Elternarbeit – Was ist das eigentlich?
In diesem Fachartikel sollen nicht nur die Rahmenbedingungen für Elternarbeit in der Schule geklärt, sondern auch Vorschläge unterbreitet werden, wie Kontakte, Kommunikation und Kooperation zwischen Schule und Elternhaus konkret gelingen können. Ziel von Elternarbeit ist es, dass beide Seiten davon profitieren.
Elternarbeit – Definitionsversuch
Elternarbeit – dieser Fachbegriff taucht im Professionswissen von Lehrerinnen und Lehrern erst Ende des 20. Jahrhunderts auf. Der Kontakt zwischen Schule und Elternhaus fand im Wesentlichen auf Elternabenden und Elternsprechtagen statt, bei Problemen wurden die Eltern in die Sprechstunde der Lehrkraft einberufen, bei Schulfesten und Wandertagen nahm man die Unterstützung der Eltern, insbesondere der (oft nicht berufstätigen) Mütter gerne in Anspruch.
Inzwischen ist Elternarbeit ein gängiger Begriff, zu dem in der online-Enzyklopädie Wikipedia ein langer Eintrag zu finden ist. Elternarbeit wird dort definiert als "Oberbegriff für das Management der Kommunikation und Kooperation mit Eltern als Arbeit kindbezogener Berufe". Dazu gehören "Gespräche, Beratungen, Informationen, Einbestellungen in die Schule, Hausbesuche, schriftliche Mitteilungen, Organisation von Mitarbeit der Eltern, Vermittlungen zur Jugendhilfe oder Beratungsstellen, besondere Schulveranstaltungen für oder mit Eltern" (Korte 2001). Elternarbeit geht in der Regel von der Schule aus, sie wird von Lehrpersonen geleistet, zunehmend auch von Jugendsozialarbeiterinnen und -arbeitern, und sie kann sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schule stattfinden. Stets zielt sie darauf ab, Verhalten, Leistung, allgemeine Entwicklung und Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen zu verbessern.
Eltern und Lehrkräfte – ein schwieriges Verhältnis
So weit, so gut. Aber das Verhältnis zwischen Lehrkräften und Eltern ist nicht immer einfach. Laut einer Forsa-Umfrage von 2019 sehen Lehrerinnen und Lehrer in der Zusammenarbeit mit den Eltern sogar eine der größten beruflichen Herausforderungen, besonders an den Grundschulen. Lehrkräfte sehen sich durch den hohen Zeitbedarf belastet, sie befürchten Kritik und Konflikte, sehen sich mit komplizierten Datenschutzfragen konfrontiert, müssen mit überbehütenden Helikoptereltern ebenso umgehen können wie mit erziehungsschwachen Eltern, die sich von der Schule fern halten. Auf der anderen Seite haben auch Eltern oft gemischte Gefühle, wenn sie die Einladung zum Elternabend erhalten oder den Lehrkräften ihrer Kinder begegnen.
Grundlage für die Elternarbeit ist das Schulgesetz des jeweiligen Bundeslandes. Dort kann man nachlesen, welche Rolle der Staat den Eltern in der Schule zuweist. Jochen Korte fasst die formalrechtlichen Bedingungen so zusammen: "Das Schulrecht schreibt einen Minimalkatalog an Elternarbeit vor. Eltern können über Beiräte Kritik üben, Vorschläge einreichen oder in den Konferenzen Anträge stellen und über ihre Vertreter an Beschlüssen mitwirken. Die Schule ist verpflichtet, Gutachten und Zeugnisse zu erläutern. Bei einigen, im Gesetz festgelegten Maßnahmen, zum Beispiel der Festlegung von Unterrichtszeiten oder bei Schulausschlüssen, haben die Eltern das Recht, offiziell angehört zu werden. Grundsätzlich gilt, dass unsere Schulen liberal verfasst sind und dass Elterninteressen im Großen und Ganzen nicht mit...