Mein erster Elternsprechtag
Hey ihr Lieben,
heute möchte ich euch von einem ganz besonderen Tag in der Schule erzählen – dem Elternsprechtag! Für mich als Referendarin und damit Lehrer-Neuling ist das natürlich eine ganz andere Nummer als für die langjährigen Kolleginnen und Kollegen. Aber man hat an diesem Tag ALLEN eine gewisse Anspannung angemerkt. Es hat wahrlich etwas Geheimnisvolles, wenn die zwei Spezies Eltern und Lehrer aufeinandertreffen.
Gleich früh morgens spürt man die besondere Magie auf den Fluren und in den Räumen: Viele Kolleginnen und Kollegen laufen im Hemd oder einer schicken Bluse durch das Lehrerzimmer (so manch einen Kollegen sieht man sonst nur in Schlabber-Jeans, Band-Shirt und ausgetretenen Sneakers rumlaufen). Man möchte ja schließlich einen guten Eindruck bei den Eltern hinterlassen! Manche haben auch eine kleine Blume oder Kekse dabei, um die Atmosphäre bei den Gesprächen etwas aufzulockern. Ich gebe zu, auch ich habe mich an diesem Tag mit einer hellblauen Bluse und einem Blazer ausgestattet, denn gerade einer Referendarin gucken die Eltern ja ganz genau auf die Finger. Das Outfit ist natürlich nur Nebensache, vor allem kommt es auf das Gespräch und die Beratung an. Deshalb habe ich mir im Vorfeld ganz genau Gedanken darüber gemacht, wie ich die Gespräche aufbaue. Zum einen habe ich mir zu allen Schülerinnen und Schülern einen kleinen Spickzettel gemacht – mit Noten, Einträgen zur mündlichen Mitarbeit und sonstigen Auffälligkeiten. Zum anderen habe ich mir überlegt, welche Fördermaßnahmen oder welches zusätzliche Übungsmaterial ich den Eltern vorschlagen kann. Darüber hinaus habe ich den Eltern noch eine Klassenarbeit gezeigt und erklärt, wie sich die Kinder gezielt auf die Arbeiten vorbereiten können. Dieses Vorgehen hat sich sehr bewährt. Ich habe die Elterngespräche als sehr produktiv und zielführend empfunden. Soviel zum formalen Teil...
Ansonsten war es auch mega spannend, die Eltern einzelner Schülerinnen und Schüler kennenzulernen. Die meisten waren sehr nett und an einem konstruktiven Gespräch interessiert. Es gab aber auch welche, die es mit dem Nettsein etwas übertrieben haben. Eine Mutter zum Beispiel kam überschwänglich mit dem Satz rein: "Endliche lerne ich die Lieblingslehrerin meiner Tochter kennen!" und fing erstmal an, zu erzählen, wie toll mein Unterricht sei. Ich habe mir in dem Moment nur gedacht: "Boah! Nicht so viel schleimen, bitte. Außerdem hast du doch noch nie eine Stunde von mir live erlebt?!" und "Geht die in jedes Elterngespräch mit dieser Motivation rein?" Dann gab es auch noch die Art Eltern, die einfach nur erzählen wollten. Und zwar ihre komplette Familiengeschichte, angefangen mit der eigenen Biografie, samt Schulausbildung, berufliche Laufbahn und natürlich den Plänen für das bevorstehende Wochenende! Kaffeekränzchen mit der besten Freundin gefällig? Auch dafür müssen Lehrer manchmal herhalten. Solche Gespräche sind währenddessen der absolute Horror und ziehen sich gefühlt eeeewig. Manche Eltern hatten wirklich eine bewegte Lebensgeschichte. Aber sorry, ich bin ja nicht die Therapeutin, sondern für das Kind oder den Jugendlichen da. Liebe Eltern, bleibt mal bei der Sache!
Ihr merkt schon, der Elternsprechtag ist ein ganz schön turbulenter Tag! Unterm Strich kann ich aber sagen, dass die meisten Eltern sehr höflich und interessiert waren, sodass ich diesen Tag insgesamt als sehr positiv erlebt habe.
Mich interessiert natürlich brennend, welche Erfahrungen ihr an Elternsprechtagen gemacht habt! Wie bereitet ihr euch darauf vor? Habt ihr witzige Storys zu erzählen?
Eure Eltern-Flüsterin Anna