Die Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen (PSI-Theorie)
Julius Kuhl, Professor an der Universität Osnabrück, hat eine Theorie entwickelt, die es ermöglicht, Antriebskräfte von Menschen besser zu erkennen. Für den Unterricht sind diese Erkenntnisse von großer Bedeutung, da sie Lehrperson ermöglichen, auf Schülerinnen und Schüler individualisiert einzugehen. Die Theorie unterscheidet zwischen vier Antriebskräften, die in diesem Video und im folgenden Text ausgeführt werden.
Beziehungsmotiv
Es gibt Kinder, die werden vom Beziehungsmotiv angetrieben. Diese Kinder brauchen Harmonie und eine wohlwollende Stimmung im Klassenverband. Wenn dieser Wunsch nicht wahrgenommen wird und die Atmosphäre nicht stimmt, fühlt sich das beziehungsorientierte Kind sehr unwohl. Die Lehrperson muss also bemüht sein, einen persönlichen Kontakt herzustellen und Interesse und Zuneigung zeigen.
Machtmotiv
Das machtmotivierte Kind möchte etwas bewirken und Einfluss auf die Dinge haben. Es möchte Verantwortung übernehmen und sich durchsetzen können. Wenn diese Wünsche nicht verwirklicht werden, kommt es zur inneren Unruhe. Die Lehrperson muss diesen Kindern so viele Selbstbestimmungsmöglichkeiten wie möglich bieten. Die Dinge so oft wie möglich selbst organisieren und gestalten lassen.
Leistungsmotiv
Das leistungsorientierte Kind braucht spannende Herausforderungen. Es möchte seine Kompetenzen kontinuierlich verbessern und schwierige Situationen erfolgreich meistern. Kinder mit dieser Antriebskraft messen sich gerne mit anderen Kindern und mögen es geprüft zu werden. Wenn diese Kinder kein Feedback für ihre Leistung erhalten oder Langeweile erleben, fühlen sie sich ausgebremst und leiden.
Freiheitsmotiv
Das freiheitsmotivierte Kind braucht Selbstentfaltungsmöglichkeiten. Es möchte sich selbstbestimmt in eine gewünschte Richtung entwickeln. Es will nicht beeinflusst und manipuliert werden. Wenn dieses Kind nicht sein kann, wie es sein möchte, leidet die Individualität und es kommt zu einer Störung. Die Lehrperson muss darauf achten, dass freiheitsorientierte Kinder so viele Entfaltungsmöglichkeiten wie möglich erhalten und in zahlreichen kreativen Aufträgen aufgehen. Diese Kinder möchten etwas bewirken und Verantwortung übernehmen.
Bedürfnisse erkennen – Verhalten positiv beeinflussen
Es ist also wichtig, auf die Bedürfnisse von Schülern und Schülerinnen einzugehen, sich zu überlegen, welche Antriebskräfte im Spiel sind, ob diese genügend gedeckt sind und wenn nicht, wie die Unterrichtsgestaltung den verschiedenen Persönlichkeiten im Klassenzimmer gerecht werden kann. Wenn sich Lehrpersonen auf die Antriebskräfte ihrer Schüler und Schülerinnen konzentrieren, beeinflussen sie damit die intrinsische Motivation und den Lernerfolg.