Loben auf Sächsisch
Als Lehrkraft steht man oft vor der Herausforderung, Kinder dort abzuholen, wo sie gerade sind. In ihrer Welt. Es macht wenig Sinn, vor jungen Menschen über die Notwendigkeit der korrekten Nutzung von Artikeln und Nomen zu referieren und dabei zu hoffen, dass sie einem dabei bis zum Ende der Stunde aufmerksam folgen. Das läuft einfach nicht. Da schalten sie auf Durchzug. Und da beißt die Maus auch keinen Faden ab. Man kann ihnen das nicht einmal verübeln.
Ich nutze in solchen Momenten gerne die menschliche Hand als Werkzeug und Methode zugleich. Eine Hand hat jeder. Die ist meine. Die gehört mir. Als Einstieg sollen die Kinder, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit, ihre eigene Hand auf ein Blatt Papier legen und diese mit einem Stift umranden. In Sachsen, wo ich meine Wurzeln habe, würde man sich über diese Methode so freuen: "Nu eiferbibbsch, das is ja meene Hand uffm Babier!" Und meinen Schülerinnen und Schülern geht es fast genauso, nur auf Hochdeutsch. Das ist etwas von mir. Das ist meine.
In die Nagelfläche der Finger lasse ich in der Folge die Artikel "der, die und das" notieren und die beiden liebsten wiederholen. Fünf Artikel. Das reicht für den Anfang. Anschließend wird die Fläche in den Fingern dafür genutzt, um passende Nomen darin zu platzieren. "Heißt es die Haus oder das Haus?" "DAAAS Haus, Herr Klafki!" Auch das läuft wie ein Länderspiel. Einige Schülerinnen und Schüler brauchen bei der Nomensfindung gar keine Hilfe, anderen steht man mit Rat und Tat sowie stets lobend zur Seite. Nach wenigen Minuten präsentieren mir die Kinder ihre mit passenden Nomen gefüllten Hände. Ich bin begeistert. Weltklasse. Ich komme aus dem Loben gar nicht mehr heraus.
Selbst Manni lobe ich für seine Hand. Die hat er zwar ausgeschnitten, obwohl er das nicht tun sollte, weil die Blätter gelocht waren und in den Deutsch-Hefter abgelegt werden sollten, aber Manni ist beim Ausschneiden sonst nicht der Genaueste. Seine Hand jedoch, die hat er fehlerfrei und fein säuberlich ausgeschnitten. "Manni, das hast du klasse gemacht!"
Und da sind wir beim zweiten Werkzeug: Kinder wollen gelobt werden. Auch, wenn sie mitunter knapp an der Aufgabenstellung vorbeigeschrammt sind. Egal. Durch Lob bekommen Kinder Rückkopplung. Die brauchen sie und dadurch nehmen sie auch etwas mit. "Brima Tschässigah, eenfach glasse!"... würde man in Sachsen sagen. :-)