Wie Rechtsextreme Hass schüren und Jugendliche ködern
Aktuelle Erkenntnisse, Zahlen und Gegenstrategien zu Rechtsextremismus im Internet stellten das Bundesfamilienministerium, die bpb und jugendschutz.net vor.
Rechtsextreme gehen im Netz immer perfider vor, um Jugendliche zu ködern und ihre Ideologie der Ungleichheit zu verbreiten. Mit frei erfundenen oder verfälschten Meldungen schüren sie Hass gegen Geflüchtete, Muslime und andere Minderheiten. Jugendaffine Themen wie Onlinespiele, Hip-Hop oder Ernährungstrends werden als Türöffner genutzt. Über provokante Beiträge im Social Web werden auch viele junge Userinnen und User außerhalb extremistischer Kreise erreicht.
"Falschmeldungen werden gezielt lanciert, um Hass zu schüren", berichtet Stefan Glaser, stellvertretender Leiter von jugendschutz.net. Die mediale Inszenierung habe dabei eine neue Qualität erreicht, der extremistische Hintergrund sei häufig verschleiert. "Rechtsextreme vermitteln ihre Botschaften über s tylische Memes und Videos. Da verpackt die Identitäre Bewegung ihre Propaganda in coole Hip-Hop-Songs oder es tauchen bei Facebook Nazi-Parolen zwischen Fotos von Erdbeerkuchen und Müsli auf".
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig betont: „Hass und Hetze haben weder auf der Straße noch im Netz etwas zu suchen. Viele Jugendliche sind per Smartphone oder Tablet praktisch überall und rund um die Uhr erreichbar. Umso wichtiger ist es, dass gerade sie die Gefahren im Netz erkennen, widersprechen lernen und Hass-Beiträge auch melden können. Wir müssen die digitale Zivilgesellschaft stärken und zugleich die Betreiber von Internetdiensten in die Pflicht nehmen, Hass und Gewalt konsequent von ihren Plattformen zu verbannen“, so Manuela Schwesig weiter.
"Wir brauchen eine junge Generation, die für demokratische Werte und Menschenrechte eintritt und entschieden die Grundfeste unserer Gesellschaft verteidigt", fordert der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger. Politische Bildung müsse Jugendliche dabei unterstützen, Fake-News zu erkennen, Hetze entgegenzutreten und sich mit den Opfern von Hass zu solidarisieren. „Bildung und Aufklärung sind der Schlüssel“ ergänzt Krüger.
Gegen 1.678 rechtsextreme Angebote, die die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gefährden können, ist jugendschutz.net 2016 vorgegangen. 94% wurden bei Facebook, YouTube und Twitter festgestellt. In über 80% der Fälle gelang es, über eine Kontaktaufnahme zum Anbieter die unzulässigen Inhalte schnell zu entfernen oder für den Zugriff aus Deutschland sperren zu lassen. 3% wurden an die Medienaufsicht und die Strafverfolgung abgegeben.
Mit dem Poster "Achtung Hinterhalt" bietet jugendschutz.net Tipps, wie Jugendliche rechtsextreme Fake-News erkennen und sich dagegen wehren können. Die Broschüre "Vernetzter Hass" informiert darüber, wie Rechtsextreme Jugendliche ködern und umwerben.
Zusatzinformationen
- www.jugendschutz.net
Als gemeinsames Kompetenzzentrum von Bund und Ländern für den Jugendschutz im Internet recherchiert jugendschutz.net Gefahren und Risiken in jugendaffinen Diensten.
- www.hass-im-netz.info
hass-im-netz.info ist ein Angebot des Bereichs politischer Extremismus bei jugendschutz.net und wird von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
Bei Lehrer-Online
- "Stoppt Hass-Propaganda bei Facebook & Co."
Wie Jugendliche menschenverachtende Propaganda erkennen und mit welchen Mitteln sie sich selbst und andere davor schützen können, (unfreiwillig) Mittäterinnen oder Mittäter zu werden, vermittelt diese Unterrichtseinheit.