Planspiele im Unterricht

Welche Vorbereitungen sind notwendig? Was ist bei der Durchführung zu beachten? Und wie sollte die Nachbereitung aussehen?

Die Zielsetzung von Planspielen

Die Schülerinnen und Schülern müssen entscheiden und handeln

Durch ein Planspiel werden reale Situationen simuliert und Entscheidungsprozesse nachgeahmt. Ziel ist es, die Situation zu einer Lösung zu bringen. Am Modell einer (vereinfachten) Situation werden von den Schülerinnen und Schülern Handlungsentscheidungen gefordert und deren Auswirkungen geprüft. Interessengegensätze zwischen Personen und/oder Institutionen stehen dabei vorwiegend im Fokus. Komplexe Zusammenhänge und Prozesse werden vereinfacht, überschaubar und transparent gemacht.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen miteinander in Kontakt treten

Gruppenarbeit ist die bevorzugte Sozialmethode des Planspiels. Das verlangt nach Kommunikation und Interaktion zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch vor der eigentlichen Entscheidung. Diese Prozesse finden innerhalb der Gruppen statt, damit diese erst einmal eine einheitliche Position entwickeln. Interaktion zwischen den Gruppen befördert das Spiel: Die Gegner identifizieren sich, verschärfen ihren Konflikt und testen ihre Reaktionen. Ebenso ist denkbar, dass sie Kooperationen eingehen oder Bündnisse schließen, um eine Entscheidung herbeizuführen.

Problemlösung steht im Mittelpunkt

Im Mittelpunkt des Planspiels befindet sich das zu lösende Problem. Intention ist nicht, Wissen abzufragen, dennoch ist Wissen notwendig, um den Herausforderungen des Spiels bestehen zu können. Aus diesem Grund werden Planspiele üblicherweise im Unterricht erst dann durchgeführt, wenn die Schülerinnen und Schüler bereits über eine gewisse Basis an Informationen zu einem Thema verfügen.

Grundlegende Hinweise zur Durchführung

Folgende Phasen lassen sich in einem komplexen Planspiel im Unterricht unterschieden:

  • Phase 1: Vermittlung der Ausgangslage

    Um die im Planspiel dargestellte Konfliktsituation bearbeitbar zu machen, werden zunächst allgemeine Informationen über die Ausgangslage des Konflikts gegeben. Der Konflikt wird geschildert, und die zum Konflikt gehörigen Gruppen werden in ihren spezifischen Positionen, Funktionen und ihren Rollen grob skizziert.
  • Phase 2: Einarbeiten in die Rollen

    Hier geht es darum, sich mit der im Konflikt vertretenen Rolle vertraut zu machen. Was ist die Ausgangslage, welche Funktion und Position werden eingenommen, welche Kompetenzen sind vorhanden und was ist die Aufgabe in dem spezifischen Konflikt. Dann geht es um die Identifikation mit der eigenen Rolle, um die Entwicklung eines Standpunktes und schließlich darum, Strategien für das Vorgehen zu entwickeln (Verbündete, Maßnahmen).
  • Phase 3: Durchführung des Spiels

    Diese Phase ist das Herzstück des Planspiels. Hier treffen die verschiedenen Gruppen und Interessen aufeinander, setzen sich über den Konflikt auseinander und fällen die Entscheidung zur Konfliktlösung. Je nach Design des Spiels gibt es vor der simulierten Entscheidungssitzung eine Phase, in der die Gruppen interagieren, Koalitionen schmieden, um so die Entscheidung im Vorfeld optimal im jeweiligen Sinne zu beeinflussen.
  • Phase 4: Auswertung

    Das Spiel wird zunächst im Hinblick auf die unmittelbaren Erlebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse ausgewertet. Die inhaltliche Auswertung bildet einen entscheidenden Aspekt der Methode. Je nach Thematik kann und sollte dann die Übertragbarkeit auf die Realität diskutiert werden.

Praktische Hinweise zur Durchführung

Folgende Unterlagen sind zur erfolgreichen Durchführung eines Planspiels notwendig:

  • Fallstudie

    Hierbei handelt es sich um eine kurze, verständlich geschriebene und übersichtliche Einführung in die Problematik, die gleichzeitig auch in einer ersten Übersicht die wichtigsten Akteure und ihre Interessen benennt und beschreibt.
  • Arbeitskarte

    Sie gibt allgemeine Hinweise zum Spielverlauf und enthält die Planungs- und Entscheidungsfragen, die im Spielverlauf zu verhandeln sind. Auch sie sollte kurz und verständlich gehalten werden.
  • Rollenkarten

    Während alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Planspiels dieselbe Fallstudie und Arbeitskarte erhalten, sind die Rollenkarten natürlich für jede Gruppe verschieden. Hier wird die Rolle beschrieben, die die Gruppe übernehmen soll. Außerdem kann sie Hinweise auf mögliche Aktivitäten enthalten, mit deren Hilfe der entsprechende Akteur seine Interessen im Verlauf des Planspiels verfolgen könnte. Sie kann auch noch Zusatzinformationen oder Denkanstöße zu diesen Vorgaben umfassen.
  • Informationsmaterialien

    Als viertes Element sind häufig ergänzende Materialien erforderlich, die notwendige Hintergrundinformationen enthalten, um dem Planspiel auf der sachlich-inhaltlichen Ebene eine ausreichende Grundlage zu geben. Dabei kann es sich um ganz unterschiedliche Quellen handeln: Ausschnitte aus Primärquellen wie Verwaltungs- oder Gesetzesvorschriften; echte oder für das Planspiel erstellte Briefe von Behörden; Grafiken und Karikaturen; echte oder gestellte Leserbriefe und Zeitungsberichte; Ausschnitte aus Lexika, echte Stellungnahmen von Regierung und Interessengruppen. Diese Unterlagen stehen allen Gruppen zur Verfügung. Über die Rollenkarten können einzelne Gruppen gezielt auf für sie wichtige und interessante Hintergrundmaterialien hingewiesen werden.
  • Vor- und Nachbereitung

    Eine sorgfältige Vorbereitung durch die Lehrkraft, Konsequenz bei der Durchführung und eine umfassende Auswertung zum Schluss (siehe oben) sind wichtig, um das Planspiel erfolgreich durchzuführen. Auch die Aufteilung der Schülerinnen und Schüler in Gruppen ist Teil der Vorbereitung. Differenzen zwischen leistungsstarken und leistungsschwachen, zwischen kommunikativ fähigen und weniger fähigen Lernenden sollten dadurch egalisiert werden. Das verhindert Frustrationen und befördert das Spiel. Das Planspiel sollte Bestandteil des regulären Unterrichts sein, um die Ernsthaftigkeit der Methode zu verdeutlichen.

Autorin

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Sabine Preusser

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