Lernen mit elektronischen Rechtschreibhilfen
Unterrichtseinheit
Dieses Unterrichtsprojekt zum Thema "Lernen mit elektronischen Rechtschreibhilfen" fördert die Rechtschreibkompetenz in der Primarstufe. Gearbeitet wird mit der Rechtschreibprüfung im Textverarbeitungsprogramm und dem digitalen Wörterbuch des Duden. Dabei verbessern sich die Korrektur-Kompetenz und die allgemeinen Rechtschreibleistungen.Die Rechtschreibprüfung ist eine Funktion in Textverarbeitungsprogrammen wie MS Word. Als motivierender Schreibanlass für die Kinder dient Harry Potters Zauberwelt. Denkbar sind natürlich auch andere Themen. Die Kinder schreiben während des Projekts kreativ eigene Texte, korrigieren sie und drucken sie zur Motivationssteigerung zusätzlich farbig aus. Statt des bewussten Erlernens grammatikalischer Regeln gibt es Rechtschreibunterricht mit viel Spaß und Motivation.Das Unterrichtsprojekt vermittelt den Kindern, wie sie die Vorteile des Computers bei der Textproduktion und der Rechtschreibkontrolle nutzen können. Die rote Unterlegung von Wörtern durch die elektronische Rechtschreibprüfung gibt Anhaltspunkte für eventuelle Schreibfehler. Die Vorschläge zur Fehlerkorrektur sind eine Hilfe und regen zum Ausprobieren verschiedener Schreibungen an. Durch das Projekt gewinnen die Schülerinnen und Schüler mehr Sicherheit in der Rechtschreibung. Ganz nebenbei verbessern sie auch ihre Kenntnisse im Bereich der Textverarbeitung. Dazu zählt das Aufrufen von Dateien, die Bedienung der Tastatur und vieles mehr - Fertigkeiten, die im heutigen Medienzeitalter von großer Bedeutung sind. Empfehlenswert ist, dass mehrere Lehrpersonen an dem Projekt teilnehmen, weil individuelle Probleme am Computer dann schneller behoben werden können. Die Projektidee Die Projektidee entstand im Rahmen einer Examensarbeit für das erste Staatsexamen. Die Einführung in die Rechtschreibprüfung Mithilfe einer vorbereiteten Textdatei wird den Kindern die Arbeit mit der Rechtschreibprüfung und dem digitalen Wörterbuch erklärt. Die Arbeit mit der elektronischen Rechtschreibprüfung Die Kinder lernen die Möglichkeiten und die Grenzen der elektronischen Rechtschreibprüfung kennen. Die Arbeit mit dem digitalen Wörterbuch Im digitalen Duden können die Kinder gezielt orthografische Erkundungen unternehmen. Erfahrungen aus dem Unterrichtsprojekt Auch wenn die elektronischen Hilfen einmal unsinnige Korrekturvorschläge machen, können die Kinder im Umgang mit der Software viel lernen. Die Evaluation des Projekts Die Autorinnen erläutern hier detailliert die Evaluation des Unterrichtsprojekts. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler lernen, eigene Texte zu überarbeiten. erwerben Selbständigkeit in der Rechtschreibung. erlangen rechtschriftliches Normbewusstsein. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler lernen, digitale Rechtschreibhilfen zu nutzen. lernen, mit einem Textverarbeitungsprogramm zu arbeiten. Methodenkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erlangen mehr Selbstständigkeit im Umgang mit selbst geschriebenen Texten. Fehlerquelle Orthografie Orthografie ist seit jeher ein sensibler Fehlerbereich im Rahmen des Spracherwerbs. Die Idee des Unterrichtsprojekts "Rechtschreiben lernen mit elektronischen Rechtschreibhilfen" ist es, Rechtschreibung ohne teure Lernsoftware zu vermitteln und stattdessen die Möglichkeiten eines Textverarbeitungsprogramms wie Microsoft Word auf den Schulcomputern zu nutzen. Die Möglichkeiten der modernen Textverarbeitung sollen sinnvoll in den Unterricht integriert werden. Binnendifferenzierung möglich Im Rahmen einer Examensarbeit für das erste Staatsexamen an der Universität zu Köln wurde das Projekt im September und Oktober 2002 in einer Grundschule mit acht Schülerinnen und Schülern aus einer vierten Jahrgangsstufe durchgeführt. Das Projekt lief sechs Wochen lang parallel zum normalen Unterricht. Die acht Kinder wurden in eine rechtschreibstärkere und eine rechtschreibschwächere Gruppe eingeteilt. Jede Gruppe von vier Personen arbeitete an zwei Tagen pro Woche je eine Stunde am Computer. Die Aufteilung der Klasse in Kleingruppen erleichterte das Projekt insbesondere dann, wenn es Fragen zur Anwendung der Rechtschreibprogramme gab. Die Binnendifferenzierung ist jedoch keine zwingende Vorgabe, um das Projekt im eigenen Unterricht durchzuführen. Projektmappe mit farbigen Schreibbogen Abgesehen von der Anknüpfung an Harry Potter und die Schaffung der Schreibanlässe entstand die Motivation der Kinder auch dadurch, die selbst verfassten Texte später druckreif in einer eigenen Projektmappe zusammenzufassen. Die Kinder erhielten daher Word-Dateien mit vorgegeben farbigen Schreibbogen, in die sie ihre Texte am Computer schrieben und die sie anschließend farbig ausdrucken konnten. Alle drei Schreibbögen stehen als ZIP-Datei auch in der Rubrik Download auf der Startseite der Unterrichtseinheit zur Verfügung. Der Projekttext "Harry und Ron auf Drachenjagd" erzählt eine kurze Episode aus den Ferien von Harry und Ron bei Rons ältestem Bruder Charlie in Rumänien. Der Text, der Fehler enthält, wird den Schülerinnen und Schülern am Computer präsentiert. Er dient als Grundlage für die Erläuterungen, wie die Rechtschreibprüfung und das digitale Wörterbuch funktionieren und wie die Kinder die richtige Schreibweise eines Wortes herausfinden können. Ein Kind liest den Text zuerst laut vor, damit der Inhalt klar ist. Danach wird genauer auf den Text eingegangen. Die Fehlerkorrektur erscheint nun in einem Sinnzusammenhang. Unterschiedliche Fehlertypen, unterschiedliche Korrekturstrategien Den Kindern werden die verschieden farblich markierten Wortkategorien gezeigt, die jeweils verschiedene Korrekturstrategien erfordern. Zu den Wortkategorien zählen falsch geschriebene Wörter, bei denen die Rechtschreibprüfung Vorschläge macht und das gesuchte Wort darunter ist. Diese Wörter ("Bruhder", "stopen") sind hellblau unterlegt. falsch geschriebene Wörter, bei denen es zunächst keinen Vorschlag der Rechtschreibprüfung gibt. Ersetzt man jedoch einen falschen Buchstaben durch einen richtigen oder fügt man einen fehlenden Buchstaben ein, erscheint das gemeinte Wort in den Vorschlägen. Die hier zugehörigen Wörter ("Plöttzlisch", "fäßelt") sind rot unterlegt. Wörter, die so viele Fehler enthalten, dass auch das Ersetzen zweier Buchstaben nicht reicht, um Vorschläge zu erhalten. Beim Einsatz des digitalen Wörterbuchs wird allerdings die richtige Schreibweise geliefert. Die Wörter "Vlühgel" und "gevärlig" sind in diese Kategorie einzuordnen und gelb unterlegt. Wörter, die in dieser Schreibweise zwar im Deutschen existieren, in dem bestimmten inhaltlichen Zusammenhang jedoch nicht passend sind und somit vom Computer nicht als fragwürdig erkannt werden. Die Wörter "lasen" und "Tank" sind daher in dunkelblauer Schrift gehalten. Allerdings sind nicht beide Wörter einer Kategorie farblich im Text gekennzeichnet, sondern immer nur das erste Beispiel. Schließlich sollen die Schülerinnen und Schüler nicht schon von vornherein wissen, welche Strategie sie anwenden müssen. Stattdessen sollen sie ausprobieren und herausfinden, welche Strategie die geeigneteste ist. Ziel des Unterrichtsprojektes ist, dass die Kinder zunehmend selbstständiger im Umgang mit ihren Texten am Computer werden und ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Computer denken nicht Neben den Erklärungen zum Umgang mit den beiden Medien weist die Lehrkraft immer wieder darauf hin, dass eine Markierung unter einem Wort nur bedeutet, dass man die Schreibweise noch einmal überdenken sollte. Sie ist demnach fragwürdig, aber nicht automatisch falsch. Die Lehrkraft betont, dass der Computer zwar die Zeichenkette und damit das ‚Wort' nicht kennt, es aber trotzdem richtig geschrieben sein kann. Zudem wird den Kindern mit den dunkelblau geschriebenen Wörtern "lasen" und "Tank" gezeigt, dass der Computer manchmal nicht merkt, wenn etwas in einem falschen Zusammenhang eingesetzt wurde, weil die Zeichenkette einem anderen richtig geschriebenen Wort entspricht. Man kann den Computer also nur als Hilfsmittel benutzen, der deutlich macht, was er nicht kennt und welche Schreibweisen fragwürdig sind. Den Kindern werden die Grenzen des Computers aufgezeigt. Nach dem Abschluss der Erklärungen haben die Schülerinnen und Schüler noch Zeit, selbst Fehler in den Text einzubauen und anschließend selbstständig zu korrigieren. Die Rechtschreibprüfung wird in diesem Projekt erst angeschaltet, wenn die Kinder ihre Texte am Computer fertig geschrieben haben. Beim Verfassen der Texte ist sie ausgeschaltet, damit der kreative Schreibprozess nicht unterbrochen beziehungsweise gestört wird. (Sie lässt sich ausschalten über Extras > Optionen > Rechtschreibung und Grammatik > Haken im ersten Kasten "Rechtschreibung während Eingabe überprüfen" entfernen.) Umgang mit unterschlängelten Wörtern Während des Projektes wird die Rechtschreibprüfung auf zwei Arten benutzt. Eine Möglichkeit ist es, sie über einen Rechtsklick auf das unterschlängelte Wort zu öffnen. Daraufhin erscheint ein Kontextmenü mit Vorschlägen. Will man einen der aufgezeigten Begriffe übernehmen, so kann man diesen anklicken und das unterlegte Wort automatisch ersetzen. Diese Ersetzungsfunktion wird den Schülerinnen und Schülern nicht erklärt. Sie sollen das Wort selbst richtig in den Text eintragen, um sich die Schreibweise besser einzuprägen. Wird die Funktion allerdings von ihnen erkannt, können sie diese selbstverständlich benutzen. Findet man unter den Begriffen, welche die Rechtschreibprüfung anbietet, nicht das richtige Wort, so kann man einfach zurück in den Text klicken und die Vorschläge ignorieren. Arbeit mit der Dialogbox Die zweite Möglichkeit, die Prüfung aufzurufen ist, das unterschlängelte Wort zu markieren und dann den ABC-Button der Menüleiste anzuklicken. Es erscheint eine Dialogbox, die Vorschläge anbietet, die man dann durch Anklicken in den Text einfügen kann. Aber auch hier wird diese Ersetzungsfunktion aus den oben genannten Gründen den Kindern nicht erläutert. Diese zweite Möglichkeit ist vorteilhafter, da man in der größeren Dialogbox alle Vorschläge finden kann, die die Prüfung angibt, während die erstgenannte nur eine Auswahl trifft. Sie hat allerdings den Nachteil, dass das unterlegte Wort im Text markiert werden muss und ein weiteres Fenster auf dem Bildschirm geöffnet wird. Dieser Vorgang ist für die Kinder zeitaufwändiger und wahrscheinlich komplizierter. Korrekturmuster Unterschlängelt die Rechtschreibprüfung ein Wort unabhängig davon, ob es orthografisch richtig geschrieben ist oder nicht, hat das Programm grundsätzlich drei Alternativen. Entweder wird kein Korrekturvorschlag präsentiert, oder einer oder mehrere Korrekturvorschläge werden angeboten, von denen einer richtig ist. Die dritte Variante ist, dass einer oder mehrere Vorschläge empfohlen werden, aber keiner davon der passende ist. Homophone und Eigennamen Probleme hat die Rechtschreibprüfung mit Homophonen wie "Stadt" und "statt". Falsch verwendete Homophone erkennt es nicht, da es lediglich die Orthografie und nicht den Sinn des Textes erfasst. Es kommt daher auch vor, dass richtig geschriebene Wörter unterlegt werden, falsch geschriebene aber nicht erkannt werden. Eigennamen und Fremdwörter sind dem Programm nur selten bekannt und werden demnach auch häufig unterschlängelt. Es wird also deutlich, dass die Rechtschreibprüfung klare Grenzen hat. Alle Hilfen, die dem Nutzer bereit gestellt werden, hängen von der Programmierung der Software und der Funktionsweise eines Computers ab. Die Rechtschreibprüfung im Test Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viele Wörter als richtig und als falsch erkannt werden, wurde die Rechtschreibprüfung mit einem Diagnostikdiktat einem Test unterzogen. Zu dem Diagnostikdiktat wurde eine Fehlertabelle mit möglichen abweichenden Schreibungen der benutzten Wörter angefertigt. Dabei war es vor allem wichtig, die computertechnischen Einstellungen der Prüfung festzulegen, da schon geringfügige Unterschiede zu anderen Unterschlängelungen führen. Die Schülerinnen und Schüler sollten so erkennen, dass ein am Computer korrigierter Text nicht automatisch fehlerfrei ist. Sie lernen damit, dass seine orthografische Richtigkeit immer von den Entscheidungen und Beurteilungen der Person abhängt, die den Text schreibt. Zusätzliche Hilfestellung Als weitere Hilfe wird während des Projektes ein digitales Wörterbuch eingesetzt. Es kann bei der Korrektur eine zusätzliche Hilfestellung sein, da es orthografische Erkundungen ermöglicht. Die während des Projekts verwendete Software aus dem Dudenverlag "Duden - Die Deutsche Rechtschreibung" beinhaltet die schreibungstolerante Suche im Wörterbuch. Handhabung des digitalen Dudens Die Benutzer geben selbstständig Wörter in das Suchfeld des Dudens ein. Es ist somit möglich, trotz abweichender Schreibweise des gesuchten Wortes die orthografisch korrekte Form zu finden. Erkennt der Duden die eingegebene Zeichenkette, bietet er Vorschläge an. Durch Anklicken des richtigen Vorschlages erhält man dann die Wörterbuchinformationen zu diesem Wort. Grenzen des Programms Ebenso wie die Rechtschreibprüfung hat der Duden Grenzen und findet nur unter bestimmten Bedingungen das gesuchte Wort. Allerdings hat man durch das Wörterbuch die Möglichkeit auch bei Wörtern mit mehr als einer Abweichung in der Schreibweise richtige Vorschläge vorzufinden, was einen klaren Vorteil zur Rechtschreibprüfung von Word erkennen lässt. Weitere Einsatzmöglichkeiten Die elektronischen Wörterbücher haben noch viele weitere Funktionen, wie die Suche mit Platzhaltern und Jokern oder die komplette Aufstellung von Wörtern mit einer bestimmten Buchstabenfolge im Deutschen. Damit können Schülerinnen und Schüler Regeln überprüfen und mit Schreibweisen experimentieren. Im Rahmen dieses Projektes für die Grundschule würde aber eine derart genaue Einführung in die Benutzung des Dudens zu weit gehen, da die Kinder die zu überprüfenden Regeln meist noch nicht verinnerlicht haben. Duden - Die deutsche Rechtschreibung (Version 3.0) 1 CD-ROM für Windows und Apple Macintosh ISBN: 3-411-06704-7 Duden - Die deutsche Rechtschreibung (Version 3.0) Informationen zur Software gibt es online im Verlagskatalog der Verlage Brockhaus, Duden und Meyer. Alternativ kann natürlich auch auf Duden Online zurückgegriffen werden: duden.de: Duden Online Im Zusammenhang mit dem methodischen Vorgehen während des Projekts ist zu beachten, dass die Rechtschreibprüfung beim Verfassen der Texte immer ausgeschaltet blieb. Sie wurde erst in der Phase der Textbearbeitung aktiviert, damit die Kinder in ihrem Schreibprozess nicht unterbrochen beziehungsweise gestört wurden. Erfolgreiche Überarbeitung der Texte Nach der Durchführung war in den Texten, die die Kinder geschrieben hatten, eine durchschnittliche Korrekturrate von 68 Prozent feststellbar. Daraus wird deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler die Texte mit den elektronischen Hilfsmitteln erfolgreich überarbeiten konnten. Sie haben ein Hilfsmittel kennen gelernt, das die Selbstständigkeit im Umgang mit der Rechtschreibung fördert, was für jedes Kind grundlegend ist. Allerdings muss ihnen auch bewusst gemacht werden, dass sie ihre Texte intensiver durchlesen, bevor die Rechtschreibprüfung eingeschaltet wird. Sie müssen beachten, dass sie einige Fehlschreibungen auch ohne Hilfe korrigieren können. Umgang mit falschen Lösungsvorschlägen Natürlich schlägt die Rechtschreibprüfung schon mal nicht geeignete Lösungen vor oder gibt mehrere Vorschläge zur Auswahl vor. Bei der die Nutzung der Rechtschreibprüfung während des Unterrichtsprojekts ließ sich allerdings erkennen, dass nur in sechs Prozent der Fälle falsche Vorschläge von den Kindern übernommen wurden. Umgang mit Mängeln der Rechtschreibprüfung Auch die Mängel der Rechtschreibprüfung in Word seien hier erwähnt. Es wird beispielsweise nicht immer alles Falsche markiert oder sogar richtig Geschriebenes fälschlicherweise unterschlängelt. Wird den Kindern die Funktionsweise der elektronischen Rechtschreibprüfung jedoch bei der Einführung erklärt, können sie diese Fehler einordnen. Ebenso bietet der digitale Duden nicht immer die richtigen Vorschläge. Aber gerade diese Mängel führen dazu, dass die Benutzer die Morphologie des Deutschen betrachten, was zu einem didaktischen Vorteil wird. Schließlich werden die Schülerinnen und Schüler so angeregt, ihre eigenen Schreibweisen und die Lösungsvorschläge der elektronischen Hilfen kritisch zu hinterfragen. Offenes und selbstständiges Lernen Ein weiterer Vorteil ist, dass die Schülerinnen und Schüler nicht wie bei der Arbeit mit Papier und Stift auf die Korrektur der Lehrerkraft warten müssen, sondern sofort eine Rückmeldung erhalten. Textverarbeitungssysteme mit Rechtschreibprüfung zeichnen sich besonders durch ihre Offenheit aus. Lernprogramme hingegen sind hinsichtlich der Lernfortschritte und Arbeitsergebnisse der Kinder meist nicht offen. Textverarbeitungssysteme mit Rechtschreibhilfe arbeiten produktionsorientiert und die Kinder sind nicht auf ein eindeutig zu erreichendes Ziel festgelegt, da es für sie alternative Lösungsmöglichkeiten gibt. So können die Schülerinnen und Schüler eigenständiger und kreativer arbeiten. Lerntempo unterschiedlich: Zusatzaufgaben einplanen Im Verlauf des Projektes wurde deutlich, dass die einzelnen Schülerinnen und Schüler unterschiedlich lang am Computer arbeiteten, obwohl die Gruppen jeweils aus leistungsstärkeren und -schwächeren Kindern gebildet worden waren. Das unterschiedliche Lern- und Schreibtempo muss bei der Planung berücksichtigt werden. Um die Zeit für schneller arbeitende Kinder sinnvoll zu überbrücken, sind Zusatzaufgaben zur Orthografie oder Rechercheaufträge für den digitalen Duden denkbar. Langfristigkeit sichert Lernerfolge Aus der Erfahrung des Projekts lässt sich außerdem sagen, dass der Zeitrahmen für ein derartiges Projekt größer bemessen sein sollte. Man kann beispielsweise über ein ganzes Schuljahr an einem derartigen Projekt arbeiten. Dadurch können der Umgang mit elektronischen Rechtschreibhilfen und das kritische Bewusstsein gegenüber deren Lösungsvorschlägen langfristig trainiert werden. Rechtschreibkompetenz gesteigert Bei allen am Projekt teilnehmenden Kindern konnte trotz sehr unterschiedlicher Voraussetzungen insgesamt eine Verbesserung der Rechtschreibkompetenz festgestellt werden. Zum einen reduzierte sich die Anzahl der Fehleranteile in den Texten, zum anderen war die Interaktion mit dem Computer erfolgreich, so dass sich die Korrekturkompetenz steigerte. Binnendifferenzierung - Kein Ausgleich der Leistungsunterschiede Obwohl alle Kinder von der Arbeit am Computer profitierten, verbesserte sich die rechtschreibstärkere Gruppe im Gegensatz zur rechtschreibschwächeren Gruppe kontinuierlicher. Die bestehenden Leistungsunterschiede zwischen den beiden Gruppen konnten nicht ausgeglichen werden. Größerer Zeitrahmen wünschenswert Im Verlauf des Projektes wurde deutlich, dass die Kinder in den einzelnen Gruppen unterschiedlich lang am Computer arbeiten. Das sollte bei der Planung berücksichtigt werden, indem zum Beispiel zusätzliche kleine Übungs- oder Rechercheaufgaben gestellt werden. Aus der Erfahrung lässt sich außerdem sagen, dass für ein derartiges Projekt mehr Zeit zur Verfügung stehen sollte. Eigenständige Verbesserungen Von 437 Wörtern mit abweichenden Schreibungen konnten im Laufe der Projektzeit im Durchschnitt 68 Prozent korrigiert werden. Meist verbesserten die Kinder ihre Fehlschreibungen, ohne den Vorschlag der Rechtschreibprüfung zu übernehmen. Die rechtschreibstärkeren Kinder korrigierten insgesamt prozentual mehr, was eine stärkere Verbesserung der Korrekturfähigkeit und der Rechtschreibkompetenz zeigte als bei der rechtschreibschwächeren Gruppe. Die Korrekturquote der rechtschreibschwächeren Gruppe lag bei 59 Prozent, was zeigt, dass auch diese Kinder effektiv mit Textverarbeitungsprogrammen arbeiten können. Umgang mit markierten Wörtern Außerdem ließ sich feststellen, dass die Kinder hauptsächlich auf die markierten Wörter eingingen und diese korrigierten. 96 Prozent der korrigierten Wörter waren zuvor markiert. Einerseits sind die Markierungen durch die Rechtschreibprüfung positiv zu sehen, da sie die Kinder auf mögliche Fehler aufmerksam machen und zum Nachdenken anregen. Andererseits ließen sich die Kinder - trotz Thematisierung - zu der Annahme verleiten, dass nur diese Schreibungen zweifelhaft seien. Sie "sahen" fehlerhafte Wörter ohne Markierungen oder richtige Wörter nicht mehr. Wie gut ist die elektronische Rechtschreibprüfung? Die Rechtschreibprüfung von Word markierte 79 Prozent der abweichenden Schreibungen. Das Programm zeichnet sich demnach durch eine sehr hohe Anzahl an Markierungen aus. Aus weiteren Untersuchungen wurde klar, dass die Rechtschreibprüfung bei 37 Prozent der Wörter mit abweichenden Schreibungen keinen Korrekturvorschlag macht, aber immerhin für etwa die Hälfte der Wörter ein richtiger Vorschlag zu finden ist. Zwischen 12 und 14 Prozent der Vorschläge der Rechtschreibprüfung sind falsch. Unter einem solchen nicht passenden Vorschlag der Rechtschreibprüfung kann man zum Beispiel "Risse" verstehen, wenn man "Riese" schreiben wollte, aber "Rise" geschrieben hat. Digitaler Duden durch Buchform ersetzbar Während die Rechtschreibprüfung von Word nur Vorschläge liefert, sobald ein Wort markiert ist und damit dessen Schreibung als fragwürdig kennzeichnet, kann das digitale Wörterbuch jederzeit eingesetzt werden, wenn ein Zweifel an der Schreibweise besteht. Der Duden macht insgesamt bei 19 Prozent aller Wörter mit abweichenden Schreibungen einen richtigen, bei 66 Prozent einen falschen und bei 15 Prozent gar keinen Vorschlag. Auffällig ist vor allem, dass der Duden viele falsche Vorschläge macht, jedoch fast immer einen Vorschlag anbietet. Im Nachhinein erscheint vor allen Dingen die Rechtschreibprüfung von Word als ein effektiv einsetzbares Programm. Den digitalen Duden könnte man auch durch einen Duden in Buchform ersetzen. Einsatz von Bildschirmaufzeichnungen möglich Um die Korrekturprozesse der Kinder nachvollziehen zu können, ist es bei entsprechender technischer Ausstattung möglich, auf die Bildschirmvideoaufzeichnung zurückzugreifen. Diese Videos lassen interessante Schlüsse auf das Rechtschreibverhalten und die Korrekturprozesse der Lernenden zu und sind besonders für Lehrkräfte interessant. Allerdings sollte man darauf achten, dass die Arbeit am Computer nicht durch das Mitlaufen des Bildschirmaufzeichnungsprogramms beeinträchtigt wird.
-
Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
-
Sekundarstufe II,
Sekundarstufe I