Jugendliche auf die Zukunft vorbereiten
Am 16. September 2020 luden die Eduversum GmbH und die Stiftung Jugend und Bildung wieder zum virtuellen Kamingespräch ein. In einem Impuls-Vortrag erörterte Dr. Christian Büttner, Leiter des Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie der Stadt Nürnberg sowie Vorstand des Bündnisses für Bildung, welche Bildungsangebote Schule braucht, um Jugendliche auf die Zukunft im digitalen Zeitalter vorzubereiten.
"Wie die Welt von morgen aussehen wird, hängt in großem Maß von der Einbildungskraft jener ab, die gerade jetzt lesen lernen." Mit diesem Zitat von Astrid Lindgren eröffnet Dr. Christian Büttner seinen Impulsvortrag. Wer jetzt das Lesen lernt, wird voraussichtlich in 13 Jahren sein Abitur machen. Rechnen wir 13 Jahre zurück, befinden wir uns im Jahr 2007: In diesem Jahr ist das erste iPhone auf den Markt gekommen. Ein Gerät, das laut Büttner die digitale Mediennutzung revolutioniert habe, indem es das Internet in die Hosentasche gebracht hat. Nun befinden wir uns mitten im digitalen Zeitalter und daher ist Büttner der Überzeugung: Die Investition in die Vermittlung von Kompetenzen für das digitale Zeitalter sichert nachhaltig die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft.
Digitales Zeitalter
Büttner ist der Meinung, es habe früher gereicht, wenn man als Lehrkraft die SZ und FAZ gelesen und die Tagesschau geschaut hat, um sich zum Thema Medien und politisches Wissen ausreichend zu informieren. Dem sei heute nicht mehr so. Informationsvermittlung findet oft auf anderen Wegen statt. Als Beispiel nennt er YouTube: Über einen ausgeklügelten Algorithmus bekommt man ganz bestimme Videos angezeigt, die sich je nach Nutzerinnen und Nutzern inhaltlich stark unterscheiden. Nicht jeder erhält die gleichen Neuigkeiten. Insofern müsse die Arbeit an digitalen Kompetenzen auch dort stattfinden, wo das digitale Zeitalter stattfindet und das ist nicht mehr nur in den gedruckten Zeitungen und der Tagesschau.
Kriterien für das digitale Zeitalter
Für die Arbeit und das Lernen im digitalen Zeitalter braucht es bestimmte Kriterien und dabei wird oft auf das sogenannte 4C-Modell (oder auch 4K-Modell) verwiesen, das Schlüsselkompetenzen für Lernende im 21. Jahrhundert beinhaltet: Kommunikation, Kollaboration, kritisches Denken und Kreativität. Dr. Christian Büttner ist allerdings auf das 6C-Modell gestoßen, das zusätzlich noch Charisma und Coolness als weitere Kriterien aufnimmt. Warum diese beiden Kompetenzen ebenfalls wichtig sind, verdeutlicht er am Beispiel von Angela Merkel, die Deutschland durch die Finanzkrise 2008 und nun auch wieder durch die Corona-Krise mit ausgesprochener Coolness und ihrem Charisma führte. Dabei ist das 6C-Modell keine komplett neue Erfindung. Viele Kernpunkte des Modells sind beispielsweise schon lange im Bayrischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen vorhanden.
Warum findet diese Kompetenzvermittlung in Schulen dann nicht statt? Als einen möglichen Grund nennt Büttner die Lehrkräfteausbildung: Teilweise gehen Studierende durchs Studium, ohne sich jemals mit der Digitalisierung des Unterrichts oder digitalen Kompetenzen auseinandergesetzt zu haben. Es fehle somit an den Grundlagen der Lehrkräfte. Ein weiteres Problem ist die ungleiche Verteilung von Geldern. Schulen sind nicht gleich ausgestattet. Der Digitalpakt allein löst diese Probleme in den Schulen allerdings auch nicht.
Digitalstrategie
Als eine mögliche Strategie für die Zukunft stellt Büttner die Digitalstrategie der Stadt Nürnberg vor. Lernen und Lehren im digitalen Zeitalter basiert dabei auf drei Säulen: Zielführende Aus- und Fortbildungskonzepte für Lehrkräfte, IT-Ausstattung und IT-Infrastruktur an Schulen.