Die Schülerinnen und Schüler lernen ein Kinderlied aus Afrika kennen und erarbeiten sich anhand eines Erklärtextes Informationen darüber, dass afrikanische Kinder aufgrund der Armut ihrer Eltern gezwungen sind, mit für den Lebensunterhalt der Familie zu sorgen. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich mit der Situation der Kinder auf einer der größten Halden für Elektroschrott in Ghana (Globales Lernen). Sie erfahren, dass die Kinder versuchen, aus weggeworfenen Elektrogeräten und Smartphones die wertvollen Metalle zu isolieren und zu verkaufen. Dabei lernen sie, dass dies mit erheblichen Gesundheitsgefahren verbunden ist.
E-Schrott in anderen Ländern
Diese Unterrichtseinheit zum Thema Elektroschrott in anderen Ländern sensibilisiert Schülerinnen und Schüler für die weltweite und in Deutschland illegale Entsorgung von Elektroschrott. Hier erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass ein großer Teil des illegal entsorgten Elektroschrotts auf Müllhalden in Afrika landet und dort ein hohes Gesundheitsrisiko für Kinder birgt und deswegen die richtige Entsorgung von Elektroschrott auf dem Wertstoffhof und im Handel so wichtig ist.
- Biologie / Ernährung und Gesundheit / Natur und Umwelt / Informatik / Wirtschaftsinformatik / Computer, Internet & Co.
- Primarstufe, Sekundarstufe I
- 3 Unterrichtsstunden
- 4 Arbeitsmaterialien
Beschreibung der Unterrichtseinheit
Unterrichtsablauf
-
1. Stunde: Einstieg
Die Lehrkraft erklärt, dass Smartphones am Ende ihres "Lebens" als Elektroschrott auf dem afrikanischen Kontinent landen können, zum Beispiel in dem afrikanischen Land Ghana. Dort suchen Kinder auf riesigen Müllbergen nahe der Hauptstadt Accra nach Geräten, in denen wertvolle Metalle verarbeitet wurden. Die Lehrkraft zeigt auf der Landkarte, wo Ghana in Afrika liegt.
Zum kindgerechten/emotionalen Einstieg lernen die Schülerinnen und Schüler ein bekanntes Kinderlied aus Tansania (Afrika) kennen und singen es gemeinsam mit der Lehrkraft. Es heißt "Simama kaa" (Mehr dazu siehe Arbeitsblatt 01 für die Lehrkraft).
circa 15 Min -
1. Stunde: Arbeitsphase
Anschließend werden die Hausaufgaben (HA) aus Einheit 3 "Rohstoffe" einbezogen. Das geht so:
- Die Lehrkraft teilt die Kinder in Gruppen ein, das Kriterium für die Einteilung in zwei unterschiedliche Gruppen ist die Wahl der HA (Mein Handy auf Weltreise / Lexikon mit Begriffen). Je nach Gesamtgröße der Klasse/Projektgruppe können mehrere Gruppen pro HA gebildet werden.
- Die Kinder jeder Gruppe lesen sich leise gegenseitig ihre Geschichten bzw. ihre Lexikonbegriffe mit Erklärungen vor. Wer etwas nicht versteht, darf nachfragen.
- Nach dem gegenseitigen Vorlesen überlegt jede Gruppe, welches Kind seine Hausaufgabe der ganzen Klasse/Projektgruppe vorstellen soll. (Wenn das ausgewählte Kind seine HA nicht selber vorlesen möchte, kann ein anderes Kind diese Aufgabe übernehmen.)
- Ein weiteres Kind wird ausgewählt, allen zu erklären, warum sich ihre Gruppe gerade für diese Hausaufgabe entschieden hat.
Die Lehrkraft hat zur Unterstützung der Auswahl diese drei Kriterien vor Beginn der Arbeitsphase an die Tafel geschrieben:
- Welche HA war besonders lebendig oder spannend? Woran habt ihr gemerkt, dass sie spannend/lebendig war?
- Welche HA war besonders verständlich? Woran habt ihr gemerkt, dass sie verständlich war?
- Gab es etwas Besonderes, was diese HA von den anderen unterschieden hat? Was war so besonders?
circa 20–30 Min -
1. Stunde: Sicherungsphase
Nachdem die ausgewählten Kinder ihre Hausaufgaben und die Begründungen dafür vorgetragen haben, regt die Lehrkraft zu einem reflektierenden Gespräch an. Sie fragt z. B.
Was denkt ihr heute, wenn ihr mitbekommt, dass sich jemand ein neues Smartphone kauft oder wünscht?
Was wisst ihr schon: Was haben unsere deutschen Smartphones mit dem Erdteil Afrika zu tun?circa 10 Min -
2./3. Stunde: Wiederholungs- und Einstiegsphase
Die Kinder singen "Simama kaa".
circa 10 Min -
2./3. Stunde: Arbeitsphase I
Die Lehrkraft verteilt Arbeitsblatt 02. Sie gibt Zeit, sich still mit den Bildern und dem Text zu befassen. Anschließend wird der Text absatzweise von je einem Kind für alle laut vorgelesen.
Nach jedem Absatz werden fettgedruckte oder andere unbekannte Wörter von der Lehrkraft erklärt.Plenum -
2./3. Stunde: Arbeitsphase II
Die Lehrkraft erläutert die Aufgaben auf Arbeitsblatt 03.
Die Kinder dürfen sich (wenn es das Konzept der Schule erlaubt) einzeln oder zu zweit mit ihrem Aufgabenblatt einen Platz im Schulgebäude oder im Freigelände suchen und dort an den Aufgaben arbeiten.
(Zeitangabe inkl. Pause)40 Min -
2./3. Stunde: Reflexionsphase
Nach der Rückkehr sammelt die Lehrkraft die Blätter ein (zur Bewertung der Leistung/Mitarbeit) und regt zu einem abschließenden Gespräch an.
Das sind die Fragen:- Warum sieht der Apotheker viele Kinder nicht mehr?
- Wohin könnten die Kinder verschwunden sein?
- Wie geht es euch, wenn ihr an die Kinder auf der Müllhalde Agbogbloshie denkt?
- Was können wir selbst tun, damit nicht so viel Elektroschrott in Afrika landet?
15 Min -
2./3. Stunde: Entspannungsphase
Zur emotionalen Entlastung singen die Kinder abschließend noch einmal "Simama kaa".
5 Min
Didaktisch-methodischer Kommentar
Verknüpfung zu vorangegangenen Einheiten
In der vorangegangenen Unterrichtseinheit "Rohstoffe – Woraus besteht eigentlich unser Müll?", in der es um die wertvollen Inhalte des Elektroschrotts ging, erzeugte das Wissen um die Metalle Silber, Gold und anderer Stoffe in Smartphones eine gewisse Faszination bei den Schülerinnen und Schülern. In dieser Einheit erfahren sie nun, dass unser Elektroschrott das Leben und die Gesundheit armer Kinder in einem anderen Erdteil schwer beeinträchtigt. Nachdem die Schülerinnen und Schüler in Einheit 3 Informationen über das Video "Was hat das Handy mit dem Regenwald zu tun?" erhalten haben, arbeiten die Kinder in dieser Einheit viel mit Textinformationen. Umso wichtiger ist es, dass sie über Musik und Fotos eine weitere inhaltliche Ebene beziehungsweise emotionale Botschaft mit dem Kontext "unser Elektroschrott in anderen Ländern" verbinden können. Über diese Emotionalität entwickeln sie eine gewisse Verantwortungsbereitschaft – sowohl dafür, mit wertvollen Elektrogeräten nicht gedankenlos umzugehen, als auch dafür, wie es Gleichaltrigen in fernen Ländern geht. Diese Einheit nimmt damit Bezug zum Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), der in den folgenden Unterrichtseinheiten breiter aufgefächert wird. Dabei geht es um gemeinsame Verantwortung für eine gute Zukunft für alle Menschen auf diesem Planeten. Schülerinnen und Schüler sollen zentrale Kompetenzen erwerben, zum Beispiel die Fähigkeit zum Perspektivenwechsel und zur Empathie, und lernen, sich als junge Bürgerinnen und Bürger in der Einen Welt zu verstehen.
Sensibler Umgang mit dem Thema Kinderarbeit
Gleichwohl ist es in dieser Einheit eine wichtige Aufgabe für Lehrpersonen, beim Thema der "Elektroschrott-Kinder" in Accra nicht zu moralisieren bzeziehungsweise den Schulkindern kein schlechtes Gefühl zu machen. Hilfreicher ist es, aufzuzeigen, was jedes Kind tun kann. Dazu dient insbesondere die zuletzt gestellte Frage "Was können wir selbst tun, damit nicht so viel Elektroschrott in Afrika landet?". Diese Frage leitet bereits über zu den nachfolgenden Einheiten, in denen es um Nachhaltigkeit, Reparieren und das richtige Recyclen geht. Die Begriffe "Kinderarbeit/Kinderrechte" werden hier noch nicht ausdrücklich eingeführt, um die Einheit nicht zu überfrachten. Mit Kinderrechten befassen sich die Schülerinnen und Schüler in einer nachfolgenden Unterrichtseinheit.
Mehr Sachinformationen erhalten Sie im Dokument "Ablaufplan", siehe Download-Bereich.
Fächerübergreifend lernen: Gesang und Tanz aus Tansania
"Simama Kaa" ist ein beliebtes und bekanntes Kinderlied und Bewegungsspiel aus Tansania. Es wird in der ostafrikanischen Sprache Swahili gesungen. Der Liedtext von Simama Kaa beschreibt die Bewegungen des Spiels. Die Kinder stehen auf, sie setzen sich hin, sie hüpfen und laufen im Kreis oder auf der Stelle. Das gemeinsame Singen des Kinderliedes dient als emotionale Brücke (Identifikation) zu den Gleichaltrigen im Erdteil Afrika, die unter Inkaufnahme schwerer gesundheitlicher Belastungen den Elektroschrott nach verwertbaren Komponenten durchsuchen. Das gemeinsame Singen entlastet aber auch beim Verarbeiten der durchaus bedrückenden Informationen. In dieser Einheit werden die Kinder durch Material und gezielte Fragen dazu angeregt, das Thema Elektroschrott in anderen Ländern und unsere Verantwortung dafür zu reflektieren. In unterschiedlichen Settings hören sie einander zu, überlegen gemeinsam und diskutieren. Der für manche Kinder sicher anspruchsvolle Erklär-Text ist in unterschiedlich lange Absätze unterteilt und kommt den unterschiedlichen Vorlesekompetenzen ein wenig entgegen. Das reflektierte Gespräch der eigenen Eindrücke und die Auseinandersetzung mit den Sachinformationen haben hier einen hohen Stellenwert. Deshalb wird empfohlen, nach jedem vorgelesenen Absatz ein kurzes Unterrichtsgespräch einzuplanen. Idealerweise gelingt es den Lehrkräften, auch stille oder schwächere Schülerinnen und Schüler zur Beteiligung zu ermutigen. Das Aufgabenblatt kann auch in Einzelarbeit erarbeitet werden, denn nicht jedes Kind arbeitet gerne in einer Gruppe. Manchen Kindern tut es auch gut, sich der Atmosphäre der großen Gruppe/Klasse hin und wieder zu entziehen; deshalb wird empfohlen, dass Kinder sich auch außerhalb des Raumes dem Aufgabenblatt widmen dürfen.
Unterrichtsmaterial "E-Schrott in anderen Ländern" zum Download
- e-schrott-in-anderen-laendern-arbeitsblatt-01.pdf
Text, Melodie und Video zum Kinderlied "Simama kaa" aus Tansania (Afrika).
VorschauIm Classroom-Manager speichern - e-schrott-in-anderen-laendern-arbeitsblatt-02.pdf
Erklär-Text: Unser Elektro-Schrott ist Gift für Kinder in Accra
VorschauIm Classroom-Manager speichern - e-schrott-in-anderen-laendern-arbeitsblatt-03.pdf
Aufgabenblatt mit Differenzierung: Wie geht es den Kindern auf dem Elektro-Schrottplatz Agbogbloshie?
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Hier finden Sie alle Informationstexte (Beschreibung, Ablaufplan, Kompetenzen) zur Einheit gebündelt in einem PDF-Dokument.
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Vermittelte Kompetenzen
Fachliche und methodische Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler
- geben ein kriteriengestütztes Feedback zu den Ergebnissen von Hausaufgaben.
- üben sich im Vortragen eigener Arbeitsergebnisse.
- lernen in einem kindgerechten Ansatz die umwelt- und geopolitischen Dimensionen der Entsorgung von Elektroschrott kennen.
- können die gesundheitlichen Gefahren des Verbrennens von Elektroschrott benennen und erfassen.
- erarbeiten sich anhand eines längeren Informationstextes Sachinformationen.
Kompetenzen bezogen auf die Kernkompetenzen des Orientierungsrahmens Globale Entwicklung
Die Schülerinnen und Schüler
- entnehmen und verarbeiten Informationen über die Lebensverhältnisse von Kindern und ihren Familien aus anderen Ländern aus bereitgestellten Informationsquellen. (4.1.2. Erkennen: Informationsbeschaffung und -verarbeitung)
- analysieren an Beispielen den Wandel der Lebensverhältnisse von Kindern unter Berücksichtigung der sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten. (4.1.2 Erkennen: Analyse des globalen Wandels)
- berücksichtigen bei Lösungsvorschlägen zu problematischen Lebensverhältnissen die zugrunde liegenden Rahmenbedingungen und Wertvorstellungen. (4.1.2 Bewerten: Perspektivenwechsel und Empathie)
- bilden sich eine eigene Meinung zu Konfliktfällen: Was sind die Ursachen? Was ist ungerecht? Was wäre fair? (4.1.2. Bewerten: Kritische Reflexion und Stellungnahme)
- entwickeln Ansätze für eigenes umweltgerechtes Verhalten (4.1.2. Handeln: Handlungsfähigkeit im globalen Wandel)
Sozialkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
- halten sich in reflektierenden Gesprächen an Gesprächsregeln der Gruppe.
- präsentieren sich durch die Vorstellung eigener Arbeitsergebnisse (oder die anderer) fachlich angemessen vor einer Gruppe.
- sind fähig, einander zuzuhören.
- können das gemeinsame Singen als verbindendes Gruppenerlebnis wertschätzen.
- entwickeln Empathie für Kinder, die außerhalb ihres eigenen soziokulturellen Umfeldes leben.
Externe Links
- welcome-to-sodom.de
Trailer zum Dokumentarfilm "Welcome to Sodom". Der Film "lässt die Zuschauer hinter die Kulissen von Europas größter Müllhalde mitten in Afrika blicken und portraitiert die Verlierer der digitalen Revolution".