Märchen: Der Fischer und seine Frau

Unterrichtsablauf

• Einführung

  Die Lehrkraft berichtet im Stuhlkreis von der Tradition des Märchenerzählens im Mittelalter. Die Märchen, die man sich damals mangels Schriftkultur und Alphabetisierung in der Winterszeit am offenen Feuer erzählte, hatten Unterhaltungscharakter, aber auch eine sehr ernst zu nehmende erzieherische Funktion: Sie übermittelten die Lebenserfahrungen und -weisheiten von einer Generation an die andere.

  Aus dieser historischen Perspektive lässt sich die Problemstellung formulieren, an der sich die Thematik dieser Unterrichtseinheit orientiert: Macht Reichtum glücklich?

  Stuhlkreis

• Begegnung mit dem Text

  Um weniger im Lesen geübte Schülerinnen und Schüler die Textarbeit zu erleichtern, stellt das Arbeitsblatt 1 die wesentlichen Protagonisten und Requisiten des Märchens "Der Fischer und seine Frau" vor. Das Arbeitsblatt könnte alternativ aber auch auf einer Folie gezeigt und gemeinsam im Plenum bearbeitet werden. In Anlehnung an das Geschichten- und Märchenerzählen im Mittelalter in großer und gemütlicher Runde liest die Lehrkraft Textteil 1 vor. Der "Zauberspruch", mit dem der Fischer den Butt ruft, wird im Plenum eingeübt. In die unterste Spalte ist nach jeder Textrezeption der weitere Wunsch der Fischersfrau einzutragen. Das sukzessive Zusammentragen der Wünsche ergibt eine gute Übersicht über die Steigerung der Gier, des "Nicht-genug-habens".

  Plenum- oder Einzelarbeit, Stuhlkreis, Plenum

• Differenzierte Textrezeption

  Für die weitere Textrezeption sind unterschiedliche Vorgehensweisen denkbar:

  a) Geübte Leser und Leserinnen lesen die Textteile 2 bis 6 selbstständig und bearbeiten die Arbeitsaufgaben.

  b) Die Lehrkraft erarbeitet die Textteile 2 bis 6 mit den weniger geübten Leserinnen und Lesern gemeinsam. Zu Beginn jeder Deutschstunde liest die Lehrkraft der gesamten Klasse einen Textteil vor.

  Die Arbeitsaufgaben werden differenziert bearbeitet.

  Einzelarbeit oder Plenum, Einzelarbeit

• Vorbereitendes Spiel

  Zur Vorbereitung auf die anschließende Charakteranalyse kann es hilfreich sein, das Spiel "Ich fliege nach Amerika" voranzustellen.

  Dabei sitzt die gesamte Klasse in einem Stuhlkreis. Die Lehrkraft beginnt mit dem einleitenden und sich immer wiederholenden Satz:"Ich fliege nach Amerika und nehme einen traurigen Clown mit." Der Reihe nach raten die Lernenden analog zu diesem Satz, zum Beispiel:" Ich fliege nach Amerika und nehme eine geizige Frau mit." - Die Lehrkraft muss nun entscheiden, ob der Schüler oder die Schülerin als Passagier mitgenommen wird. Es können nur diejenigen einchecken, die erraten haben, was durch das Beispiel der Lehrkraft vorgegeben wird: entweder ein Adjektiv, das zum Charakter der Fischersfrau, des Fischers oder des Butts passt. Alle anderen dürfen nicht mitfliegen und müssen zu Hause bleiben. Durch die Rückmeldung der Lehrkraft, ob der jeweilige Schüler oder die jeweilige Schülerin mitfliegen darf oder nicht, müssen die Schüler und Schülerinnen den geheimen "Code" erraten.

• Charakteranalyse der drei Protagonisten

  Im Anschluss an die Textrezeption und das Spiel wird das Arbeitsblatt 4 bearbeitet. Mit dem Kopf voller Adjektive machen sich die Schülerinnen und Schüler an die Arbeit und befüllen die Umrisse der Protagonisten mit treffenden Adjektiven.

  Einzelarbeit

• Die Wünsche der Fischersfrau

  Die Wünsche der Fischersfrau entwickeln eine eigene Dynamik, die auf Arbeitsblatt 5 dokumentiert werden. Die unmittelbaren Reaktionen vonseiten des Fischers und des Butts auf die immer maßloser werdenden Wünsche werden auf diesem Arbeitsblatt in einen linearen und übersichtlichen Zusammenhang dargeboten.

  Die hinweisenden Textstellen sind im Märchentext 1 bis 6 farbig markiert, um die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler auf die Zuspitzung der Dynamik zu lenken.

  Einzelarbeit

• Lebensweisheiten entdecken

  Zur Botschaft des Märchens werden Sprichwörter präsentiert (Arbeitsblatt 6), aus denen fünf zum Text passende herausgefunden werden sollen. Das Unterrichtsgespräch thematisiert die in den Sprichwörtern verpackte Lebensweisheit, die interpretiert und mit eigenen Worten wiedergegeben wird.

  Plenum

• Ein eigenes Ende schreiben

  Nachdem die Lernenden die Struktur des Textes und die Dynamik, die sich nach jedem Wunsch der Frau immer wieder neu entfaltet, erarbeitet haben, schreiben sie nach einer Textabbruchstelle ein eigenes erdachtes Ende des Märchens (Arbeitsblatt 7).

  Sie präsentieren ihren Text im Plenum.

  Einzelarbeit, Plenum

• Das Ende der Originalfassung

  Nachdem die Schülerinnen und Schüler ihre Texte präsentiert haben, wollen und sollen sie nun wissen, wie das originale Märchen tatsächlich endet. Das Ende müssen sie anhand von Rätseln (verwirbelte Sätze und ein Rebus) selber herausfinden und aufschreiben (Arbeitsblatt 7).

  Einzelarbeit

• Abschluss

  Arbeitsblatt 8 leitet zu den eigenen Wünschen über. Die Schüler und Schülerinnen schreiben sie auf und reflektieren deren Erfüllbarkeit. Hieran kann sich eine gemeinsame Partner- oder Klassendiskussion anschließen.  

  Einzelarbeit, Plenum

• Erzähltheater: ein fächerübergreifendes Projekt

  Einen schönen Abschluss der Einheit kann ein gemeinsames Erzähltheater bilden, welches die Lernenden im Kunst-Unterricht vorbereiten: Dabei wird ein größerer Pappkarton in Gemeinschaftsarbeit als Klassenprojekt hergerichtet oder ein kleiner Pappkarton (Schuhkarton) wird in Einzelarbeit als Einzelprodukt hergestellt (s. Arbeitsblatt 9).

  Zur Vorbereitung auf das Erzähltheater erarbeitet die Deutsch-Lehrkraft mit den Schülerinnen und Schülern den "Roten Faden" als Merkhilfe für das folgerichtige Nacherzählen des Textes: ROT als Signalfarbe für Aufmerksamkeit und Wahrnehmung, der Faden als Metapher für linear, logisch-stringent, aufeinanderfolgend.

  Anhand des "Roten Faden" erstellen sich die Schülerinnen und Schüler ein "Erzähl-Manuskript" als Erinnerungshilfe für den Text. Dabei soll der Text mit den eigenen Worten wiedergegeben werden. Das folgerichtige Nacherzählen wird im Plenum geübt.

  Projektarbeit