Gender im naturwissenschaftlich-technischen Unterricht

Schon allein aufgrund der vielen Zeit, die Kinder und Jugendliche dort verbringen, haben Schulen eine wichtige Bedeutung hinsichtlich des Gender Mainstreamings.

Schule als wichtige Instanz für die Genderfrage

"Schule nimmt einen beträchtlichen Teil der Lebenszeit von Kindern und Jugendlichen in Beschlag. Es liegt deshalb durchaus nahe, zu vermuten, dass dem Schulleben, den sozialen Aspekten von Schule, eine wesentliche Bedeutung für die Persönlichkeitsentwicklung zukommt" (Faulstich-Wieland, 1995: 113). Der Schule kommt eine wichtige Rolle in der Umsetzung von Gender Mainstreaming-Konzepten mit dem Ziel der Gleichstellung von Frauen/Mädchen und Männern/Jungen in der Gesellschaft zu. Lehrerinnen und Lehrer müssen in der Gender-Thematik allgemein und fachspezifisch sensibilisiert und ausgebildet werden.

Mädchen, Jungen, Naturwissenschaften und Technik

Stereotype

Jungen wird eher ein Interesse für mathematische, naturwissenschaftliche und technische Themen nachgesagt und das wiederum gilt oft als Erklärung dafür, dass Männer in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen dominieren. Mädchen hingegen gelten als sozial und emotional kompetent und seien aufgrund dessen auch eher in diesen Berufssparten zu finden. Deutsche wie internationale Studien zeigen, dass Jungen eher einen Leistungsvorsprung in Mathematik aufweisen, dafür Mädchen einen Vorsprung bei der Lesekompetenz haben (vergleiche PISA, 2001). Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Befunde mit geschlechtsspezifischen Zuschreibungen verbunden sind. So kann die stärkere Lesedistanz von Jungen darin begründet sein, dass Lesen als "Weiberkram" gilt und nicht männlich konnotiert ist. Die stärkere Ferne von Mädchen zu Mathematik und anderen Naturwissenschaften kann wiederum der Zuschreibung dieser Bereiche als Männerdomäne geschuldet sein und ist somit Tribut der Mädchen an ihre Geschlechtszugehörigkeit (vergleiche Nyssen, 2004: 401ff.).

Die Rolle der Schule und der Lehrkräfte

Schule als Sozialisationsinstanz trägt neben Elternhaus, Peers und Medien zu dieser Vergeschlechtlichung bei (vergleiche Buchmayr, 2008: 7). Besonders wichtig ist die Lehrkraft hinsichtlich einer Änderung derartiger Rollenzuschreibungen mit dem Ziel, die Entfaltung aller Fähigkeiten für jeden und jede zu ermöglichen. Lehrerinnen und Lehrer sollten darüber Bescheid wissen und bewusst Konzepte verwenden - zum Beispiel beim Lesen Jungen besonders motivieren und beim Rechnen Mädchen - um diesen Stereotypen entgegenzusteuern.

Fächerwahl bestimmt die Wahl des Studiums

Nachgewiesen ist, dass die Wahl der Leistungskurse in der Oberstufe geschlechtsabhängig ist und diese Wahl wiederum Auswirkungen auf die folgende Berufsorientierung haben wird (vergleiche Nyssen, 2004: 395). So wählen Mädchen vorrangig sprachliche Fächer, was sich in der Wahl der Studiengänge Kultur- und Sprachwissenschaft niederschlägt, und Jungen wählen eher mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer, was sich auch in der Studienwahl widerspiegelt. Ein Grund dafür ist, "dass Schülerinnen an anderen Inhalten wie an anderen didaktischen Vorgaben interessiert waren/sind als Schüler. Der naturwissenschaftliche Unterricht scheint dabei eher an den Interessen der Schüler anzuknüpfen" (ebenda: 196f.).

Zum Geschlecht der Lehrerinnen und Lehrer

Vielleicht kann schon ein Blick im eigenen Kollegium Aufschluss über Geschlechterverhältnisse geben. Wieviele Lehrkräfte in den Naturwissenschaften sind an Ihrer Schule weiblichen Geschlechts? Und wieviele sind es im sprachlichen Bereich? Und welchen Geschlechts ist der Direktor beziehungsweise die Direktorin Ihrer Schule? In Deutschland werden die Schülerinnen und Schüler im Durchschnitt häufiger von einer weiblichen als von einer männlichen Person unterrichtet, es sind überproportional viele weibliche Lehrkräfte an den Schulen. Allerdings sind diese in den naturwissenschaftlichen Fächern unterrepräsentiert. Fast die Hälfte der Lehrerinnen arbeiten in Teilzeit im Unterschied zu ihren männlichen Kollegen (vergleiche Stürzer et al., 2003: 22). Lehrerinnen sind noch häufiger in den unteren Schulstufen und in der Vorschulerziehung zu finden. Der Anteil der männlichen Kollegen wird höher in weiterführenden Schulen. Das könnte nahe legen, dass Frauen eher die Fürsorge zugesprochen wird und Männern eher die Vermittlung von Fachwissen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass "eine nach Geschlecht differenzierte horizontale wie vertikale Segregation" (ebenda: 47) an den Schulen anzutreffen ist. Auch dies hat sicherlich Einfluss darauf, wie die Schülerinnen und Schüler ihre eigene Geschlechterrolle erfahren und ausfüllen.

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