Kardinal von Galen - ein (fast) Heiliger?
Unterrichtseinheit
Die Schülerinnen und Schüler gelangen zu einer kritischen Bewertung der Zuverlässigkeit von Internetinformationen anhand eines Vergleichs Kardinal von Galens mit ihren eigenen Vorstellungen von einem Heiligen.Als "Löwe von Münster" ging Clemens August von Galen in die Geschichte ein. Er stellte sich öffentlich gegen das Euthanasie-Programm der Nazis. Wegen des Widerstands gegen das NS-Regime wurde er nun selig gesprochen. Das Verhalten von Galens während der Nazizeit ist aber durchaus umstritten und soll von den Schülerinnen und Schülern kritisch beleuchtet werden. Zudem wird die Frage erörtert, was einen "Heiligen" charakterisiert und ob von Galen diesen Ansprüchen entspricht.Die Unterrichtseinheit wurde an einem Berufskolleg in der Praxis erprobt, wird hier aber auch für die Sekundarstufen angeboten. Der Lehrplan des Faches Evangelische Religionslehre für die Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung, beinhaltet eine nicht vollständige Liste mit Hinweisen zu Themen des Religionsunterrichtes. Das Thema der Unterrichtsreihe "Die Kirchen und der Nationalsozialismus" wird nicht explizit genannt. Es ist jedoch über das zur Dimension "Zeit" gehörende Thema "Religions- und Kirchengeschichte" und das unter der Dimension "Leben" genannte Thema "Zivilcourage" legitimiert. Unterrichtsablauf Der Ablauf der Unterrichtsstunde wird hier detailliert mit Einbindung der Arbeitsmaterialien erläutert. Didaktische Überlegungen Hier werden einige didaktische Überlegungen zu Themenauswahl und Einbindung in den Unterricht erläutert. Fachbezogene Ziele Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Ansprüche an einen Heiligen aus der Zeit des Nationalsozialismus beschreiben. prüfen, ob Kardinal von Galen diesen Vorstellungen entspricht. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen Informationen zu von Galen aus dem Internet auswerten. die Zuverlässigkeit von Informationen aus dem Internet kritisch bewerten. Soziales Lernen Die Schülerinnen und Schüler sollen sich an der Partner- und Gruppenarbeit zu von Galen aktiv beteiligen. Informationen zu Kardinal von Galen in der Gruppe austauschen. für ihre Einschätzung von Galens sachlich argumentieren. ein differenziertes Urteil zu von Galen bilden. Thema Kardinal von Galen - ein (fast) schon Heiliger? Autor Andreas Otte Fach Religion, Ethik Zielgruppe Sekundarstufe II, Berufsschule Zeitraum 1 Unterrichtsstunde Technische Voraussetzungen Computer mit Internetanschluss In der Motivationsphase wird eine PowerPoint-Folie mit der Schlagzeile einer Internetzeitung und zwei Fotos (von Galen, Seligsprechung von Galens) verwendet. Dies soll die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler fokussieren und ihr Vorwissen zu von Galen aktivieren. Anhand der Schlagzeilen können die Schülerinnen und Schüler dann in der Spontanphase Vorwissen zu von Galen nennen. Es muss davon ausgegangen werden, dass von Galen nicht allen Lernenden bekannt ist. In einem zweiten Schritt wird den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit gegeben, ihre Anforderungen an einen Heiligen aus der Zeit des Nationalsozialismus zu beschreiben. In der folgenden Phase der Arbeitsplanung formulieren die Schülerinnen und Schüler konkrete Fragen, anhand derer sie von Galens Biografie auf ihre "Heiligkeit" untersuchen wollen. Zudem informiert die Lehrkraft kurz über den geplanten weiteren Verlauf der Unterrichtsstunde. In der Informationsphase arbeiten die Schülerinnen und Schüler in selbst gebildeten Paaren an je einem Computer. Die Lernenden werden mittels farbiger Karteikarten in zwei Großgruppen eingeteilt. Eine Gruppe wertet ausschließlich kritische und die andere ausschließlich positive Internetquellen aus. Die Schülerinnen und Schüler beider Gruppen gelangen somit zu gegensätzlichen Bildern von Galens. Eine freie Internetrecherche zu von Galen würde einige Schüler inhaltlich noch überfordern. Daher erhalten sie ein Arbeitsblatt als Word-Dokument, auf welchem die benötigten Internet-Links vermerkt sind. Ihre Ergebnisse halten die Schüler in Stichworten auf Karteikarten fest. Abschließend signalisieren sie im Plenum ihre Einschätzung von Galens mittels farbiger Karten. In der Diskussionsphase finden sich die Schüler mittels der Karteikarten zu neuen Vierergruppen zusammen. Jede Gruppe besteht aus je zwei Mitgliedern verschiedener Paare der beiden Großgruppen aus der Informationsphase. So soll in der Kleingruppe eine höhere Aktivität aller Schülerinnen und Schüler erreicht werden. Durch die kontroverse und damit intensivere Kommunikation wird die Integration der neuen Lernenden gefördert. In der Gruppe versuchen sie, zu einer gemeinsamen Einschätzung von Galens zu gelangen. In der Reflexionsphase signalisieren die Schülerinnen und Schüler ihr Gruppenergebnis und das vorausgehende Ergebnis der Partnerarbeit in einem Meinungsbild mittels farbiger Karten. Davon ausgehend bewerten sie die Arbeit mit Internetquellen kritisch. Zum Abschluß erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Aufgabenblatt als Hausaufgabe. Offene Fragen sollen beantwortet und Entscheidungen begründet werden. Das Medium Internet hat für die Schülerinnen und Schüler eine unmittelbare und starke Gegenwartsrelevanz. Es ist ihre bevorzugte Informationsquelle. Das Thema der Unterrichtsreihe hat als historisches Thema keinen unmittelbaren Gegenwartsbezug für die Lernenden. Allerdings ist die Seligsprechung von Galens in den Medien gewürdigt worden. Ein kritisches Bewusstsein für die im Internet dargebotenen Informationen ist für die berufliche und private Zukunft der Schülerinnen und Schüler unverzichtbar. Dem Thema der Unterrichtsstunde kommt zukünftige Relevanz zu, da sie in Beruf und Privatleben Situationen erleben werden, die Zivilcourage erfordern. Von Galen kann hier als ein Beispiel gelten. Anhand ausgewählter Internetquellen erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass auch die in diesem Medium gebotenen Informationen kritisch hinterfragt werden müssen. Die Auseinandersetzung mit von Galen steht stellvertretend für das Verhalten weniger katholischer Bischöfe, die sich dem NS-Regime gegenüber partiell widersetzlich verhielten. Zudem wird an von Galen exemplarisch das Schülerverständnis zu den "Heiligen" konkretisiert. Das Internet ist für die Schülerinnen und Schüler als Thema unmittelbar zugänglich. Die Themen der Unterrichtsreihe sind aufgrund ihrer politischen Komplexität und der historischen Distanz für die Schülerinnen und Schüler schwer zugänglich. Daher soll anhand konkreter Personen der Zugang erleichtert werden. Die Biografie von Galens wird ausschließlich mit Fokus auf seiner Haltung zum Nationalsozialismus betrachtet. Die Frage der "Heiligkeit" wird in der Stunde auf das Schülerverständnis reduziert. Zwischen "Seligen" und "Heiligen" wird nicht differenziert. Eine theologische Auseinandersetzung findet anhand der konfessionsspezifischen Hausaufgabe in der Folgestunde statt. Dann wird auch der Unterschied zwischen Seligkeit und Heiligkeit thematisiert werden. Das Interesse für das Medium Internet ist bei den Schülerinnen und Schülern so hoch, dass sie häufig nur mittels der Klassenraumsoftware von der Nutzung des Internets während anderer Arbeitsphasen abzuhalten sind. Da das Thema der Unterrichtsreihe aus einem Vorschlag der Lerngruppe resultiert, kann mit einem Grundinteresse der Schülermehrheit gerechnet werden. Einige Schülerinnen und Schüler zeigten ein weniger starkes Interesse an dem historischen Thema. Durch eine kommunikationsförderliche Methode soll die Motivation gefördert werden. Härle, Wilfried: Dogmatik, Berlin, New York, 2/2000. Lutherisches Kirchenamt (Hrsg.): Unser Glaube. Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche, Gütersloh 4/2000. Ministerium für Schule, Jugend und Kinder des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Lehrplan für das Berufskolleg in Nordrhein-Westfalen. Evangelische Religionslehre. Fachklassen des dualen Systems der Berufsausbildung, Frechen 2004.
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Religion / Ethik
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Sekundarstufe II