OER und Schule daheim – Chancen und Herausforderungen in der Corona-Krise
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Dieser Blog-Beitrag fasst die Ergebnisse eines Webtalks zwischen drei Expertinnen und Experten für digitale Bildung mit Lehrkräften zusammen. Gemeinsam haben sie sich über die aktuelle Lage an den deutschen Schulen ausgetauscht, Erfahrungberichte aus den Ländern gesammelt sowie Chancen und Möglichkeiten von freien Bildungsmedien in dieser Zeit diskutiert.Vor den Osterferien wurden die Schulen in Deutschland recht kurzfristig aufgrund von COVID-19 für zunächst circa 3 Wochen geschlossen, in manchen Ländern sogar länger. Dies stellte Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern vor ungeahnte Herausforderungen. OER und Schule daheim - Chancen und Herausforderungen in der Corona-Krise Um im Rahmen eines Webtalks erste Erfahrungen zum Thema auszutauschen, diskutierten die Transferpartner für den Bereich Schule bei OERinfo (Christina König und Dr. Susanne Friz vom FWU Institut für Film und Bild ) zusammen mit dem Medienexperten André Hermes , Lehrer für Erdkunde und Sport am Gymnasium Ursulaschule in Osnabrück und Lehrbeauftragter am Institut für Geographie der Universität Osnabrück, mit betroffenen Lehrkräften und weiteren Interessierten über die Chancen und Herausforderungen in der Corona-Krise. Es ging dabei unter anderem um erste Erfahrungen zu Homeschooling, wie die Kommunikation mit Eltern und Lerngruppen läuft, welche Kommunikationsformen primär verwendet werden, wo die Schwierigkeiten liegen, welche zusätzlichen Angebote es im Netz gibt und wie freie Bildungsmedien helfen können. Erste Erfahrungsberichte aus den Ländern Die Diskussion ergab, dass die bisher gemachten Erfahrungen von Land zu Land und sogar von Schule zu Schule beziehungsweise von Klasse zu Klasse sehr unterschiedlich sind. Oft läuft es gut, aber nicht überall problemlos. Einige Länder und Schulen verfügen bereits über digitale Infrastrukturen , die für Homeschooling und E-Learning genutzt werden können, in anderen befinden sich diese erst im Aufbau . Aber auch bis dato vollkommen ausreichende Ressourcen stießen bald an ihre Grenzen: Innerhalb von wenigen Tagen sind die Nutzungszahlen der Server in einem nie dagewesenen Ausmaß angestiegen, sodass massiv ausgebaut werden musste. Anfangs mussten auch ganz profane Probleme gelöst werden: So hatten etwa nicht alle Schulen die E-Mail-Adressen ihrer Schülerinnen und Schüler beziehungsweise nicht alle Eltern hatten überhaupt eine E-Mail-Adresse. Dies erschwerte natürlich die erste Kontaktaufnahme. Gerade in der Grundschule haben nur circa ein Drittel aller Kinder einen Laptop oder ein Tablet zu ihrer Verfügung. Hier mussten die Materialien teilweise per Post zugestellt werden. Zwar haben Viele ein Smartphone, aber die Erfahrung zeigte, dass das Datenvolumen und der kleine Bildschirm für die Schularbeiten nicht ausreichen; oft können nicht einmal PDF-Dateien geöffnet werden. Wünschenswert wäre zumindest eine Schnittstelle , über die eine App die Daten von anderen Portalen als E-Mail-Ersatz abrufen könnte. Auch einen Drucker haben nicht alle zu Hause, um die hochgeladenen Materialien ausdrucken zu können. Unterschiedlich genutzte Kommunikationsmedien Trotzdem wurde aber, wie die Diskussion ergab, einiges auf die Beine gestellt, um die Defizite auszugleichen und vielfältige Lösungen zu finden. Dabei wurden unterschiedlichste Kommunikationsmedien eingesetzt: Sie reichten von Briefen über E-Mail, WhatsApp, Moodle, Padlet bis hin zu Videokonferenzen über Zoom. Lehrerinnen und Lehrer erstellten - oft recht witzige - Videos zum Unterrichtsstoff und posteten sie über die Schulserver oder YouTube. Unmengen von Materialien, Arbeitsblättern, Moodle-Kursen et cetera wurden hochgeladen, und ein Schulleiter produzierte sogar eine Dulsberg Late Night - Der digitale Schulhof , um die Schulgemeinschaft zu erhalten und zu stärken. Manch eine Lehrkraft kennt ihre Schülerinnen und Schüler jetzt im Schlafanzug und es gab Dankesbriefe an geduldige Eltern und engagierte Lehrkräfte. Alle Beteiligten des Webtalks konnten bestätigen, dass jeder versuchte, sein Bestes zu geben in diesen schwierigen und vorher völlig unvorhersehbaren Zeiten. Linktipps für "Schule daheim" Es gibt eine ganze Menge Hilfen und digitale Unterstützung im Netz. Diese reichen von Best-of-Materiallisten, konkreten Materialien und Unterrichtsfilmen zu bestimmten Fächern, Tipps für Online-Werkzeuge für den E-Learning-Unterricht bis zu kostenfreien Angeboten von Verlagen, Softwarefirmen und so weiter. André Hermes betreibt seit etwa 10 Jahren einen Newsletter (nicht nur) für sein Kollegium mit Verweisen auf Linksammlungen , Empfehlungen und Kurse, die auch zu Corona-Zeiten hilfreich sind. OERinfo hat zum Webtalk einige der Angebote im Netz in einer ausführlichen, kommentierten Linkliste zusammengefasst, die ständig aktualisiert und erweitert wird (siehe unten). Freie Bildungsmedien (OER) Praktisch für den digitalen Unterricht erweisen sich freie Bildungsmaterialien , sogenannte Open Educational Resources (OER). Dies sind Bildungsmaterialien jeglicher Art, die unter einer offenen Lizenz veröffentlicht werden, meistens unter einer Creative Commons Lizenz . Eine solche offene Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang, die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Andere. Viele Lehrkräfte sehen durchaus den Vorteil von OER, um Materialien passgenau für ihren Unterricht anzupassen und kollaborativ mit den Lerngruppen daran arbeiten zu können. Sie sind allerdings oft mit der Produktion von OER überfordert und unsicher bezüglich der lizenzrechtlichen Fragen . Weitere Fortbildungen und Hilfestellungen für Lehrkräfte zu dem Thema sind nötig. Es gibt zwar schon etliche Materialien von unterschiedlichen Stellen, aber keine zentrale Stelle für OER in Deutschland. Eine erste Anlaufstelle ist die Informationsstelle OERinfo , auf der umfassende Informationen zum Thema OER zur Verfügung stehen. Die Linkliste des Webtalks enthält auch ein 1x1 zu Open Educational Resources (OER). Fazit Trotz aller Herausforderungen in dieser Krisenzeit ergeben sich auch Chancen , die genutzt werden sollten. So ging ein "digitaler" Weckruf durch Deutschlands Schulen. Server wurden aufgerüstet, Software beschafft und Gelder für Laptops zu Hause bewilligt. Aber nicht nur an der technischen Front gab es eine Aufrüstung, auch im Bereich des digitalen Lernens hat sich einiges getan. So haben sich viele Lehrerinnen und Lehrer, die es vorher noch nicht in dem Umfange getan hatten, mit Online-Werkzeugen und Methoden für den E-Learning-Unterricht befasst. Diese Entwicklungen sollten unbedingt auch nach Corona beibehalten und fortgeführt werden. Darin waren sich im Webtalk alle einig.