Wikis in der Ausbildung am Beispiel Glaskompendium

Fachartikel

Ein Wiki als interaktives Instrument zum kooperativen Aufbau eines Wissensnetzwerks besitzt das Potenzial der asynchronen und ortsübergreifenden Nutzung. Damit öffnet sich der Kreis für die Beteiligung vielfältiger Lerngruppen, jahrgangsübergreifend genauso wie schulübergreifend.

Diese Chance nutzen die am Modellversuch KooL beteiligten Glasfachschulen. "Von Schüler/innen für Schüler/innen" - Das ist das Motto des Projekts in der vollzeitschulischen Berufsfachschule für Glastechnik und Glasgestaltung. Hier wird ein virtuelles Fachkompendium rund um das Thema Glas als Wiki in kooperativen Lehr-Lernsettings erarbeitet. Zu Beginn der Arbeit am Wiki wurde die Produktorientierung fokussiert: die Entwicklung eines Fachbuchs und seine Qualitätssicherung wurde geplant. Inzwischen haben sich jedoch die Akzente auf die Lernprozessorientierung verschoben: Auf Kooperation hin ausgerichtete Lehr-Lern-Arrangements und die Nutzung webbasierter Interaktions- und Entwicklungsmedien wie Wikis stärken Meta-Kognition und Medienkompetenz.

Lernende definieren intrinsisch motiviert "ihre" Lernsituation

Am Anfang stand das "Wolkenbuch", sozusagen ein Wunschbuch der Schülerinnen und Schüler mit Projektideen. Klarer Favorit dieser Sammlung war ein Fachbuch zum Thema Glas für jetzige und künftige Schüler-Generationen - ein Desiderat in der Ausbildung. Die Beteiligung der Schülerinnen an der Entwicklung einer Projektidee hat die intrinsische Motivation enorm gefördert, genauso wie die auf Wunsch der Lernenden eingeführte Zertifizierung der Teilnahme an der Arbeit am Glaskompendium.

Qualitätssicherung des Glaskompendiums

Selbstevaluation der Autoren

Qualitätssicherung wurde schon früh von den Schülerinnen und Schülern selbst thematisiert und ein Kontrollsystem ausdrücklich eingefordert. Während der Bearbeitung der Artikel werden die Lernenden durch einen Reflexionsbogen zur Selbstevaluation angehalten. Hinzu treten in einer qualitätsfokussierten Arbeitsphase ein Gruppenberatungsbogen sowie ein Beobachtungsbogen zur eigenen Arbeit am Artikel. Die Bewertungskriterien und Indikatoren wurden durch die Schülerinnen und Schüler nach der Placemat-Methode eigenverantwortlich erstellt. Beratung aus der Lehrerperspektive findet mit einem Feedbackbogen statt.

Aufgaben der Schülerredaktion

Eine Schülerredaktion bewertet die Qualität der Artikel. Zur Beurteilung der Artikel muss das Redaktionsteam dem jeweiligen Autor einen Bewertungsbogen ausgefüllt übergeben. Kooperation muss geplant werden: Wann wird beraten? Wer berät wen? Die Redaktion strukturiert und koordiniert ihre Arbeit selbstständig. Dies hilft den Lernenden, ihre eigenen Stärken zu erkennen und zu nutzen. Wer Mitglied der Schülerredaktion wird, ist weitestgehend eine Entscheidung der Auszubildenden selbst: Insgesamt setzt sie sich aus sechs Freiwilligen aus den beiden ursprünglich am Projekt beteiligten Klassen zusammen. Die Lernenden bewerten die Artikel klassen- und jahrgangsübergreifend und treffen sich während des eigens geblockten KooL-Unterrichts. Die "Amtszeit" einer Schülerredaktion dauert ein Schulhalbjahr, um durch den Funktionswechsel das Verantwortungsbewusstsein möglichst vieler Beteiligter zu stärken. Zur Prozessreflexion der Schülerredaktionsarbeit tritt neben die regelmäßige Schülerbefragung auch ein Lehrer-Feedback an die Schülerredaktion.

Das Medienkonzept

Kooperativer Aufbau von Wissensnetzwerken

Die Möglichkeit zur asynchronen und ortsübergreifenden Erarbeitung eines Artikels im Wiki eröffnet neue didaktische Perspektiven, wie die folgenden Beispiele zeigen.
  • Neue didaktische Perspektiven
    Neue didaktische Perspektiven betreffen nicht nur den möglichen Lernort und die Lernbeteiligten, sondern auch die Methodenkompetenz und den Lernprozess.
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Autorin

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Dr. Stephanie Merkenich

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