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Anouilh: Antigone

Unterrichtseinheit

Jean Anouilh, ein Dichter der Moderne, hat die antike Tragödie des Sophokles neu gestaltet. Es bietet sich daher an, in einem Vergleich der beiden Versionen desselben Stoffes die jeweils typischen Merkmale der Epoche herauszuarbeiten.Die Einheit geht davon aus, dass das Drama Sophokles: Antigone bereits im Unterricht behandelt wurde. Inhaltliche Überschneidungen wurden nach Möglichkeit vermieden, lassen sich manchmal jedoch nicht umgehen. Wenn mit Anouilhs Version ohne vorherige Behandlung des sophokleischen Textes gearbeitet wird, kann auf Teile der Unterrichtseinheit zu jener Version zurückgegriffen werden. Der Dramenfassung Anouilhs lassen sich noch viele weitere Aspekte abgewinnen. Die vorliegende Unterrichtseinheit strebt jedoch keine vollständige Behandlung an, sondern gibt Anregungen, mit deren Hilfe zu weiteren Untersuchungen und unterrichtlichen Bearbeitungen übergeleitet werden kann.Neben dem inhaltlichen Ziel, dass die Lernenden Stoff und dramatischen Aufbau des Werkes kennen und analysieren lernen, verfolgt diese Unterrichtseinheit auch Ziele aus dem Bereich der Medienkompetenz. So werden die Schülerinnen und Schüler hier dazu angeleitet, in Dateien am PC mit einem Textverarbeitungsprogramm zu arbeiten. Zudem sollen sie zu den Themen der Kurzvorträge im Internet nach Informationen suchen und die Vorträge gegebenenfalls auch multimedial aufbereiten. Ablauf der Unterrichtseinheit Für jede Phase der Unterrichtsreihe zu Anouilhs Antigone finden Sie hier eine Unterseite mit dem jeweiligen Unterrichtsmaterial zum Herunterladen. Die Schülerinnen und Schüler sollen Ursprung und Wiederaufgreifen des Tragödienstoffs kennen lernen. durch Gegenwartsbezüge ein tieferes Verständnis des Inhalts erlangen. Kurzvorträge zu Teilthemen und -aspekten mithilfe von Computer und Internet vorbereiten und halten. in einer Datei Aufgaben mithilfe eines Textverarbeitungsprogramms bearbeiten. Personen und mythische Voraussetzungen Das Vorwissen wird aktiviert, bevor die Schülerinnen und Schüler im Netz nach Hintergründen recherchieren. Antigone und Amme In dieser Stunde arbeiten die Lernenden sehr stark am Text und erfahren Näheres über die Aufgaben der Amme. Analyse der Gespräche (Seiten 18 bis 30) Anhand des dramatischen Textes und eines Schaubilds erschließen sich die Lernenden den Aufbau eines Dramas. Analyse des Konflikts (Seiten 34 bis 52) Die Schülerinnen und Schüler werden mithilfe eines Arbeitsblatts und eines Textes aus dem Internet für die juristische Dimension des Konflikts sensibilisiert. Elemente des Dramatischen In dieser Stunde sollen sich die Schülerinnen und Schüler mit einigen Besonderheiten dramatischer Texte auseinander setzen. Tragik Nach der Klärung einschlägiger Begrifflichkeiten erarbeiten die Schülerinnen und Schüler die Katastrophe anhand einer Aufgabendatei. Antigone - eine moderne Heldin? In dieser Stunde definieren die Lernenden den Begriff "Held" mithilfe eines Brainstormings, durch eine bildliche Darstellung und anhand des Textes. Jean Anouilh und weitere Bearbeitungen Die Unterrichtsreihe wird durch Kurzvorträge der Schülerinnen und Schüler abgeschlossen. Anouils Dramenstoff lebt von einer mythologischen Geschichte, die seit 2.500 Jahren die Menschen fasziniert. Um den dramatischen Konflikt verstehen zu können, ist es notwendig, die beteiligten Personen und ihre Geschichte zu kennen. Daran kann sich die Frage anschließen, ob und, wenn ja, warum der antike Mythos bis heute nichts von seiner Aussagekraft eingebüßt hat. Zeitbedarf: Etwa 45 Minuten Personen des Dramas Zu Beginn der Stunde sind die Seiten 7 bis 9 zu lesen, in denen der Sprecher einen Prolog vorträgt. Die Funktionen der wichtigsten Personen des Dramas werden anschließend in einer Tabelle erfasst (Arbeitsblatt beziehungsweise Arbeitsdatei 1). Mythos von Ödipus In einem gelenkten Unterrichtsgespräch wird das Vorwissen über König Ödipus erfragt. Daran anschließend soll der Mythos von Ödipus im Internet recherchiert und zu einem tabellarischen Lebenslauf des Ödipus umgestaltet werden. Hausaufgabe: Labdakidensage Als Hausaufgabe soll der Stoff der sogenannten Labdakidensage gelesen werden. In der ersten Szene (Seiten 9 bis 13) wird im Gespräch zwischen Antigone und der Amme die tragische Spannung aufgebaut. Diese Szene übernimmt die Aufgabe der Exposition. Allerdings wird hier Spannung in zweifacher Hinsicht erzeugt. Die Amme versteht Antigone nicht. Sie glaubt, ihr Geliebter, den sie nachts besucht, sei ein Liebhaber, ohne an ihren geliebten Bruder zu denken. Der Zuschauer, der eine andere Perspektive als die Amme hat, ahnt, dass Antigones Problem viel tiefer geht. Zeitbedarf: Etwa 45 Minuten Einstieg über Bild... Zunächst ist zu klären, welche Funktion der heute seltene Beruf der Amme hatte. Dazu könnte auf der Seite der Staatlichen Museen zu Berlin das Gemälde "Die Amme" von Frans Hals betrachtet werden. ...Text... In dem kurzen erklärenden Text wird die gesellschaftliche Beziehung zwischen Kind und Amme erhellt: "Gegen 1620 malte er [Frans Hals] die ungefähr zweijährige und aus einer Juristenfamilie stammende Catharina. Ihr Geltungsanspruch wird durch die aufwendig mit Spitzen besetzte Brokatkleidung unterstrichen, die in starkem Kontrast zu der bescheidenen Aufmachung der Amme steht." Die Aufgaben der Amme Hier wird deutlich, dass die Amme nach der ursprünglichen Aufgabe, das Kind zu stillen, als Erzieherin und Aufsichtsperson dafür verantwortlich ist, Gefahren von dem ihr anvertrauten Kind abzuwenden. Es gehört zum Klischee der Amme, dass diese teils von der Verantwortung überfordert ist, teils schuldhaft ihre Pflicht vergisst. In späteren Jahren wird die Amme zur Vertrauten, die, obwohl sozial untergeordnet, ihrem Schützling Dinge vorhalten darf, von denen andere Bediente schweigen müssen. So auch die Amme in Anouilhs Antigone. Nun sollen die Schülerinnen und Schüler das vorbereitete Arbeitsblatt beziehungsweise die Arbeitsdatei 2 bearbeiten. Die Kenntnis der Lektüre wird dabei vorausgesetzt. In der Szene auf den Seiten 18 bis 24 spricht Antigone nacheinander mit drei verschiedenen Partnern. Dabei erfährt sie, dass sie nicht ernst genommen, missverstanden und allein gelassen wird. Während diese Szene noch zur Beschreibung der Ausgangslage gehört, steigt die Handlung in der darauffolgenden Szene an: Der Wächter berichtet Kreon von der Übertretung seines Gebots. Zeitbedarf: Etwa 45 Minuten Die Spannungskurven dieser beiden Szenen werden in einem Diagramm verglichen. Dabei sollen die unterschiedlichen Gefühle der Personen als handlungstreibende Elemente eingetragen werden (Arbeitsblatt beziehungsweise Arbeitsdatei 3). Spannungskurve Da das moderne Drama keine Aufteilung in Akte mit bestimmter Funktion im Handlungsgefüge aufweist, kann diskutiert werden, ob die beiden Szenen in einem traditionellen Drama den Übergang vom 1. zum 2. Akt markieren würden. Als Diskussionsanregung kann die Abbildung des Aufbaus eines klassischen Dramas dienen. Grosse-Literatur.de: Dramenaufbau Eine ähnliche Skizze liefert diese Website. In der Szene auf den Seiten 34 bis 52 gewinnt der Konflikt Gestalt. In der Argumentation zwischen Antigone und Kreon geht es um verschiedene Rechtsauffassungen, die jeweils von unterschiedlichen Werten getragen werden: Religion, Familie, Staat, Macht. Schließlich kann Antigone als frühe Vertreterin dessen bezeichnet werden, was man heute mit Frauenrechtlerin oder Feministin meint. Dabei geht es nicht um Rechte für Frauen, sondern um das Recht der Frau, ihre Sicht der Dinge zu vertreten und gegen alle widrigen Umstände zu behaupten. Mit der amerikanischen Rhetorikerin und Feministin Judith Butler wird die Frage nach dem sittlichen Recht im Drama neu formuliert. Zeitbedarf: Etwa 45 Minuten Inhalt der Szene Zunächst wird der Inhalt der Szene Seiten 34 bis 52 mithilfe der Tabelle auf dem Arbeitsblatt beziehungsweise in der Datei des Arbeitsblatts 4 gesichert. Neben dem auftretenden Chor gehören Mitspieler, Boten, Sprecher und nicht zuletzt die Zuschauer zum Schauspiel. Ihre Funktion soll mit wechselnden Aufgaben an Hand kurzer Texte beleuchtet und diskutiert werden. Zeitbedarf: Etwa 45 Minuten Methodisch ist dabei so vorzugehen, dass die Schülerinnen und Schüler zunächst eine Aufgabe auf dem Arbeitsblatt oder in der Datei bearbeiten, dann werden Lösungsvorschläge diskutiert. Auf diese Weise werden auch zurückhaltende Schülerinnen und Schüler ins Gespräch einbezogen. Das Verständnis fördern über eine szenische Interpretation Da ein Drama nicht allein aus dem Lesetext besteht, bietet es sich an, bestimmte Szenen nachzustellen. Dabei kann es nicht darum gehen, unnötigen Naturalismus oder dramaturgische Perfektion anzustreben, vielmehr soll verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten der Schülerinnen und Schüler durch Körperhaltung, Mimik, Gestik und sparsam, aber kreativ verwendete Requisiten Ausdruck verliehen werden. Im antiken Drama entsprang die Tragik oft einem unausweichlichen Schicksal, nicht selten von den Göttern verhängt. Aristoteles hat in seiner Poetik weitere Definitionen der Tragödie festgehalten. Auf ihn berufen sich Dramatiker lange Zeit und nehmen die antike Form der Tragik als Vorbild für ihre Werke bis in die Neuzeit. Geplanter Zeitbedarf: Etwa 45 Minuten Begriffsklärung Tragik und das Wesen der Tragödie können kaum an einem Unterrichtsbeispiel allein erschöpfend erläutert werden. Es bietet sich allerdings an, einige Begriffe im Zusammenhang mit Tragik von Schülerinnen und Schülern vorbereiten zu lassen, damit sie im Unterrichtsgespräch mit klaren Definitionen und Fachbegriffen arbeiten können. Solche Begriffe sind zum Beispiel: phobos eleos katharsis katastrophe Fallhöhe hamartia Wahrscheinlichkeit Fabel Einheit der Handlung Ergänzende Internetrecherche Definitionen und Beispiele zu diesen Begriffen lassen sich unter anderem mithilfe der folgenden Internet-Quelle finden. Wikipedia: Tragödie Im Anschluss an eine kurze Diskussion über den Begriff "Tragik" werden die Aufgaben auf dem Arbeitsblatt beziehungsweise in der Arbeitsdatei bearbeitet. Die Frage nach der Hauptfigur in der modernen Tragödie kann einen Einblick in das Wesen der modernen Dramatik liefern. Ziel ist dabei zu zeigen, dass die Hauptfigur eben kein "Held" im klassischen Sinne ist, sondern eher eine Figur mit tragischen Zügen. Daher ist der Begriff Held in der modernen Literatur eigentlich unangemessen. Besser wäre vom Protagonisten, der Haupt- oder Titelfigur zu sprechen. Zeitbedarf: Etwa 45 Minuten Einstieg über ein Bild Zunächst ist abzuklären, welche Merkmale ein "klassischer" Held hat. Anhand einer motivierenden Abbildung, die auf Folie gedruckt und projiziert oder als Datei auf dem Bildschirm oder per Beamer betrachtet wird, werden typische Eigenschaften des "Helden" im Brainstorming gesammelt. Heldische Eigenschaften Solche Eigenschaften sind zum Beispiel: Ein Held ist furchtlos und tapfer. Ein Held verspürt keine Angst. Ein Held kämpft unter Umständen mit Gewalt für seine Ziele. Ein Held setzt sich selbstlos für andere ein. Ein Held ist Vorbild für andere. Ein Held vollbringt kühne Taten. Ein Held trägt ein außergewöhnliches Schicksal. Ein Held gibt niemals auf. Ein Held handelt kompromisslos. Ein Held verdient das Vertrauen der anderen. Ein Held trägt überwiegend männliche Züge. Textarbeit In einer Arbeitsphase werden Belege im Text für die gefundenen Merkmale gesucht und nachgewiesen. Dabei stellt sich heraus, dass Antigone das Bild des klassischen Helden variiert. Für einige Merkmale lassen sich keine Textbelege finden. Die Schülerinnen und Schüler bewerten dies als Einfluss der Moderne auf das Bild des "Helden": Sie ist eine Frau, die gewaltlos, aber unnachgiebig ihr mitmenschliches Ziel verfolgt, dem gefallenen Bruder die letzte Ehre zu geben. Heldenposen nachstellen Das Bild des Helden hängt nicht zuletzt mit der Haltung zusammen, die ein klassischer Held einnimmt. Ausgehend von der zu Beginn der Stunde gezeigten Grafik nehmen einzelne Schülerinnen und Schüler eine Heldenpose ein. Schülerinnen versuchen, demgegenüber eine der möglichen Körperhaltungen Antigones einzunehmen. Beispiele für die unterschiedlichen Haltungen werden im Bild (digitales Foto) festgehalten und diskutiert. Auf diese Weise kann aus dem Ansatz des szenischen Lernens heraus die Bedeutung des Helden im klassischen und modernen Drama noch besser verinnerlicht werden. Jean Anouilh ist nicht der einzige moderne Autor, der sich des antiken Sagenstoffes von Antigone angenommen hat. Bis in die jüngste Zeit hinein hat die Figur Antigones immer wieder Autoren angeregt, den Stoff neu darzustellen oder zu variieren. Am Ende einer Unterrichtseinheit zu Anouilhs Antigone soll daher ein Ausblick auf die anderen Bearbeitungen gewagt werden. Außerdem sind hier einige Informationen nachzutragen, die bisher nicht von Interesse waren. Geplanter Zeitbedarf: Etwa 45 Minuten In Kleingruppen- oder Partnerarbeit werden zunächst Informationen über den behandelten Autor gesammelt und vorgetragen. Nach dem Vortrag über Jean Anouilh, der die Behandlung seiner Antigone-Version abschließt, soll der "Stammbaum" der Antigone-Bearbeitungen einen Überblick über die weiteren möglichen Kurzvorträge geben. Die Punkte 3 bis 8 lassen sich leicht mit Hilfe des Stammbaums, der als Grafik mittels Videobeamer projiziert wird, einordnen. Biographie 1. Zur Biographie Jean Anouilhs Stammbaum 2. Stammbaum mit Antigone-Bearbeitungen Kurze Werkvorstellungen 3. Friedrich Hölderlin: Antigonae. Übersetzung nach Sophokles (1797-1804) 4. Johann Baptist Mayrhofer: Antigone und Ödip. Lied (1817-21) 5. Bertolt Brecht: Antigone des Sophokles. (1947) 6. Elisabeth Langgässer: Die getreue Antigone. Kurzgeschichte (1947) 7. Helmut Richter: Antigone anno jetzt. Sonett (1963) 8. Rolf Hochhuth: Die Berliner Antigone. Novelle (1965)

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe I

Antigone: Eine antike Tragödie von Sophokles

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit wird das antike Drama "Antigone" von Sophokles behandelt, um den Einfluss der griechischen Literatur auf Formen und Ideen der deutschen Klassik aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang werden grundsätzliche Einsichten in die aristotelische Poetik vermittelt. Damit stehen die Gegebenheiten des antiken Theaters in engem Zusammenhang.Für eine Unterrichtseinheit zu einem antiken Drama bietet sich Antigone von Sophokles neben vielen anderen antiken Texten auch deshalb an, weil es eine moderne Bearbeitung dieses Stoffes von Jean Anouilh gibt. Im Vergleich mit dem Stück des 20. Jahrhunderts lassen sich die Eigenheiten des traditionellen und des modernen Theaters besonders gut herausarbeiten. Alternativ könnte auch der Iphigenie-Stoff in den beiden Bearbeitungen des Euripides und Goethes besprochen und verglichen werden.Die Unterrichtseinheit "Sophokles: Antigone" lässt sich in drei Phasen gliedern, denen jeweils drei bis vier Unterrichtsstunden gewidmet sind. Zur Einführung In diesen Stunden werden einige Vorinformationen zum Verständnis des Dramas erarbeitet. Dazu gehören der mythologische Hintergrund der Labdakidensage, die poetologischen Forderungen des Aristoteles und die technischen Gegebenheiten des antiken Theaters. Die Vorstellung der bedeutendsten Dramatiker könnte auch am Ende der Unterrichtseinheit stehen. In vier Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten werden diese Informationen mithilfe vorbereiteter Arbeitsblätter und relevanter Internet-Seiten gewonnen und festgehalten. Die Labdakidensage Das Erstellen eines Stammbaums führt zur dramatischen Handlung hin. Wesensmerkmale der Tragödie nach Aristoteles (384-322) Über seine Poetik nähern sich die Lernenden den aristotelischen Ideen zur Tagödie an. Dionysostheater und attische Tragödie Durch die Beschäftigung mit architektonischen Fakten können die Lernenden die Umstände der ersten Aufführungen abstrahieren. Die großen griechischen Dramatiker Die Schülerinnen und Schüler recherchieren Fakten zu den griechischen Dramatikern Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes. Der Gang der Handlung Die Lektüre des Dramentextes erfolgt größtenteils in häuslicher Arbeit. In der Schule werden die Inhalte abschnittweise mündlich vorgetragen und besprochen. Die Arbeit am Computer beschränkt sich daher auf einige Aspekte der Handlung und der Textgestalt. Die Exposition Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich die Exposition anhand einer Zuordnung der Textpassagen zu passenden Überschriften. Der Aufbau der attischen Tragödie Nach der heimischen Lektüre erarbeiten die Lernenden den Aufbau der Tragödie. Zur Sprache in der attischen Tragödie Über die Arbeit mit den sprachlichen Besonderheiten machen sich die Lernenden die verwendeten rhetorischen Mittel bewusst. Erörterung einer Sentenz aus dem Drama Als Übung zur Textproduktion am Computer schreiben die Lernenden eine Erörterung. Kreative Bausteine Das kreative Potential der Lernenden nutzen Die bisher beschriebenen Unterrichtsverfahren sind vorwiegend rezeptiver Natur und vermitteln Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit dem literarischen Text. Einen ganz anderen Zugang bietet dagegen die produktionsorientierte Textrezeption. Hier geht es darum, das kreative Potential der Lernenden einzusetzen, um auf dem Weg aktiver Eigentätigkeit bestimmte Gedanken und Formen nachzuempfinden und dadurch besser zu verstehen. Rezeption versus Kreation Gerade die Behandlung antiker Stoffe leidet manchmal unter dem Vorurteil, diese Texte seien zu alt und damit zu weit entfernt von der Alltagswirklichkeit unserer Schülerinnen und Schüler, um diese tatsächlich anzusprechen. Dem kann ein produktionsorientierter Ansatz entgegenwirken, der den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche angemessen und stoffbezogen in den Unterricht einzubringen. So können die hier vorgestellten kreativen Schreibanlässe über die Verbindung des antiken Themas mit moderner Sprache und aktuellen Fragestellungen das Interesse am antiken Drama nachhaltig fördern. Umsetzungsanregungen Die drei folgenden Bausteine sollen aus unterschiedlicher Perspektive Spiel- und Schreibanlässe bieten, in denen sich die Lernenden mit dem Drameninhalt kreativ auseinandersetzen. Neue Szene: Eurydike und Kreon Am Computer schreiben die Schülerinnen und Schüler neue Szenen. Brief Antigones an Eurydike Die Schülerinnen und Schüler erstellen einen Brief, den Antigone an Eurydike geschrieben haben könnte. Dieser wird dann am PC überarbeitet. Gerichtsprozess über Kreon Kreon vor Gericht: Die Schülerinnen und Schüler schreiben Anklage- und Verteidigungsschrift und können die Verhandlung als Hörspiel aufnehmen. Beschreibung der Unterrichtseinheit "Antigone" und Einsatz der Materialien Eine detaillierte Beschreibung aller Teile dieser Unterrichtseinheit und den Einsatz der Arbeitsmaterialien ist in der Projektbeschreibung im Downloadbereich zu finden. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler lernen das antike Drama als Grundlage modernen Theaters kennen. lernen theoretische Grundlagen des antiken Dramas kennen. erstellen kreativ eigene Texte. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit Internet und Textverarbeitungsprogramm als selbstverständlichen Werkzeugen. lernen die Überarbeitungsfunktion von Textverarbeitungsprogrammen nutzen. In diesen Stunden werden einige Vorinformationen zum Verständnis des Dramas erarbeitet. Dazu gehören der mythologische Hintergrund der Labdakidensage, die poetologischen Forderungen des Aristoteles und die technischen Gegebenheiten des antiken Theaters. Die Vorstellung der bedeutendsten Dramatiker könnte auch am Ende der Unterrichtseinheit stehen. In vier Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten werden diese Informationen mithilfe vorbereiteter Arbeitsblätter und relevanter Internet-Seiten gewonnen und festgehalten. Die Labdakidensage Das Erstellen eines Stammbaums führt zur dramatischen Handlung hin. Wesensmerkmale der Tragödie nach Aristoteles (384-322) Über seine Poetik nähern sich die Lernenden den aristotelischen Ideen zur Tagödie an. Dionysostheater und attische Tragödie Durch die Beschäftigung mit architektonischen Fakten können die Lernenden die Umstände der ersten Aufführungen abstrahieren. Die großen griechischen Dramatiker Die Schülerinnen und Schüler recherchieren Fakten zu den griechischen Dramatikern Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes. Die Lektüre des Dramentextes erfolgt größtenteils in häuslicher Arbeit. In der Schule werden die Inhalte abschnittweise mündlich vorgetragen und besprochen. Die Arbeit am Computer beschränkt sich daher auf einige Aspekte der Handlung und der Textgestalt. Die Exposition Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich die Exposition anhand einer Zuordnung der Textpassagen zu passenden Überschriften. Der Aufbau der attischen Tragödie Nach der heimischen Lektüre erarbeiten die Lernenden den Aufbau der Tragödie. Zur Sprache in der attischen Tragödie Über die Arbeit mit den sprachlichen Besonderheiten machen sich die Lernenden die verwendeten rhetorischen Mittel bewusst. Erörterung einer Sentenz aus dem Drama Als Übung zur Textproduktion am Computer schreiben die Lernenden eine Erörterung. Das kreative Potential der Lernenden nutzen Die bisher beschriebenen Unterrichtsverfahren sind vorwiegend rezeptiver Natur und vermitteln Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit dem literarischen Text. Einen ganz anderen Zugang bietet dagegen die produktionsorientierte Textrezeption. Hier geht es darum, das kreative Potential der Lernenden einzusetzen, um auf dem Weg aktiver Eigentätigkeit bestimmte Gedanken und Formen nachzuempfinden und dadurch besser zu verstehen. Rezeption versus Kreation Gerade die Behandlung antiker Stoffe leidet manchmal unter dem Vorurteil, diese Texte seien zu alt und damit zu weit entfernt von der Alltagswirklichkeit unserer Schülerinnen und Schüler, um diese tatsächlich anzusprechen. Dem kann ein produktionsorientierter Ansatz entgegenwirken, der den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche angemessen und stoffbezogen in den Unterricht einzubringen. So können die hier vorgestellten kreativen Schreibanlässe über die Verbindung des antiken Themas mit moderner Sprache und aktuellen Fragestellungen das Interesse am antiken Drama nachhaltig fördern. Umsetzungsanregungen Die drei folgenden Bausteine sollen aus unterschiedlicher Perspektive Spiel- und Schreibanlässe bieten, in denen sich die Lernenden mit dem Drameninhalt kreativ auseinandersetzen. Neue Szene: Eurydike und Kreon Am Computer schreiben die Schülerinnen und Schüler neue Szenen. Brief Antigones an Eurydike Die Schülerinnen und Schüler erstellen einen Brief, den Antigone an Eurydike geschrieben haben könnte. Dieser wird dann am PC überarbeitet. Gerichtsprozess über Kreon Kreon vor Gericht: Die Schülerinnen und Schüler schreiben Anklage- und Verteidigungsschrift und können die Verhandlung als Hörspiel aufnehmen. Eine Voraussetzung für das Verständnis des Dramas Antigone ist das Wissen um die verwandtschaftlichen Beziehungen der Hauptpersonen und die Geschichte. Die Geschichte verstrickt die Personen durch einen göttlichen Fluch in tragische Ausweglosigkeit. Die Schwere der Tragik wird dadurch verdeutlicht, dass zunächst auf eine Reihe von Tabubrüchen in der Dramenhandlung hingewiesen wird. Arbeitszeit: Ca. 45 Minuten Thema Brudermord Als motivierender Einstieg dient eine Abbildung zum Thema Brudermord. Über das Stichwort "Brudermord" lassen sich mit der Bildersuche von Google geeignete Abbildungen finden. Dabei steht das biblische Kain-und-Abel-Motiv im Vordergrund. Das Bild wird im Lehrer-Schüler-Gespräch analysiert. Danach werden weitere Tabu-Themen gesammelt, die im Drama angedeutet werden, etwa Vatermord, Kindstötung, Inzucht zwischen Mutter und Sohn, Selbstmord, Verweigerung des Begräbnisses, Auflehnung gegen die Götter. Labdakos und seine Nachkommen Nun werden diese Verstöße gegen allgemein anerkannte Normen den Angehörigen der Nachkommen des Labdakos zugeordnet. Dazu ist es notwendig, die Geschichte von Labdakos und seinen Nachkommen zu lesen: Stammbaum und Geschichte des Oedipus Das Arbeitsblatt Auf dem Arbeitsblatt fügen die Schülerinnen und Schüler die Abbildung einer Brudermordszene ein und zeichnen einen Stammbaum der Nachkommen des Labdakos bis Antigone. Internetressourcen Weitere Quellen rund um den Mythos von Ödipus und den Labdakiden: Kleines Lexikon der Mythologie Aristoteles ist bis heute der Gewährsmann für die kunstvollen Regeln, nach denen ein antikes Drama gebaut ist. Im Gutenberg-Archiv lassen sich erste Informationen über diesen bis heute bedeutenden Denker finden: Er wurde 384 v. Chr. in Stagira/Makedonien geboren und starb 322 v. Chr. in Chalkis auf Euböa. Aristoteles war ein Schüler Platons und der Lehrer und Erzieher von Alexander dem Großen. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Zunächst wird gefragt, was die Schülerinnen und Schüler von Aristoteles wissen. Vermutlich kommen nur unscharfe Äußerungen zustande, aber der Name sollte Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 12/13 bekannt sein. Auf der oben genannten Seite des Projekts Gutenberg lassen sich erste Informationen finden. Auch eine Abbildung des Gelehrten kann betrachtet werden. Von den erhaltenen und im Gutenberg-Archiv zugänglichen Schriften ist die Poetik in unserem Zusammenhang bedeutsam. Die Schülerinnen und Schüler rufen die betreffende Seite auf und lesen sich ein wenig ein. Dabei sollte auf die Argumentationsweise des antiken Autors eingegangen werden, die stilistisch von modernen Sachtexten abweicht. Das Arbeitsblatt Auf dem Arbeitsblatt sind Auszüge der Poetik enthalten. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, bestimmte Schlüsselbegriffe den jeweiligen Auszügen zuzuordnen. Dabei lernen sie die wesentlichen Bestimmungen der aristotelischen Poetik zur Tragödie kennen. Der Bau eines der bekanntesten Theater der griechischen Antike, des Dionysostheaters in Athen, zeigt im Zusammenspiel mit den aristotelischen Forderungen bestimmte grundlegende Bedingungen, unter denen die griechische Tragödie aufgeführt wurde. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Als Einstieg dient die Projektion und Besprechung antiker Theateranlagen. Abbildungen (Fotos) findet man im Internet mithilfe der Bildersuche von Google. Eventuell kann eine Schülerin oder ein Schüler private Fotos zeigen, da antike Theater als touristische Reiseziele durchaus einigen bekannt sein könnten. Lage und Bezeichnung der einzelnen Bestandteile des Dionysostheaters werden im Internet recherchiert. Auf dem Arbeitsblatt stehen einige Aufgaben, die die Schülerinnen und Schüler erledigen sollen. Wenn noch Zeit bleibt, wird Schillers Ballade "Die Kraniche des Ibykus" im Gutenberg-Archiv gelesen. Die Handlung dieser Mordgeschichte spielt größtenteils in einem griechischen Theater. Vor diesem Hintergrund können Funktion und Wirkung einiger Elemente des Theaters nachempfunden werden. Zum Beispiel könnten bestimmte Situationen in der Ballade auf einer Abbildung eines antiken Theaters lokalisiert werden. Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes sind die Dichter, die dem antiken griechischen Theater zu zeitlosem Weltruhm verholfen haben. Ein Einblick in die Biographien der Dichter zeigt, welche Bedeutung sie für die Entwicklung der Tragödie hatten. In einer tabellarischen Übersicht werden die wichtigsten Informationen über diese Dramatiker zusammengetragen. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Ein Bild von Sophokles Als Einstieg dient eine Abbildung von Sophokles und eine etymologische Erklärung seines Namens. Daran schließt sich die Frage an, was wir heute von diesem Mann wissen können. Da Sophokles nicht der einzige einflussreiche Dramatiker Griechenlands war, sollen die großen Dichter in Gruppenarbeit recherchiert und anschließend kurz vorgestellt werden. Internetressourcen Als Ausgangspunkt für die Recherche dient das Gutenberg-Archiv . Weitere, knappe Informationen bietet "Das Schwarze Netz" auf der Seite Berühmte Geister der Antike und den von dort abrufbaren Seiten der Dramatiker. Arbeitsblatt Die gefundenen Daten werden auf dem Arbeitsblatt gesammelt. Die Exposition des Dramas bildet ein Gespräch zwischen der Titelfigur Antigone und deren Schwester Ismene. Aufgabe dieser Szene ist die Einführung des Publikums in die Thematik. Zeit und Ort des Geschehens sowie die konfliktträchtige Situation werden vorgestellt. Auch die wesentlichen Personen der Handlung werden hier erwähnt. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Texterschließung Wenn der Text nicht schon zu Hause vorbereitet wurde, kann der Anfang der Szene auf der Seite des Gutenberg-Archivs (bis zum Auftritt des Chors) gelesen werden. Mithilfe des Arbeitsblattes wird der Text strukturiert. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten entweder mit ihrer eigenen Ausgabe (dann können Sie das PDF ausdrucken) oder kopieren den Text in ein Textverarbeitungsprogramm (dazu passt die Datei im RTF-Format) und arbeiten am PC. Kreative Textarbeit In einem zweiten Schritt werden Fragen zur Situation in der dramatischen Handlung geklärt. Das handlungsauslösende Motiv kann zum Beispiel dadurch herausgearbeitet werden, dass alternative Handlungsskizzen entworfen werden. Wie könnte die Handlung weiter gehen, wenn Antigone sich von Ismene überzeugen lässt, nichts zu tun? Antigone Ismene überzeugt, ihr zu helfen, und die beiden Schwestern gemeinsam handeln? Ismene Antigone an Kreon verrät, bevor Antigone das Verbot übertreten kann? Die Lektüre des Dramentextes ist in die häusliche Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf den Unterricht zu legen. Wenn es die örtlichen Gegebenheiten erlauben, ist der Besuch einer Theateraufführung angebracht. Eine genauere Untersuchung des Aufbaus der Tragödie Antigone wiederholt die Kenntnis des Drameninhalts und bringt Einblicke in die Struktur der griechischen Tragödie. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Struktur des Textes Ausgehend von einem Auszug aus der Poetik des Aristoteles werden zunächst die Begriffe Prolog, Parodos, Episode, Stasimon und Exodos geklärt. Dann erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, den in der verwendeten gedruckten Fassung (in diesem Fall vom Reclam-Verlag) ungegliedert vorliegenden Dramentext in ein vorgebenes Strukturschema einzupassen. Die Angabe von Seitenzahlen hilft ihnen dabei. Dramatischer Aufbau im Vergleich Durch einen Vergleich mit neuzeitlichen Tragödien kann herausgearbeitet werden, dass die Peripetie der Handlung in der antiken Antigone näher am Ende des Dramenganzen liegt. Gelegentlich kann man den Vorwurf hören, die Sprache antiker Dramen sei so veraltet und unverständlich, dass sie heutigen Lesern, zumal Schülerinnen und Schülern, unverhältnismäßig große Verständnisschwierigkeiten bereite. Dieses Vorurteil ist teilweise berechtigt, wenn man bedenkt, dass für vielerlei mythologische Anspielungen eine gründliche Allgemeinbildung in europäischer Kulturgeschichte vorausgesetzt wird. Auch die Übersetzung der in Versen abgefassten Texte lässt die Schönheit des Originals teilweise verblassen. Andererseits ist die Kenntnis antiker Dramen und die eingehende Auseinandersetzung wenigstens mit einem Beispiel aus dieser Zeit unverzichtbarer Bestandteil abendländischer Kultur und Allgemeinbildung. Daher ist die Auseinandersetzung mit einigen Aspekten der Sprache berechtigt. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Ausgehend von einem Auszug aus der Poetik des Aristoteles auf dem Arbeitsblatt sollen die Schülerinnen und Schüler grundlegende Bestimmungen über die Sprache in der Tragödie exzerpieren. Anschließend sollen die so gewonnenen theoretischen Grundlagen an ausgewählten Textbeispielen verifiziert werden. Dabei werden nicht nur Formen sprachlicher Bilder gefunden, sondern auch Phänomene wie Zeilenrede, Sentenz und Botenbericht kennen gelernt. Alle diese sprachlichen Erscheinungen lassen sich in neuzeitlichen Dramen wiederfinden. Ausgangssentenz Zum Wesen der Sentenz gehört, dass sie eine allgemein gültige Aussage trifft. Zwar hat sie ihren "Sitz im Leben" im Zusammenhang des literarischen Werkes, in dem sie vom Dichter formuliert wurde, doch lässt sie sich ähnlich einem Sprichwort auf neue Situationen übertragen. Daher ist die Sentenz als typischer Bestandteil klassischer Dramen geeignet, die Bedeutung eines Werkes für unsere Gegenwart aufzuzeigen. Dies erfordert jedoch eine gründliche und eingehende gedankliche Auseinandersetzung mit dem Zitat. Zeitbedarf Ein Übungsaufsatz sollte nicht in der Schule angefertigt, sondern als Hausaufgabe gestellt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollten dabei beachten, dass die Zeit, die sie für die Anfertigung der Arbeit benötigen, nicht wesentlich länger als die voraussichtliche Bearbeitungszeit einer schriftlichen Prüfung in der Schule dauert. Für einen (häuslichen) Übungsaufsatz sollten 135 bis 180 Minuten (entsprechend drei bis vier Schulstunden) eingeplant werden. Besprechung Die korrigierten Übungsaufsätze müssen im Unterricht eingehend besprochen werden. Dies dient nicht nur dem Aufsatzunterricht und der Vorbereitung auf eine schriftliche Prüfung, sondern auch der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Drama. Sentenz als Basis der Erörterung Als mögliches Thema für eine literarische Erörterung kann diese Sentenz zu Grunde liegen: "Ungeheuer ist viel und nichts / Ungeheurer als der Mensch" (Sophokles, Antigone, V. 332f.). Aufgabenstellung Erörtern Sie diese Behauptung des Chors und beziehen Sie in Ihre Betrachtung nicht nur die Beispiele des folgenden Chorliedes und das gesamte Drama, sondern auch moderne Erfahrungen mit ein! Mögliche Gliederung Eine Gliederung dieses Themas könnte zum Beispiel so aussehen: A. Zeitlose Gültigkeit klassischer Werke am Beispiel von Sophokles' Antigone B. Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch 1. Fähigkeit, sich die Welt anzueignen a) Seefahrt und Ackerbau in der Antike b) Raumfahrt und Raubbau an der Natur heute 2. Verstärkung der körperlichen Kraft durch technische Errungenschaften a) Jagd und Zähmung wilder Tiere in der Antike b) Ausrottung und Genmanipulation bestimmter Arten heute 3. Sprache und Erfindergeist, die nur vor dem Tod Halt machen a) Dichtkunst und Philosophie b) Mediengewalt und fragwürdige Heilslehren 4. Gefahr, aus Selbstüberschätzung schuldig zu werden a) Hinweis auf Verantwortung vor den Göttern b) Säkularisierung und Profanisierung als mögliche Ursachen für allgemeinen Sittenverfall heute C. Bedeutung des Chors im antiken Drama und seine Entsprechung heute Ziel Die hier angedachten Thesen müssen glaubwürdig begründet und mit Beispielen (Zitaten) belegt werden. Es ist darauf zu achten, dass der Zusammenhang mit dem Thema, der Sentenz, immer wieder hergestellt wird. Dabei geht es nicht um eine Polarisierung Antike versus Moderne, sondern darum, dass der Mensch seine überragenden Fähigkeiten zum Wohl und zum Wehe seiner selbst und der Welt einsetzen kann. Ablauf In drei Schritten (A bis C) soll mit diesem Thema gearbeitet werden. Dem entsprechen drei einzelne Arbeitsblätter, die nacheinander am Computer zu bearbeiten sind. Die Arbeitsblätter liegen in diesem Fall im DOC-Format (MS Word), im RTF-Format (beliebiges Textverarbeitungsprogramm) und das zweite Arbeitsblatt auch im SXW-Format (OpenOfficeWriter, StarOfficeWriter) zur Bearbeitung am entsprechenden Computer vor. Zudem gibt es das erste Arbeitsblatt als PDF-Datei zum Ausdrucken. Schritt 1 Im ersten Schritt sollen die als ganze Sätze formulierten Gliederungspunkte in Thesen umformuliert und zu einer logischen Gliederung angeordnet werden. Schritt 2 Im zweiten Schritt soll die Erörterung mit der Gliederung als "Inhaltsverzeichnis" angefertigt werden. Schritt 3 Im dritten Schritt soll geübt werden, wie die fertige Erörterung als Textdokument in der Gliederungsansicht (Word) oder mit dem Navigator (OpenOffice, StarOffice) überarbeitet werden kann. Zur Probe soll die Gliederung so umgestellt werden, dass die Sentenz des Themas in jeweils einem Block an antiken und an modernen Beispielen überprüft wird. Dabei werden durch geschicktes Umstellen der Gliederungspunkte die untergeordneten Absätze der Ausführung mit verschoben. In einzelnen Szenen des Dramas treten die Personen (Kreon, Eurydike, Ismene, Antigone, Haimon, Teiresias, Bote/Wächter) in wechselnder Anordnung zusammen, um ihre jeweiligen Positionen darzustellen und zu behaupten: Ismene und Antigone im Prolog Kreon und der Wächter in der ersten Episode (ohne eigentliche Argumentation) Kreon und Antigone in der zweiten Episode Kreon und Haimon in der dritten Episode Kreon und Teiresias in der fünften Episode Eurydike dagegen kommt erst ganz am Ende des Werkes zu Wort, als sie von den Geschehnissen hört und daraufhin ihr Leben beendet. Zwar kann sich das Publikum Gedanken über die Beweggründe für Eurydikes Reaktion machen, aber im Drama selbst wird ihre Motivation kaum ausgeführt. Hier bietet es sich an, ohne Rücksicht auf die geschlossene Form des Dramas eine weitere Szene zu entwerfen, in der Eurydike ihrem Gatten Kreon ins Gewissen redet. Es lassen sich auch noch andere Konstellationen bilden, aber ein Zusammentreffen Kreons mit seiner Gattin birgt ein herausragendes Spannungspotenzial. Einstieg Zum Einstieg werden die auftretenden Rollen auf Schülerinnen und Schüler oder Schülergruppen verteilt. Eine kurze inhaltliche Wiederholung besteht darin, dass die Lernenden die Hauptargumente ihrer Rollen gegenseitig vortragen. Dabei wird klar, dass in der dramatischen Realisierung durch Sophokles gar nicht alle möglichen Personenkonstellationen berücksichtigt wurden. Im Gespräch einigt man sich darauf, dass etwa ein Gespräch zwischen Kreon und Eurydike dargestellt werden könnte. Brainstorming Durch Brainstorming werden mögliche Themen, Aspekte und Argumente gefunden, die Eurydike vorbringen könnte. Kreons Haltung ist während des Dramas (bis zur Peripetie) starr und braucht nicht neu formuliert zu werden. Mögliche Gesichtspunkte Eurydikes könnten sein: Mitleid mit Antigone "von Frau zu Frau" Sorge um das Familienglück im Hinblick auf die Verlobung Antigones mit ihrem Sohn Haimon Bericht von einem Traum, in dem sie vor den Folgen des königlichen Gebotes gewarnt wird Hinweis auf einen nahenden Festtag für den Gott der Unterwelt, Hades, der über die Verstorbenen und deren ordentliches Begräbnis wacht Kreative Textproduktiion Schließlich erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, mit einem Textverarbeitungsprogramm ein Gespräch zu entwerfen, in dem die genannten Argumente vorgebracht werden. Die Arbeit am Computer und die dadurch gegebenen Möglichkeiten der Textüberarbeitung sollten zu einer Textfassung führen, die sich möglichst nahtlos in Sophokles' Text einfügen lässt. Auf die Herstellung einer Versform kann dabei verzichtet werden. Die stichomythische Zuspitzung kann auch in Prosa nachgeahmt werden. Eine ebenfalls nicht von Sophokles ausgeführte Personenkonstellation ist Antigone - Eurydike. Da sich die beiden Frauengestalten im Drama nicht begegnen, könnte man einen brieflichen Kontakt herstellen. Ein solches Schreiben knüpft an die antike Brieftradition an. Darüber hinaus stellt es ein dramaturgisches Mittel im Sinne eines Botenberichts über eine nicht darstellbare Situation dar. Die Schülerinnen und Schüler sollten bei dieser Aufgabe folgendes bedenken: Wie redet Antigone Eurydike, die Gattin des Königs, an? Wie beginnt Antigone ihren Brief und leitet auf ihr Anliegen über? In welcher Haltung verfasst Antigone ihren Brief (unterwürfig, bittend, fordernd, aggressiv, ängstlich, liebevoll, verzweifelt)? Lässt sich in der heutigen Zeit erhabene Sprache verwirklichen ohne pathetisch zu wirken? Was schreibt Antigone über ihr bisheriges Leben und ihre Beziehung zu ihren beiden (!) Brüdern? Was ist Antigones Anliegen? Mit welchen Argumenten begründet sie ihre Haltung? Warum sollte dieses Anliegen auch Eurydike interessieren? Enthält ihr Brief einen Appell? Was könnte ihr Schlusswort sein? Daneben sollten einige dramaturgische Gesichtspunkte diskutiert werden: Wie lässt sich der fiktive Brief in das Drama einbauen? Wird der Text des Briefes verlesen? Kann das Publikum beim Verfassen oder beim Lesen des Briefes zuhören? Wie beginnt und endet die Szene mit dem Brief? Wer überbringt den Brief? Gibt es vor und/oder nach dem Brief einen Monolog Eurydikes oder einen Dialog, wenn ja, mit wem? Die Schülerinnen und Schüler arbeiten selbstständig mit einem Textverarbeitungsprogramm. Nach einer vorgegebenen Zeit werden die Briefe vorgelesen und besprochen. In einer weiteren Arbeitsphase werden die Briefe von ihrem jeweiligen Autor oder der Autorin überarbeitet. Dann werden die Endfassungen der Briefe vorgetragen und verglichen. Alternativ bietet sich ein Verfahren an, in dem mehrere Schülerinnen und Schüler ihre Texte gegenseitig überarbeiten. Im ersten Arbeitsschritt verfasst jeder Antigones Brief. Dann gibt jeder seinen Text an seinen Nachbarn oder seine Nachbarin rechter Hand weiter. Nun korrigieren alle den Text des (linken) Mitschülers oder der Mitschülerin. Im dritten Schritt wird der Brief wiederum nach rechts weitergegeben. Der nächste Schüler oder die nächste Schülerin arbeitet die Korrekturen des Vorgängers ein. Nach wenigen Arbeitsschritten entstehen weitgehend fehlerfreie und überzeugende Formulierungen. Abschließend werden die verschiedenen Texte vom ursprünglichen Verfasser vorgetragen. Tipp Bei der Arbeit mit Word oder OpenOfficeWriter können die Korrekturen verschiedener Lernender durch unterschiedliche Farben im Text gekennzeichnet werden, so dass im Zweifelsfall über bestimmte Arbeitsschritte diskutiert werden kann. Funktion in Word: Extras Dokument schützen; in OpenOfficeWriter: Bearbeiten Änderungen Aufzeichnen In der Antike wurde wohl selten über ein ehedem gekröntes Haupt Recht gesprochen. Einen Internationalen Gerichtshof wie heute in Den Haag gab es noch nicht. Trotzdem waren auch Tyrannen ihrem Gewissen unterworfen, wie zum Beispiel Schillers Ballade "Der Ring des Polykrates" am Schluss zeigt. Auch in "Die Kraniche des Ibykus" (siehe auch die Stunde über das Dionysostheater und attische Tragödie ) holen die Erinnyen die Täter ein, und die Bühne wird unversehens zum Tribunal. Der Schreibanlass Als kreativer Schreibanlass dient folgende Situation: In einer fiktiven Szene muss sich Kreon seinem Schicksal stellen. Ankläger sind die Erinnyen, Zeugen Tireisias, der Wächter und der Bote. Ein Pflichtverteidiger vertritt Kreons bekannte Argumente, während der König selbst kaum neue Aspekte beiträgt, außer dass er mit seinem späten Sinneswandel Antigone und die anderen nicht mehr retten konnte. Die Aufgabe Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, in Gruppen (Anklage, Verteidigung) zunächst Argumente zu sammeln und in angemessener Sprache zu formulieren. Als Anregung kann die folgende Sammlung (mit zunächst verdeckten Argumenten) dienen. Anklage Sitte, Moral und Anstand fordern das Begräbnis Mit dem Tod soll Feindschaft enden Frieden in der Familie, mit der künftigen Schwiegertochter Selbstherrlichkeit und Anmaßung göttlicher Macht Verteidigung Bestrafung durch Nicht-Begraben-Werden Polyneikes war Feind Thebens Wohl Thebens durch Abschreckung Recht des Königs, Gesetze zu erlassen Diskussion Anschließend wird in gemeinsamer Diskussion ein Urteil über Kreon gefunden und möglichst gemeinsam formuliert. Nachdem die Texte mit einem Textverarbeitungsprogramm erstellt wurden, kann die Gerichtsverhandlung mit verteilten Rollen gespielt oder vorgetragen werden. Hörspiel Eine Tonaufnahme mit dem Computer ermöglicht eine nochmalige Auseinandersetzung mit den Argumenten und der Bewertung Kreons, darüber hinaus können durch wiederholtes Abhören der Aufnahme Vortragsweise, Aussprache und Sprachebene bewusst gemacht werden. Soundeditor Audacity Ein kostenloser Soundeditor, der alle für eine spontane Tonaufnahme und einfache Soundbearbeitung benötigten Funktionen bereit stellt, ist Audacity. Das Programm kann für verschiedene Plattformen herunter geladen werden.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe II

Sprache im Drama

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit vermittelt Schülerinnen und Schülern auf lebensnahe Art und Weise die Grundlagen dramatischer Sprache. Dabei kommen digitale Texte und Arbeitsblätter ebenso zum Einsatz wie Chat-Protokoll und Online-Recherchen.Dass ein Dramentext aussieht wie ein Chat-Protokoll, dürfte Lernende ebenso erstaunen wie motivieren und regt sie zur Auseinandersetzung mit dramatischen Texten an. Anhand exemplarischer Textauszüge verschiedener Autoren werden in dieser Unterrichtseinheit Abgrenzungen zu Lyrik und Epik unternommen sowie typische Erscheinungsformen der dramatischen Sprache präsentiert.Bei der Hinführung der Schülerinnen und Schüler zum Drama muss deren Augenmerk auch auf die Besonderheiten dramatischer Sprache gelenkt werden. Da diese Eigenarten am leichtesten im Kontrast zu den beiden anderen sprachlichen Darstellungsweisen, der Lyrik und der Epik, herausgearbeitet werden können, werden zunächst diese Darstellungsweisen mit der Dramatik verglichen. In einem zweiten Schritt werden typische Formen dramatischer Sprache dargestellt und deren Funktion erarbeitet. Ablauf der Unterrichtseinheit und Anmerkungen Der Einsatz des Computers ermöglicht vielfältige Methoden der Textverarbeitung, wobei die produktive Textrezeption im Vordergrund stehen soll. Inhaltliche Ziele Die Schülerinnen und Schüler sollen typische Formen dramatischer Sprache kennen lernen. die Besonderheiten dramatischer Sprache erkennen. Ziele aus dem Bereich der Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen den Computer zur produktiven Textarbeit nutzen. mit Internet und Textverarbeitungsprogramm als selbstverständlichen Werkzeugen arbeiten. Textverarbeitung Markieren und Exzerpieren von Texten wären auch ohne technische Hilfsmittel realisierbar. Aber das Verschieben von Wörtern und Sätzen, das Umformulieren und wiederholte Korrigieren von Texten lässt sich am besten mit den Mitteln eines modernen Textverarbeitungsprogramms machen. Dazu kommen die Möglichkeiten der Recherche im Internet, durch die neue Erkenntnisse erschlossen und Fähigkeiten auf andere Beispiele transferiert werden. Zunächst kann nur punktuell erworbenes Wissen vernetzt und dadurch gesichert werden. Internet Die Recherche dient hier also nicht nur der Informationssuche, sondern im Besonderen der Festigung von Lerninhalten. Dies geschieht, indem die Erkenntnisse, die im Unterricht erarbeitet wurden, durch weitere Beispiele ergänzt und verifiziert werden. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler möglichst mit Internet und Textverarbeitungsprogramm als selbstverständlichen Werkzeugen arbeiten. Die Arbeitsblätter, die in dieser Unterrichtseinheit verwendet werden, können den Lernenden als Datei zur Verfügung gestellt werden. In diesen arbeiten sie dann am PC. Die meisten Dateien liegen im RTF-Format vor, das von jedem Textverarbeitungsprogramm geöffnet und bearbeitet werden kann. Arbeitsblatt 7 finden Sie nur im PDF-Format vor. Achtung! Für die Bearbeitung durch die Lernenden müssen in den Dateien die Lösungsvorschläge entfernt (gelöscht) werden. Recherchieren und definieren Die Schülerinnen und Schüler sollen zunächst bestimmte lyrische und dramatische Texte im Internet finden. Diese Texte sollen anschließend mit dem vorgegebenen epischen Text verglichen werden. Bei diesem Vergleich helfen Beschreibungen der großen literarischen Gattungen, die an verschiedenen Adressen im Internet abgerufen werden können. Der Vergleich soll stattfinden, indem die Lernenden zu jeder Gattung einen kurzen beschreibenden Text verfassen, in dem eine Reihe vorgegebener Fachbegriffe vorkommen sollen. Dies soll verhindern, dass Definitionen aus dem Internet einfach kopiert werden. Eigene Textproduktion Nach diesem deskriptiven Teil sollen die Schülerinnen und Schüler selbst aktiv und kreativ werden, indem sie versuchen, einen der drei Beispieltexte jeweils in eine andere Gattung zu überführen. Die Korrekturmöglichkeiten eines Textverarbeitungsprogramms unterstützen diese Aufgabe. Zeitbedarf: Ca. 90 Minuten Mondnacht Eichendorffs Mondnacht gibt die gefühlvolle Stimmung einer besonderen Situation wieder. Das lyrische Ich nimmt die Ruhe einer Mondnacht wahr. Das Gedicht enthält keine Handlung und keine wörtliche Rede, nur traumhafte Bilder. Die Form des Lieds wird durch die durch Metrum und Reim gebundene Sprache in drei Strophen bestimmt. Woyzeck Büchners Szene aus Woyzeck spielt ebenfalls in der Nacht, aber die Situation ist angespannt. Die Handlung drängt zum abschließenden Mord. Gedanken und Taten werden im Dialog dargestellt. Das gesprochene Wort herrscht vor; Regieanweisungen ergänzen den Dialog. Das Drama entwickelt sich durch die auf der Bühne im Theater handelnden Schauspieler. Die Leute von Seldwyla In Kellers Die Leute von Seldwyla wird in epischer Breite eine Welt dargestellt. Der Erzähler nutzt dabei sowohl lyrische als auch dramatische Elemente, das Hauptgewicht ruht jedoch auf der genauen und anschaulichen Prosa. In der Epik wird meist der Mensch in seiner Welt beschrieben, wobei wörtliche Reden der genauen Charakterisierung dienen, aber nie gegenüber der Erzählung vorherrschen. Nach einem kurzen Gespräch über eigene Erfahrungen in Chaträumen wird ein Chatprotokoll (entweder das Beispiel aus diesem Unterrichtsvorschlag oder ein anderes, geeignetes Beispiel) als Datei zur Verfügung gestellt und bearbeitet. Dann wird an den Auszug aus Frischs Biedermann und die Brandstifter die Frage gestellt, ob dieser ebenfalls ein Chatprotokoll sein könnte. Die Unterschiede zwischen beiden Texten werden durch ein Polaritätsprofil sichtbar gemacht. Schließlich werden die Textbeispiele durch farbige Markierungen nach bestimmten Gesichtspunkten analysiert. Am Ende der Stunde kann ein kurzer (!) Besuch in einem Chatroom stehen. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Die beiden Beispieltexte werden als Datei sprache-drama_ab2.rtf zur Verfügung gestellt und am Bildschirm analysiert. Brainstorming In einem ersten Schritt werden Stichwörter ungeordnet an die Tafel geschrieben, die den Schülerinnen und Schülern zu diesen beiden Texten einfallen. Das können sein: Zwiegespräch, Gesprächswirrwarr, höflicher Stil, Spannung, Spitznamen, unvollständige Sätze, Frage-Antwort-Pingpong, fehlerhafte Sprache. Durch Pfeile werden diese Stichwörter in einem gelenkten Gespräch dem linken oder rechten Text zugewiesen. Zuordnung In einem zweiten Schritt sollen bestimmte Charakteristika in dem Polaritätsprofil auf dem Arbeitsblatt oder in der Datei dem einen oder anderen Gesprächstyp zugeordnet werden. Textarbeit In einem dritten Schritt wird am Text gearbeitet. Zwei Aufträge sind mittels eines Textverarbeitungsprogramms auszuführen. Chat Am Schluss der Stunde können die gefundenen Merkmale des Chats durch die Teilnahme an aktuellen Chatrunden verifiziert werden. Ausblick In den kommenden Stunden werden verschiedene Phänomene dramatischer Sprache an Textbeispielen vorgestellt. Das Drama, das vom mündlich ausgesprochenen Wort lebt, hat bestimmte Ausdrucksformen gefunden, die in ihrer Gesamtheit weder in der Lyrik noch in der Epik realisierbar sind. Allenfalls können dort einzelne der aufgeführten Phänomene auftreten. Einige Beispiele werden im Folgenden vorgestellt. Im Einzelnen werden die folgenden Erscheinungsformen behandelt: Übereinstimmung von Inhalt und Form im Versdrama Johann Wolfgang von Goethe, Faust Stichomythische Argumentation im klassischen Blankvers Friedrich Schiller, Maria Stuart Gestörte Kommunikation im modernen Drama in Prosa Georg Büchner, Woyzeck Botenbericht Jean Anouilh, Antigone Neben der Arbeit am Computer soll immer wieder auch das szenische Spiel aus dem Stegreif in den Unterricht einbezogen werden. Goethe hat sein umfangreiches Werk Faust vollständig in gereimten Versen abgefasst. Das ermöglichte dem Dichter, Inhalt und Form in idealer Weise in Einklang zu bringen. In dem verwendeten Auszug aus Faust I, dem Anfang der sogenannten Studierzimmerszene, hat Faust einen Pudel nach Hause gebracht, der sich später als der Teufel entpuppt. Da sich in dem umfangreichen Werk viele Stellen finden, in denen Inhalt und Form in idealer Weise übereinstimmen, wurde eine bestimmte Vorgabe in das Arbeitsblatt oder die Datei aufgenommen, auf das sich spezielle Aufgaben beziehen. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Sprechübung Eventuell kann im zweiten Teil der Stunde oder in einer weiteren Stunde der Dramenausschnitt in Szene gesetzt werden, indem er mit realistischer Betonung vorgetragen und mit geeigneten Gesten unterstützt wird. Mithilfe von Tonaufnahmen können verschiedene Vorträge verglichen werden. Dabei kommt es darauf an, dass die Schülerinnen und Schüler den wechselnden Rhythmus der Sprache erkennbar herausarbeiten und in Stimmlage und Sprechgeschwindigkeit die veränderte Gemütslage Fausts nachempfinden. Schillers Tragödie Maria Stuart ist in klassischen Blankversen abgefasst. Diese reimlosen, fünfhebigen Jamben eignen sich für eine differenzierte Argumentation, die gelegentlich in einem kunstvollen Schlagabtausch gipfelt. Die Stunde verdeutlicht, was man unter Stichomythie versteht und was ein Blankvers ist. Zeitbedarf: 45 Minuten In dem Beispiel auf dem Arbeitsblatt beziehungsweise in der Datei sprache-drama_ab4.rtf aus Maria Stuart, 2. Aufzug, 8. Auftritt, diskutieren Mortimer und Leicester einen Plan, die gefangene Maria zu befreien. Lesen, erkennen, lösen Der Text ist unter Umständen mehrmals mit verteilten Rollen zu lesen, um die Dramatik des schnellen Schlagabtauschs erfahrbar zu machen. Anschließend bearbeiten die Lernenden die Aufgaben zum Text. Sie erkennen dadurch, wie stringent der logische Aufbau der Argumentation innerhalb der Stichomythie verläuft, und sie erfahren, was ein Blankvers ist. Ein kleiner multiple-choice-Test sichert die Kenntnis des Blankverses. Textproduktion Schließlich soll mithilfe eines Textverarbeitungsprogramms der stichomythische Dialog in eine Erzählung in Prosa umgewandelt werden. Dabei können vorhandene Redeteile durch Kopieren und Überarbeiten in die eigene Formulierung eingefügt werden. Auf diese Weise üben die Schülerinnen und Schüler den Umgang mit den Grundfunktionen des Textverarbeitungsprogramms. Büchner ist wohl der bedeutendste Dramatiker, ohne den das moderne Drama nicht denkbar wäre. Ihm ist es zu verdanken, dass entgegen der aristotelischen Ständeklausel Personen niedersten Standes als Träger tragischer Handlung auf die Bühne gestellt wurden. Auch die revolutionäre Struktur seiner Tragödie ohne organischen Handlungsverlauf ist beachtlich. So gibt es in seinem Fragment gebliebenen Drama Woyzeck nur aneinander gereihte Bilder, die Gründe für die tragische Tat am Schluss in eigentlich beliebiger Reihenfolge aufzählen. Auf dem Arbeitsblatt beziehungsweise in der Datei sprache-drama_ab5.rtf finden sich Aufgaben zu einem Beispiel eines modernen Dialogs. Zeitbedarf: 45 Minuten Arbeit am PC Zunächst suchen die Schülerinnen und Schüler den Dialog, der zum Teil auf dem Arbeitsblatt oder in der Datei vorgegeben ist, und ergänzen die fehlenden Redeteile. Dabei wird deutlich, dass Woyzeck wesentlich weniger Redeanteile hat als der Hauptmann, und dass er auf dessen Ausführungen nicht logisch eingeht. Dies wird durch die Bearbeitung einiger Aufgaben deutlich. Rollenspiel Im zweiten Teil der Stunde kann die dargestellte Szene gespielt werden: Der Hauptmann sitzt auf einem Stuhl und lässt sich von Woyzeck pantomimisch rasieren. Er muss seine Rolle etwa von einem imaginären Spiegel ablesen, während Woyzecks anspruchslose Antworten frei erfolgen können. Eine aus der Antike überlieferte Forderung an das Drama ist die Einheit des Ortes. Früher hatte man keine technischen Möglichkeiten, einen Ortswechsel von einer Szene zur anderen glaubhaft darzustellen. Um dennoch Handlungen, die an einem anderen, nicht unmittelbar einsehbaren Ort stattfanden, auf die Bühne zu bringen, wurden einige Kunstgriffe entwickelt. In Anouilhs Antigone wird die Titelfigur bei lebendigem Leib eingemauert, weil sie versucht hat, einen Gefallenen entgegen dem Befehl des Königs zu begraben. Das Geschehen in der Grabkammer wird nicht auf der Bühne dargestellt. Zeitbedarf: 45 Minuten Einstimmung und Brainstorming Zunächst wird im geleiteten Lehrer-Schüler-Gespräch die Situation geschildert, die im Drama dargestellt werden soll. In einem Brainstorming werden Ideen für die szenische Umsetzung gesammelt. Etwa: Realistische Umsetzung, pantomimische Darstellung, versteckte Darstellung hinter einem Gebüsch, im (Bühnen-)Nebel, ... Arbeit am PC Dann erhalten die Schülerinnen und Schüler das Arbeitsblatt oder die Datei sprache-drama_ab6.rtf mit Anouilhs Darstellung zur Bearbeitung. Für die Formulierung einer eigenen szenischen Umsetzung soll ein Textverarbeitungsprogramm verwendet werden. Durch bestimmte Textformatierungen soll das Druckbild eines Dramentextes nachempfunden werden (Fettdruck oder Kapitälchen für die Rollennamen, Kursivdruck für Regieanweisungen und Bühnenbild). Rollenspiel Wenn noch Zeit bleibt, kann die eine oder andere Schülerarbeit szenisch dargestellt werden. In dem bekannt derben Drama der Sturm und Drang-Zeit lässt Goethe die Auseinandersetzungen der Kontrahenten auch mit Waffengewalt in Form kleinerer Feldzüge und Gefechte austragen. Im 13. Auftritt des 3. Aktes, Eine Höhe mit einem Wartturn (!), liegt Selbitz verwundet und lässt sich von einem Knecht den Verlauf Kampfes erklären. Zeitbedarf: 45 Minuten Schauplätze des Dramas Zunächst sind die Lernenden über den Inhalt des Dramas Götz von Berlichingen im Überblick zu informieren. Hier ist vor allem wichtig zu erfahren, an welchen (historischen) Schauplätzen sich die Ereignisse zugetragen haben. Eine Internetrecherche der Schauplätze des Dramas sollte zu einer Abbildung eines Wachturms führen, wie er in der folgenden Szene von Bedeutung ist. Schauplätze online recherchieren Eine interessante Wegbeschreibung findet sich auf der Website von Rick Rickson. Abbildungen von Jagsttal und von "Storchentürmen" überall in Deutschland lassen sich mit der "Bildersuche" von www.google.de aufspüren. Einordnen in den Textzusammenhang Danach erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Arbeitsblatt sprache-drama_ab7.pdf mit weiteren Arbeitsaufträgen. Die Lernenden sollen einen Dramenausschnitt in den Zusammenhang einordnen, die Funktion der Mauerschau erkennen und in einem Textverarbeitungsprogramm bestimmte Textabschnitte farbig markieren. Nachbilden einer Mauerschau Schließlich sollen sie versuchen, mithilfe eines Präsentationsprogrammes eine "Mauerschau" nachzubilden. Diese Aufgabe geht von der Grundfunktion eines Präsentationsprogrammes aus, Texte, aber vor allem Bilder und Animationen einem Publikum vor Augen zu führen, die im Vortragsraum sonst nicht darstellbar wären. Für diese Aufgabe sind verschiedene Lösungsansätze denkbar: sichtbar - unsichtbar Aufteilung der Präsentationsfolien in einen Bereich für die Darstellung sichtbarer Bühnenvorgänge und einen Bereich für die Darstellung der unsichtbaren Vorgänge sichtbar - verdeckt Darstellung des gesamten Geschehens, wobei die im Theater unsichtbaren Vorgänge immer wieder durch animierte Objekte (Bilder, Grafiken) verdeckt werden sichtbar - Text Darstellung des sichtbaren Bühnenbildes durch eine realistische Grafik und Einblendung des unsichtbaren Geschehens durch reinen Text ("Off"). Hier können die Schülerinnnen und Schüler auch eigene kreative Wege beschreiten. Das europäische Drama entwickelte sich im 5. vorchristlichen Jahrhundert aus Chorliedern, die man bei kultischen Festen für den griechischen Gott Dionysos aufgeführt hat. Die antike Tragödie entstand, als zum Chor Schauspieler traten und epische Heldenstoffe dargestellt wurden. Zunächst im Rahmen der jährlichen Dionysien aufgeführt, löste sich das Schauspiel später vom Chor. In Klassik und Moderne besinnt man sich jedoch wieder der urtümlichen Funktion des Chores. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Ein Drama bei Gutenberg finden Die Schülerinnen und Schüler sollen zunächst an einem antiken Beispiel die ursprüngliche Aufgabe des Chors studieren. Dazu rufen Sie einen Auszug aus Sophokles' Antigone auf: Der Auftritt des Chors im 2. Akt vor Beginn der ersten Szene findet sich beim Projekt Gutenberg . Der Gesang des Chors wird gelesen und der Inhalt in zwei bis drei Sätzen notiert. Einen theoretischen Text bei Gutenberg finden Zur Zeit der Klassik besinnt sich Friedrich Schiller der Bedeutung des Chores und schreibt in einer Vorrede zu seinem Drama Die Braut von Messina "Ueber den Gebrauch des Chors in der Tragödie": "Der Chor ist selbst kein Individuum, sondern ein allgemeiner Begriff; aber dieser Begriff repräsentirt sich durch eine sinnlich mächtige Masse, welche durch ihre ausfüllende Gegenwart den Sinnen imponirt. Der Chor verläßt den engen Kreis der Handlung, um sich über Vergangenes und Künftiges, über ferne Zeiten und Völker, über das Menschliche überhaupt zu verbreiten, um die großen Resultate des Lebens zu ziehen und die Lehren der Weisheit auszusprechen. Aber er thut dies mit der vollen Macht der Phantasie, mit einer kühnen lyrischen Freiheit, welche auf den hohen Gipfeln der menschlichen Dinge, wie mit Schritten der Götter, einhergeht - und er thut es, von der ganzen sinnlichen Macht des Rhythmus und der Musik in Tönen und Bewegungen begleitet." Die Schülerinnen und Schüler sollen diesen Text bei Gutenberg finden. In der umfangreichen Erörterung Schillers kann die oben wiedergegebene Kernstelle mithilfe der Suchfunktion des Browsers und dem Suchbegriff "Der Chor ist selbst kein" gefunden werden. Arbeitsaufträge Die Lernenden sollen anschließend diesen Textabschnitt exzerpieren, indem sie seinen gedanklichen Gehalt mithilfe des Arbeitsblattes oder der Datei sprache-drama_ab8.rtf grafisch aufbereiten. Biedermann und die Brandstifter Max Frisch setzt in seinem modernen "Lehrstück ohne Lehre" (so der Untertitel) Biedermann und die Brandstifter einen naiven Bürger in Szene, der trotz aller Gefahrenanzeichen nicht glauben will, dass er Brandstifter unter seinem Dach beherbergt. Ein Chor von Feuerwehrleuten, die die Gefahr sehen, aber nicht vorbeugend eingreifen können, unterbricht immer wieder die dramatische Handlung. Als Biedermanns Haus abbrennt, tritt der Chor der Feuerwehrleute vor, bevor der Vorhang fällt. Präsentation: Schiller und der moderne Chor Die Beziehungen dieses modernen Chores zum antiken Ursprung und zu Schillers Definition soll anschließend in einer kurzen Präsentation dargestellt werden. Diese Präsentation soll aus vier bis fünf Folien bestehen, wobei die erste Folie einen aussagekräftigen Titel enthalten soll, je eine Folie für Sophokles, Schiller und Frisch gestaltet wird und eventuell eine letzte Folie die Arbeit abrundet. Mithilfe dieser Präsentation sollen Schülervorträge als Sicherung der Unterrichtsergebnisse die Lerneinheit abrunden.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II
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