Passwörter als Thema für den (Medien-) Unterricht

Die Regeln für Passwörter, die Erwachsene nutzen, sind für Kinder zu kompliziert. Es gilt also, eine praktikable Lösung für Kinder zu finden.

Die Problematik

Im Unterricht kann man das Thema Passwörter mit den Schülerinnen und Schülern besprechen und sie für die Probleme sensibilisieren. Oft müssen die Kinder an den Schul-Computern schon einen Benutzernamen und ein Passwort eingeben. Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern loggt sich oft eine ganze Klasse mit einem Benutzernamen ein. Das Passwort ist dann nicht geheim. Bei den privaten Zugängen ist es aber individuell und geheim (Lernplattform, E-Mail der Kinder). Oft stehen viele Kinder dabei, wenn ein Kind seine Daten eingibt, machen manche "Quatsch" und versuchen, das Passwort beim Eintippen mitzubekommen. Hier muss dann die Lehrkraft eingreifen und das Problem thematisieren:

  • Was passiert, wenn jemand anderes dein Passwort kennt?
  • Was ist daran unangenehm?
  • Wie müssen wir uns deshalb verhalten?

Kinder können sich Passwörter, die schwierig konstruiert sind, nicht immer merken. Genau wie Erwachsene sollten aber auch sie nicht EIN Passwort für mehrere Zugänge nutzen.

Differenzierung und Inklusion

Die Auseinandersetzung mit der Passwort-Problematik setzt ein Mitdenken und gewisse sprachliche und schriftsprachliche Fähigkeiten voraus. Wenn man in einer Klasse Kinder hat, die sprachlich auf verschiedenen Niveaus sind, muss die Lehrkraft darauf adäquat reagieren. Hier ist es möglich, sich individuell mit dem Kind ein einfaches Passwort auszudenken, das nicht allen Regeln entspricht. Das sprachliche Niveau kann sich dann zum Beispiel ausschließlich auf einen durch das Kind emotional besetzten Begriff ("Hund") und eine Zahl beschränken. Wichtig ist, dass auch dieses Kind "mitgenommen" wird, gleichbehandelt wird mit den nötigen Anpassungen. Oder es wird ein Weg gefunden, das Passwort zu notieren, bei der Lehrkraft zu hinterlegen und es dem Kind nur zur Eingabe zu geben.

Was ist ein sicheres Passwort?

Regeln für Erwachsene

Ein sicheres Passwort hat laut Bundesministerium für Sicherheit in der Informationstechnik folgende Eigenschaften:

  • Es sollte mindestens acht Zeichen lang sein.
  • Es sollte aus Groß- und Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen und Ziffern (?!%+ ...) bestehen.
  • Tabu sind Namen von Familienmitgliedern, des Haustieres, des besten Freundes, des Lieblingsstars oder deren Geburtsdaten et cetera
  • Wenn möglich, sollte das Passwort nicht in Wörterbüchern vorkommen.
  • Das Passwort soll nicht aus gängigen Varianten und Wiederholungs- oder Tastaturmustern bestehen, also nicht asdf oder 1234abcd und so weiter.
  • Einfache Ziffern am Ende des Passwortes anzuhängen oder eines der üblichen Sonderzeichen $!?#, am Anfang oder Ende eines ansonsten simplen Passwortes zu ergänzen, ist ebenfalls nicht empfehlenswert.
  • Beachten Sie auch: Wenn Ihr System Umlaute zulässt, bedenken Sie bei Reisen ins Ausland, dass auf landestypischen Tastaturen diese eventuell nicht eingegeben werden können.

Kindgerechte Regeln

Die Regeln für Passwörter, die Erwachsene nutzen, sind für Kinder zu kompliziert. Auch Erwachsene tun sich oft schwer damit. Es gilt also, eine praktikable Lösung für Kinder (etwa bis 14 Jahre) zu finden. Das Passwort sollte leicht zu merken und einzugeben sein (die Kinder sehen ja immer nur Punkte auf dem Bildschirm), aber auch "sicher" sein. Da sich Kinder, wie auch viele Erwachsene, abstrakte Abfolgen von Zeichen nicht merken können, müssen für kindgerechte Passwörter Kompromisse gefunden werden. Übrig bleiben diese Regeln:

  • Mindestens acht Zeichen.
  • Groß- und Kleinbuchstaben
  • Sonderzeichen
  • Ziffern
  • Nicht der eigene Name, des Haustieres oder des Lieblingsstars
  • Keine Tastatur- oder Zeichenfolgen wie asdf, 123, qwertz, abcd
  • Keine Umlaute

Zwei weitere wichtige Aspekte zur Passwort-Sicherheit

Aufbewahrung

Das Passwort darf notiert werden (statt der Empfehlung, Passwörter nicht aufzuschreiben). Allerdings sollte nicht genau die Internetadresse mit dazu passendem Benutzernamen und Passwort aufgeschrieben werden. Ein Arbeitsblatt, der "Passwortsafe" (siehe unten), bietet die Möglichkeit, ein Passwort zu notieren und den zusammengefalteten Zettel beispielsweise im Portemonnaie aufzubewahren. Dies sollte mit dem Hinweis der Lehrkraft verbunden sein, dass man so auf keinen Fall mit einer EC-Karte und deren PIN verfahren sollte.

Geheimhaltung

Die Eltern oder eine Vertrauensperson sollten Passwörter kennen. Dies gilt anstelle der Empfehlung, Passwörter wirklich vor allen Personen geheim zu halten. Hier muss angepasst ein "Vertrauensschutz" berücksichtigt werden.

Methoden zur Passworterstellung

Der Satz als Passwort

Um ein komplexes Passwort zu wählen, das man sich auch merken kann, wird oft vorgeschlagen, folgende Methode anzuwenden: Man schreibt sich einen Satz auf. Dann nimmt man nur die ersten Buchstaben (man berücksichtigt dabei Groß- und Kleinschreibung) und ergänzt sie durch Zahlen und Sonderzeichen. Ein Beispiel:

Ich mache gerne Urlaub auf Fuerteventura.
Wird zu: ImgUaF
Dazu vielleicht das Jahr, in dem man sein Examen gemacht hat, und ein Sonderzeichen. Also: ImgUaF1995!

Kinder können sich ein derartiges Passwort allerdings nicht auf Dauer merken. Sie können sich dann nicht mehr genau an den Satz erinnern. Zudem macht das Umsetzen  mit dem Schreiben, bei dem nur Punkte zu sehen sind, Schwierigkeiten.

Der Passwort-Generator

Es gibt auch Online- oder Offline-Passwortgeneratoren. Diese erzeugen kryptische Passwörter und speichern diese. Zum Öffnen braucht man dann nur ein Masterwort. Auch diese Methode ist für Kinder allerdings nicht praktikabel. Der Passwortgenerator erzeugt zwar "unknackbare" Passwörter, aber man braucht ja EIN Masterpasswort, um sich die anderen anzeigen zu lassen. Und wenn das wieder ein "schwaches" ist, lohnt sich der Aufwand nicht. Außerdem besteht das Problem, wie man die kryptischen Passwörter zügig in ein Login-Feld eintragen soll.

Ein Code

Eine weitere Methode ist es, aus einem bekannten Wort nur bestimmte Zeichen nach einer Regel herauszunehmen. Man muss sich dann nur EIN Wort und die Regel merken. Zu einfach sollte die Regel aber auch nicht sein. Beispiel:

Jeder 2. Buchstabe: "Schulhaus" wird zu cuhu
Jeder 3. Buchstabe (dann braucht man schon ein langes Wort): "Schulhausmeister" wird zu hhsie

Dazu kann man dann noch ein Sonderzeichen und eine Zahl nehmen.
Wie bei "Eselsbrücken" oft zu beobachten, verselbständigen sich solche Regeln, je mehr man sich damit beschäftigt. Wichtig bleibt, dass hier kein Wort gewählt wird, das es in einem Wörterbuch gibt.

Eigene Lösung

Wichtig ist in erster Linie die Thematisierung des Problems. Die Kinder sollten verschiedene Lösungsmöglichkeiten und deren Vor- und Nachteile kennen. So wie viele Erwachsene können sie durchaus eigene Wege oder Mischformen finden. Wörter rückwärts schreiben und das in einem Login-Feld, in dem nur Pünktchen angezeigt werden, ist für Kinder eine echte Herausforderung - aber für manche vielleicht genau die richtige Idee. Für alle Möglichkeiten gilt aber, dass es einer guten Kenntnis der Tastatur bedarf. Wie schreibt man einen Unterstrich? Wie schreibt man ein Dollarzeichen?

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Thomas Seidel

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