"Wir werden alle älter."

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Sachkunde-Unterricht. Das Thema lautet "Zukunft" und baut auf den vorangegangenen Kunst- und Werken-Einheiten auf. Dort sollten die Kinder zu Beginn die Augen schließen und sich vorstellen, wie sie die Zukunft sehen. Das, was sie zuerst vor ihren inneren Augen sahen, galt es mit Tusche auf Papier zu bringen. Das hat wunderbar geklappt.

Daran wurde angeknüpft: "Jeder nimmt bitte sein gezeichnetes Bild zur Hand und erklärt es seiner Banknachbarin oder seinem Banknachbarn. Verratet ihnen, wie ihr die Zukunft seht. Euer Gegenüber hört aufmerksam zu. Anschließend tauscht ihr die Rollen. Am Ende berichtet jeder von euch, wie nicht ihr selbst, sondern euer Gegenüber die Zukunft sieht."

Ich warte einige Zeit, damit die Kinder die Aufgabenstellung verinnerlichen können und füge anschließend hinzu: "Gibt es Fragen?" Stille. "Ausgezeichnet. Nun steckt eure Köpfe zusammen und tauscht euch aus." Vier von sieben Paaren nehmen meine Aufforderung in der Folge wortwörtlich und stecken tatsächlich ihre Köpfe zusammen. Das kann man so machen, muss man aber nicht. Die Kinder tauschen sich aus. Von außen betrachtet, sieht das hervorragend aus.

Nach zehn Minuten Partnerarbeit unterbreche ich: "So, nun wollen wir mal sehen, was eure Banknachbarinnen und -nachbarn für Vorstellungen von der Zukunft haben. Wer möchte denn beginnen?" Nahezu alle Kinder melden sich. Ein Länderspiel. "Thommy, fang du doch mal an. Wie sieht die Zukunft in den Augen deiner Nachbarin aus?" Thommy schaut mich mit großen Augen an. "Ähm, das weiß ich nicht." "Hat dir denn Annalena nichts gesagt?" Annalena interveniert postwendend: "Doch Herr Klafki, ich habe Thommy alles erzählt!" "Das stimmt. Sie hat mir alles gesagt.", bestätigt mir Thommy. "Und warum sagst du dann nichts dazu?" frage ich ihn. Thommy entgegnet: "Weil ich es vergessen habe." "Thommy, ehrlich bist du, das muss man dir lassen. Aber warum meldest du dich dann, obwohl du gar nicht mehr weißt, was Annalena zu dir gesagt hat?" "Na weil ich dir erzählen wollte, wie ich meine Zukunft sehe, Herr Klafki!" "Das möchte ich aber von Annalena wissen, mein Lieber. Annalena, weißt du denn noch, wie Thommy die Zukunft sieht?" "Ja, Herr Klafki, Thommy hat gesagt, dass in der Zukunft die Tage heller sind. Wegen der Sonne. Die wächst nämlich. Roboter gibt es dann, die uns helfen. Und er hat gesagt, dass wir alle älter werden, weil, wenn wir uns zum Beispiel den Arm brechen, dann bekommen wir einen Roboter-Arm. Genau. Das hat er alles gesagt."

Ich bin baff. Zum einen, weil Annalena uns jede Einzelheit aus den Vorstellungen Thommys berichten konnte und zum anderen, weil Thommy ein sehr reales, vorstellbares und logisches Verständnis von Zukunft hat – mit sechs Jahren. Beide bekommen einen Stempel mit drei Sternen von mir. Und die Sache mit dem Verstehen der Aufgabenstellung üben wir noch etwas. Die Zeit nehmen wir uns. Wir werden ja schließlich alle älter.

Alle Namen der Schülerinnen und Schüler wurden geändert.

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Über mich

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Hallo, ich bin Lehrer an einer Grundschule im schönen Norddeutschland und unterrichte dort die Fächer Deutsch, Mathematik, Sachunterricht, Kunst und Sport. Unter meinem Pseudonym "Du, Herr Klafki ..." berichte ich aus meinem turbulenten und amüsanten Grundschullehrer-Alltag. Viel Spaß beim Lesen meiner Grundschul-Anekdoten!

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