er/sie alkoholisiert war, fragt er/sie seinen/ihren Freund/in Stephan/Stephanie, der/die ganz in der Nähe wohnt, ob er/sie den Unfall auf die eigene Kappe nimmt. Dieses Szenario stellt insbesondere die Figur Stephan/Stephanie vor eine schwierige Entscheidung: Soll er/sie den Kumpel unterstützen, den Unfall auf sich nehmen und dadurch erreichen, dass Louis/Louisa straffrei bleibt? Oder wäre Louis/Louisa langfristig eher geholfen, wenn er/sie einmal die Konsequenzen für alkoholisierte Autofahrten trägt? Was bedeutet „Freundschaft“, was „Verantwortung übernehmen“ in einer solchen Situation? Und wie kann es danach weitergehen?

Leitfragen für die anschließenden Unterrichtsgespräche

  • Wie stark ist der Konformitätsdruck, dem ich unterliege?
  • Wie stark ist der Konformitätsdruck, den ich, bewusst oder unbewusst, auf andere ausübe?
  • Welche Werte und Normen herrschen innerhalb der eigenen Peergroup und wie kann ich positiv hierauf Einfluss nehmen?
  • Welche Strategien kann ich anwenden, um mich gegen die Erwartungshaltung der Gruppe zu behaupten, wenn diese gegen meine eigene Überzeugung ist?
  • Was bedeutet Solidarität und Zusammenhalt konkret?
  • Wie kann man untereinander ein Regelwerk etablieren, das von der Mehrheit anerkannt und aktiv vertreten wird, und das gleichzeitig einen gefahrlosen Umgang mit Alkohol und Drogen insbesondere im Straßenverkehr propagiert?

Arbeitsmaterial

Beispiele für Lehrplananbindung

Bayern

Realschule

Sek I

Klasse 7/9

Ev. Religion/Ethik

Das positive und negative Potenzial von Konflikten wahrnehmen, zum Beispiel anhand von aktuellen Auseinandersetzungen, Rollenspielen, auch anhand von Beispielen aus dem Straßenverkehr; verantwortlich mit eigenem und fremdem Leben umgehen, Beispiele aus dem Lebensbereich der Jugendlichen wie Gesundheit, Sucht, Verkehr

Bayern

Realschule

Sek I

Klasse 7

Biologie

Wahrnehmungsfähigkeit und Verkehrssicherheit; Leben in Gemeinschaften: Ursprung und Notwendigkeit von Regeln, Konfliktbewältigung

Bayern

Gymnasium

Sek I

Klasse 6

Ethik

Freiheit im Widerstreit der Interessen: Einsicht in Grenzen der persönlichen Freiheit und Bereitschaft zur Selbstbegrenzung; Kompromissbereitschaft als Ausdruck der Anerkennung der Freiheit des anderen;

Bewusstwerden eigener Wertvorstellungen;

Bedeutung von Solidarität, Toleranz und Freundschaft; Bedürfnisse, Rechte und Pflichten in der Gemeinschaft

Erarbeitung II – Aufgaben und Materialien

Daten und Fakten zu Alkohol und Drogen im Straßenverkehr

Diese Unterrichtsphase dient der Erarbeitung von Hintergrundwissen zum Thema Alkohol/Drogen im Straßenverkehr. Die Schülerinnen und Schüler bilden Kleingruppen oder arbeiten in Partnerarbeit und lösen Fragen im Quizstil:

  • Unfallstatistiken auch nach demografischen Gefährdungsgruppen differenziert
  • physiologische und psychologische Auswirkungen von Alkohol und Drogen auf den Körper
  • Berechnungen des Blutalkoholgehalts und der Abbaugeschwindigkeit von Alkohol im Körper
  • kritische Bewertung von Promille-Apps

Es werden Basisaufgaben und weiterführende Aufgaben angeboten, die eine Differenzierung nach Zeitplan, Alter, Lernstärke und Schulform gestatten. Die Basisaufgaben sind auf die Sekundarstufe I ausgerichtet. Die weiterführenden Aufgaben erfordern unter anderem auch (mathematische) Kenntnisse auf dem Lernniveau der Sekundarstufe I.

Beispiele für Lehrplananbindung

Baden-Württemberg

Gymnasium

Sek I

Klasse 10

Geographie-Wirtschaft-Gemeinschaftskunde (GWG)

strafrechtliche Altersgrenzen weltweit, Verkehrsdelikte

Baden-Württemberg

Realschule

Sek I

Klasse 8

Erdkunde-Wirtschaftskunde-Gemeinschaftskunde

Leben in einem Rechtsstaat:

Straßenverkehrsrecht

Nordrhein-Westfalen

Gymnasium

Sek II

 

Recht

Rechtliche Regelungsstrukturen;

Rechtslage im Straßenverkehr

Sachsen

Gymnasium

Sek II

Physik

Werteorientierung, Verkehrsphysik: Einblick gewinnen in Probleme des Straßenverkehrs sowie in die Hauptursachen für Unfälle

Arbeitsmaterial

Autorin

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Susanne Patzelt

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Dieser Beitrag ist ein Angebot des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI).

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