DFG-Studie: Strategien gegen Gewalt und Mobbing an Schulen

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veröffentlicht am 02.02.2017

Eine neue Studie zeigt, dass kooperative Strategien von Lehrkräften gegen Gewalt und Mobbing an Schulen meist wirksamer sind als autoritäre Mittel.

Wenn Lehrkräfte Gewalt und Mobbing zwischen Schülerinnen und Schülern beenden wollen, sollten sie statt zu autoritären Mitteln zu kooperativen Ansätzen greifen. Das ist das Ergebniss der dreijährigen Studie „Lehrerhandeln bei Gewalt und Mobbing“. Der Bildungsforscher Professor Dr. Wilfried Schubarth von der Universität Potsdam und der Psychologe Professor Dr. Ludwig Bilz von der BTU Cottbus-Senftenberg haben die Abschlussergebnisse der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Studie nun vorgelegt.

Die Studie gibt Antworten auf die Frage, wie Lehrkräfte in Gewalt- und Mobbingsituationen agieren. Schubarth und Bilz haben gemeinsam mit ihren Teams über 2.000 Schülerinnen und Schüler und 550 Lehrkräfte in Sachsen gefragt, wie Lehrer in Mobbing-Situationen reagieren, welche Auswirkungen ihr Handeln hat und wie ihre Kompetenz zur Intervention gestärkt werden könnte. Das Ergebnis: Die mit Abstand häufigste Reaktion ist das Gespräch mit den beteiligten Schülern, unabhängig von der Gewalt- oder Mobbing-Art. Mit deutlichem Abstand folgen minimale gestische oder mimische Interventionen und andere Maßnahmen zur Disziplinierung.

Kooperationen mit Kollegen, der gesamten Klasse und langfristige Maßnahmen auf Klassen- oder Schulebene sind dagegen eher selten, obwohl diese, so die Forscher, am nachhaltigsten sind. „Es ist kein Wunder, dass die ergriffenen Maßnahmen oftmals verpuffen und nicht die erhoffte Wirkung erzielen. Auf Dauer wirksamer ist es, die gesamte Klasse und das Kollegium einzubeziehen. Bisher dominieren Hilfsangebote für Einzelne in der Praxis, während nur knapp 20 Prozent der Schülerschaft von kooperativen Angeboten berichten. Rund 30 Prozent haben autoritäre Reaktionen durch Lehrkräfte beobachtet“, so der Bildungsforscher Schubarth. „Wir haben herausgefunden, dass Lehrkräfte besonders dann intervenieren, wenn ihr Verständnis von Gewalt breit ist und sie beispielsweise soziale Ausgrenzung und Hänseleien erkennen. Lehrer, deren Verständnis für Gewalt sich auf körperliche Gewalt beschränkt, greifen seltener ein“, fasst Bilz zusammen. „Das hat Folgen für die Schüler: In den Klassen, in denen Lehrer ein breites Gewaltverständnis besitzen, gibt es deutlich mehr Mädchen und Jungen, die bei einer Mobbing-Situation einschreiten würden. Wir empfehlen deshalb die Arbeit am Gewaltverständnis der Lehrer und Schüler, um so die Sensibilität zu erhöhen.“

Die Wissenschaftler haben zudem die Fähigkeit deutscher Lehrkräfte, Mobbing-Verhaltensweisen ihrer Schülerinnen und Schüler zu erkennen, untersucht. „Wir haben Lehrer gefragt, welche Schüler in ihren Klassen Täter und welche Opfer sind. Erstaunlich war, dass ihnen die Identifikation zwar generell schwerfiel, der Täterstatus aber bei besonders leistungsstarken und -schwachen Schüler besser erkannt wurde“, berichtet Schubarth. Eine gemeinsame Strategie auf der Basis eines Wertekonsenses, ist den Forschern zufolge die effektivste Lösung gegen Gewalt und Mobbing an Schulen.

Die Ergebnisse der Studie erscheinen im Klinkhardt-Verlag: Bilz, L., Schubarth, W., Dudziak, I., Fischer, S. M., Niproschke, S. & Ulbricht, J. (Hrsg.). (2017). Gewalt und Mobbing an Schulen. Wie sich Gewalt und Mobbing entwickelt haben, wie Lehrer reagieren und welche Kompetenzen sie brauchen. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.

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