Stochastik, aus dem Griechischen stochasmos ("Vermutung"), ist ein Sammelbegriff für Kombinatorik, Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik. Das Anbahnen systematischer Zählstrategien gehört zu den fundamentalen Zielen des Mathematikunterrichts der Grundschule. In diesem Zusammenhang können insbesondere auch kombinatorische Fragestellungen als mathematischer Unterrichtsgegenstand sinnvoll genutzt werden. Im Bereich der Kombinatorik gewinnen die Schülerinnen und Schüler ein erstes Verständnis dafür, wie man die Kombinationsmöglichkeiten von unterschiedlichen Sachverhalten aus ihrem Lebensumfeld systematisch abzählt. Zur Lösung der Aufgaben und zur Veranschaulichung aller gefundenen Lösungsmöglichkeiten nutzen die Kinder geeignete Darstellungsformen beziehungsweise stellen alle gefundenen Lösungsmöglichkeiten dar.
Systematisches Zählen und stochastisches Denken
Diese Unterrichtseinheit zum Thema Stochastik regt an und ermutigt, kombinatorische Aufgabenstellungen schon im Mathematikunterricht der Grundschule zu thematisieren. Der Computer bereichert hierbei als sinnvolles und effizientes Werkzeug die unterrichtliche Arbeit.
- Mathematik / Rechnen & Logik
- Berufliche Bildung, Sekundarstufe I, Sekundarstufe II
- 6 Unterrichtsstunden
- Ablaufplan, Arbeitsblatt
- 6 Arbeitsmaterialien
Beschreibung der Unterrichtseinheit
Unterrichtsablauf
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Einführung: Kombinatorik mit Legosteinen
Permutation ohne Wiederholung mit Legosteinen
Die Schülerinnen und Schüler erhalten drei Legosteine in den Farben rot, gelb und grün mit dem Auftrag, daraus Türme zu bauen. Innerhalb eines Turmes dürfen sich die Farben nicht wiederholen (Permutation ohne Wiederholung). Diese Aufgabenstellung bietet einen guten Einstieg in das systematische Abzählen von Möglichkeiten, da sich hier nur sechs Möglichkeiten für unterschiedliche Türme ergeben.
Erweiterung der Aufgabenstellung
Die Kinder erhalten einen vierten Legostein in blauer Farbe und sollen nun alle möglichen Vierertürme mit unterschiedlichen Farbkombinationen ermitteln. Es gilt weiterhin, dass sich die Farben innerhalb eines Turmes nicht wiederholen dürfen. Durch den vierten Legostein erhöht sich die Zahl der möglichen Türme auf 24. Ist die Lösung bei der Einstiegaufgabe auch mit unsystematischem Probieren schnell zu finden, ist für die erfolgreiche Ermittlung der vollständigen Anzahl an Möglichkeiten in dieser Erweiterungsaufgabe schon systematisches Probieren erforderlich.
Dokumentation der Ergebnisse
Die Dokumentation der Ergebnisse erfolgt in dieser Einstiegssequenz zunächst nur handschriftlich in Form von Zeichnungen oder mithilfe von farbigen Papierrechtecken, die als Türme aufgeklebt werden können.
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Erarbeitung I: Geburtstagsfeier mit Luftballons
Permutation ohne Wiederholung mit Luftballons
Analog zur Aufgabe mit Legosteintürmen sollen in dieser Sequenz alle Möglichkeiten gefunden werden, vier Luftballons nebeneinander an eine Schnur zu knoten. Die analoge Struktur (lediglich Richtungswechsel und Materialwechsel) zur Legosteinaufgabe ist bewusst gewählt. Der Lernzuwachs aus der vorangegangenen Sequenz kann bereits bei der Problemstellung deutlich werden, in dem die Lernenden schon vor der Bearbeitung der Aufgabenstellung ihre Vermutungen über die Anzahl der Möglichkeiten äußern und schlüssig begründen.
Dokumentation
Zudem werden die Schülerinnen und Schüler in dieser Stunde den Computer als Möglichkeit zur Dokumentation ihrer Ergebnisse kennen lernen, sodass die Aufgabenstellung an sich durch die Einbeziehung des neuen Mediums nicht zu komplex sein darf. Der Schwerpunkt dieser Sequenz liegt somit auf der Gestaltung einer übersichtlichen und systematisch geordneten Dokumentation aller gefundenen Möglichkeiten, vier Luftballons mit Hilfe des Computers an die Schnur zu knoten.
Präsentation der Ergebnisse
Die Präsentation der Ergebnisse kann über einen Beamer erfolgen, sodass alle Ergebnisse gewürdigt und die jeweiligen systematischen Aufstellungen durch die Lernenden erläutert und begründet werden können.
1 bis 2 Unterrichtsstunden -
Erarbeitung II: Plättchenmuster
Variation ohne Wiederholung
In der Folgesequenz wird ein neuer kombinatorischer Aspekt durch die gewählte Aufgabenstellung thematisiert. Vier Plättchen sollen nebeneinander in eine Reihe gelegt werden, wobei in diesem Fall nur zwei Farben (Rot und Blau) zur Verfügung stehen und die Anzahl der roten und blauen Plättchen in der Viererreihe beliebig sein kann. Diese Variation mit Wiederholung erfordert eine modifizierte systematische Zählweise und führt zu einer erweiterten Einsicht in kombinatorische Aufgabenstellungen, die spätestens im Rahmen der Reflexion über die gefundene Anzahl an Möglichkeiten erkannt und verbalisiert werden sollte.
Dokumentation
Die Schülerinnen und Schüler dokumentieren ihre Ergebnisse erneut am Computer und stellen sie ihren Mitschülern über den Beamer vor.
1 bis 2 Unterrichtsstunden -
Erarbeitung III: Schulfrühstück
Kombination ohne Wiederholung
Ausgehend von der Sachsituation "Schulfrühstück" wird nun ein weiterer kombinatorischer Aspekt ins Zentrum der mathematischen Auseinandersetzung gerückt. Ein fiktives Kind möchte aus einem Obstkorb mit sechs verschiedenen Obstsorten für sein Schulfrühstück zwei Obstsorten auswählen. Zu ermitteln ist in diesem Fall, wie viele unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten sich zusammenstellen lassen. Hierbei handelt es sich um eine Kombination ohne Wiederholung, da es nicht erlaubt ist, zweimal dieselbe Obstsorte zu wählen.
Mehrwert des Computereinsatzes
Besonders bei dieser Aufgabenstellung zeigt sich der Mehrwert des Computers bei der Dokumentation der Ergebnisse, da sich die gefundenen Möglichkeiten schnell und in ansprechender Gestalt festhalten lassen. Das Zeichnen aller Möglichkeiten in Form von Freihandzeichnen der Obstsorten würde im Vergleich dazu sehr aufwändig sein. Zudem lässt die Arbeit am Computer nachträglich das Umordnen der gefundenen Möglichkeiten zu, um so eine geordnete systematische Aufstellung zu erhalten.
1 bis 2 Unterrichtsstunden -
Erarbeitung IV (optional): Eigene Aufgabenstellung
Gestalten eigener kombinatorischer Aufgabenstellungen
Je nach Lerngruppe kann sich an die beschriebenen Unterrichtssequenzen eine weitere vertiefende Arbeit anschließen. Auf der Grundlage der Auseinandersetzung mit den ausgewählten Aufgaben können die Mädchen und Jungen nun eigene Aufgabenstellungen entwickeln und dazu auf dem Computer Arbeitsblätter für ihre Mitschüler gestalten.
Differenzierungsmaterial
Als Differenzierungsmaterial kann die Lehrperson den Kindern aus alltagsrelevanten Sachbereichen, beispielsweise Kleidung, Blumenstrauß oder Knopfreihe an einer Jacke in Form von Gegenständen oder als Grafiken vorbereitete Hilfen zur Verfügung stellen, damit auch leistungsschwächere Schülerinnen und Schüler diese anspruchsvolle Aufgabe bewältigen können.
Die Kinder bearbeiten ihre selbst erstellten Aufgaben
Die Schülerinnen und Schüler tauschen die fertigen Arbeitsblätter untereinander aus und bearbeiten die Aufgaben. Dies kann am Computer erfolgen, alternativ drucken die Kinder die Aufgaben aus und bearbeiten sie handschriftlich. Die gesamte Lerngruppe bearbeitet ausgewählte Arbeitsblätter und kann diese auch einer Parallelklasse zur Verfügung stellen. Mit den Arbeitsblättern kann darüberhinaus eine Arbeitskartei für die Klasse zusammengestellt werden, die in der Freiarbeit zum Einsatz kommt.
Didaktisch-methodischer Kommentar
Themen aus der kindlichen Lebensumwelt
Den Forderungen der Bildungsstandards/Kerncurricula folgend werden durch kombinatorische Fragestellungen (Teilbereich der Stochastik) grundlegende mathematische Kompetenzen angebahnt. Alltagsrelevantes Wissen der Kinder wird sinnvoll aufgegriffen, da die Lebensumwelt der Schülerinnen und Schüler eine Fülle von ertragreichen Aufgabenstellungen bietet (beispielsweise beim Auswählen von Eissorten in der Eisdiele oder beim Kombinieren von Kleidungsstücken)
Allgemeine Problemlösungsstrategien entwickeln
Im Kontext kombinatorischer Problemstellungen können Schülerinnen und Schüler mathematische Gesetzmäßigkeiten und Resultate eigenständig entdecken, beschreiben, überprüfen und verallgemeinern. Die Auseinandersetzung mit kombinatorischen Fragestellungen leistet einen wertvollen Beitrag zum Erwerb von allgemeinen Problemlösestrategien und zum Erkennen von Mustern und Strukturen, die als grundlegend für das Fach Mathematik angesehen werden können.
Kinder lösen die Aufgaben experimentell und spielerisch
Einfache ausgewählte Aufgaben lassen sich dabei in besonderer Weise experimentell und spielerisch erarbeiten und sind in hohem Maße anschaulich vermittelbar. Dieses anschauliche Fundament kann von großem propädeutischem Wert für die weiterführenden Schuljahre im Bereich der Stochastik sein. Dies scheint besonders notwendig zu sein vor dem Hintergrund, dass auch vielen Erwachsenen die Beantwortung selbst einfach strukturierter stochastischer Fragen in der Regel schwer fällt. Verwunderlich ist dies nicht, wenn man bedenkt, dass in den traditionellen Lehrplänen der Themenbereich Stochastik erstmals in der 12. Jahrgangsstufe der Gymnasien aufgegriffen wurde.
Aufgabenstellungen sind erweiterbar
So stehen im Zentrum der vorliegenden Unterrichtsanregungen einfache kombinatorische Aufgabenstellungen, die anschaulich lösbar sind und unterschiedliche kombinatorische Zählprinzipien erfordern (Variation/Permutation/Kombination). Die für die Unterrichtseinheit konzipierten Aufgabenstellungen dienen auch als Anregung für eigene Aufgabenstellungen, da sie grundsätzlich leicht zu modifizieren und durch eigene Ideen zu ergänzen sind. Die geplante Unterrichtseinheit kann außerdem beliebig erweitert werden, je nach Lernausgangslage der Klasse zum Beispiel auch durch komplexere Aufgabenstellungen ergänzt werden.
Dokumentieren und Präsentieren
Der Einsatz des Textverarbeitungsprogramms unterstützt und erleichtert den Lösungsprozess. Darüber hinaus bauen die Schülerinnen und Schüler ihre Medienkompetenz aus. Sie können durch die Arbeit am Computer ihre Lösungswege schnell dokumentieren, übersichtlich gestalten und durch den Einsatz eines Beamers auch gut ihren Mitschülern präsentieren. Auf diese Weise entdecken sie die Gestaltungsmöglichkeiten des Computers im Kontext mathematischer Sachverhalte und üben sich im Umgang mit grundlegenden Fähigkeiten am Computer. Insbesondere der Umgang mit Tabellen und die Arbeit mit grafischen Elementen wird im Kontext der vorliegenden Unterrichtseinheit geübt.
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Unterrichtsmaterial "Systematisches Zählen" zum Download (PDF)
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Dieses Arbeitsblatt dient zur Einführung des systematischen Zählens und der Kombinatorik.
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Mithilfe dieses Arbeitsblatts legen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Plättchenmuster und wenden ihr Wissen zur Kombinatorik an.
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Mithilfe dieses Arbeitsblatts untersuchen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Kombinationsmöglichkeiten von Früchten.
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Dieses Arbeitsblatt hilft bei der Gestaltung von eigenen Aufgaben zum systematischen Zählen.
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Mithilfe dieses Arbeitsblatts legen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Plättchenmuster und wenden ihr Wissen zur Kombinatorik an.
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Mithilfe dieses Arbeitsblatts untersuchen die Schülerinnen und Schüler verschiedene Kombinationsmöglichkeiten von Früchten.
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Dieses Arbeitsblatt hilft bei der Gestaltung von eigenen Aufgaben zum systematischen Zählen.
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Hier finden Sie weitere Hinweise und Hintergrundinformationen zu den Aufgaben und rund um das Thema Kombinatorik.
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Alle Arbeitsblätter der Unterrichtseinheit "Systematisches Zählen und stochastisches Denken" im Word-Format können Sie hier als ZIP-Ordner herunterladen.
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Vermittelte Kompetenzen
Fachkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
- lösen ausgewählte kombinatorische Aufgabenstellungen selbstständig.
- gewinnen Einsicht in das allgemeine Zählprinzip der Kombinatorik.
- beschreiben und entwickeln sinnvolle Zählstrategien.
- nutzen geeignete Formen der Darstellung für das Bearbeiten von mathematischen Aufgaben.
- beschreiben und begründen eigene Lösungswege.
- vollziehen Lösungswege ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler nach und überprüfen auf Sachangemessenheit.
Medienkompetenz
Die Schülerinnen und Schüler
- erproben die Gestaltungsmöglichkeiten des Computers im Kontext mathematischer Sachverhalte.
- werden mit einem Textverarbeitungsprogramm vertraut.
- lernen die Programmfunktion "Zwischenablage" (Kopieren/Einfügen) kennen und üben den Einsatz.
- nutzen ausgewählte Funktionen eines Textverarbeitungsprogramms zur Darstellung mathematischer Sachverhalte.
- üben den Umgang mit Tabellen in der Textverarbeitung.