Medienarbeit an einer Schule für Lernbehinderte

Fachartikel

Die Entwicklung und der Einsatz von Medienkonzepten helfen, die besonderen Lern- und Sozialbedingungen von Kindern und Jugendlichen mit Lernbehinderungen zu berücksichtigen und wirken somit einer drohenden Medienisolation entgegen.

Der Erwerb und die Förderung der Medienkompetenz sowie die Teilhabe an der Informations- und Mediengesellschaft, wie sie in verschiedenen Beschlüssen der Kultusministerkonferenz (KMK) und in vielen wissenschaftlichen Beiträgen formuliert wurden, sind nicht explizit in den Richtlinien für unsere Schulform verankert. Sie sind aber seit einigen Jahren bei vielen unterrichtlichen Aktivitäten als wichtige Entwicklungschance für unsere Kinder und Jugendlichen als Zielvorgabe enthalten. Es kommt in unserer von digitalen Medien geprägten Zeit mit hyperschnellem Wissens- und Informationszuwachs nicht so sehr auf die Vermittlung von ausgewählten Inhalten an. Wichtig ist vielmehr, dass sich die Schülerinnen und Schüler Methoden und Strategien des Lernens und der Problemlösung aneignen können. Sie sollen befähigt werden, mithilfe des Computers die Potentiale der Informations-und Kommunikationstechnik zu nutzen.

Inhalte des Lernens mit neuen Medien

Selbstständiges und kompetentes Lernen mit Medien beinhaltet:

  • "sich eigene Ziele zu setzen,
  • Lernen zu planen und vorzubereiten,
  • Motivation und Konzentration aufrechtzuerhalten,
  • geeignete Informationsquellen zu suchen und zu nutzen,
  • Lernhandlungen zu kontrollieren und zu korrigieren,
  • Lernergebnisse zu präsentieren, zu kommunizieren und zu bewerten" (Schnorr 2004, S. 7).

Drohende Medienisolation

Praxisorientiertes Lernen steht im Vordergrund

Für die Schülerinnen und Schüler unserer Schulform ist es wichtig, dass sie ihre im Unterricht erworbenen Fähigkeiten des Recherchierens, Informierens und Produzierens an konkreten, eng umrissenen Projekten anwenden und die durch außerunterrichtliche Aktivitäten (beispielsweise die PC-Nutzung in der Familie oder bei Freunden) gewonnenen Kenntnisse sinnvoll einbringen können.

Ein Medienkonzept als Grundlage zur Kompetenzerweiterung

Technische Ausstattung

Orte medialer Lernaktivitäten sind an unserer Schule Medienecken in den Klassenräumen und ein Internet-Café. Durch die großzügige Spende von gebrauchten Computern (circa 40 Pentium I, 133 MHz), 15.000 € vom Schulträger für die Vernetzung sowie durch den unermüdlichen außerunterrichtlichen Einsatz mehrerer Kollegen ist es im Jahre 2002 möglich geworden, alle Klassenräume zu vernetzen, mit zwei bis drei Computern auszustatten und ein Internet-Café mit sieben Arbeitsplätzen einzurichten.

Lern- und Anwenderprogramme

Vor allem in den Medienecken nutzen die Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts ausgiebig Lernprogramme, beispielsweise "Budenberg", "Uniwort", "Diktat", "Wahrnehmung", "Schreiblabor" "Lernwerkstatt", "Training kognitiver Strategien", "Adlerauge" und "Supereule", um gezielt bestimmte Lern- und Entwicklungsbereiche zu fördern. Durch die intensive Nutzung von Anwenderprogrammen trainieren sie ihre Schreib- und Lesefähigkeit. Sie fertigen Plakatentwürfe für Schulfeste oder für Schüler-Discos an, schreiben Bewerbungsbriefe und Lebensläufe, verfassen Gedichte oder Berichte vom Klassenausflug oder vom Praktikum, üben die digitale Bearbeitung von Fotos und erweitern so ihre Medienkompetenz (vgl. Assenmacher 2001, S. 87).

Internet-Recherche

Neu hinzu gekommen sind das Arbeiten im Internet und die Nutzung der vielfältigen Interaktions- und Kommunikationsformen. Dies stellte uns bei der Unterrichtsvorbereitung vor neue Aufgaben. Aufgrund der beschriebenen Lernvoraussetzungen ist es erforderlich, die möglichen Suchwege und Suchergebnisse für Recherche-Aufgaben äußerst penibel vorzustrukturieren. Wo Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen für ein Referat oder ein Projekt aus dem ungeheuren Informationsangebot ohne große Probleme die richtigen Seiten herausfiltern, bleibt dies für unsere Kinder und Jugendlichen oft eine unbefriedigende Sisyphus-Arbeit.

  • Herausforderung: Internet-Recherche
    Schwierigkeiten im Umgang mit der Internet-Recherche für Schülerinnen und Schüler mit Lernbehinderungen und die daraus folgenden Konsequenzen für den Unterricht.

Fazit

Nutzung neuer Medien als Basiskompetenz

Eine bloße Hardware-Ausstattung und optimale Vernetzungsstrukturen alleine reichen nicht aus, um zukunftsträchtige Bildungsziele im Sinne der Vermittlung einer Medienkompetenz auch für unsere lernbehinderten, lernbeeinträchtigten und sozial benachteiligten Schülerinnen und Schüler zu verwirklichen. Die Beherrschung von Informations- und Kommunikationstechniken und die effektive Nutzung des Internets sind Schlüsselqualifikationen und Basiskompetenzen, sowohl für eine Vielzahl von Berufen als auch im privaten Bereich.

Teilhabe für alle gesellschaftlichen Gruppen

Die Nutzung moderner Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten verändert unseren Alltag: Einkaufen im Netz, Ersteigern von Gegenständen, Buchung von Reisen, Ausfüllen von Online-Formularen der Stadtverwaltung, Online-Banking, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, sind für einen Teil der Bevölkerung schon zur Selbstverständlichkeit geworden, für einen großen Teil unserer Schülerinnen und Schüler aber nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Diese Siegel aufzubrechen und die verschiedenen Medienkompetenzen sukzessiv zu erweitern, ist eine vordringliche Aufgabe für die kommenden Jahre, damit sich keine einseitige, rudimentäre Nutzung des Internets breit macht oder gar eine Medienisolation droht.

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