Was passiert auf einem Recycling- oder Wertstoffhof? Wir planen einen Klassenausflug!

Unterrichtseinheit

Wo landet unser Abfall, wie wird er getrennt und recycelt? Als Abschluss der Reihe "Was ist eigentlich E-Schrott? Über Entsorgung, Recycling und Wiederverwendung" organisiert die Lehrkraft mit ihrer Klasse einen Besuch auf einem Wertstoffhof. Zur inhaltlichen Vorbereitung auf den Ausflug arbeiten die Schülerinnen und Schüler in Gruppen zu den Themen Recycling und Wertstoffhof.

  • Ich und meine Welt / Biologie / Ernährung und Gesundheit / Natur und Umwelt
  • Primarstufe
  • 3 Unterrichtsstunden
  • entdeckendes Lernen, Übung
  • 6 Arbeitsmaterialien

Beschreibung der Unterrichtseinheit

Zu Beginn dieser Unterrichtseinheit tauschen sich die Kinder darüber aus, wie den Familien die gestalteten Sammelboxen aus der vorangegangenen Einheit gefallen haben. Danach wird anhand von zwei Arbeitsblättern sowohl an das Fachwissen aus den vorangegangenen Unterrichtseinheiten angeknüpft als auch die Aufgabe und Funktionsweise eines Wertstoff- und Recyclinghofes vorgestellt. Verschiedene Gruppen gestalten auf der Grundlage der Erklärtexte ein Poster, erarbeiten sich eine Mindmap für ein Kurz-Referat und bereiten ein Interview mit einer Person auf dem Wertstoffhof vor. Die Schülerinnen und Schüler lernen in dieser Unterrichtseinheit die Entsorgung, das Recycling und die Wiederverwendung von wertvollen Abfällen und von Elektroschrott kennen.

Unterrichtsablauf

Inhalt
Sozial- / Aktionsform

Didaktisch-methodischer Kommentar

In dieser abschließenden Unterrichtseinheit verdichten die Schülerinnen und Schüler die Informationen aus den vorangegangenen Unterrichtseinheiten. Die Lernenden haben sich nun ein Verständnis dafür erarbeitet, dass Elektroschrott durch achtsamen Umgang mit Elektrogeräten vermindert werden kann (Tauschaktion, Flohmarkt) und – wenn er schon nicht vermieden werden – recycelt werden kann (Kleidung aus Plastik). Sie haben verstanden, dass E-Schrott kein wertloser Müll ist, sondern verschiedene wertvolle Rohstoffe beinhaltet (beispielsweise Gold). Sie haben gleichermaßen verstanden, dass gedankenlos weggeworfener E-Schrott "am anderen Ende der Welt" für Leid bei Kindern sorgt (Mülldeponie Agbogbloshie), die Natur schädigt (Regenwald) und in der eigenen Nachbarschaft Brände auslösen kann.

In dieser Unterrichtseinheit erleben sich die Kinder als Expertinnen und Experten. Sie befassen sich mit zwei verschiedenen Sachtexten zum Thema Recyceln, frischen dabei das Verständnis für die Fachtermini auf und üben sich darin, anhand von drei Methoden ihre Fachkompetenz zu komprimieren, zu erklären und zu präsentieren. Sie entwickeln dabei ein erstes altersgerechtes Verständnis dafür, wie der Warenkreislauf in unserem globalen Wirtschaftssystem funktioniert (Arbeitsblatt 01).

Weil sich die Schülerinnen und Schüler in dieser Unterrichtseinheit mit den Aufgaben eines Wertstoffhofes befassen und dessen Besuch vorbereiten, verorten sie das globale Thema in ihrem eigenen kommunalen Raum. Sie lernen dabei nicht nur die Funktionsweise eines Wertstoff- und Recyclinghofes kennen und wissen nun, wo er sich befindet (was viele Gleichaltrige nicht wissen), sondern bekommen dort auch die Dimension unserer Wegwerfgesellschaft vorgeführt.

Zur Didaktik und Methodik der Gruppenarbeit

Auch wenn der Organisationsaufwand für die Lehrkraft bei den verschiedenen Gruppensettings in dieser Unterrichtseinheit hoch ist, so kann darauf vertraut werden, dass insgesamt mehr Schülerinnen und Schüler länger aktiv und fachlich beteiligt sind als beim Frontalunterricht. Außerdem können Kinder, die sonst eher still sind, in der Gruppenarbeit von anderen zum Reden ermuntert werden. Die Arbeit an einem Poster ermöglicht es zudem, Kinder mit einer geistigen Beeinträchtigung zu beteiligen.

In dieser Unterrichtseinheit sind die Schülerinnen und Schüler zudem gefordert, sich selbst zu der Auswahl an Methoden und Themen zu verhalten (sich zu entscheiden) und die Gruppen- beziehungsweise Paaraufteilung selbst in die Hand zu nehmen. Dies bedeutet inklusive der anschließenden Gruppenarbeit einen Lerneffekt im Hinblick auf Selbstständigkeit, Selbstmotivation und Selbstverantwortung, die die Lehrkraft im Blick behalten sollte. Das bedeutet, dass die Leistung des Aushandelns nicht durch die Präsentation der Ergebnisse in den Hintergrund gerückt werden sollte. Möglicherweise hatte gerade die Diskussion um die beste Ausführung des Auftrags einen starken Lerneffekt, den es auch dann zu würdigen gilt, wenn eine Gruppe "nicht fertig geworden ist". Die Lehrkraft sollte den Schülerinnen und Schülern verdeutlichen, dass für sie nicht nur das Endprodukt zählt, sondern auch das Engagement in der Gruppe.

Diese Haltung verlangt der Lehrkraft eine gewisse Offenheit ab. Sie rückt etwas ab von der Rolle der Wissensvermittlerin und nimmt eine beobachtende, organisierende, beratende Rolle ein. Noch ein Wort zur Arbeit mit Partnerin oder Partner: Nicht alle Kinder fühlen sich in einer Gruppe gut aufgehoben. Manche arbeiten besser und lieber mit einer Freundin/einem Freund zusammen. Ihnen soll deshalb die Möglichkeit gegeben werden, zu zweit eine Mindmap zu erstellen. 

Hinweis: Die Größe der Gruppen sollte auf vier Kinder begrenzt werden. Die Lehrkraft sollte bei ihren Rundgängen von Gruppe zu Gruppe einen Hinweis zum Zeitmanagement geben.

Weitere Sachinformation für Lehrkräfte: Wertstoffhöfe

Die Vorbereitung auf den Besuch eines Wertstoff- und Recyclinghofes muss im Rahmen der Unterrichtseinheit insofern unkonkret bleiben, weil die Bedingungen und Vorgaben nicht nur von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt sind, sondern sich auch in Landkreisen, Städten und Kommunen voneinander unterscheiden. Grundsätzlich gilt, dass der kommunale Wertstoffhof ein zentraler Baustein der kommunalen Abfall- und Wertstofferfassung ist. Er ergänzt die haushaltsnahe Sammlung von Abfällen und Wertstoffen.

Wo genau der Ausflug hingeht, hängt folglich von den Bedingungen der jeweiligen Kommune ab. Manche Recyclinghöfe, wie etwa die Wirtschaftsbetriebe Duisburg oder das Berliner Stadtreinigungsunternehmen BSR, haben in ihrer Öffentlichkeitsarbeit Besuche von Schulklassen oder Gruppen eingeplant und bieten sich als außerschulische Lernorte offensiv an. Andere Recyclinghöfe, wie beispielsweise der Kreis Mittelsachsen, organisieren – etwa im Wertstoffhof Rochlitz – Tage der offenen Tür mit kindgerechtem Rahmenprogramm. Wieder andere Recyclinghöfe fahren mit sogenannten Wertstoffmobilen zu bestimmten Plätzen in der Kommune. Gegebenenfalls könnte nachgefragt werden, ob ein Wertstoffmobil im Rahmen des Unterrichtsprojektes den Schulhof anfahren könnte. 

Aufgrund dieser Vielfalt sollte die Lehrkraft mit den Betreibenden im Vorfeld möglichst konkret besprechen, wie der Besuch auf den Wissensstand und das Interesse der Schülerinnen und Schüler abgestimmt werden kann. Insbesondere sollte geklärt werden, ob eine Fachkraft das Interesse der Kinder an Recyclingprodukten bedienen kann. Wenn nicht, sollten die Kinder darauf vorbereitet sein, dass es bei dem Besuch vor allem darum geht, zu verstehen, wo und wie die enormen Mengen an unterschiedlichem Müll gesammelt, sortiert und entsorgt werden.  

Hinweis: Diese Unterrichtseinheit bietet sich eher weniger für fächerübergreifendes Lernen an. Die Auseinandersetzung mit den Erklärtexten und die methodische Vorbereitung auf Interview und Präsentation sind in dieser Einheit projektspezifisch.

Unterrichtsmaterial "Was passiert auf einem Recycling- oder Wertstoffhof? Wir planen einen Klassenausflug!" zum Download

Vermittelte Kompetenzen

Fachliche und methodische Kompetenzen

Die Schülerinnen und Schüler

  • treffen angemessene Handlungsentscheidungen.
  • organisieren ihre Arbeit.
  • lernen, die Zeit einzuteilen.
  • erfassen einen komplexen Text oder Sachverhalt und strukturieren ihn.
  • greifen auf vorhandenes Wissen zurück und vertiefen es.
  • ordnen Zusammenhänge ein und präsentieren sie.

Sozialkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • verknüpfen durch den Gruppenprozess soziales und kognitives Lernen.
  • lernen, sich selbst zugunsten des Gruppenergebnisses zurückzunehmen.
  • erleben sich als selbsttätig.
  • üben sich in gruppenspezifischen Interaktionen.
  • erleben sich als fachlich kompetent und für eine Sache sprechfähig.
  • übernehmen Verantwortung, sowohl für den Arbeitsprozess als auch für das Arbeitsergebnis.
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Inge Michels

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