Die Frage nach Gott spielt im Religionsunterricht in eigentlich jeder Stunde, ob bewusst oder unbewusst, ob über- oder untergeordnet, eine Rolle. Damit man als Lehrkraft nicht nur einen individuellen Ausgangspunkt der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf ihre religiöse Entwicklung bestimmen kann, sondern ihnen auch eine bewusste Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Gottesverständnis ermöglichen kann, ist eine direkte Konfrontation mit den eigenen Vorstellungen unumgänglich. Die darüber hinausgehende, kontinuierliche Integration der Gottesfrage, die Reflexion und Nachdenken einschließt, soll die Schülerinnen und Schülern in ihrer Entwicklung zu einem mehrdimensionalen Gottesbild unterstützen.
Wer und wie bist du, Gott?
Die Unterrichtseinheit zum Thema Gottesbild dient der sogenannten Standortbestimmung. Die Schülerinnen und Schüler denken miteinander über die Bedeutung unterschiedlicher (Gottes-)Vorstellungen nach und werden so zu einer mehrperspektivischen Wahrnehmung geleitet. Dies ist nicht nur Basis für ein friedliches, respektvolles und akzeptierendes Miteinander, sondern bietet im Rahmen der vorliegenden Unterrichtseinheit auch die Chance, sich intensiv und zum Teil metakognitiv mit dem eigenen Gottesverständnis und mit der eigenen Beziehung zu Gott auseinanderzusetzen.
- Religion / Ethik
- Primarstufe
- 8 bis 10 Unterrichtsstunden
- Didaktik/Methodik, Ablaufplan, Arbeitsblatt, Diskussion, Lehrerhandreichung
- 8 Arbeitsmaterialien
Beschreibung der Unterrichtseinheit
Unterrichtsablauf
-
Einführung in die Thematik: "Die Blinden und der Elefant"
Über die Geschichte "Die Blinden und der Elefant" (Arbeitsblatt 1) sollen die Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisiert werden, dass aus unterschiedlichen Perspektiven unterschiedliche Sichtweisen beziehungsweise subjektive Wahrheiten resultieren. Anhand der Geschichte und mithilfe eines Rollenspiels (Arbeitsblatt 2) beziehungsweise des Unterrichtsgesprächs soll die Überleitung für die kreative Umsetzung des eigenen Gottesbilds ermöglicht werden.
1 bis 2 Unterrichtsstunden -
Wie siehst du aus, Gott?
Die durch die Geschichte "Die Blinden und der Elefant" gewonnene Erkenntnis, dass verschiedene Perspektiven nebeneinander stehen können, ohne sich gegenseitig auszuschließen, soll den Schülerinnen und Schülern vor allem bei der Begegnung mit den Gottesbildern ihrer Mitschüler helfen. Die Fantasiereise (Arbeitsblatt 3) hilft ihnen, sich ihr Bild von Gott vor Augen zu führen, um es anschließend verbildlichen zu können. In Einzelarbeit erfolgt dann die visuelle Umsetzung (Arbeitsblatt 4). Wichtig ist dabei, Kindern, die ihre Vorstellungen nicht mit einem Bild visualisieren können, die Möglichkeit zu geben, dieses auch auf andere Art und Weise auszudrücken (zum Beispiel mit Worten).
Die verbildlichten Gottesbilder geben Aufschluss darüber, auf welcher "Stufe" sich die Schülerinnen und Schüler in Bezug auf ihre Gottesvorstellungen befinden. Dies gibt nicht nur Hinweise für die Weiterarbeit, sondern ist gleichzeitig Ausgangspunkt für die Reflexion zu einem späteren Zeitpunkt (zum Beispiel am Ende der Unterrichtseinheit, während des Schuljahres oder zu Beginn des neuen Schuljahres).
1 Unterrichtsstunde -
Was ich über Gott denke!
Erfahrungsgemäß ist es wichtig, den Schülerinnen und Schülern genug Zeit für die Visualisierung ihres Gottesbilds zu geben. Manche brauchen dafür mehr, manche weniger Zeit. Zugunsten einer tiefer gehenden Auseinandersetzung eignet sich das Arbeitsblatt "Was ich über Gott denke" (Arbeitsblatt 5), um die Gottesvorstellungen schriftlich zu erweitern und zu präzisieren. Schülerinnen und Schüler, die bereits vorher fertig sind, können sich entweder mit einem Partner oder in Kleingruppen über ihr Bild und ihre Vorstellungen austauschen.
Im zweiten Drittel der Stunde sollten die Puzzleteile der Schülerinnen und Schüler zunächst gewürdigt werden. Ein Museumsgang bietet dabei die Möglichkeit, sich anschließend respektvoll und wertschätzend Rückmeldung zu geben. Satzanfänge können dabei anleitend genutzt werden ("Mir ist aufgefallen, dass.../ Mir hat besonders gefallen.../ Ich verstehe/verstehe nicht...").
Im letzten Drittel der Stunde sollte im Unterrichtsgespräch die Unterschiedlichkeit der Puzzleteile thematisiert werden. Hierbei ist es hilfreich, Rückbezug auf die Geschichte "Die Blinden und der Elefant" zu nehmen. Mögliche Überleitungen wären: Wie in der Geschichte können wir Gott nicht sehen oder ganz begreifen. Unsere Vorstellungen sind vielfältig, denn jeder hat bisher unterschiedliche Erfahrungen mit Gott gemacht. Aber auch wenn wir ihn nicht sehen können, so können wir beschreiben, wie er ist. Erfahrungsgemäß fallen ähnliche (kindgerechte) Äußerungen im Unterrichtsgespräch, gleichzeitig öffnen sie die Chance zum Theologisieren der Puzzleteile, die Kinder instinktiv zu einem großen Puzzle zusammenlegen.
1 Unterrichtsstunde -
Wie kann ich Gott beschreiben?
Die Tatsache, dass wir Gott nicht sehen, aber deswegen vor allem beschreiben können, wird nochmals aufgegriffen. Mithilfe einer Symbolkartei (zum Beispiel Rainer Oberthür) wählen die Schülerinnen und Schüler ein Symbol, das für sie Eigenschaften Gottes trägt. Die Entwicklung von Symbolsprache ist dabei eine wichtige Kompetenz, die gefördert werden soll. Um die Arbeitsphase zu entlasten, sollte während des vorangehenden Unterrichtsgesprächs eine Murmelphase mit dem Sitznachbarn oder die Think-Pair-Share Methode angewendet werden, wodurch die Lerngruppe bereits einige Gedanken teilen kann. Gegebenenfalls kann man als Lehrkraft ein Beispiel vorgeben, an dem man sich orientieren kann (zum Beispiel Gott ist wie eine Mutter, die mich tröstet. Gott ist wie ein Fragezeichen, er ist unbeschreiblich und unvorstellbar. Gott ist wie die Sonne, die uns Licht und Wärme gibt.).
Das Arbeitsblatt 6 gibt Hilfestellungen, gleichzeitig kann die Arbeitsphase durch einen Ideentisch beziehungsweise die im Unterrichtsgespräch genannten und verschriftlichten Ideen entlastet werden.
1 Unterrichtsstunde -
Was sagt die Bibel über Gott?
Im Anschluss an die individuellen Gottesvorstellungen besteht durch die Begegnung mit biblischen Aussagen über Gottes Wesen (Arbeitsblatt 7) die Möglichkeit, die kindlichen Gottesvorstellungen nicht nur sprachlich, sondern auch inhaltlich zu erweitern und darüber ins Gespräch zu kommen. Für die Umsetzung eignen sich Standbilder, mit denen die Schülerinnen und Schüler ihrer religiösen Sprachfähigkeit Ausdruck verleihen können. Alternativ (oder zusätzlich) können weitere Formen des Ausdrucks gewählt werden (zum Beispiel Legematerial).
1 Unterrichtsstunde -
Meine Beziehung zu Gott - kreativ umgesetzt
Über vorbereitete Diskussionskärtchen (Arbeitsblatt 8) können sich die Schülerinnen und Schüler zunächst über die Begegnung mit den unterschiedlichen Statements (zum Beispiel mithilfe eines Steins) für eine Aussage entscheiden, die für sie zutrifft. Dies dient zur Zuteilung in eine Kleingruppe, innerhalb der sich die Schülerinnen und Schüler kreativ mit dieser Aussage auseinandersetzen sollen. Durch den gemeinsamen Austausch finden sie so in der Regel eigenständig Ausdrucksformen, können aber durch verschiedene Möglichkeiten angeregt werden (zum Beispiel Legematerial, Acrylfarbe, Egli-Figuren, Farben und so weiter).
Am Ende sollten mindestens 10 Minuten Zeit zum gegenseitigen Vorstellen gegeben werden. Indem man Bilder von und während der Umsetzung macht, kann man diese Phase gegebenenfalls in den Beginn der darauffolgenden Stunde schieben.
Wichtig ist, dass der Arbeitsauftrag klar ist und Impulse individuell, aber auch gruppenübergreifend gegeben werden.
1 Unterrichtsstunde -
A letter to God
Den Gedanken der vorhergehenden Stunde sollte Raum gegeben werden, um Fragen der Schülerinnen und Schüler nachzugehen. Dies bietet die Möglichkeit, darüber ins Gespräch zu kommen, inwiefern wir von Gott Antworten auf unsere Fragen erwarten können und wie wir uns ihm öffnen können. Erfahrungsgemäß eignet sich diese Überleitung zum Thema Gebet dazu, die Schülerinnen und Schüler einen individuellen Brief an Gott schreiben zu lassen. Die schriftliche und weder regulierte noch durch Vorgaben eingeengte Chance der Schülerinnen und Schüler, sich darüber mit ihren Fragen, Ängsten und Gedanken an Gott zu wenden, kann eine spirituelle Erfahrung ermöglichen, die sie ermutigt, sich zu öffnen. Gegebenenfalls kann hier im Sinne der Motivation und Ermutigung auch besonderes Briefpapier verwendet werden.
Es wird immer auch Kinder geben, für die es schwer ist, ihre Gedanken und Fragen in Worte zu fassen. Gegebenenfalls können hier individuelle Hilfestellungen (zum Beispiel Satzanfänge) oder Impulse gegeben werden, ohne zu intervenieren beziehungsweise in eine bestimmte Richtung zu lenken.
1 Unterrichtsstunde
Didaktisch-methodischer Kommentar
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Gottesbild ist die Basis dafür, einen eigenen und persönlichen Glauben zu entwickeln, der durch Impulse und Auseinandersetzung mit biblischen Zeugnissen gefördert und angestoßen wird. Der Frage, wer und wie Gott für einen selbst ist, im Religionsunterricht Raum zu geben, ist nicht nur wichtig, sondern auch notwendig, um sich weitergehend mit elementaren Fragen des Glaubens theologisch auseinandersetzen zu können.
Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler sind aufgrund der Individualität der religiösen Entwicklung nicht erforderlich. Es kommt der Tiefe der Auseinandersetzung aber zugute, wenn bestimmte Methoden und Vorgehensweisen bereits vertraut sind, um sich offener darauf einlassen zu können.
Als Lehrkraft sollte man die unterschiedlichen Gottesvorstellungen einordnen können, um die Unterrichtseinheit insofern flexibel seiner Lerngruppe anzupassen, dass eine individuelle Weiterentwicklung zu einer mehrperspektivischen Wahrnehmung stattfinden kann.
Weitere methodische und didaktische Hinweise befinden sich in der Übersicht zum Stundenablauf.
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Unterrichtsmaterial "Gottesbilder" zum Download (PDF)
- gottesbild-arbeitsblatt-01.pdf
Dieses Arbeitsblatt (Lehrerhandreichung) dient zur Begegnung mit der Geschichte "Die Blinden und der Elefant" und enthält mögliche Impulse, die während des Vorlesens und im anschließenden Unterrichtsgespräch gegeben werden können.
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Über das Rollenspiel der Geschichte soll eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit der Geschichte ermöglicht werden. Die Rollen können gegebenenfalls mit einem Namen benannt werden. Außerdem kann die Geschichte von der Kleingruppe individuell erweitert oder zu Ende geschrieben werden.
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Dieses Arbeitsblatt beinhaltet die Fantasiereise, die als Hilfe für die Verbildlichung der individuellen Gottesbilder dienen kann.
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Auf dem Puzzleteil, das am Ende ausgeschnitten wird, verbildlichen die Schülerinnen und Schüler ihre Gottesvorstellungen.
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Auf diesem Arbeitsblatt geht es darum, sich durch Impulse mit den eigenen Gottesvorstellungen auseinanderzusetzen.
VorschauIm Classroom-Manager speichern - gottesbild-arbeitsblatt-06.pdf
Im Mittelpunkt dieses Arbeitsblattes steht die Entwicklung von Bild- und Symbolsprache. Gleichzeitig soll es den Schülerinnen und Schülern helfen, ihren Gottesvorstellungen sprachlich Ausdruck zu verleihen.
VorschauIm Classroom-Manager speichern - gottesbild-arbeitsblatt-07.pdf
Dieses Arbeitsblatt enthält biblische Referenzverse über das Bild Gottes, das in der Bibel bezeugt wird. Sie sind wichtig, um den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, welche Erfahrungen Menschen mit Gott gemacht haben/machen.
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Die Diskussionskärtchen sollen den Schülerinnen und Schülern Anlass geben, sich mit der eigenen Gottesbeziehung auseinanderzusetzen.
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Unterrichtsmaterial "Gottesbilder" zum Download (Word)
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Dieses Arbeitsblatt (Lehrerhandreichung) dient zur Begegnung mit der Geschichte "Die Blinden und der Elefant" und enthält mögliche Impulse, die während des Vorlesens und im anschließenden Unterrichtsgespräch gegeben werden können.
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Über das Rollenspiel der Geschichte soll eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit der Geschichte ermöglicht werden. Die Rollen können gegebenenfalls mit einem Namen benannt werden. Außerdem kann die Geschichte von der Kleingruppe individuell erweitert oder zu Ende geschrieben werden.
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Dieses Arbeitsblatt beinhaltet die Fantasiereise, die als Hilfe für die Verbildlichung der individuellen Gottesbilder dienen kann.
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Auf dem Puzzleteil, das am Ende ausgeschnitten wird, verbildlichen die Schülerinnen und Schüler ihre Gottesvorstellungen.
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Auf diesem Arbeitsblatt geht es darum, sich durch Impulse mit den eigenen Gottesvorstellungen auseinanderzusetzen.
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Im Mittelpunkt dieses Arbeitsblattes steht die Entwicklung von Bild- und Symbolsprache. Gleichzeitig soll es den Schülerinnen und Schülern helfen, ihren Gottesvorstellungen sprachlich Ausdruck zu verleihen.
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Dieses Arbeitsblatt enthält biblische Referenzverse über das Bild Gottes, das in der Bibel bezeugt wird. Sie sind wichtig, um den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, welche Erfahrungen Menschen mit Gott gemacht haben/machen.
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Die Diskussionskärtchen sollen den Schülerinnen und Schülern Anlass geben, sich mit der eigenen Gottesbeziehung auseinanderzusetzen.
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Alle Arbeitsmaterialien der Unterrichtseinheit "Wer und wie bist du, Gott?" im Word-Format können mit diesem ZIP-Ordner heruntergeladen werden.
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Vermittelte Kompetenzen
Fachkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
- bringen ihre Vorstellungen von Gott zum Ausdruck und formulieren ihre Fragen nach und an Gott.
- vergleichen biblische Metaphern von Gott (zum Beispiel Gott ist wie eine Mutter, ein Vater, eine Burg, ein Fels, Licht, Feuer, Liebe) mit eigenen Vorstellungen.
- nehmen die Sprache biblischer Bildworte und Gleichnisse wahr und deuten diese.
- stellen vor dem Hintergrund herausfordernder Lebenssituationen (zum Beispiel Abschied, Streit, Einsamkeit, Gewalt, Tod) Fragen nach und an Gott und denken über mögliche Antworten nach.
Sozialkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
- arbeiten mit einem Partner beziehungsweise kooperativ in Kleingruppen zusammen.
- lassen die von ihren abweichenden Vorstellungen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler zu und entwickeln eine mehrperspektivische Wahrnehmung, die dies ermöglicht.