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Göring-Rede: Politische Rede und Propaganda in der NS-Zeit

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit für den Rhetorik-Unterricht analysieren die Schülerinnen und Schüler die politische Rede von Hermann Göring aus der Zeit des Nationalsozialismus.Die aktuelle Übernahme der Thematik in das Zentralabitur beispielsweise in Berlin stärkt die Bedeutung des Unterrichtsgegenstandes sicher noch. Auch in Fächern wie Geschichte, Sozialwissenschaften, Pädagogik oder Religionslehre ist der Stellenwert des Themas zur Zeit hoch. Da die meisten veröffentlichten Sequenzen zu diesem Thema didaktisch sehr reduziert oft nur mit der bekannten Sportpalast-Rede von Goebbels arbeiten, wird in dieser kompetenz- und prozessorientierten Unterrichtseinheit der Versuch einer Erweiterung der Materialbasis um die "Thermopylen-Rede" von Göring unternommen. Zugleich wird demonstriert, wie sich heute mediengestützter Unterricht bei einer solchen Thematik leicht und schülerorientiert durchführen lässt. Neben einer großen Auswahl an Sachtexten finden sich zu Händen der Lehrkraft mögliche oder erwartete Schülerlösungen der Redeanalysen sowie zahlreiche Links und Quellenverweise zum multimedialen Arbeiten. Bekannte Vorgehensweisen Die hier vorgelegte Verlaufsplanung für eine relativ kurze Unterrichtsreihe stellt die eher konventionelle Verwertung des Materials dar. Die Analysearbeit verbleibt eher im traditionellen Methodenbereich (textimmanente Analyse im Zentrum, kleine Erweiterungen durch textüberschreitende Interpretation). Einbindung der digitalen Medien Die Einbeziehung der modernen Medien geschieht eher vorsichtig. Interdisziplinäre Aspekte sind sehr reduziert. Gedanken zum methodischen Vorgehen Spannend wird der Umgang mit dem Material, wenn man es so nutzt, dass die Aspekte Kompetenz- und Prozessorientierung, Individualisierung und interdisziplinäre Kooperation stärker in den Vordergrund rücken. Ablauf der Unterrichtseinheit In sieben Stunden nähern sich die Lernenden der Intention der Göring-Rede an. Dabei nutzen sie verschiedene Analyse-Methoden und Online-Quellen und tauschen sich aktiv über die Lernplattform aus. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler verstehen den erweiterten Textbegriff und das Phänomen Intertextualität konkret durch die Aufarbeitung unterschiedlichster Texte (Reden, Schriften, Filme, Bilder, Dokumentationen) zu einem thematischen Bereich. lernen eine begrenzte historische Situation genauer kennen. lernen Texte im engeren Sinne aus dieser Situation heraus verstehen. erfahren die Schwierigkeit der Bewertung solcher Texte. diskutieren über die Problematik der Vergleichbarkeit und Nichtvergleichbarkeit historischer Situationen. Medien- und Methodenkompetenz Die Schülerinnen und Schüler verbessern ihre Fähigkeiten in der elektronischen Textverarbeitung (Texte speichern, bearbeiten, einordnen, verschieben, kommentieren). machen Erfahrungen in komplexer und validitätsbezogen schwieriger Internet-Recherche, vor allem bei Audio- und Video-Dateien in Web-2.0-Bereichen (beispielsweise bei YouTube). erschließen historische Zusammenhänge multimedial. bewerten Internet-Quellen kritisch. Die Göring-Rede ist beim Deutschen Rundfunkarchiv als Audio-Datei erhältlich: Deutsches Rundfunkarchiv (DRA) Sammlungen und Informationsvermittlung (SuI) Unter den Eichen 5 Haus C 65195 Wiesbaden Tel: +49 611 2383 - 0 Fax: +49 611 2383 - 176 E-Mail: SuI@hr-online.de Aktive Medienarbeit Für die Kompetenzorientierung kann hier die Verbesserung der Medienkompetenz paradigmatisch hervorgehoben werden. Bei dieser Unterrichtseinheit sind vor allem folgende Teilaspekte berücksichtigt: Sichten und Sortieren von reichhaltigem Datenmaterial Verändern und Bewerten des Materials Nachvollziehen fremder Recherche oder Durchführen eigener Recherche Hierarchisieren und Reduzieren des redundanten Materials Präsentieren von Arbeitsergebnissen, Kommunizieren im Kursrahmen außerhalb der Unterrichtstunden Materialfülle im Internet Bei der Recherche zu dieser Unterrichtseinheit profitieren auch die Lehrkräfte von dem Einsatz moderner Medien. Die hier als Vorschlag gedachten Linklisten zeigen, dass man mit wenig Zeitaufwand brauchbare Arbeitsblätter, Referatvorgaben und Materialsammlungen für den Unterricht und für Facharbeiten, Film- oder Audiobeiträge beschaffen kann. Bei der Arbeit mit Internet-Materialien bietet sich auch eine stärkere Individualisierung des Unterrichts an. Kritischer Umgang mit den gefundenen Materialien Während der Einheit sollte betont werden, dass nicht alles, was im Internet nach seriöser Information aussieht, auch wirklich glaubwürdig ist: Sensibilisieren Sie die Lernenden für den kritischen Umgang mit vermeintlichen Quellen und stellen Sie klar, dass vieles Findbare be- oder überarbeitet wurde. Das Lernmaterial selbst wählen Wenn alle Schülerinnen und Schüler einen von der Lehrkraft ausgewählten Film über Stalingrad rezipieren müssen, kann dies von vornherein demotivierend sein. Wenn dagegen alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit haben, sich einen persönlichen Favoriten aus einem größeren Angebot von Videos auszusuchen und zu begründen, warum dieses Material ihnen geeignet erscheint, ist die Motivation von vornherein höher. Wenn dieses Material zudem noch auf einem jugendgemäßen Server wie YouTube liegt, kann sich die Lehrperson stärker ihrer Moderatorenrolle widmen. Individualisierung des Unterrichts Durch die Individualisierung des Unterrichts kann auch das persönliche Profil der Schülerinnen und Schüler stärker in den Unterricht einbezogen werden. Bei dieser Unterrichtseinheit werden sicher sehr schnell historisch interessierte Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund treten und bereitwillig Führungsfunktion übernehmen, vielleicht sogar mit Belohnungseffekt bei Kooperationen mit Geschichtskursen, an denen diese Lernenden teilnehmen. Flexible Planung Insgesamt ist bei einem solchen Projekt die Flexibilität der Lehrperson gefragt. Der vorgestellte Verlauf ist als Kernmodul sicher unverzichtbar, ganz gleich, in welcher Variation der Unterricht wirklich abläuft. Wichtiger ist aber, dass Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gemeinsam die vielen Facetten eines solchen Themas ausloten und erforschen, ohne dass dabei alle zur selben Zeit am selben Ort mit den selben Mitteln dasselbe lernen. Diskussion Den Beginn der Einheit bildet eine Diskussion über den Gesamttext. Hier besteht von Seiten der Lernenden sicherlich erhöhter Gesprächsbedarf. Die Kurzfassungen der Lernenden werden kurz besprochen, eine der Kurzfassungen bildet den Ausgangspunkt für die weitergehende Analyse. Referat: Grobstruktur der Rede Im Folgenden sollen die Lernenden die Grobstruktur der Rede analysieren. Dazu nutzen sie die gewählte Kurzfassung und bereiten ihre Ergebnisse als Hausaufgabe zu einem Referat auf. Referat zur Grobstruktur der Rede Ein oder mehrere ausgwählte Kurzreferate zur Grobstruktur der Rede werden vorgetragen. Im Anschluss erstellen die Lernenden eine Analyse der Feinstruktur und stellen diese über die Dateiablage den anderen zur Einsicht bereit. Rhetorik-Analyse der Kurzfassung Als Hausaufgabe beschäftigen sich die Lernenden mit der Analyse der rhetorischen Mittel der Rede. Dazu nutzen sie wiederum die Kurzfassung. Rhetorik-Analyse der Kurzfassung Die Ergebnisse der Hausaufgabe werden in dieser Stunde aufgegriffen und in Gruppenarbeit weiterverwertet. Die Ergebnisse der Gruppen werden abgelegt. Rhetorik und mögliche Wirkungsabsicht Im Plenum wird die Intention der Formulierungen diskutiert. Die Ergebnisse der Rhetorik-Analyse werden als Argumentationshilfen genutzt. Arbeitsmaterial 4 kann den Lernenden für die Hausaufgabe zur Verfügung gestellt werden, die darin besteht, die eigene Analyse noch einmal zu überarbeiten. Situativer Kontext der Göring-Rede Die Schülerinnen und Schüler verfügen über Vorwissen rund um den Nationalsozialismus im Allgemeinen und das Thema Stalingrad im Besonderen. Dieses Vorwissen wir nun aktiviert und erweitert. Internetrecherche Als Hausaufgabe recherchieren die Lernenden zum Thema. Diese Recherche kann entweder frei gestaltet werden, der Sie stellen den Lernenden die folgenden Linklisten zur Verfügung. Überblick: Verlauf 2. Weltkrieg, Ostfront, Stalingrad Die historische Einordnung soll in dieser Stunde abgeschlossen werden. Durch die Einzelarbeit im Computerraum und den Vergleich verschiedener Darstellungen erschließt sich den Lernenden ein Überblick. Bewertung der Quellen Als Hausaufgabe schließt sich eine Bewertung der konsultierten Online-Medien an: Die Schülerinnen und Schüler sollen nun entscheiden, welche Darstellung im Netz ihre persönlichen Info-Favoriten sind. Dabei ist zu beachten, um welche "Mediensorte" es sich bei diesem Linktipps handelt: Stammen die guten Informationen aus einer historischen Quelle, aus einer Dokumentation oder von einer privaten Website? Wie glaubwürdig sind die einen oder die anderen Informationen? Abschließend nehmen die Lernenden im Plenum eine Bewertung der Göring-Rede vor ihrem historischen Hintergrund vor.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben / Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe II

Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit

Unterrichtseinheit

Das in dieser Unterrichtseinheit vorgestellte Thema Rechtsextremismus kann fächerübergreifend oder in den einzelnen Unterrichtsfächern unter fachbezogenen Schwerpunkten behandelt werden.Hierbei kann die Lehrkraft eigene Prioritäten setzen und entscheiden, wie sich eine sinnvolle Verbindung zur Unterrichtskontinuität herstellen lässt. Es besteht die Möglichkeit, ein fächerübergreifendes Projekt zu gestalten, in dem nur phasenweise differenziert wird, oder aber die Einheit nur in einem Fach zu behandeln. Das Internet bietet in diesem Zusammenhang ein großes Angebot an Informationen: Für Schülerinnen und Schüler ist das eine Chance, sich umfassend zu einem speziellen Thema zu informieren, zu recherchieren und zusätzlich wertvolle von unwichtiger Information unterscheiden zu lernen. Für die Lehrerin oder den Lehrer heißt das, Vorurteile aufzugreifen und die Gefahr, die von rechter Präsenz ausgeht, mit den Lernenden zu thematisieren und sie im Umgang mit rechten Ideologien pädagogisch zu begleiten.Während sich die Unterrichtseinheit bis Aufgabe 4 sowohl in Geschichte, Politik als auch in Deutsch einsetzen lässt, findet danach eine fachspezifische Vertiefung statt, deren Schwerpunkte die Lehrkraft setzen muss. Diese ist abhängig von den individuellen Interessen und Vorkenntnissen des Kurses sowie von den Zielen der gesamten Unterrichtsreihe.Die Schülerinnen und Schüler sollen ein Brainstorming zum Thema der Unterrichtseinheit durchführen. einen aktuellen Artikel zu rechtsradikaler Gewalt und politischen Lösungsansätzen analysieren. in Gruppenarbeit eine Recherche zu verschiedenen beteiligten Gruppen und Institutionen im Netz durchführen. ihre Arbeitsergebnisse, die als Informationspool genutzt werden, in Thesenpapieren zusammenfassen und dem Plenum präsentieren. anhand von Zeitungsartikeln Stellung beziehen zu einem Verbot der NPD. in den einzelnen Fächern historische, politische und sprachliche Aspekte vertiefen. Hier sollen verschiedene Wege einer historischen Annäherung aufgezeigt werden, deren Zeitaufwand unterschiedlich hoch sein wird. Der Schwerpunkt liegt auf Aspekten des Antisemitismus. Denkbar wäre aber auch, die Weimarer Zeit mit ihren Jugendgruppen oder die politischen Parteien dieser Zeit und die Wegbereitung für den Nationalsozialismus genauer zu untersuchen und einen Aktualitätsbezug herzustellen. Fachspezifische Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler sollen historische Ursachen und Hintergründe des Phänomens Rechtsextremismus erarbeiten, indem sie ihre Kenntnisse aus der Sek I einbeziehen und erweitern. Unterschiede und Kontinuitäten zwischen Antisemitismus im Nationalsozialismus und rechtsradikalen Gedankenguts heute erkennen. sich mit der Selbstdarstellung rechter Gruppen befassen und so zu einer kritischen Einschätzung rechtsextremer Ideologien gelangen. verschiedene Formen der Aufklärung und des gesellschaftlichen Engagements durch den Staat und antifaschistische und jüdische Interessenvertreter kennen lernen. Nachdem Sie mit ihren Schülerinnen und Schülern die Arbeitsaufgaben 1 bis 5 durchgeführt haben, ist es sinnvoll, die Arbeitsergebnisse der Internetrecherche auf die eine oder andere Art zu vertiefen. Im Fach Politik bietet es sich an, auf die Frage, ob ein Verbot der NPD sinnvoll ist, bereits vorbereitend einzugehen. Dies kann zunächst durch eine Auffrischung der bereits in der Sek I erworbenen Kenntnisse der Grundprinzipien unseres politischen Systems geschehen. Abhängig von der zur Verfügung stehenden Zeit sollte dabei eine Schwerpunktsetzung auf die Grundrechte und das Wahlrecht vorgenommen werden. Zudem bietet sich ein vergleichender Blick in die Parteiprogamme an. Fachspezifische Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Kenntnisse der Grundprinzipien unseres politischen Systems unter besonderer Berücksichtigung der Grundrechte und des Wahlrechts auffrischen. das Grundgesetz im WWW suchen und dort die Paragraphen recherchieren, die sich mit Parteien beschäftigen. die Homepages der Parteien aufsuchen und ausgewählte Aspekte der Parteiprogramme mit dem der NPD vergleichen. auf der Homepage des Bundestages recherchieren, ob es hier Sondersitzungen zum Thema gibt und Infos über die verfassungsrechtliche Stellung der Parteien suchen. Der Deutschunterricht bietet viele Möglichkeiten, sich dem Thema Rechtsextremismus zu nähern. Die hier angebotenen Schwerpunkte stellen nur eine Auswahl dar, die z.B. eingebettet werden kann in eine Unterrichtsreihe zum Thema Sprache oder aber in thematisch passenden Literaturunterricht. Fachspezifische Kompetenzen Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit der aktuellen Debatte um ein Vorgehen gegen rechtsextremistische Strömungen befassen, indem sie z.B. Zeitungsartikel im Internet zusammentragen und unter inhaltlichen und formalen Aspekten untersuchen. anhand von rechtsextremistischen Internetseiten und und einer Göbbelsrede rechte Sprache und Rhetorik analysieren. selbst Texte wie Zeitungsartikel verfassen und darin Stellung beziehen. Forum zum Rechtsextremismus Die "Aktion Kinder des Holocaust" mit Sitz in der Schweiz hat die Initiative "Netz-Werk", ein Informations- und Diskussionsforum zum Thema Rechtsextremismus bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ins Leben gerufen. Damit reagiert die AKdH auf die unverändert aktuelle Problematik rechtsextremer Ansichten und Delikte bei Jugendlichen sowie die mangelnde professionelle Auseinandersetzung hiermit. Gründe für die fehlende oder oft hilflose Arbeit gegen Rechtsradikalismus sieht Samuel Althof, Sprecher des AKdH, darin, dass sie "aufreibend, manchmal gefährlich und eine enorme Belastung" sei. Das Forum "Netz-Werk" soll eine "gute Informationsbasis" und damit Unterstützung bieten. Wissenschaftliche Auseinandersetzung Dabei ist vor allem eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Problematik angestrebt. Gezielt angesprochen werden SozialarbeiterInnen, PädagogInnen, PsychologInnen, LehrerInnen, HistorikerInnen, JuristInnen, PolitikerInnen, PolizistInnen etc. Alle TeilnehmerInnen sollen international und interdisziplinär arbeiten. Ziele von Netz-Werk sind: Austausch von Know-How Besprechung und Hilfestellung bei aktuellen Fragen/Fällen Vernetzung beteiligter Personen und ev. Institutionen Koordination von interdisziplinärer Weiterbildung Bislang zählt das erst seit Anfang Juni existierende Forum bereits 18 Mitglieder aus Deutschland und der Schweiz. Netz-Werk

  • Politik / WiSo / SoWi / Geschichte / Früher & Heute / Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe II

Graffiti aus Pompeji

Unterrichtseinheit

Eine recht ausgefallene und interessante Kurzlektüre stellen die spärlich editierten und von Literaturwissenschaft und Unterricht eher vernachlässigten antiken römischen Graffiti dar.Für den Unterricht bergen diese Texte einen regelrechten Schatz, zumal diese und die wenigen erhaltenen Zeichnungen zumeist von den sogenannten "einfachen Leuten" stammen und nicht von rhetorisch ausgebildeten Schriftstellern. Ein Vergleich mit modernen Graffiti drängt sich auf und führt zu überraschenden Ergebnissen.Je nach Zielgruppe sollte man die Unterrichtseinheit enger oder weiter fassen. So macht es Sinn, Schülerinnen und Schüler insbesondere der unteren Klassen der Sekundarstufe I einen Internetspaziergang zu den abrufbaren Graffiti im Netz unternehmen zu lassen. Dieser sollte immer von klaren Arbeitsaufträgen gelenkt sein, die sich auf die jeweiligen Online-Ressourcen und Zielvorstellungen beziehen, welche Sie aus unserem Angebot ausgewählt haben. Didaktische Tipps zur Umsetzung der Unterrichtseinheit "Graffiti aus Pompeji" Tipps zur didaktischen Umsetzung der Unterrichtsreihe. Die Schülerinnen und Schüler sollen eine vermeintlich moderne Textsorte in der Antike wiederfinden. Einblicke in das römische Alltagsleben durch Analyse der verschiedenen Schreibanlässe erlangen. die Schreibanlässe mit denen vergleichen, die heute für diese Textsorte gelten. Merkmale der Textsorte kennen lernen. die Bedeutung der Pragmatik bei der Interpretation von Texten erkennen. ihre Kompetenz in der Textarbeit vertiefen. Die Arbeitsaufträge sollten als html-Dokument oder als Word-Datei vorliegen, damit die angegebenen Links unmittelbar anklickbar sind. Bei der Arbeit im Computerraum ist es immer sinnvoll, eine bestimmte Zeitgrenze für die zu erledigenden Aufträge verbindlich festzulegen, damit Ergebnisse noch zusammengetragen und gesichert werden können. Erläuterungen Da viele Graffiti nicht selbsterklärend sind, muss in vielen Fällen eine ganze Geschichte (insbesondere die einer oft unglücklichen oder gespannten Beziehung) mitgedacht werden. Mögliche Hintergründe einiger Wandzeichnungen und Texte gilt es zu erschließen und somit für die Interpretation die Bedeutung dessen, was nicht gesagt wird, herauszustellen: Hier ist die eigene Phantasie gefragt. Daher ergeben sich je nach Zielgruppe interessante Schreibanlässe und laden dazu ein, auch im Lateinunterricht selbst produktiv zu werden. So könnte man verschiedene Textgraffiti in Bezug zueinander setzen und als Gerüst einer eigenen kurzen Geschichte des römischen Alltags werden lassen. Ergebnissicherung und schüleraktive Ergänzungen Sinnvoll wäre es, wenn die Schülerinnen und Schüler am Ende der Unterrichtseinheit ihre Arbeitsergebnisse auf der Homepage der Schule präsentieren würden, da das Thema auch auf außerfachliches Interesse stoßen dürfte. Je nach Zielgruppe könnten verschiedene Ergebnisse präsentiert werden: Schon im antiken Rom waren die Häuserwände äußerst unsicher, was schreibwütige Hände angeht. Thematisch finden sich an unseren heutigen Wänden ganz ähnliche Sprüche. Graffiti sind nicht nur Zeichnungen, sondern eine eigene Textsorte mit besonderen Stilelementen. Insbesondere die Sponaneität der Entstehung von Graffiti unterscheiden sie von anderen Textsorten ab. Graffiti erzählen uns einiges über die antike Alltagswelt und machen deutlich, dass es erstaunlich viele Parallelen zu unserer Erlebniswelt gibt. Literaturtipp Mit seinem Bändchen "Decius war hier... das Beste aus der römischen Graffiti-Szene" bringt Weeber Graffiti als bisher kaum bekannte Quellen des römischen Alltagslebens einem breiteren Publikum näher. Nach einer sowohl amüsanten als auch informativen kurzen Einführung kommen die antiken unbekannten Römerinnen und Römer mit ihren Wandtexten zu Wort, deren Zeichnungen z.T. auch als Faksilime wiedergegeben sind. Thematisch wird ein breiter Reigen vorgestellt, der von Liebe, Sex über Gastfreundschaft, Schulalltag bis hin zu Starkult und wüsten Beschimpfungen reicht.

  • Latein
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

John F. Kennedy’s inaugural address

Unterrichtseinheit

In der Unterrichtseinheit "John F. Kennedy's inaugural address" analysieren Schülerinnen und Schüler mithilfe des Internets die Antrittsrede des wohl beliebtesten US-Präsidenten. Dabei werden historische und gesellschaftliche Hintergründe erarbeitet.Die Analyse einer politischen Rede ist fester Bestandteil des Oberstufencurriculums im Fach Englisch. Häufig sehen die Lehrpläne der Länder die unterrichtliche Behandlung einer Rede im Rahmen des Themas "American dream" vor. Neben der berühmten "I have a dream"-Rede von Martin Luther King, die oft schon in der Mittelstufe behandelt wird, bieten sich hier besonders die Amtsantrittsreden der amerikanischen Präsidenten an. Dieser Unterrichtsentwurf befasst sich mit der wohl berühmtesten aller "inaugural addresses": der Rede John F. Kennedys vom 20. Januar 1961. Lehrplananbindung Die Analyse einer politischen Rede ist in den Oberstufencurricula für das Fach Englisch vorgeschrieben. Dabei bietet sich die Besprechung einer oder mehrerer "inaugural addresses" besonders an, um neben der rhetorischen Analyse auch den politischen Aspekt des "American dream" genauer auszuleuchten. Nur allzu oft thematisieren die "inaugural addresses" den "American dream" in seiner reinsten Form. Inhaltliche Begründung Ein exzellentes Beispiel für den ungebrochenen amerikanischen Traum von Freiheit und Demokratie ist dabei auch noch nach fast fünfzig Jahren John F. Kennedy's inaugural address vom 20. Januar 1961. Gleichzeitig ist Kennedy's Rede auch ein rhetorisches Meisterwerk, was den besonderen Reiz einer (detaillierten) Besprechung gerade dieser Rede ausmacht. Ablauf der Unterrichtseinheit Einstiegsphase Während die hier beschriebene erste Sequenz wohl kaum verzichtbar ist, kann mit den Vertiefungen A und B flexibel umgegangen werden. Vertiefung A: Analyse sprachlicher Mittel In diesem Teil der Unterrichtssequenz beschäftigen sich die Lernenden eingehender mit den "figures of speech", die Kennedy in seiner Rede nutzt. Vertiefung B: Historischer Hintergrund Nach der Vertiefung der sprachlichen Arbeit bietet sich eine noch intensivere Erarbeitung des historischen Kontextes der Rede an. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler entwickeln ein Verständnis für die Bedeutung und die sprachliche Ästhetik von John F. Kennedys inaugural address. lesen und hören/betrachten Kennedys Rede und analysieren sie anschließend unter inhaltlichen und sprachlichen Gesichtspunkten. erweitern ihre landeskundlichen und historisch-politischen Kenntnisse über die 1950er und 1960er Jahre, den Kalten Krieg und die amerikanische Präsidentschaft. bauen ihre Kenntnisse über wichtige Stilmittel sowie deren Wirkung aus. erweitern durch den Zugewinn an sprachlichen Ausdrucksmitteln ihre zielsprachliche Kompetenz und wenden diese produktiv in der mündlichen und schriftlichen Präsentation an. Medien- und Methodenkompetenz Die Schülerinnen und Schüler lernen ein neues Verfahren zur Vokabelvorentlastung schwieriger Texte kennen. üben die Methode Kugellager ein. erweitern ihre Methodenkompetenz durch die Aufbereitung, das Vortragen und Präsentieren von Arbeitsergebnissen. erweitern ihre Medienkompetenz durch die Informationsrecherche im Internet. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Sozialkompetenz durch die Erprobung verschiedener Arbeitsformen (Partnerarbeit) und Aktionsformen (Vokabelspiel, Kugellager). Wie zu Beginn einer jeden Unterrichtseinheit muss in der Einstiegsphase das Interesse der Schülerinnen und Schüler geweckt werden. In diesem Fall bietet es sich an, einen kurzen, mitreißenden Ausschnitt aus Kennedy's Rede einzuspielen und im Anschluss daran anhand einer Top-Ten-Liste die Beliebtheit gerade dieser inaugural address aufzuzeigen. Nachdem die Relevanz der Rede verdeutlicht und die Schülerinnen und Schüler gleichzeitig auch emotional angesprochen wurden, sollten die Lernenden ausreichend motiviert sein, um sich mehrere Stunden mit der Rede zu beschäftigen. americanrhetoric.com: Top 100 Speeches Diese Liste zeigt den Stellenwert der Antrittsrede Kennedys eindrucksvoll auf. Historische Hintergründe Bevor es an die Arbeit mit der Rede selbst geht, müssen zunächst einige Hintergrundinformation zur politisch-gesellschaftlich-ökonomischen Lage der USA in den 1950er und 1960er Jahren vermittelt werden. Vokabelvorentlastung Aufgrund des hohen Steilheitsgrades von Kennedys inaugural address ist in einem zweiten Schritt neben der inhaltlichen auch eine sprachliche Vorentlastung unbedingt notwendig. Diese kann auf klassische oder innovative Art und Weise erfolgen: Man verteile die Vokabeln als Papierschnipsel im Kurs. Dann sollte folgende Arbeitsanweisung gestellt werden: "Everybody looks up and explains his words or sentences. Then take a stroll through the classroom and explain your two words or sentences to someone else before you listen to your partner's two words or sentences. Find at least five partners!". Das Nachschlagen kann in Wörterbüchern oder online geschehen. Aufgrund der geleisteten Vorentlastung sollten die Schülerinnen und Schüler nun die Rede in ihren wesentlichsten Punkten ohne größere Schwierigkeiten erfassen können. Neben dem Lesen sollte die Rede dabei unbedingt auch als Audio- oder Video-Version eingespielt werden. Anschließend erfolgt die Bearbeitung der Rede, die durch ein Aufgabenblatt geleitet wird, das sich gut für eine Hausaufgabe eignet. In der Folgestunde werden die Ergebnisse dann verglichen und an der Tafel visualisiert. Untersuchung der Rede Je nachdem, über welchen Kenntnisstand die Schülerinnen und Schüler bereits verfügen, sollte im Anschluss an die zuvor erfolgte - teilweise noch oberflächliche - Bearbeitung von Kennedys Rede eine detaillierte Erschließung der vom Präsidenten verwendeten rhetorischen Mittel (und ihre Wirkung!) im Mittelpunkt stehen. Kennenlernen der "figures of speech" Hierzu müssen die Lernenden zunächst einmal einen Überblick über die gebräuchlichsten "figures of speech" erhalten, um dann anschließend den Text der Rede erneut nach bisher übersehenen Stilmitteln zu untersuchen. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, auch als Vorbereitung auf anstehende Klausuren, die Schülerinnen und Schüler die Ergebnisse ihrer Suche in einem kurzen Essay zusammenfassen zu lassen. Der Einstieg kann über ein Zitat Theodore Sorensens, des Hauptredenschreibers des Präsidenten, erfolgen. Historische Fakten Kennedy bezieht sich in seiner Rede fast ausschließlich auf die Außenpolitik im Zeitalter des Kalten Krieges. Um sich dieses Feld sowie zentrale innenpolitische Ereignisse und Gegebenheiten der 1950er und 1960er Jahre, die ebenfalls nicht ohne Wirkung auf den Präsidenten blieben, zu erschließen, bietet sich eine geführte Internetrecherche an. John F. Kennedy Library: JFK in History Die John F. Kennedy Library hat hervorragend geeignetes Material zusammengestellt, das eine selbständige Erarbeitung ermöglicht. Das Material der John F. Kennedy Library Das Material der John F. Kennedy Library hat den Vorteil, dass alle Themen über eine einzige Seite navigierbar sind. Langes Suchen im Netz erübrigt sich so. Zudem sind die gebotenen Informationen kompakt präsentiert, zuverlässig und häufig mit Multimedia-Angeboten verbunden. Themenspezifische Recherche Jeder Schüler und jede Schülerin sollte eines der unten aufgeführten Themen bearbeiten. Die wichtigsten Punkte müssen dann verschriftlicht und so verinnerlicht werden, dass sie in einem kurzen Vortrag flüssig vorgestellt werden können. The Bay of Pigs Campaign of 1960 Civil Rights Context in the Early 1960s The Cold War Cuban Missile Crisis Laos Nuclear Test Ban Treaty Space Program Vietnam The White House Restoration Die Kugellager-Methode Als geeignete Methode der Präsentation hat sich hier aufgrund der hohen Schüleraktivität und des im üblichen Unterrichtsgespräch unerreichten Sprachumsatzes die Kugellager-Methode erwiesen: Die Klasse bildet zwei Kreise, einen inneren und einen äußeren. So stehen sich jeweils zwei Lernende gegenüber und tauschen ihre Ergebnisse aus. Nach einer Weile rotieren die Kreise gegenläufig, sodass sich neue Gesprächspaare bilden. Bewertung der Rede Das Lesen einer Bewertung der Rede durch Kennedys wichtigsten Redenschreiber schließt sich als Abschluss der Sequenz an. Ted Sorenson: A wise and courageous address Der Redenschreiber Kennedys, Ted Sorenson, spricht in diesem Audio-File über Inhalte und Wirkung der Antrittsrede. Ergebnissicherung Strikt gesehen muss am Ende von Schülerpräsentationen immer eine Ergebnissicherung und Korrektur durch die Lehrkraft stehen. Eine erneute Besprechung aller Themen ist in diesem Fall zwar weder möglich noch nötig, jedoch sollte im Anschluss an die Kugellager-Phase zumindest eine kurze Plenumsrunde eingeschoben werden, in der noch ausstehende Fragen oder Unklarheiten beantwortet werden können. Eventuell können auch einige wenige Punkte an der Tafel festgehalten werden. Thematische Weiterarbeit Steht noch Zeit zur Verfügung, bieten sich zahlreiche Möglichkeiten einer Weiterarbeit mit dem Thema an. Eine hervorragende Anlaufstelle ist hier die Seite des Guardian. The Guardian: Report on Kennedy’s inauguration Zwei zeitgenössische Artikel zur inaugural address sowie eine Einschätzung der Rede durch Kennedys durch seinen Berater Sorensen. Vergleich von Amtantrittsreden Außerdem bietet sich ein Vergleich zwischen Kennedys inaugural address und den Amtantrittsreden weiterer amerikanischer Präsidenten an. Inaugural Addresses of the Presidents of the United States Auf dieser Seite sind die Amtsantrittsreden der amerikanischen Präsidenten nachzulesen. Zum Ende der Einheit sollte eine kurze Evaluation stehen, die in Form von Blitzlicht, Punktabfrage oder offener Diskussion erfolgen kann. Diese gibt der Lehrkraft wichtige Hinweise auf stärkere und schwächere Punkte der Reihe, was sich dann wiederum bei den nachfolgenden Unterrichtsplanungen berücksichtigen lässt.

  • Englisch
  • Sekundarstufe II

Barack Obama: Hoffnungsträger für Millionen

Unterrichtseinheit

Seit dem 20. Januar 2009, nach Washingtoner Zeit um zwölf Uhr mittags, ist Barack Obama nun im Amt. Millionen Menschen waren live vor Ort dabei, Milliarden verfolgten die Inauguration des neuen US-Präsidenten vor den TV-Bildschirmen in aller Welt. Die Hoffnungen, die auf Obama ruhen, sind groß.In seiner Antrittsrede machte er den US-Bürgerinnen und -Bürgern deutlich, dass die Lage ernst sei und er harte Entscheidungen zu treffen habe, um die USA auf ein "neues Zeitalter" vorzubereiten. Doch davon ließen sich die Menschen vor dem Kapitol nicht entmutigen und feierten den frisch ernannten 44. US-Präsidenten trotz der eisigen Temperaturen euphorisch. Mit den hier zusammengestellten Informationen, Linktipps und Rechercheaufträgen sind Ihre Schülerinnen und Schüler im Nachhinein fast live dabei. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen das Protokoll der Amtseinführung und die Inhalte der Antrittsrede des 44. Präsidenten der USA kennen lernen. mehr über inhaltliche Erwartungen der USA an die Regierungszeit Obamas erfahren. zum Themenkomplex Guantánamo recherchieren und von dessen internationaler Brisanz erfahren. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen Informationen, die sie für Diskussionen benötigen, online recherchieren. zu Annahmen oder Vermutungen, die sich in Diskussionen ergeben, online recherchieren. Thema Barack Obama: Hoffnungsträger für Millionen Autor Michael Bornkessel Fach Politik, Sozialwissenschaften Zielgruppe Sek I und II, ab Klasse 8 Zeitaufwand je nach Intensität und Schwerpunktsetzung 2 bis 6 Stunden Medien je ein Computer mit Internetzugang für zwei Schülerinnen und Schüler Dieser Beitrag widmet sich auf den Unterseiten bestimmten Teilaspekten des Themas. Diese einzelnen Seiten können Sie nutzen, um den Lernenden Texte zu diesen Teilaspekten zur Verfügung zu stellen. Zudem bieten die Unterseiten Anregungen zur weiteren thematischen Recherche. Amtsantritt und Ausblick Barack Obama wurde in das Amt des 44. US-Präsidenten eingeführt. In diesem Teil der Sequenz werden sein Amtsantritt und seine Inaugurations-Rede zum Thema. Obamas erste Amtshandlungen Bereits wenige Stunden nach seinem Amtsantritt setzte Obama die ersten Ankündigungen und Wahlkampfversprechen in die Realität um. Amtseid wurde wiederholt Auf den Stufen des Kapitols legte Obama mit einigen Minuten Verspätung den von der US-Verfassung vorgeschriebenen Amtseid ab. Anfangs war er anscheinend etwas nervös, denn er setzte bereits mit den ersten Worten an, bevor der Oberste Richter John Roberts den Beginn der Eidesformel vollständig vorsagen konnte. Davon ließ sich Roberts augenscheinlich irritieren, so dass er die aus 35 Worten bestehenden Formel nicht vollkommen korrekt wiedergab und Obama sie falsch wiederholte. Doch da die US-Verfassung den genauen Wortlaut vorschreibt, wiederholte Obama sicherheitshalber den Amtseid am Mittwochabend (Ortszeit) im Weißen Haus. Amerika wird die Krise bewältigen Nach dieser kleinen Panne hielt Obama seine mit Spannung erwartete Antrittsrede. Er rief den amerikanischen Bürgerinnen und Bürgern in Erinnerung, dass sich ihr Land im Krieg "gegen ein weitreichendes Netzwerk von Gewalt und Hass" befinde. Die US-Wirtschaft sei stark geschwächt, "eine Folge der Gier und der Verantwortungslosigkeit einiger, aber auch weil wir gemeinsam versagt haben, harte Entscheidungen zu treffen und die Nation auf ein neues Zeitalter vorzubereiten." Die Herausforderungen seien "ernst, und es gibt viele davon". Sie seien auch nicht leicht oder in kurzer Zeit zu bewältigen. "Aber, Amerika, du musst wissen: Sie werden bewältigt." Subtile Abrechnung mit der Bush-Politik Barrack Obama kritisierte in seiner Rede auch die Politik seines Amtsvorgängers. Allerdings verzichtete er dabei auf allzu drastische Worte, sondern wählte seine Formulierungen mit Bedacht. Beispielsweise kündigte er an, alternative Energiequellen stärker als bisher zu nutzen: "Wir werden die Kraft von Sonne, Wind und Boden nutzen, um unsere Autos zu fahren und Fabriken mit Strom zu versorgen." George W. Bush hatte sich in der Vergangenheit kaum um diesen Bereich gekümmert und noch in den letzten Wochen im Amt einige Verfügungen erlassen, die verschiedene Umweltregelungen lockern und insbesondere die Öl- und Kohleindustrie begünstigen. Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte gewährleisten Der neue US-Präsident bricht auch insofern mit George W. Bush, als er den Bürgerrechten, die sein Amtsvorgänger durch den nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erlassenen "Patriot Act" kontinuierlich abgebaut hat, wieder größere Bedeutung beimessen wird: "Es ist falsch, dass wir uns zwischen unserer Sicherheit und unseren Idealen entscheiden müssten." Denn die Gründungsväter haben, "bedroht von für uns unvorstellbaren Gefahren", eine Charta entworfen, um die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte zu gewährleisten. "Diese Ideale bringen immer noch Licht in die Welt, und wir werden sie nicht aus Berechnung aufgeben", betonte Obama. Aufruf zur internationalen Zusammenarbeit Außerdem will er wieder stärker mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeiten. Frühere Generationen hätten "Faschismus und Kommunismus nicht nur mit Raketen und Panzern besiegt, sondern mit starken Allianzen und ausdauernden Überzeugungen. Sie wussten, dass unsere Macht alleine uns nicht schützen kann, genauso wenig, wie sie uns erlaubt, zu tun, was wir wollen." Obama kündigte explizit an, zusammen "mit alten Freunden und früheren Feinden" daran zu arbeiten, "die atomare Bedrohung zu reduzieren und die Gefahr der Klimaerwärmung zurückzudrängen". George W. Bush hatte lange Zeit bestritten, dass der Klimawandel ein Problem ist, und sich auch geweigert, das Kyoto-Protokoll zu unterzeichnen. Die folgenden Arbeitsaufträge können als Anregungen für die unterrichtliche Weiterarbeit genutzt werden. Recherchiert, wie die Medien über die fehlerhafte Vereidigung berichten. Warum war es wichtig, dass Obama den Amtseid korrekt ablegt? Lest euch die Antrittsrede genau durch und analysiert sie. Welche Probleme spricht Obama an und wie will er sie lösen, welche rhetorischen Mittel verwendet er und inwiefern greift er auf historische Texte zurück? Habt ihr euch die Amtseinführung im Fernsehen angeschaut? Wenn ja, was waren eure Eindrücke? Könnt ihr nachvollziehen, warum viele US-Bürger große Erwartungen an Barack Obama haben? Guantánamo-Verfahren zunächst bis Mai 2009 ausgesetzt Zunächst stoppte der neue Präsident sämtliche noch nicht in Kraft getretenen Verfügungen seines Amtsvorgängers. Dies ist allerdings ein übliches Vorgehen bei einem Präsidentenwechsel. Außerdem ließ er sämtliche Terrorismus-Verfahren im berüchtigten Gefangenenlager Guantánamo Bay zunächst auf Eis legen. Obama wies die Ankläger an, bei den zuständigen Militär-Sondergerichten eine vorläufige Aussetzung für 120 Tage zu beantragen, wie US-Medien berichteten. Dies solle "im Interesse der Gerechtigkeit" erfolgen, heißt es in dem Antrag des Verteidigungsministeriums. Damit machte der neue Präsident den ersten Schritt, um das umstrittene Gefangenenlager endgültig zu schließen. Das Ende von Guantánamo Bay Kurz darauf, an seinem zweiten Arbeitstags, ordnete Obama dessen Schließung innerhalb eines Jahres an. Bis dahin müssen Militär und Geheimdienste sämtliche Prozesse gegen Terrorverdächtige abschließen und die Gefangenen in ihre Heimatländer zurückgeschickt, freigelassen, in Drittländer oder eine andere US-Haftanstalt überstellt werden. Obama beauftragte Außenministerin Hillary Clinton, mit allen beteiligten Ländern zu verhandeln, um entsprechende Lösungen zu finden. CIA-Gefängnisse werden geschlossen und Foltermethoden verboten Obama hat sich auch mit den umstrittenen Aktivitäten des US-Geheimdienstes CIA befasst und angeordnet, die sogenannten CIA-Geheimgefängnisse, deren Existenz die CIA und die Bush-Administration nie zugegeben hatte, ebenfalls zu schließen. Zudem hat der neue US-Präsident dem Geheimdienst für die Zukunft jede Form von Folter verboten. Diplomatische Initiative im Nahen Osten Am zweiten Tag seiner Amtszeit hat Barack Obama weitere wichtige außenpolitische Entscheidungen getroffen: So ernannte er George Mitchell, einen ehemaligen Senator und Vermittler im Nordirland-Konflikt, zum Nahost-Sonderbeauftragen und kündigte eine offensive Friedensdiplomatie in der Krisenregion an. "Es wird die Politik meiner Regierung sein, sich aktiv und offensiv für einen dauerhaften Frieden zwischen Israel und den Palästinensern sowie zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn einzusetzen", sagte Obama bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Hillary Clinton. Abzug aus dem Irak wird vorbereitet Zudem hat Obama konkrete Schritte unternommen, um die US-Armee aus dem Irak abzuziehen - so wie er es im Wahlkampf versprochen hatte. "Ich habe die Militärführung aufgefordert, zusätzliche Pläne auszuarbeiten, die für den verantwortungsvollen militärischen Abzug erforderlich sind", heißt es in einer Erklärung. Obamas Sprecher Robert Gibbs hatte laut Süddeutsche Online zuvor gesagt, es werde "um die Ausarbeitung von Plänen zum Rückzug der Kampftruppen innerhalb von 16 Monaten" gehen. Die folgenden Arbeitsaufträge können als Anregungen für die unterrichtliche Weiterarbeit genutzt werden. Sucht im Internet nach weiteren Informationen über Obamas erste Amtshandlungen und stellt sie in einer Übersicht zusammen. Überlegt, warum er gerade in diesen Bereichen so schnell aktiv wurde. Was hat es mit diesen CIA-Geheimgefängnissen auf sich? Diskutiert, wie mit den aus Guantánamo Bay freigelassenen Gefangenen umgegangen werden soll. Sollte Deutschland vielleicht einige von ihnen aufnehmen?

  • Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Die Nibelungen

Unterrichtseinheit

In der Unterrichtseinheit "Die Nibelungen" visualisieren die Lernenden mit PowerPoint einzelne Kapitel sowie die Personenkonstellation des Nibelungenliedes und stellen ihre Ergebnisse auf einer CD-ROM zusammen. Denn was Daily Soaps bei Jugendlichen so beliebt macht, bietet auch das bekannteste und größte deutsche Helden-Epos des Mittelalters: Liebe, Neid, Intrigen.Das Konzept des Projekts beruht auf der Idee des "Verbundenen Deutschunterrichts". Ein klassischer Stoff der Literatur wird mit modernen Medien verarbeitet. Methoden der modernen Didaktik (Leerstellen-Didaktik) wie ein Gedichtvortrag, ein Theaterspiel oder die Beschäftigung mit dem Sprachwandel reichern den traditionellen Literaturunterricht an. Die Schülerinnen und Schüler eignen sich im Unterricht zunächst die Inhalte des Nibelungenliedes an. Ihr Wissen verarbeiten sie anschließend computergestützt für einen Vortrag vor Publikum und publizieren alle Ergebnisse als CD-ROM .Vorbereitet wurde das Projekt im traditionellen Literaturunterricht. Nach einer Klassenarbeit waren die Schülerinnen und Schüler inhaltlich "im Stoff" und konnten dann selbstständig im computergestützten Projektunterricht arbeiten. Im Vordergrund der Projektarbeit stand die Erarbeitung und Präsentation von Vorträgen zu Teilaspekten des Nibelungenstoffs. Das Präsentationsprogramm MS PowerPoint hatte dabei eine dienende Funktion. Erst die Qualität der Inhalte führte zu der Idee, das Projekt als CD-ROM zu publizieren. Die Beschreibung des Projekts konzentriert sich im Folgenden auf die Arbeit am Computer. Neben dem fächerverbindenden Aspekt sind ein gewisses "Selbstläufertum", inhaltliche und technische Ausweitungen oder die Kommunikation mit anderen Menschen und Institutionen typische Merkmale des Nibelungen-Projekts. Von der Textverarbeitung zur Computerarbeit Wie kann man Achtklässlern einen 800 Jahre alten Stoff motivierend vermitteln? Der Einsatz der Technik Der Einsatz technischer Arbeitsmittel erhöht die Motivation der Klasse. Die Projektarbeit im Unterricht Ziel der Arbeit mit PowerPoint ist es, einen Vortrag visuell zu unterstützen. Erfahrungen aus der Projektpraxis Der Zeitaufwand ist durch die Motivation und den Kenntniserwerb gerechtfertigt. Inhaltliche Ziele Die Schülerinnen und Schüler sollen die Rechte und Pflichten von Lehnsherren und Lehnsleuten und die Bedeutung des Lehnswesens im Mittelalter kennen lernen. Inhaltsangaben, Personen-Beschreibungen und innere Monologe verfassen. einen epischen Stoff dramatisieren, indem sie die Stichomythie verwenden und den "Streit der Königinnen" simultan zur PowerPoint-Präsentation theatralisch spielen. komplexe Personenkonstellationen und ein Kapitel ihrer Wahl visualisieren. rhetorische Grundqualifikationen für das Referieren erwerben. mittels exakter Quellenverweise wissenschaftspropädeutisch arbeiten. das erworbene Wissen inhaltlich und technisch anderen Personen vermitteln. Ziele aus dem Bereich Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen Texte aus Word in ein Präsentationsprogramm kopieren. auf ein einheitliches Design ihrer Präsentation, auf sachgerechte Animationseffekte und die Berücksichtigung vorgegebener Präsentationskriterien achten. im kommunikativen Korrekturprozess die einzelnen Arbeiten evaluieren, Sounds und Grafiken einfügen, Hyperlinks legen. ihr Dateienstrukturverständnis schärfen. weitgehend selbstständig ihre Kenntnisse im Umgang mit PowerPoint festigen und erweitern. Zur fächerverbindenden Arbeit An dem Projekt waren die Fächer Deutsch, Informationstechnische Grundbildung (ITG) und Geschichte beteiligt. Der Autor ist gleichzeitig Deutsch- und ITG-Lehrer, so dass ein Teil der Computerarbeit in das rein technisch ausgerichtete Fach ITG verlagert wurde. Flankierend wurde das Fach Geschichte mit dem Thema Rittertum eingebunden. Arbeiten wie PowerPoint-Präsentationen zu den Themen Burg, Lehenswesen oder Ritter auf der CD transzendieren das Thema. Der Geschichtsunterricht wird in der Summe der Stunden nicht mitgezählt. Er hätte sowieso stattgefunden, wurde für das Projekt lediglich zeitlich koordiniert. Auch inhaltlich geht die Projektbeschreibung im Folgenden nicht weiter auf die Inhalte und Arbeitsformen des Geschichtsunterrichts ein. Klassische Textarbeit als Grundlage Vorbereitet wurde das Projekt im traditionellen Literaturunterricht im Fach Deutsch. Textgrundlage war das Schul-Taschenbuch "Das Nibelungenlied. Mit Materialien (Lernmaterialien)", herausgegeben im Klett-Verlag von Franz Fühmann und Isolde Schnabel. Den Abschluss bildete eine Klassenarbeit mit dem Unterrichtsschwerpunkt Inhaltsangabe. Darin gab es neben der Inhaltsangabe Aufgaben zum inneren Monolog, zur Kreativarbeit und zur literarischen Erörterung. So war die Klasse inhaltlich "im Stoff" und konnte in den folgenden Stunden selbstständig im computergestützten Projektunterricht arbeiten. Der Computer als dienendes Medium An die Phase der klassischen Textarbeit schloss sich die eigentliche Projektphase an. Diese Phase war bestimmt durch stark individualisiertes Lernen, was stets Kennzeichen des computergestützten Unterrichts ist. In der zweiten Projektphase achtete der Lehrer immer wieder darauf, dass die Textnähe erhalten blieb und der Computer sich nicht verselbstständigte. Die Rechenmaschine hatte in dem Projekt stets eine dienenden Funktion für den intendierten Zweck: Sie sollte eine technische Unterstützung für den zu haltenden Vortrag bleiben. Dass der Unterricht trotz ambitionierter Ziele im Bereich der digitalen Kompetenzen im Wesentlichen ein Deutschunterricht blieb, ist den hervorragenden Lern-Voraussetzungen der Schülerinnen und Schüler zuzuschreiben. Gute Vorkenntnisse vorhanden Wer sich über die CD-ROM als Ergebnis des Projekts wundert, muss wissen, dass die Lerngruppe besondere Voraussetzungen hatte. Alle Schülerinnen und Schüler hatten zu Hause einen Computer. Die Klasse wurde vom Fachlehrer bereits in der 7. Jahrgangsstufe unterrichtet. Sie nahm damals an einem Pilotversuch des Kultusministeriums Baden-Württemberg zur Neustrukturierung des ITG/IuK-Unterrichts teil. So verfügte die Klasse erstens über eine technisch moderne Medienecke und zweitens über fortgeschrittene Kenntnisse in Textverarbeitung, Grafikimport und Internet-Recherche. Stationenlernen, Teamarbeit, selbsttätiges Lernen, Projektunterricht, alles das hatte sie bereits ausgiebig trainiert. Die Möglichkeit, elektronisch arbeiten zu können, stieß bei der gesamten Klasse auf großes Interesse und erzeugte eine hohe Motivation. Visualisierung von Literatur und Denkstrukturen Beim Einsatz von Präsentationsprogrammen geht es um die technische Unterstützung des Auftretens, um Hilfen zur Überwindung von Redehemmungen, um die Visualisierung der Rede, also um Rhetorik schlechthin. Die Präsentation eines Themas via PowerPoint ermöglicht es, über die Visualisierung tiefere Schichten des Sinngehaltes zu erschließen und sie publikumswirksam zu vermitteln. Die Standardaufgabe für alle Schülerinnen und Schüler lautete: "Erstelle eine sinnig strukturierte Personenkonstellation." PowerPoint ermöglicht dies in zwei Varianten: statisch: Die Präsentation ist aufgebaut wie ein Tafelbild oder Plakat, das im Klassenzimmer aushängt. dynamisch: Die Präsentation entwickelt sich sukzessive während der Unterrichtseinheit, wird animiert. Diese Art der Präsentation kann als Zwischenbilanz oder als Zusammenfassung jederzeit von einem Schülerteam präsentiert werden. Beide Varianten wurden den Schülerinnen und Schülern mit einer Demo-Version anschaulich erklärt. Die Demo-Version hatte der Lehrer vorbereitet. Sie liefert der Klasse Ideen zur Nachahmung und Anregungen für ihre eigene Arbeit mit PowerPoint. Technische Vorentlastung Damit sich die Jugendlichen nicht zu lange mit der Suche nach Grafik-Tools aufhalten, habe ich in einer Datei Symbole (Krone, Ringe) und Zeichnungselemente (Beziehungspfeile) zur Verfügung gestellt. Die Schülerinnen und Schüler mussten diese Elemente nur kopieren und einfügen. Vor Beginn der Arbeit mit PowerPoint bündele ich für jeweils ungefähr 5 Minuten die Aufmerksamkeit der Klasse auf das sukzessive Erlernen einzelner Programmtechniken und -fertigkeiten. Weitere Instruktionen wurden individualisiert gegeben - durch die Lehrkraft und durch "Computer-Freaks" aus der Klasse. Alle Mitglieder der Klasse haben mindestens 20 Minuten am Stück ungestört an ihrer Präsentation arbeiten können. Nach Abschluss dieser Pflichtaufgabe hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, aus einer Liste von Arbeitsanregungen (siehe unten) neue Themenaspekte zur individuellen Gestaltung zu wählen. Hohe Motivation Die gesamte Klasse arbeitete während des Nibelungen-Projekts sehr motiviert. So sind nur ganze fünf Mitglieder der Klasse bei der einen Pflichtaufgabe geblieben. Sehr viele Jugendliche haben vier bis sechs Arbeiten beigesteuert. Ein Schüler, der auch maßgeblich bei der CD-ROM-Redaktion mitgearbeitet hat, produzierte 22 Arbeiten und hat sich dabei völlig selbstständig fächerverbindend sowohl in die Psyche der Figuren wie in den historischen Kontext eingearbeitet. Diese Motivation schlug sich insgesamt in den eingereichten Klassenarbeiten nieder. Wie immer bei intensiv betreuten Projekten fielen die Noten für die Arbeiten um ungefähr eine Note besser aus als bei traditionellen Klassenarbeiten. Der Klassendurchschnitt lag bei der Note 2+. Reale Anwendung der erworbenen Fertigkeiten Eine benachbarte Realschule bereitete gleichzeitig ein Theaterstück zum Nibelungenstoff vor. Unsere Klasse lud sie ein und informierte sie mit Vorträgen über den Stoff und den Hintergrund des Nibelungenliedes. Die Theatergruppe lud uns im Gegenzug zur Premiere ein. Angesichts der Einweihung des Schulnetzes stellten Mitglieder der Klasse die Projektergebnisse einer größeren Schulöffentlichkeit vor. Die beim Referieren im vertrauten Klassenrahmen erworbenen Fertigkeiten konnten sie dabei anwenden und vertiefen. So im Selbstbewusstsein gestärkt, wirkten auch spätere schulexterne Auftritte einzelner Klassenmitglieder völlig natürlich und gelassen. Schülerinnen und Schüler als Wissensvermittler Während der Entstehungszeit der CD-ROM hatte der Autor gerade für das Oberschulamt Freiburg das "Modul II der Fortbildung Neue Medien Deutsch - Visualisierung von Literatur und Denkstrukturen" konzipiert und durchgeführt. Es lag nahe, herausragende Schülerinnen und Schüler des Nibelungen-Projektes als Ko-Referenten einzubeziehen. Auf diese Weise wirkten 15 Jugendliche im Sinne von "teach the teacher" als Assistenten mit und erhielten sogar ein Honorar. Weitere externe Wirkungsmöglichkeiten ergaben sich durch das Internet. Der Projektleiter wurde als Referent für Projektunterricht vom Goethe-Institut Paris und als Referent für "Computer im Unterricht" von der "Konferenz der Schulleiter der Schweizerschulen im Ausland" engagiert und dabei jeweils von einem oder zwei Mitgliedern der Klasse unterstützt. Im Nibelungenjahr 2002 erhielt die Klasse außerdem eine Einladung zum ZDF-Quiz "Risiko". Zwei Schüler trauten sich das Casting zu und kamen in die Sendung. Einer meisterte mehrere Runden erfolgreich und kam mit einem vierstelligen Preisgeld und einer Brockhaus-Enzyklopädie glücklich und stolz nach Hause. In all diesen Kontakten zeigt sich ganz praktisch, dass Computer und Internet Kommunikationsmedien sind, die Verbindungen zwischen Schule und "Außenwelt" schaffen. Überzeugende Ergebnisse Viele Deutschlehrerinnen und -lehrer sehen den Computer samt Software und Internet als elektronisches Medium, das der Literatur fremd gegenübersteht. Wenn Lehrkräfte auf Fortbildungen Auszüge aus der CD-ROM und einen PowerPoint gestützten Schülervortrag erleben, sind sie von der Authentizität des Schülerauftritts und von dem vorhandenen literarischen Wissen in der Regel beeindruckt. Die Präsentation überzeugt viele von ihnen. Sie lassen sich schließlich sogar dafür gewinnen, unter Anleitung selbst Literatur-Visualisierungen auszuprobieren. Zeitintensität gerechtfertigt "Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen," sagte Seneca. Der Zeitaufwand von 35 Stunden ist gerechtfertigt, wenn man bedenkt, was die Schülerinnen und Schüler inhaltlich und medientechnisch gelernt haben. Die aufgeführten Lernziele wurden nicht nur intendiert, sondern von der Projektgruppe tatsächlich erreicht. Tipp: Achtung beim Speichern der Dateien Achten Sie bitte bei der Arbeit mit einer ganzen Klasse darauf, dass jeder Schüler den Dateinamen mit seinen Initialen versieht und dass alle Dateien in einem einzigen Verzeichnis gespeichert werden. So gibt es beim Dateitransfer keine Pannen mit Sounds und Links. Tipp: Möglichkeiten zum "Nachmachen" In seiner ganzen Komplexität ist das Projekt sicherlich schwierig zu kopieren. Teilaspekte können aber sehr wohl übernommen werden. Hier einige Vorschläge: Zu fast allen Ganzschriften, die als Lektüre im Unterricht gelesen werden, können Personenkonstellationen erstellt werden. Die Lehrkraft gibt im Vorfeld eine kurze (keineswegs perfekte) Lehrer-Demo-Version und lässt die Klasse anschließend die Konstellation der Figuren selbst erarbeiten. Dabei gibt die Lehrkraft kurze Fünf-Minunten-Inputs zur Computertechnik. Eine Klasse erhält elektronisch zwei Grafiken von literarischen Konfliktpersonen. Die Schülerinnen und Schüler versehen die Figuren dann mit Sprech- und Denkblasen. Die Blasen füllen sie mit Originalzitaten aus einem Textausschnitt, der eine Eskalation gestaltet. Die Abfolge kann dann animiert und vor der Klasse vorgetragen werden. Denkbar sind diese Arbeitsschritte zum Beispiel für Maria Stuart (III,4), Wilhelm Tell (II,1), für Peripetien klassischer Dramen oder für die Debatte über Mensch und Technik zwischen Faber und Hannah im Homo Faber. Vergleiche mithilfe von PowerPoint eine literarische mit einer historischen Figur. Als Figuren sind beispielsweise denkbar: Wallenstein, Faust, Galilei, Maria Stuart, Richard III. Zur Anregung der Schülerinnen und Schüler kann dazu der PowerPoint-Vergleich von den Königen Attila und Etzel eingesetzt werden. Theatralisierung verbessert Optik und Schülervortrag Bei ihrer Arbeit profitierte die Klasse von der Tatsache, dass eine Nachbarschule eine Schülerinszenierung zum Nibelungenstoff aufgeführt hatte. So konnten sie bei der Arbeit mit PowerPoint auf Szenen-Fotos von der Aufführung zurückgreifen. PowerPoint-Effekte: Der Verführung widerstehen PowerPoint verführt vor allem jugendliche Nutzer durch seine Vielzahl an optischen und akustischen Effekt-Optionen. Ziel einer ästhetischen Erziehung ist es, ein Gespür für die Adäquatheit von Effekten in Bezug auf die dargestellten Inhalt zu entwickeln. Viele Schülerarbeiten zeigen eine schöne Ästhetik in Fragen der Form-Inhalt-Dialektik. Andere Schüler bleiben an den (für meinen Geschmack manchmal "primitiven") Möglichkeiten des Microsoft-Programms - besonders im Sound-Bereich - hängen. Hier tut sich für das pädagogische Wirken der Lehrkräfte ein lohnendes "weites Feld" auf. Die Lehrkraft kann den Schülerinnen und Schülern Beispiele geben oder gelungene Schülerarbeiten hervorheben. Letztlich sollte sie die Entscheidung über Effekte aber der Urteilskraft der Jugendlichen selbst überlassen. Die Jugendkultur entwickelt nun einmal ihre eigenen Geschmacksmuster. Navigation und Dateistruktur: Überblick bewahren Wer als Projektmanager zahlreiche Dateien auf einer CD-ROM speichern will, sollte unbedingt darauf achten, dass alle Dateien des Projektes in einem einzigen Verzeichnis liegen. Nur so ersparen sich die Projektteilnehmer Frustrationen. Grafiken werden automatisch Bestandteil der PowerPoint-Datei, müssen also nicht extra im Grafikformat gespeichert werden. Sounds aber sind via Verknüpfungen eingebunden, die sich nur abspielen lassen, wenn sich die Sound-Dateien im selben Verzeichnis befinden. Die Lehrkraft sollte unbedingt ein Mitglied der Klasse hinzuziehen, das für das Dateimanagement zuständig ist. Damit die Projektleitung die Dateiübersicht behält (die Nibelungen-CD-ROM enthält 206 Dateien!), hat sich folgende Speichertechnik bewährt: Alle Projektteilnehmer setzen vor den Dateinamen ihrer Arbeiten jeweils ihre Initialen, also "kn-streit.ppt" für die Arbeit Karl Napfs über den Streit der Königinnen. So haben alle und speziell die Projektleitung stets den Überblick über die Fülle der Schülerarbeiten. Selbstständiges und arbeitsteiliges Arbeiten Ist ein Projekt gut und straff organisiert, so dass es über die erste Aufgabe schnell Erfolgserlebnisse bringt, entwickelt es sich zum "Selbstläufer". Kreative Schülerinnen und Schüler produzieren neue Ideen, entwerfen innovative Designs und technische Lösungen. Sie wirken auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler ansteckend. Der Einsatz von Computer und Software fördert aber nicht nur selbstständiges, sondern auch individuelles Lernen. Einzelne Schülerinnen und Schüler entwickeln sich im Laufe des Unterrichtsprojekts zu Expertinnen und Experten, die ihr Wissen anderen zur Verfügung stellen. Damit entlasten sie die Lehrkraft. In meiner Klasse gab es eine Vielzahl von Expertinnen und Experten: für die Bildbearbeitung, das Einlesen und den Schnitt des Sounds, für die Internet-Recherche, das Scannen der Fotos und den Gebrauch der Digitalkamera, für den Auftritt vor Publikum und für die Dateiverwaltung, Verlinkung und Navigation. Auch die CD-ROM inklusive Booklet und Label wurde von einer Expertengruppe hergestellt. Bewertung von Schülerleistungen Bei der für Projekte üblichen Zeitintensität kann nicht gleichzeitig noch eine traditionelle Klassenarbeit vorbereitet und durchgeführt werden. Folglich wurde die Projektarbeit als Klassenarbeit gewertet. Die Schülerinnen und Schüler mussten ihre besten Beiträge einreichen. Die Modalitäten zur Planung und Anmeldung der Klassenarbeit teilte der Lehrer der Klasse schriftlich mit. Neben den inhaltlichen Aspekten wurden auch "digitale" Leistungen sowie soziale Kompetenzen bewertet. Benotet wurde die Klassenarbeit mit einem Formblatt. Wie immer bei intensiv betreuten Projekten fallen solche Arbeiten um ungefähr eine Note besser aus als traditionelle Klassenarbeiten. Darüber hinaus erhielten die Schülerinnen und Schüler ein Zertifikat über ihre "digitale Kompetenz" in drei Leistungsstufen.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben / Geschichte / Früher & Heute
  • Sekundarstufe I

Das Drama in der Epoche der Aufklärung

Unterrichtseinheit

Nicht zu Unrecht wird die Epoche der Aufklärung im Deutschunterricht ab der Klasse 10 eingehend behandelt. Die bis etwa 1785 entstandenen Werke namhafter deutscher Schriftsteller sind die Grundlagen für Autoren der folgenden Epochen des Sturm und Drang und der Klassik.Dabei war für die Geschichte der deutschen Literatur insbesondere die Entwicklung des Dramas von großer Bedeutung. So soll in dieser Unterrichtseinheit ein Blick auf drei Stücke der beiden wohl namhaftesten Dramatiker der Zeit geworfen werden: Johann Christoph Gottsched und Gotthold Ephraim Lessing. Zunächst ist die Umsetzung der normativen Regelpoetik in Gottscheds Tragödie ?Sterbender Cato? der Unterrichtsgegenstand. Im Anschluss daran wird eine Szene aus ?Minna von Barnhelm? betrachtet, bevor die berühmte Ringparabel aus ?Nathan der Weise? analysiert wird.Die Schülerinnen und Schüler näheren sich in dieser Unterrichtseinheit über Internetrecherchen und die weitere Arbeit am PC den Dramentexten an, bevor sie diese online rezipieren. Die dann zu bearbeitenden Materialien enthalten Linkverweise, die die Schülerinnen und Schüler dazu befähigen, Informationen aufzufinden und weiter zu verarbeiten. Stundenskizzen Die Stunden können sowohl als Sequenz als auch als einzelne Unterrichtsstunden gehalten werden. Johann Christoph Gottsched: Sterbender Cato In dieser Sequenz vergleichen die Schülerinnen und Schüler Literaturtheorie und -praxis Gottscheds. Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm Gesprächsführung und Intentionen der Bühnenfiguren werden betrachtet und am Computer gegenüber gestellt. Gotthold E. Lessing: Die Ringparabel aus ?Nathan der Weise? Die Arbeit mit der Ringparabel aus "Nathan der Weise" beleuchtet die Grundgedanken der Aufklärung. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen Einblick in drei namhafte Dramen der Aufklärung erhalten. sich kurz über den Inhalt eines Dramas informieren. die Handlungsabsicht und Argumentationsweise der handelnden Personen ergründen. die literarische Form der Parabel kennen lernen. verschiedene Sprachformen des Dramas erkennen. ein Literaturlexikon als Informationsquelle kennen lernen. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen mit Computer und Internet Rechercheaufgaben zu einzelnen Dramen bearbeiten. das Internet als Recherchemedium nutzen. (teilweise) Arbeitsblätter am Computer bearbeiten und dabei einfache Operationen der Textverarbeitung einüben. den "digitalen Kindler" als Informationsquelle benutzen. Thema Das Drama in der Epoche der Aufklärung Autor Ingo Langer, M.A. Fach Deutsch Zielgruppe Realschule Klasse 10, Gymnasium Jahrgang 10-13 Zeitbedarf 2 bis 3 Unterrichtsstunden Medien einige PCs mit Internetzugang (optimal: 1 Rechner für 2 Personen) Seine dem aristotelischen Vorbild folgende normative Regelpoetik muss als der Versuch verstanden werden, die Bühne von barockem Schwulst und marktschreierischen Hanswurstiaden zu befreien und ein anspruchsvolles Theater in Deutschland zu schaffen. Neben zahlreichen Übersetzungen vorbildhafter französischer Dramen hat der Leipziger Professor für Poetik und Philosophie auch einige (mehr oder weniger) eigene Stücke hinterlassen, von denen das namhafteste die Tragödie "Sterbender Cato" (Uraufführung 1731), ein Stück über den Selbstmord des jüngeren Cato zur Zeit Caesars, ist. Gottsched selbst bezeichnet sie als "erste regelmäßige deutsche Originaltragödie". Literaturtheorie und -praxis In der Stunde werden die Schülerinnen und Schüler anhand der CD-ROM-Version von Kindlers Neuem Literaturlexikon einen Überblick über das Drama erhalten und die Anwendung der Literaturtheorie im Drama erkennen. Gottscheds Regelpoetik Voraussetzung der Stunde ist weiterhin die Behandlung von Gottscheds Regelpoetik. Dazu eignet sich der entsprechende Stundenentwurf der Unterrichtseinheit Die literarische Epoche der Aufklärung in Deutschland von Günther Neumann sehr gut. Kindler-Artikel Auf der Grundlage des Kindler-Artikels zum "Sterbenden Cato" werden die Forderungen Gottscheds und deren Umsetzung im Drama verglichen. Zeitbedarf: etwa eine Unterrichtsstunde Webrecherche Der Einstieg erfolgt im Internet über die Titelseite sowie den Vorspann des Dramas. Projekt Gutenberg-DE: Sterbender Cato Neben der Klärung des historischen Hintergrundes können die Schülerinnen und Schüler schon hier die Einheit des Ortes (und der Zeit) erschließen. Arbeit mit dem "digitalen Kindler" Nun informieren sich die Lernenden mithilfe des entsprechenden Artikels aus dem "digitalen Kindler" über Gottscheds Drama und bearbeiten die zwei Aufgaben auf dem Arbeitsblatt. Dieses schließt an den zuvor erwähnten Unterrichtsentwurf an, kann aber auch unabhängig davon eingesetzt werden. Textrezeption online Abschließend soll die Problematik der Originalität des Stückes erörtert werden. Als Impuls dazu lesen die Schülerinnen und Schüler im Internet den Schlussabsatz von Gottscheds Vorrede zu seinem Drama und überlegen, in wieweit der rhetorische Gestus ernst zu nehmen ist. Projekt Gutenberg-DE: Sterbender Cato - Vorrede Teil 2 Nicht der soziale Status bestimmt den Handlungsausgang, sondern der Charakter der handelnden Personen, mithin ein rational bestimmtes Element. Die Personen sind keine festen Typen, sie sind komplexe Individuen und bieten dadurch größeres Identifikationspotential für das Publikum. Zu Beginn des 2. Aufzugs (II.1) treten das Fräulein (Minna von Barnhelm) und ihre Zofe Franziska im Zimmer es Wirtshauses auf. Die Szene ist ein schönes Beispiel für Lessings Argumentationstechnik und die große Lebendigkeit der Figuren. Zeitbedarf: etwa eine Unterrichtsstunde Webrecherche zum Theaterprogramm Zur Motivation und um die Schüler und Schülerinnen in die richtige Rezeptionshaltung zu versetzen, recherchieren sie im Internet, ob das Stück an einem Theater in der näheren (und/oder weiteren) Umgebung gerade auf dem Spielplan steht. Da Lessings Komödie auch nach fast 240 Jahren noch zum Repertoire vieler deutscher Bühnen gehört, wird die Suche mit großer Sicherheit zum Erfolg führen. Alternativ kann das Titelblatt der Erstausgabe gezeigt und über den Inhalt des Dramas spekuliert werden. Webrecherche zum Inhalt Anschließend Informieren sich die Lernenden kurz über den Inhalt des ganzen Dramas. xlibris.de: Minna von Barnhelm Für den schnellen Überblick lesen die Schülerinnen und Schüler diese kurze Inhaltsangabe. Textrezeption Der Textausschnitt wird sodann gelesen und der Inhalt eventuell kurz in eigenen Worten wiedergegeben. xlibris.de: Minna von Barnhelm - 2. Aufzug Der Beginn des 2. Aufzugs (II.1) als Online-Text Textarbeit Die Textarbeit erfolgt mithilfe des vorstrukturierten Arbeitsblattes: In Form einer Gegenüberstellung sollen die Schülerinnen und Schüler die Gesprächsführung sowie die Intentionen der beiden Bühnenfiguren gegeneinander stellen. Dazu müssen die relevanten Passagen aus dem Quelltext (im Internet) übernommen werden. Dies geschieht am PC am besten durch die Copy/Paste-Funktion (kopieren/einfügen). Abschließend könnte über die Frage diskutiert werden, wie modern das Frauenbild in der besprochenen Szene ist. Die Kernszene (3. Aufzug, 7. Auftritt) - sie bildet den tektonischen Mittelpunkt des Dramas - ist die pointierte Formulierung der Toleranzvorstellung des Aufklärers Lessing. Ihr zugrunde liegt die für die literarische Form der Parabel signifikante Analogie, wonach der Vater für Gott, die drei Söhne/Ringe für die drei großen monotheistischen Weltreligionen (Christentum, Islam, Judentum) und der Richter für Nathan selbst stehen. Die ausführliche Behandlung der Szene ist sowohl im Rahmen einer Lektüre des ganzen Dramas als auch ohne diese sinnvoll, lässt sich daran doch beispielhaft ein Grundgedanke der Aufklärung aufzeigen, der auch für die Welt von heute von großer Bedeutung ist. Zeitbedarf: etwa eine Unterrichtsstunde Motivation Als Hinführung und Motivation dient eine Collage. Im Unterrichtsgespräch werden der Bezug der Stadt Jerusalem zu den drei Religionen sowie die aktuelle politische Lage im Nahen Osten angesprochen. Über die Frage nach der Rolle Lessings in dieser Collage wird auf den Dramentext übergeleitet. Inhaltsüberblick Anschließend informieren sich die Schülerinnen und Schüler im Internet über den Inhalt des Dramas. xlibris.de: Nathan der Weise Diese Seite enthält eine ausführliche Inhaltsangabe des "Nathan". Textrezeption Die Schülerinnen und Schüler lesen nun die Szene online unter Verwendung des im Projekt Gutenberg zur Verfügung stehenden Textes. Projekt Gutenberg-DE: Ringparabel Hier liegt der Text von Lessings Ringparabel. Wird nicht das ganze Drama gelesen, so müssen die Lernenden zuvor noch kurz in die Situation eingeführt werden: Der Sultan hat den Juden Nathan aufgefordert, ihm zu sagen und zu begründen, welcher Glaube ihm am meisten einleuchtet. Um die Situation Nathans besser verständlich zu machen, kann zusätzlich der 6. Auftritt gelesen werden. Projekt Gutenberg-DE: Nathan der Weise, 6. Auftritt Analogie der Ringparabel Nach einer Sicherung des Textverständnisses durch eine kurze Rekapitulation des Inhalts der Ringparabel wird von den Schülerinnen und Schülern zunächst mithilfe eines Arbeitsblattes die Analogie der Ringparabel erschlossen. Textaussage Im Anschluss daran wird ein weiteres Arbeitsblatt bearbeitet. Dabei müssen ausgewählte Textzitate und Begriffe einem vorgegebenen Schema sinnvoll zugeordnet werden. Auf diese Weise wird die Textaussage diskutiert. Arbeit zum Begriff "Parabel" Nun lesen die Schülerinnen und Schüler noch eine Definition des Begriffes "Parabel" und ergänzen den entsprechenden Lückentext auf ihrem Arbeitsblatt. Uni Essen: Nathan der Weise Eine Definition des Begriffes „Parabel“ Bedeutung des Blankverses Eventuell könnte noch kurz auf die Verwendung des Blankverses (ein reimloser jambischer Fünfheber; der Begriff stammt aus dem Englischen: blank = ungereimt) eingegangen werden, der seit Lessings "Nathan" zum wichtigsten Vers des deutschen Dramas im 18. und 19. Jahrhundert wurde. Ein Vergleich mit der in "Minna von Barnhelm" verwendeten Sprachform erscheint hier sinnvoll. Zeitbezug: Religionskonflikte Außerdem bietet sich eine Diskussion zur Rolle der Religion bei kriegerischen Auseinandersetzungen an. Dafür gibt es leider nur allzu viele Beispiele: Naher Osten, Irland, Balkan, internationaler Terrorismus.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Martin Walser - ein umstrittener Schriftsteller

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtsreihe wird der Gegenwartsschriftsteller Martin Walser unter die Lupe genommen. Die – beabsichtigten oder ungewollten – Skandale durch seine Veröffentlichungen und seine Reden bieten in vielerlei Hinsicht Anlass, über unsere Sprache, ihre Wirkung, ihre Geschichte und ihre mediale Inszenierung nachzudenken.Martin Walser gilt als streitbarer Schriftsteller, der insbesondere durch seine Friedenspreisrede 1998 und durch die Publicity zu seinem Buch ?Tod eines Kritikers? 2002 in die Schlagzeilen geraten ist. Die Meinungen über ihn sind geteilt und ebenso streitbar wie er selbst: Zeugen seine Äußerungen und literarischen Werke von einem politisch motivierten Antisemitismus oder lässt sich vielmehr eine verkaufsfördernde Marketingstrategie ausmachen, die den Schriftsteller Walser publikumswirksam in Szene setzt? Diese Reihe ermöglicht den Lernenden eine neue Herangehensweise an den Autor, indem sie die medienunterstützte Wirkung auf sein Publikum erfahren und zudem in eine realitätsnahe Reflexion über die Entwicklung und Wirkung von Sprache eintauchen. Der Computer gibt ihnen die Gelegenheit, vom Rezipienten eines literarischen Werkes zu dessen Partizipienten zu werden.Diese Unterrichtsreihe ist eine Art Forschungsprojekt, in dessen Mittelpunkt die Auseinandersetzung mit der Wirkung und medialen Inszenierung von Sprache steht. Durch produktionsorientiertes Arbeiten - insbesondere mit Computer und Internet - haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Bedeutung des Schreibens und die Konsequenzen einer öffentlich gemachten Meinung realitätsnah zu erfahren. Martin Walser im Unterricht Viele Gründe sprechen für die Beschäftigung mit Martin Walser im Rahmen eines handlungs- und ergebnisorientierten Unterrichtsprojekts. Allgemeine Hinweise zur Unterrichtsreihe Diese Seite enthält allgemeine Informationen zur Gestaltung der Unterrichtsreihe und weitere Möglichkeiten zur Anbindung der Thematik. Ablauf der Unterrichtsreihe Hier finden Sie eine Übersicht über die einzelnen Unterrichtsmodule, die nach den jeweiligen Anforderungen der konkreten Unterrichtssituation umgestellt oder angepasst werden können. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler stellen das literarische Schaffen Walsers in einen zeitbezogenen Kontext. fertigen ein Gesellschaftsporträt Deutschlands von 1955 bis zur Gegenwart an. erarbeiten die Friedenspreisrede von Martin Walser und ordnen sie in ihren Kontext ein. erarbeiten Wortfelder und Wortfamilien zu thematisch passenden Begriffen. finden rhetorische Mittel in einem Text, hinterfragen ihre Funktionalität und Wirkung und wenden selbst literarische Gestaltungsmittel an. Methodenkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten und präsentieren eine PR-Strategie für Walsers Buch "Tod eines Kritikers" in einer Simulation. schreiben selbst eine Rede (als Antwort auf die Walser-Rede). lesen einen längeren Text kursorisch und entwickeln eigene Strukturierungshilfen. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler suchen im Internet gezielt nach Informationen. setzen Word als Hilfsmittel bei der Textarbeit. setzen einen längeren Sachtext in einen optisch ansprechenden Hypertext um. verfassen eigene Reden und Stellungnahmen am PC und machen der Klasse zugänglich. kreieren in Word oder FrontPage eine eigene PR-Kampagne für eine Buchveröffentlichung. Erschwerter Zugang Wenn Schülerinnen und Schüler sich mit Martin Walser beschäftigen (müssen), dann meist im Zusammenhang mit der Novelle "Ein fliehendes Pferd". Die Begeisterung für den Menschen und Schriftsteller selbst hält sich in Grenzen, die Beschäftigung mit Walser als Person beschränkt sich oftmals auf ein Referat über seine Biografie, bei dessen Präsentation die Schülerinnen und Schüler bei den Worten "Ich erzähl' euch jetzt mal was über Martin Walser" schon abschalten. Spiegelung des "Durchschnittsmenschen" Gerade der Schriftsteller Walser eignet sich jedoch gut dazu, mit den Schülerinnen und Schülern ein Spiegelbild-Porträt zwischen seinem literarischen Schaffen und der Entwicklung der Gesellschaft aufzustellen. Die Figur des Helmut Halm, die heutigen Lernenden nur ein müdes Gähnen entlockt - keine Spur eines Skandals oder einer Anrüchigkeit - war zu ihrer Zeit sehr umstritten, nahm sie doch den "Otto Normalverbraucher" der 1970er Jahre sehr kritisch und süffisant unter die Lupe. Da half damals auch alles Autobiografische nicht mehr. Diese Spiegelung des Durchschnittsmenschen der Gesellschaft - die auch schon in "Ehen in Phillipsburg" zu erkennen ist - zieht sich durch Walsers Schaffenswerk. Skandale als gesellschaftliches Phänomen Für Schülerinnen und Schüler kann Martin Walser dann spannend werden, wenn sie diese Linie zu Ende zeichnen: Die Friedenspreisrede von 1998, die zu ihrer Zeit für großes Aufsehen sorgte, tat dies, weil die Gesellschaft durch die Holocaust-Mahnmaldebatte, durch die Anschläge von Mölln und Solingen (wieder) eine neue Empfindlichkeit gegenüber dem Thema "Umgang mit der Vergangenheit" entwickelte. Spannendes "Dokument der Langeweile" Der nächste Skandal - hausgemacht oder unbeabsichtigt - ging einher mit dem Erscheinen des Buches "Tod eines Kritikers". Der Wind, den die Presse im Vorfeld um dieses Buch machte - Vorwürfe des Antisemitismus sind noch die harmlosesten, "ein Dokument des Hasses" das gängigere Schlagwort - war nicht annähernd geeignet, die Langeweile, die viele Leserinnen und Leser bei der Lektüre des Buches ergriff, wegzublasen. Aber die Lektüre unter dem Gesichtspunkt, die Vorwürfe gegenüber dem vermeintlichen Inhalt des Buches, zu bestätigen oder zu entkräften, macht auch dieses "Dokument der Langeweile" interessant. Wirkung von Sprache erfahren Gerade die Arbeit mit dem Computer, die Möglichkeit der Veröffentlichung der eigenen Meinung im Internet und die Arbeit mit einem Textverarbeitungsprogramm ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, nicht nur als Rezipienten am Text zu arbeiten, sondern aktiv am Schaffensprozess von Literatur teilzuhaben. Die eigene Meinung erhält eine viel höhere Gewichtung, wenn die Möglichkeit der Veröffentlichung gegeben ist. Gleichzeitig zeigt sie aber auch die Bedeutung des geschriebenen Wortes und die Konsequenzen einer öffentlich gemachten eigenen Meinung, so dass die Schülerinnen und Schüler über diesen medienkundlichen Aspekt die Wirkung von Sprache selbst erfahren. Unabhängiger Einsatz der Module Die vorgestellte Unterrichtsreihe besteht im Wesentlichen aus zwei Modulen. Das erste befasst sich mit der Friedenspreisrede von Martin Walser aus dem Jahr 1998. Diese Rede kann auch abgekoppelt vom nachfolgenden Modul behandelt werden. Sie kann dann nicht nur in der Sekundarstufe II, sondern auch in einer zehnten Klasse eingesetzt werden. Ebenso kann auch die Behandlung des Buches "Tod eines Kritikers" als unabhängiges Modul ohne die Friedenspreisrede behandelt werden. Blick über den Tellerrand Das Interessante an den beiden genannten Modulen ist, dass die Schülerinnen und Schüler einen Autor von mehreren Seiten betrachten können. Sie blicken "über den Tellerrand" eines Werkes, einer politischen Rede hinaus und können wie in einem Forschungsprojekt den Autor mit einem Großteil seines Werkes kennen lernen. Die Schülerinnen und Schüler können zudem sehr selbstständig arbeiten, denn im Netz finden sie zu den unterschiedlichsten Themen gute Informationen. Sie erfahren sich als Partizipienten an einem literarischen Werk, wenn sie selbst die Möglichkeit zur Veröffentlichung erhalten. Offener thematischer Einstieg Der Einstieg in die Thematik wurde hier absichtlich offen gelassen. Alltägliche Geschehnisse, andere Politikerreden, Eröffnungen von Gedenkstätten und Ähnliches ermöglichen einen sehr viel aktuelleren Einstieg in das Thema als eine vorgegebene Struktur. Zudem können auch die Voraussetzungen, die die Schülerinnen und Schüler aus dem bisherigen Unterricht mitbringen, stark variieren. So wählt eine Lehrkraft, die im Vorfeld ein anderes Walser-Buch behandelt hat, einen anderen Einstieg als die Lehrkraft, die im Unterricht "politische Reden" thematisiert. Neben der geschilderten Möglichkeit der Reihengestaltung kann die Thematik noch in anderen Zusammenhängen unterrichtet werden. Projekt: Nachdenken über Deutschland Die Friedenspreisrede von Martin Walser ist ein Bestandteil dieser Reihe und dient als Ausgangspunkt für Überlegungen, wie mit der NS-Vergangenheit angemessen umgegangen werden kann. Neben dieser Rede können beispielsweise die Reden von Martin Hohmann, Auszüge aus der Holocaust-Mahnmal-Debatte und auch Auszüge aus dem Historikerstreit der 1980er Jahre thematisiert werden. Die Zusammenarbeit mit dem Geschichtsunterricht und dem Politik/SoWi-Unterricht bietet sich an. Politische Reden als literarische Gattung Die Friedenspreisrede Martin Walsers wird eingebettet in die Auseinandersetzung mit politischen Reden unterschiedlichster Art als Beispiel für die Rede als literarische Gattung der Darstellung von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Hier bietet sich die Zusammenarbeit mit dem Pädagogik-Unterricht an. Politische Reden: Was macht eine Rede zur "Rede des Jahres"? Das Institut für Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen kürt jährlich die "Rede des Jahres". Auf dieser Seite finden sich neben den Texten der jeweiligen Reden auch die Begründungen der Juroren. Sprachwissenschaftlich können die Schülerinnen und Schüler hier erforschen, was eine Rede auszeichnet, wie sie sprachlich und inhaltlich aufgebaut sein sollte, welche Gemeinsamkeiten die Reden des Jahres haben. Die Möglichkeit des Verfassens eigener Reden oder des Erstellens eines Kriterienkatalogs, mit dem Reden beurteilt werden können, bietet sich an. Hiermit kann besonders methodisches Arbeiten geschult und vertieft werden. Uni Tübingen: Walsers "Friedenspreisrede" als Rede des Jahres 1998 Umgang mit der eigenen Vergangenheit in Literatur und Film Die Diskussionen und der Film "Der Untergang" selbst sind Bestandteile dieses Unterrichtsvorhabens, ebenso wie Bücher wie "Die Welle" oder "Jugend ohne Gott". Im Mittelpunkt stehen dabei die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit in Deutschland und die Möglichkeiten der literarischen Verarbeitung. Die Zusammenarbeit zum Beispiel mit dem Kunstunterricht (Vergangenheitsbewältigung in der Kunst) ist hier möglich. Literatur im Spiegel der Öffentlichkeit Der Fokus liegt hier auf der Veröffentlichung des Buches "Tod eines Kritikers". Ausgehend von diesem Beispiel werden exemplarisch die Veröffentlichungen verschiedener literarischer Werke sowie die im Vorfeld erschienenen Pressemeinungen betrachtet. Es bietet sich hierbei an, auch auf Mitschnitte beispielsweise des "Literarischen Quartett" zurückzugreifen und die dort erfolgten Buchbesprechungen mit eigenen oder anderen Eindrücken zu vergleichen. Bei Fernsehmitschnitten ist jedoch darauf zu achten, dass es sich nicht um private Aufnahmen handelt (diese sind urheberrechtlich problematisch), sondern diese direkt vom Sender zu beziehen (zum Beispiel: ZDF-Mediathek, Online-Sendungen). Martin Walser - ein umstrittener Schriftsteller Unterrichtsmodule Das Unterrichtskonzept enthält hervorragend aufbereitetes Material und viele Anregungen zur Umsetzung im Unterricht. Vor allem durch die Modulstruktur ist es möglich, die Ideen an die eigene Lerngruppe und deren Bedürfnisse anzupassen. Auf diesem Wege ein herzliches Dankeschön an Svenja Engemann. Marcel Thimm, 22.05.2007 Der Text der Rede ist sehr lang; als Word-Dokument umfasst er sieben Seiten. Auch eine mögliche Kürzung verringert den Umfang nur um eine Seite, wenn man vermeiden will, mit der Kürzung auch gleichzeitig eine Interpretation vorzunehmen. Dennoch bieten sich mehrere Alternativen der ersten Annäherung an. Martin Walser - Friedenspreisrede 1998 (pdf) Den Text der Rede finden Sie zum Beispiel hier. Variante 1: Gekürzte Fassung Die Schülerinnen und Schüler erhalten eine gekürzte Fassung. Beispielsweise kann der Teil der Rede gestrichen, der die Inhaftierung Rainer Rupps thematisiert. Diese Kürzung ist problematisch wie jede andere auch. Auf diese Art bleibt das Diskussionswürdige und Streitbare hinsichtlich des Vorwurfs "Antisemitismus" bestehen, worauf sich die Entgegnungen von Bubis, von Dohnanyi und Wiesel beziehen. Selbstverständlich können auch andere Kürzungen vorgenommen werden, etwa die Verweise auf die Literaten des 19. Jahrhunderts. Variante 2: Originalfassung Wenn die Schülerinnen und Schüler mit der Originalrede arbeiten, sollten sie mehrere Tage Zeit zur ersten Bearbeitung und Lektüre haben. Der Arbeitsauftrag könnte dann lauten, die Rede in Sinnabschnitte einzuteilen, thematische ähnliche Abschnitte zusammenzufassen oder zusammenzuschreiben (mithilfe von Word). Variante 3: Auszüge der Rede in Gruppenarbeit und Gruppenpuzzle Eine dritte Variante wäre, den Schülerinnen und Schülern arbeitsteilig bestimmte Abschnitte der Rede an die Hand zu geben. Die Rede kann hierfür in Teilabschnitte untergliedert werden (der Vorschlag enthält sieben Abschnitte). Die Schülerinnen und Schüler erhalten in Gruppen jeweils einen der Abschnitte (mit Titel und Verfasser der Rede) mit dem Arbeitsauftrag, den Inhalt des Abschnittes mit eigenen Worten kurz wiederzugeben und Schlüsselbegriffe/Schlagworte herauszuschreiben. Diese Variante bietet sich auch für weniger leistungsstarke Kurse an, weil die gesamte Rede arbeitsteilig und im Gruppenpuzzle aufgearbeitet werden kann. Die Arbeitsaufträge 6 und 7 sollten erst dann verteilt werden, wenn die Schülerinnen und Schüler selbst erarbeitet haben, dass ihnen Ausschnitte aus derselben Rede vorliegen. Nach der Bearbeitung von Punkt 6 sollten eine oder zwei der Gruppen die von ihnen zusammengesetzte Rede im Plenum präsentieren. Erscheint das zu zeitaufwändig, können die Schülerinnen und Schüler die Redeausschnitte in Word bearbeiten und im Gruppenpuzzle zusammensetzen. Über den PC können dann die Gruppen die bearbeiteten Reden (Reihenfolge, Schlüsselbegriffe) mitlesen und verfolgen. Ein Ziel der Präsentation ist auch hier, dass die Schülerinnen und Schüler im Kurs Schlüsselbegriffe und Schlagworte der Rede erarbeiten. Bei der Durchführung der Reihe in einem Oberstufenkurs wurde deutlich, dass eine Abgrenzung der Begriffe Schlagwort und Schlüsselbegriff sinnvoll ist. Je nachdem, wie diese Begriffe bislang im Unterricht verwendet wurden, ist es sinnvoll, im Vorfeld zu klären, was die Schülerinnen und Schüler unter Schlagwort und Schlüsselbegriff verstehen und entsprechend die Formulierung in der Aufgabenstellung zu ändern. Schlagwort Mit "Schlagwort" verbinden die Schülerinnen und Schüler solche Begriffe, die besonders augenfällig sind, die eine bestimmte Reaktion beim Leser auslösen; sie müssen aber nicht zwangsläufig den Inhalt der Rede widerspiegeln. Schlagworte spiegeln auch oft den Eindruck des Lesenden zum Text wieder, müssen diesem aber nicht direkt entnommen sein. Die Konnotation bei "Schlagwort" ist emotional. Schlüsselbegriff "Schlüsselbegriffe" dagegen werden direkt dem Text, der Rede entnommen, sie dienen der Strukturierung eines Textes. Ihre Benennung erfolgt nach sachlichen Kriterien des Textverständnisses. Assoziationsübungen Die Schülerinnen und Schüler sammeln zunächst ihre Assoziationen zu den Begriffen "Mond" und "Vergangenheit" (zum Beispiel in Form einer Mindmap). Anschließend verfahren sie genauso mit den herausgearbeiteten Schlüsselbegriffen aus der Walser-Rede. Die Übungen "Mond" und "Vergangenheit" können auch gemeinsam mit dem Kurs durchgeführt werden. Als Arbeitsblatt bieten sie sich als mögliche Hausaufgabe an. Wenn Sie die Schülerinnen und Schüler sowohl nach Schlüsselbegriffen als auch nach Schlagworten haben suchen lassen, sollten jetzt auch getrennt voneinander Mindmaps zu den jeweiligen Begriffen erstellt werden. "Mindjet MindManager" ist ein Programm zur schnellen und einfachen Erstellung von Mindmaps am Computer. Über die folgende Adresse besteht die Möglichkeit, das Programm Mindjet MindManager zur Erstellung von Mindmaps für Schulen downzuloaden. Einen Link zur detaillierten Beschreibung des Programms finden Sie auf der Startseite dieses Beitrags unter "Zusatzinformationen". cotec.de: Mindjet MindManager Auf dieser Seite kann eine kostenlose Schullizenz angefordert und anschließend das Programm MindManager heruntergeladen werden. Zum Schreiben anregen Wenn Ihnen die Zeit zur Verfügung steht und die Schülerinnen und Schüler die Motivation zum eigenen Schreiben mitbringen, sollte dieser Schritt in jedem Fall durchgeführt werden. Denn die Schülerinnen und Schüler haben hier die Möglichkeit, vom Rezipienten zum Partizipienten der Rede zu werden. Anderenfalls kann dieser Schritt auch übersprungen werden und die Schülerinnen und Schüler können direkt im Netz nach den Entgegnungen auf die Walser-Rede recherchieren. Schlüsselbegriffe und Konnotationen als Grundlage Als Grundgerüst für das Verfassen einer Gegenrede oder eines offenen Briefes können die Schlüsselbegriffe und Konnotationen dienen, die zuvor von den Schülerinnen und Schülern erarbeitet wurden. Die Beschäftigung mit den Schlüsselbegriffen und den damit verbundenen Konnotationen dürfte bereits zu einigen Diskussionen geführt haben, etwa über die Angemessenheit der Wortwahl oder die emotionale Aufladung einiger Begriffe. Die von den Schülerinnen und Schülern verfassten Texte können von den Mitschülerinnen und Mitschülern gelesen und bearbeitet werden. von den Mitlernenden rezensiert werden. mit den Entgegnungen von Bubis, Wiesel, von Dohnanyi oder anderen verglichen werden. Bestandteile einer Homepage zu Martin Walser werden. im Intranet der Schule veröffentlicht werden. im Internet, beispielsweise über lo-net, veröffentlicht werden. Anschluss an aktuelle Debatten (Fertigstellung des Holocaust-Mahnmals) bieten. Grundlage sein für eine eigene literarische Auseinandersetzung mit dem Thema "Umgang mit der eigenen Geschichte und Vergangenheit". für eine verfremdende Umformung in eine andere literarische Form (Gedicht, Kurzgeschichte, Parabel oder Ähnliches) durch einen anderen Schüler oder eine andere Schülerin herangezogen werden. Dieses Modul bietet auch die Möglichkeit zur Öffnung für fächerverbindendes Arbeiten oder als Vorbereitung auf einen Projekttag/eine Lesung zum Thema. Entgegnungen im Internet recherchieren und als Hypertext verfassen Die Schülerinnen und Schüler recherchieren im Internet Entgegnungen auf die Walser-Rede und erarbeiten die Reden von Bubis und von Dohnanyi sowie den offenen Brief von Wiesel. Anschließend gestalten sie eine der Entgegnungen als Hypertext, um grundlegende Aspekte der Erstellung und Gestaltung von Hypertexten kennen zu lernen. Alternativer Einstieg in die Unterrichtsreihe Dieser Baustein kann auch als Einstieg in die Reihe genutzt werden. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten in drei Gruppen unterteilt die Reaktionen von Ellie Wiesel, Klaus von Dohnanyi und Ignatz Bubis und überlegen dann gemeinsam (über Schlüsselbegriffe), welche Rede diesen Entgegnungen zugrunde liegen könnte. Auch hier kann man sie zunächst selbst diese Rede verfassen lassen und ihnen dann den Originaltext von Walser reichen. Im Mittelpunkt steht auch hier die Methode der Wortfeld-Forschung und Bestimmung von Schlüsselbegriffen. Fächerübergreifendes Arbeiten Dieser Baustein kann als Ausgangspunkt genutzt werden, um von Martin Walser zum Thema "Umgang mit der Vergangenheit" überzuleiten und thematisch die Verbindung zum Geschichtsunterricht oder Politikunterricht herzustellen. Die Lernenden recherchieren im Internet Informationen zu Leben und Werk Martin Walsers und verfassen einen entsprechenden Zeitungsartikel oder Hypertext. Alternative zur Bearbeitung der Biografie Wenn Sie bereits eine Lektüre von Martin Walser im Unterricht behandelt haben, erübrigt sich die nochmalige Erarbeitung seiner Biografie. Dieser Baustein kann insofern verändert werden, als Sie dann den zeitgeschichtlichen Kontext der Friedenspreisrede von den Schülerinnen und Schülern erarbeiten lassen können. Einstieg in die Unterrichtsreihe Sie können in die Reihe auch mit diesem Baustein einsteigen und den Schwerpunkt zunächst auf das Buch "Tod eines Kritikers" legen. Dieser Einstieg kann dafür genutzt werden, einen literarischen und gesellschaftskritischen Vergleich mit der gegebenenfalls schon gelesenen Lektüre von Martin Walser herzustellen. Wahl der Lektüre Ferner kann dieser Baustein genutzt werden, um die Schülerinnen und Schüler eine Lektüre von Martin Walser auswählen zu lassen. Die Friedenspreisrede kann optional im Vorfeld als "erster Kontakt" mit Martin Walser genutzt werden. Die Bausteine "Reaktionen auf die Rede" und "Auseinandersetzung mit Leben und Werk Walsers" können auch zusammengefasst und von den Schülerinnen und Schülern in Gruppen arbeitsteilig erarbeitet und dann präsentiert werden. Wenn die Schülerinnen und Schüler Hypertexte erstellen, können sie damit eine eigene Homepage zu Martin Walser einrichten. Sorgfältige Planung Dieser Arbeitsschritt muss sehr sorgsam geplant werden, damit sich das Thema des Unterrichts nicht verschiebt und die Schülerinnen und Schüler allgemein etwas zu "Werbung" erarbeiten. Das AIDA-Prinzip Die Schülerinnen und Schüler sollen ihrer Kampagne das AIDA-Prinzip zugrunde legen. AIDA ist eine Abkürzung für die wichtigsten Aspekte, die eine Werbung enthalten soll: Attention, Interest, Desire, Action. Die folgenden Links mit näheren Erläuterungen zu AIDA finden die Gruppen auch auf ihren Arbeitsblättern. Teleunterricht.de: AIDA-Prinzip Auf dieser Seite finden Sie konkrete Beispiele, mit welchen Mitteln die einzelnen Aspekte von AIDA umgesetzt werden können. Im nächsten Arbeitsschritt recherchieren die Schülerinnen und Schüler im Internet Reaktionen der Presse und der Öffentlichkeit auf das Buch, die sie anschließend in einer Collage zusammenstellen. Sie vergleichen die öffentlichen Reaktionen mit ihrer eigenen PR-Kampagne. Proben der Situation "Talkshow" Eine intensive Vorbereitung des Rollenspiels ist wichtig. Vorbereitung meint hierbei nicht nur die inhaltliche, die durch die Unterrichtsmodule ohnehin erfolgt, sondern vor allem eine methodische. Je nachdem, wie gut die Schülerinnen und Schüler mit der Methode Rollenspiel vertraut sind, ist es notwendig, die nachzuspielende Situation "Talkshow" in Modellen schon kennen gelernt zu haben. Dies kann zum Beispiel dadurch geschehen, dass eine Hausaufgabe "fiktives Interview mit Martin Walser oder Ignatz Bubis" nicht nur vorgelesen, sondern von zwei Schülerinnen oder Schülern vorgespielt wird. Eine Abend-Talkshow ansehen Des Weiteren sollten die Schülerinnen und Schüler zumindest einmal die Hausaufgabe erhalten, sich zu Hause eine Talkshow anzusehen, und zwar eine aus dem Abendprogramm. Abstand ist zu nehmen von den einschlägigen Sendungen auf den privaten Sendern im Nachmittagsprogramm. Vielleicht passt auch das Thema einer Abend-Talkshow (beispielsweise einer Polit-Talkshow) zum Unterrichtsthema. Rollen festlegen Die Prominenten, in deren Rolle die Schülerinnen und Schüler schlüpfen, sollten ihnen in jedem Fall aus dem bisherigen Unterricht bekannt sein. Neben den "beteiligten Akteuren" wie Walser selbst oder Ignatz Bubis können auch diejenigen Personen, die das Buch rezensiert oder die Rede kommentiert haben, als Talkgäste auftreten. Wichtig ist, dass sich die Lehrkraft weit genug im Vorfeld mit den Schülerinnen und Schülern einigt, welche Rollen vorkommen sollen. Vorbereiten auf die jeweilige Rolle Die Schülerinnen und Schüler, die für die Rollen in der Talkshow vorgesehen sind, müssen sich intensiv auf die Rolle vorbereiten, also Hintergrundinformationen über die Person haben und ihre Meinung zu wichtigen Themen kennen. Dies gilt in besonderer Weise für den Moderator oder die Moderatorin. Diese oder dieser hat mit den Fragen an die Gäste dafür zu sorgen, dass konkret zum Thema diskutiert wird und bestimmte Gesprächsregeln befolgt werden. Regeln für die Talkshow festlegen Gerade bei diesem sehr streitbaren Autor ist es wichtig, dass das Rollenspiel nicht in "Klamauk" ausartet. Die Regeln für die Talkshow müssen im Vorfeld festgelegt sein. Es sollte festgelegt werden, wie lange das Rollenspiel dauern soll. ob die Zuschauerinnen und Zuschauer Fragen stellen dürfen. ob die Gäste nur eine bestimmte Redezeit haben. wer die Fragen stellt. wer das Wort erteilt. welche Fragen abzuhandeln sind. Für Atmosphäre sorgen Es sollte die einer Talkshow angemessenen Atmosphäre herrschen. Der Raum sollte schon vor dem Rollenspiel hergerichtet sein, das heißt, Tische und Stühle müssen entsprechend umgestellt sein. Ferner kann - je nach Motivation der Klasse - mit kleinen Accessoires die Atmosphäre etwas authentischer gestaltet werden (Jinglemusik einer Sendung, Jackett für den Moderator oder die Moderatorin und Ähnliches). Beobachtungsaufträge verteilen Die Schülerinnen und Schüler, die nicht an der Talkrunde teilnehmen, erhalten Beobachtungsaufträge, die sich sowohl auf die darstellerische als auch auf die inhaltliche Leistung beziehen. Das Rollenspiel dokumentieren Auf Spielereien wie ein Mikrofon sollte verzichtet werden. Sinnvoll ist aber, das Spiel fotografisch zu dokumentieren. Die Fotos können noch sehr gut weiterverwendet werden, beispielsweise für eine Homepage oder für eine kreative Hausaufgabe (Fotos mit Sprech- und Denkblasen versehen). Rolle der Lehrkraft Die Lehrperson sollte sich ganz aus dem Rollenspiel zurückziehen. Durch eine festgelegte Zeitspanne und die Regeln für die Talkshow ist die Gefahr des Ausartens gering. Wird das Rollenspiel dagegen zu "flach", weil die Inhalte fehlen, ist es besser, das Spiel abzubrechen. Das Rollenspiel muss in jedem Fall ausgewertet werden. Zum einen erfolgt eine methodische Auswertung, bei der zunächst die Akteurinnen und Akteure, dann die Zuschauenden befragt werden, wie sie das Übernehmen einer Rolle/das Spiel insgesamt fanden. Zum anderen wird nach inhaltlichen Kriterien ausgewertet, wobei wichtige Aspekte der bisherigen Unterrichtsstunden nachgefragt und überprüft werden. Mattes, Wolfgang: Methoden für den Unterricht. 75 kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende. Paderborn, Braunschweig 2002 (Schöningh-Verlag).

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe II

Schiller: Wilhelm Tell

Unterrichtseinheit

Mit den klassischen Topoi des Konflikts zwischen Gut und Böse, Freiheit und Unterdrückung und dem Kampf um die wahre Liebe bietet das Schiller-Drama viele kreative Möglichkeiten der Textarbeit. Digitale Technik hilft, die Ergebnisse zu präsentieren und dauerhaft zu sichern.Zum Schillerjahr 2005 leistet eine achte Klasse ihren Beitrag, indem sie die vielfältigen Ergebnisse ihrer Projektarbeit als CD-ROM und Auszüge daraus als Webseiten präsentiert. Die Schülerinnen und Schüler lassen sich von Schillers Enthusiasmus anstecken: Sie verfolgen den Aufstand der Schweizer gegen die Unterdrückung und setzen die Verteidigung der Freiheit mit multimedialen Mitteln um. Der Schweizer Sagenstoff fesselt noch immer, wenn der Held Tell mit dem Gegenspieler Gessler zusammentrifft und die Privatrache des Protagonisten mit dem öffentlichen Aufstand der Eidgenossen in einem Happy-End zusammenfällt. Handlungs- und Schülerorientierung Vorbereitet wird das Projekt im traditionellen Literaturunterricht im Fach Deutsch. Der Unterricht ist handlungsorientiert und schülerzentriert angelegt. Hauptmethode bei der ersten Texterschließung ist das Lesetagebuch, wobei der Unterricht auch durch Leerstellen-Didaktik, einen Textvortrag oder ein Theaterspiel angereichert wird. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten ausgewählte Themen, indem sie computergestützte Präsentationen vorbereiten und anschließend auf CD-ROM publizieren. Fächer verbinden Im vorliegenden Fall war der Deutschlehrer gleichzeitig der ITG-Lehrer ("Informations-technische Grundbildung" in Baden-Württemberg), so dass ein Teil der Computerarbeit in dieses rein technisch ausgerichtete Fach verlagert werden konnte. Flankierend wurde das Fach Geschichte mit den Themen "Feudalismus", "Territorialisierung" und der "Hausmachtpolitik der Habsburger" eingebunden. "Verbundener Deutschunterricht" in Projektform Klassische Literatur und neue Medien sind kein Gegensatzpaar. Texterschließung mit dem Lesetagebuch Ziel ist eine intensive, multiperspektivische Interpretation. Die Organisation des Projekts Achtung bei der Themen- und Aufgabenverteilung sowie bei technischen Fragen. Hinweise zum Nachmachen Tipps zur Projektarbeit und zu Übertragungsmöglichkeiten auf andere Lektüren. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen Inhaltsangaben und Personen-Charakteristiken verfassen. sich durch das Lesetagebuch anregen, kreative Einträge zu fertigen lassen. innere Monologe (zu Tell, Hedwig, Walter) verfassen. einen dramatischen Text verdichten, indem sie als Streitgespräch die Stichomythien auswählen. eine komplexe Personenkonstellation visualisieren und diese Visualisierungstechnik auf eine Szene ihrer Wahl anwenden. ihre Zitiertechnik festigen und mittels exakter Quellenverweise wissenschaftspropädeutisch arbeiten. sich eine rhetorische Grundqualifikation erwerben und sicher vor Publikum referieren können(Stimme, Körperhaltung, Sprechpausen). eine Szene als Spiel einstudieren. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen Texte aus der Textverarbeitung (Word) in eine als Vorlage angebotene HTML-Seite via HTML-Editor (MS Frontpage) beziehungsweise in ein Präsentationsprogramm kopieren. eine persönliche Navigationsseite erstellen und ihre Arbeiten innerhalb der sich entwickelnden Navigationsstruktur rubrizieren. auf ein einheitliches Design ihrer Präsentation achten, die Animationseffekte sachgerecht einsetzen. Präsentationskriterien beachten: Textmenge, serifenlose Schrift, Schriftgröße, Kontraste, Funktion von Grafik und Sound im kommunikativen Korrekturprozess ihre Arbeiten evaluieren und optimieren. Sound und Grafik einfügen, Hyperlinks setzen. ihr Dateistrukturverständnis schärfen, indem sie alle referenzierten Ressourcen im selben Verzeichnis ablegen. Klassische Literatur und neue Medien Das Konzept des Projekts basiert auf dem "verbundenen Deutschunterricht": Ein traditioneller Stoff der deutschen Klassik wird mit modernen Medien verarbeitet. Der Literaturunterricht wird dabei angereichert durch Methoden der modernen Didaktik (Leerstellen-Didaktik), einen Textvortrag und ein Theaterspiel. Die Schülerinnen und Schüler eignen sich das Thema an, indem sie es für einen Vortrag vor Publikum computergestützt verarbeiten und anschließend als CD-ROM publizieren. Zwei unterschiedliche Projektphasen Das Projekt ist geteilt in zwei Unterrichtsphasen. Eine erste (traditionelle) sorgt dafür, dass die Klasse "im und über dem Stoff" steht, was der Abschluss mit einer Arbeit gewährleistet. Erst die zweite Phase ist die eigentliche Projektphase, in der das Lernen stark individualisiert wird, wie es stets Kennzeichen des computergestützten Unterrichts ist. Hier achtet die Lehrkraft immer wieder darauf, dass die Textnähe erhalten bleibt und der Computer sich nicht verselbstständigt. Die Rechenmaschine bleibt stets in einer dienenden Funktion, in diesem Fall leistet sie technische Unterstützung für den jeweiligen Schülerbeitrag zur CD-ROM. Dass der Unterricht trotz ambitionierter Ziele bei den digitalen Kompetenzen im Wesentlichen Deutschunterricht blieb, war den guten Lernvoraussetzungen der Klasse zu verdanken. Durch kreativen Freiraum zum Selbstläufer Ab einem gewissen Punkt wird jedes gut organisierte Unterrichtsprojekt zum "Selbstläufer": Immer mehr Schülerinnen und Schüler bringen eigene Ideen ein und verwirklichen sie. Von der Lehrkraft, die die Machbarkeit im Auge hat, werden sie beraten, angespornt oder gebremst. Besonders beliebt sind bei den Schülerinnen und Schülern fiktive Interviews oder Steckbriefe (im Zusammenhang mit den Personencharakteristika). Die Klasse produziert außerdem eigene Gedichte und Hörspiele. Ein Projekt mit ganzheitlichem Ansatz fördert jedoch auch Arbeiten, die sich ohne Computer realisieren lassen, zum Beispiel selbst gemalte Bühnenbilder. Viel Arbeit wird in die (selbstgestellte) Hausaufgabe verlagert. So kann etwa ein Hörspiel aus technischen und zeitlichen Gründen nicht im Unterricht angefertigt werden. Andere Schülerinnen und Schüler erstellen Comics und Akrosticha. Die in Baden-Württemberg im Schuljahr 2004/05 neu eingeführte GFS (gleichwertige Feststellung von Schülerleistung) bereicherte das Projekt: Eine Gruppe präsentiert ein szenisches Spiel, eine Schülerin eine Arbeit über Schillers Leben und Werk, ein Schüler eine Erörterung zur Modernität Schillers. Inhaltlich durchdringen die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen Schichten des Dramas und seines Kontextes. Sie setzen sich auseinander mit dem Autor und der Entstehung des Dramas, dabei insbesondere mit dem Freiheits- und Spielgedanken Schillers, dem Schauplatz Schweiz, der öffentlichen Handlung: die Revolution der Eidgenossen, der privaten, intimen Handlung: Tells Familie und seine Privatrache, der adligen Nebenhandlung: Rudenz zwischen Attinghausen, Berta und Gessler, der Parallelhandlung: der Kaisermörder Parricida. Die Hauptmethode bei der ersten Texterschließung ist das Lesetagebuch, das wunderbare "Anverwandlungen" des literarischen Textes hervorbringt. Ausgehend von Leerstellen im literarischen Text erfassen die Schülerinnen und Schüler das Drama rezeptionsästhetisch. Der Reiz dieser Methode liegt im ständigen Perspektivenwechsel. Die so gestaltete multiperspektivischen Interpretation erleichtert das Literaturverständnis: Ihr vom Produzenten (in diesem Fall Schiller) eingeschriebener Sinn verschmilzt mit der Subjektivität der jugendlichen Leserinnen und Leser. Das Lesetagebuch arbeitet außerdem ganzheitlich und bringt auch bildnerische Produkte hervor, die später als Material für die elektronische Verarbeitung zur Verfügung stehen. Vorschläge Bei dieser Didaktik bringt die Lehrkraft in kurzen Sequenzen Strukturen, Deutungen, Interpretationen ein, die sich an der Schillerforschung orientieren. Dokumentiert werden diese vertiefenden Einsichten in der Regel in einem Tafelanschrieb. Interpretationskategorien können dabei sein: Idylle sowie Störung der Idylle durch Natur (Gewitter, Sturm) und Gesellschaft, öffentliche und private Konflikte, Gemeinschaft (Eidgenossen) und Einzelkämpfertum (Tell), der Held und seine Gegenspieler, Stichomythie, die Struktur des 5-Akt-Dramas mit Peripetie, der philosophische Hintergrund (Rütli). Diktat Da das Lesetagebuch sukzessive erstellt wird, wächst die Qualität der Einträge durch den so strukturierten begleitenden Unterricht. Auch ein Übungsdiktat bietet die Möglichkeit, die Interpretation in eine inhaltliche Progression zu bringen. Die für 13-Jährige schwierige Rütli-Szene wird dabei durch ein Lehrerskript umschifft, das die Aufmerksamkeit der Klasse auf das Wesentliche konzentriert und Interpretationsvorgaben macht. Die Phase des traditionellen Unterrichts schließt mit einer Klassenarbeit ab. Damit befinden sich die Schülerinnen und Schüler inhaltlich voll "im Stoff" und können anschließend selbstständig im computergestützten Projektunterricht arbeiten. Ohne Planung läuft nichts Wichtigstes Instrument des Projektmanagements ist ein Planungsplakat, das sowohl im Computerraum aushängt als auch elektronisch zur Verfügung steht (siehe Download). Auf diesem Plakat stehen anfänglich 30 Themenvorschläge der Lehrkraft. Wer ein Thema bearbeiten möchte, trägt sich ein. Schnell wächst diese Themenübersicht durch analoge oder neue kreative Ideen der Schülerinnen und Schüler. Einige Mitglieder der Klasse klärten ihre neue Idee mit dem Lehrer ab, andere arbeiteten völlig selbstständig und notierten ihren Beitrag lediglich, damit ihn die Lehrkraft zur Kenntnis nehmen konnte. Am Ende standen 350 Dateien zur CD-ROM-Verarbeitung zur Verfügung. Demo-Versionen helfen Hürden zu überwinden Bei einigen Schülerinnen und Schülern traten Kreativitätshemmungen oder ein "Arbeitsstau" auf. Um diese Probleme zu beheben, hielt der Lehrer zur Anregung immer wieder Demo-Versionen bereit. Sie bündeln für jeweils circa fünf Minuten die Aufmerksamkeit der Klasse auf das sukzessive Erlernen einzelner Programmtechniken oder -Fertigkeiten und vermitteln Anregungen. Weitere Instruktionen erfolgten individualisiert durch die Lehrkraft und die Computerfreaks der Klasse. In jedem Fall sollten alle Schülerinnen und Schüler immer mindestens 20 Minuten am Stück ungestört an ihrem Beitrag arbeiten können. Dateimanager fungieren als Assistenten Das schließlich auf 350 Beiträge angewachsene Projekt konnte von der Lehrkraft allein nicht mehr überblickt werden. Es kommt daher darauf an, schon in einem frühen Stadium ein bis zwei Personen als Dateimanager einzubinden. Eine wichtige Hilfe im Datendschungel sind Normen für die Vergabe von Dateinamen: So muss jede Person einem sinnigen Dateinamen ihre Initialen voranstellen, so dass die Dateimanager schnell die entsprechenden Schülerarbeiten über die alphabetische Sortierung verwalten können (Beispiel: "mc-int.st..htm" - Schülerin Miriam Cheniti hat ein Interview mit Stauffacher als HTM-Seite gefertigt.). Zur Steigerung der Effektivität kann man die Klasse nicht intensiv genug auf diese Speicherkultur hinweisen. Die Dateimanager haben auch die Aufgabe, immer wieder "Datenschrott" zu löschen. Offener Dateiaustausch Im Schulnetz bietet es sich an, in einem gemeinsamen Tauschverzeichnis zu arbeiten, in dem alle Mitglieder der Klasse alle Rechte haben. Das macht die wechselseitige Verlinkung und die Bezugnahme auf Dateien von Mitschülern möglich. Klassen, die diese Offenheit nicht würdigen und aus Bosheit oder Scherz Daten von Mitschülern verändern, sind nicht projektreif. Wichtig ist auch der Hinweis, dass Sounds, die in PowerPoint eingebunden werden, unbedingt im selben Verzeichnis abgespeichert werden müssen. Dieses Tauschverzeichnis - von Datenschrott bereinigt - ist später der Spiegel für die CD-ROM. Entlastung durch selbstständiges Arbeiten und Experten Ist ein Projekt gut und straff organisiert, so dass es der Klasse über die erste Aufgabe hinaus schnell Erfolgserlebnisse vermittelt, entwickelt es sich zum "Selbstläufer". Kreative Jugendliche produzieren neue Ideen, entwerfen innovative Designs und technische Lösungen und wirken auf ihre Mitschüler einfach ansteckend. So sind nur zwei Personen bei der einen Pflichtaufgabe geblieben. Sehr viele Mitglieder der Klasse haben vier bis sechs Arbeiten beigesteuert, eine Schülerin produzierte gar 20 (!) Arbeiten und hat sich dabei völlig selbstständig fächerverbindend sowohl in die Psyche der Figuren wie in den historischen Kontext eingearbeitet. Die Jugendlichen entwickelten sich also im Laufe des Projekts zu Expertinnen und Experten, die ihr Wissen anderen zur Verfügung stellen und die Lehrkraft entlasten. Experten unseres Projektes gab es für: Bildbearbeitung, das einlesen des Sounds und den Soundschnitt, Internetrecherche, Digitalkamera und Scannen, Dateiverwaltung, Verlinkung und Navigation, das Brennen der CD-ROM, die Gestaltung des Booklets und Labels. Personenkonstellationen visualisieren In seiner ganzen Komplexität ist das Projekt sicherlich nicht zu kopieren. Teilaspekte können aber sehr wohl übernommen werden. Zu fast allen Ganzschriften, die als Lektüre im Unterricht gelesen werden, bietet es sich beispielsweise an, eine Personenkonstellation zu erstellen. Die Lehrkraft gibt in diesem Zusammenhang eine kurze (keineswegs perfekte) Lehrerdemo, die Klasse erarbeitet die Konstellation der Figuren anschließend selbst. Hilfreich können in diesem Zusammenhang kurze 5-Minuten-Inputs der Lehrkraft zur Computertechnik sein. Zitieren in Sprechblasen Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Schülerinnen und Schülern elektronisch zwei Grafiken von literarischen Konfliktpersonen zu gegeben. Sie versehen die Figuren dann mit Sprech- und Denkblasen und füllen sie mit Originalzitaten aus einem Textausschnitt, der eine Eskalation beschreibt. Die entstehende Text- und Bilder-Folge wird animiert und vor der Klasse vorgetragen. Denkbar ist dieses Vorgehen zum Beispiel bei: Maria Stuart (III,4), bei Peripetien klassischer Dramen oder bei Homo Faber (Debatte über Mensch und Technik zwischen Faber und Hannah, S. 75 und S. 169f). Achtung bei Dateinamen Achten Sie bitte bei der Arbeit mit einer ganzen Klasse darauf, dass jede Person den Dateinamen mit ihren Initialen versieht und dass alle Dateien in einem einzigen Verzeichnis gespeichert werden. So gibt es beim Dateitransfer keine Pannen mit Sounds und Links. Tipps zur Bewertung Die Projektbeiträge der Schülerinnen und Schüler wurden als Klassenarbeit gewertet. Dafür mussten sie ihre besten Beiträge einreichen. Neben den inhaltlichen Aspekten wurden "digitale" Leistungen und soziale Kompetenzen bewertet. Das Raster der Benotung wird auf einem Formblatt übersichtlich dargestellt (siehe Beispiel im Download). Wie immer bei intensiv betreuten Projekten fallen solche Arbeiten besser aus als traditionelle Klassenarbeiten (im beschriebenen Projekt zu Wilhelm Tell lag der Durchschnitt bei 2,1). Schillers "Wilhelm Tell" gehört zum Literaturkanon der Klasse 8. 200 Jahre nach der Veröffentlichung des letzten Schiller-Dramas und kurz vor dem Auftakt zum Schillerjahr 2005 wollte es die Klasse nicht bei der herkömmlichen Text- und Interpretationsarbeit im Schulheft belassen. Die Begeisterung des Lehrers für produktionsorientierten Unterricht koinzidierte mit den Lerninteressen der Klasse und gemeinsam beschlossen sie, zum Schillerjahr 2005 eine multimediale Lehr- und Lern-CD-ROM zu gestalten. Kreative Texte, Präsentationen und Hintergrundinformationen Mehr als 350 Schülerarbeiten fasst die CD-ROM "Friedrich Schiller: Wilhelm Tell" zusammen. Präsentationen zu Personenkonstellationen des Dramas oder Personencharakteristiken als Ergebnisse der klassischen Textarbeit gehören ebenso dazu wie kreative Ausdrucksformen (innere Monologe, Comics oder Persiflagen). Selbstverständlich dürfen Informationen zum Schauplatz Schweiz und zu den historischen Hintergründen nicht fehlen. Die komplette CD-ROM kann in das Schulnetzwerk kopiert werden. Zwei Navigationswege sind möglich: eine themenorientierte Navigation, die detailliert alle thematischen Aspekte als Links anbietet, und eine personenorientierte (auf einem Klassenfoto klickt man auf einen Schülerkopf und kommt so zu den jeweiligen Arbeiten). Für fremde Schulklassen bietet sich selbstverständlich der thematische Zugang an, doch für die Schülerinnen und Schüler der Projektklasse war es wichtig, die eigenen Arbeiten schnell aufrufen zu können. Als Start-Oberfläche wurden HTML-Dateien gewählt, da eine Navigation über den Browser generell schneller und übersichtlicher als über PowerPoint ist. Die Schülerbeiträge (im Format .doc, .ppt, .jpg, .htm oder .mp3) erscheinen im Hauptframe. Die Navigationsleiste bleibt stets sichtbar. Recherche- und Interpretationshilfe Eine Klasse, die sich mit dem Tell-Stoff befasst, kann dann anhand der thematischen Navigation viele Rechercheaufgaben erledigen. Ihre Aufgabe ist es dabei, Funde in eigenen Dateien (mit einem Textverarbeitungsprogramm) zu speichern oder auf Papier zu protokollieren. Folgende Beispielfragen, die je nach dem Kenntnis- und Leistungsstand der Klasse variieren, sind in diesem Zusammenhang denkbar: Welche Charakterzüge zeichnen Tell, Stauffacher, Gertrud, Gessler und andere aus? Wem schlagen die Kinder in der Familie Tell nach? Welche Argumente bringen Rudenz zum Wechsel der Partei? Skizziere die Eskalation in der Apfelschussszene. Zeige im Atlas die Schauplätze der Handlung. Exzerpiere wichtige Daten aus dem Leben Schillers. Wer hat das Drama vertont? Welche Führungspersonen stehen für die drei Urkantone? Male das Wappen von Uri. Die Aufgabe könnte auch darin bestehen, sich mit einem Themenaspekt (inhaltlich und PowerPoint-technisch) so vertraut zu machen, dass mithilfe der PowerPoint-Präsentation ein Vortrag vor der Klasse gehalten werden kann. Anregungen für Lehrkräfte Aber auch für Lehrkräfte ist die CD-ROM eine Fundgrube, um Anregungen für offenen Unterricht zu erhalten. Speziell für sie gibt es auf der CD-ROM Informationen zur Projektidee und zur Didaktik.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben / Geschichte / Früher & Heute
  • Sekundarstufe I

Konjunktur 2005: Warten auf den Aufschwung

Unterrichtseinheit

Wachstumsprognosen werden nach unten korrigiert, die Stimmung der Wirtschaft ist gedrückt. Schon werden Hoffnungen an vorgezogene Neuwahlen geknüpft. Doch neben nationalen beeinflussen auch internationale Faktoren die Entwicklung der Wirtschaft.Im Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen gehörte der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zu den zentralen Themen. Nach der Niederlage der rot-grünen Koalition und der Ankündigung von Neuwahlen im Herbst reagiert die deutsche Wirtschaft spontan erst einmal positiv. Börse und Unternehmen erhoffen sich neue Wachstumsimpulse. Die Hoffnung, die Ende 2004 keimte, als die Wirtschaftsforschungsinstitute für 2005 mit einem Wachstum von 1,6 Prozent rechneten, war im Frühjahr schnell dahin. Bei der Mai-Umfrage des ifo-Instituts unter 7.000 Unternehmen verschlechterte sich die Stimmung zum vierten Mal in Folge. Die Firmen sprachen von düsteren Geschäftsaussichten für das kommende halbe Jahr. Die Wirtschaft setzt jetzt auf 2006 - oder auf einen Aufschwung nach der geplanten vorgezogenen Bundestagswahl.Die Schülerinnen und Schüler sollen sich über die Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland informieren. die verschiedenen Prognosen vergleichen. unterschiedliche Positionen zu Mindeslöhnen kennen lernen, vergleichen und diskutieren. sich der internationalen wie nationalen Einflussfaktoren auf die Wirtschaftsentwicklung bewusst werden. Aspekte der Kapitalismuskritik kennenlernen, analysieren und diskutieren. das Internet als Informations- und Recherchemedium nutzen. Thema Konjunktur: Warten auf den Aufschwung Autoren Wolfgang Bauchhenß und Michael Bornkessel Fach Politik, Sozialwissenschaften Zielgruppe Sek I und II, ab Klasse 9 Zeitaufwand je nach Intensität und Schwerpunktsetzung mindestens 3 Stunden Medien Computer mit Internetzugang Schwächephase dauert an Ende 2004 sah es noch gut aus: Die Wirtschaftsforschungsinstitute rechneten damit, dass sich die deutsche Konjunktur erholen und 2005 immerhin um 1,6 Prozentpunkte wachsen werde. Doch Ende April 2005 nahmen die sechs führenden Institute ihre Prognose zur Lage der Welt- und der deutschen Wirtschaft zurück: Deutschland stecke weiterhin in einer "konjunkturellen Schwächephase", die Erholung sei zum Stillstand gekommen. Daher rechnen die Experten in diesem Jahr mit einem ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von nur noch 0,7 Prozent. 2006 soll das BIP aber wieder etwas mehr zulegen: Man geht von 1,5 Prozent aus. Dazu beigetragen hat nach Ansicht der Wirtschaftsforschungsinstitute abgesehen von der weiterhin schwächelnden Weltwirtschaft insbesondere die Aufwertung des Euro. Die immer noch schwache Binnennachfrage habe außerdem das Nachlassen der Exportdynamik nicht ausgleichen können. Unternehmen weiter pessimistisch Nach der Mai-Umfrage des ifo-Instituts in München stellt sich die deutsche Wirtschaft auf weitere Monate im Konjunkturtief ein. Im Mai fiel der ifo-Geschäftsklimaindex erneut. Die Stimmung unter den 7.000 befragten Unternehmen in Deutschland verschlechterte sich damit zum vierten Mal in Folge. Ein Grund ist die schwache Binnennachfrage: Die Deutschen konsumieren sehr zurückhaltend. Mit einem baldigen Aufschwung ist laut dem ifo-Konjunkturexperten Klaus Abberger nicht zu rechnen. Der Index gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren der deutschen Wirtschaft. Bundesregierung senkt Erwartungen Auch die Bundesregierung musste Farbe bekennen und ihre Prognosen nach unten korrigieren. Auf einer Pressekonferenz sagte Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, dass man in diesem Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von nur noch einem Prozent rechne. Kommt es zu vorgezogenen Neuwahlen, wird die Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik das dominierende Wahlkampfthema sein. Für die Bunderegierung ist die wirtschaftliche Wandel von zentraler Bedeutung, wenn sie den derzeitigen Trend der Meinungsumfragen umkehren und die geplanten Neuwahlen gewinnen will. Dauerproblem Arbeitslosigkeit Auch auf dem Arbeitsmarkt hat sich die Situation verschlechtert. Zwar nahm infolge der verschiedenen Arbeitsmarkt-Reformen der Bundesregierung die Beschäftigung insgesamt zu. Doch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die die grundlegende Tendenz am Arbeitsmarkt besser wiederspiegelt, sank erneut. Anfang 2005 erhöhte sich die Zahl der registrierten Arbeitslosen sprunghaft auf über fünf Millionen. Mit dem Inkrafttreten der Hartz IV-Reformen wurden nämlich auch die erwerbsfähigen Sozialhilfeempfänger in die Statistik einbezogen. Für 2005 rechnen die Institute mit durchschnittlich 4,84 Millionen Menschen ohne Arbeit. Die Institute gehen in ihrer Prognose davon aus, dass die Arbeitslosenzahl erst im Jahr 2006 auf 4,52 Millionen sinken werde. Günstige Rahmenbedingungen der Weltwirtschaft Immerhin erwarten die Wirtschaftsforscher, dass die Schwächephase im Lauf dieses Jahres allmählich überwunden werde. Die Rahmenbedingungen für eine konjunkturelle Erholung seien jedenfalls überwiegend günstig, und die Expansion der Weltwirtschaft setze sich in zügigem Tempo fort. Davon könne vor allem der Export profitieren: Wegen der sich verbessernden Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wird damit gerechnet, dass der Weltmarktanteil der deutschen Exporteure leicht steigen wird. Schlusslicht in Europa Ähnlich pessimistisch wie die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute ist die EU-Kommission. Sie veröffentlichte Anfang April ihre Frühjahrsprognose und halbierte darin die deutschen Wachstumsaussichten: Sie rechnet 2005 mit einem Wachstum von nur 0,8 Prozent - Deutschland ist damit das Schlusslicht in Europa. Das höchste Wachstum verbucht nach dieser Prognose Irland mit 4,9 Prozent, gefolgt von Luxemburg mit 3,8 und Finnland mit 3,3 Prozent. Die Ursache für die schleppende Entwicklung sieht die EU ebenfalls in dem anhaltend hohen Ölpreis sowie dem starken und damit den Export verteuernden Euro. Stabilitätspakt bleibt Hürde Obwohl die Bundesregierung erste Reformen auf den Weg gebracht hat, rechnet Brüssel mit keiner unmittelbaren Erholung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Frühestens zur Mitte dieses Jahres könne die Bundesregierung weniger Arbeitslose erwarten. Auch der deutsche Export werde 2005 die Spitzenwerte des Vorjahres nicht erreichen, die weltweite Nachfrage nach Investitionsgütern lasse nach. Die Kommission befürchtet, Deutschland werde mit einer Neuverschuldung von 3,3 Prozent erneut gegen den Euro-Stabilitäts- und Wachstumspakt verstoßen - zum vierten Mal in Folge. Die EU-Kommission erklärte aber, dass diese Prognose zur Neuverschuldung nicht endgültig sei. Lahmer Wachstumsmotor Generell lahmt derzeit die Wirtschaft in Europa: Auch die Wirtschaft der restlichen Eurozone wächst nicht so stark wie erwartet. Der EU-Währumgskommissar Almunia rechnet in den zwölf Mitgliedsländern, die den Euro als Währung eingeführt haben, für 2005 mit einem durchschnittlichen Wachstum von 1,6 Prozent. In ihrer Herbstprognose war die Kommission noch von zwei Prozent ausgegangen. Kurskorrekturen Bereits im März hatte der Brüsseler EU-Gipfel beschlossen, die so genannte Lissabon-Strategie zu überarbeiten. Auf dem Gipfel in Lissabon (2000) hatten sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Sie wollten Europa bis 2010 zum weltweit dynamischsten Wirtschaftsraum machen. Doch die lahmende Konjunktur machte den Europäern einen Strich durch die Rechnung. Daher haben sie das Konzept überarbeitet und wollen sich nun auf die Schwerpunkte Wachstum und Beschäftigung konzentrieren. Überall zählen Wachstum und Beschäftigung Als nächsten konkreten Schritt für den Neustart der Lissabon-Strategie legte die Europäische Kommission Anfang Mai ein Arbeitspapier mit Leitlinien zu Struktur und Inhalt der einzelnen nationalen Reformprogramme vor. Die Kommission forderte darin die 25 Mitgliedstaaten auf, ihre jeweiligen nationalen Programme bis zum 15. Oktober 2005 zu veröffentlichen. Diese nationalen Reformprogrammen sollen Vorschläge zur Umsetzung der integrierten Leitlinien für Wachstum und Beschäftigung innerhalb der nächsten drei Jahre enthalten. Auf dieser Grundlage wird die Kommission auch die Maßnahmen und Fortschritte der Mitgliedstaaten beurteilen können. Mindestlöhne durch die Hintertür Vor allem die Gewerkschaften setzen sich seit langem für gesetzlich festgelegte Mindestlöhne ein. So weit wollte die Bundesregierung bislang nicht gehen, aber sie wird - quasi durch die Hintertür - Mindestlöhne einführen: Ende April 2005 wurde beschlossen, das so genannte Arbeitnehmer-Entsendegesetz angesichts der Konkurrenz durch Arbeitnehmer aus Osteuropa auf alle Branchen auszudehnen. Ausweitung des Entsende-Gesetzes Dieses Entsendegesetz stammt aus dem Jahr 1996. Damals wuchs die Zahl der osteuropäischen Arbeiter auf deutschen Baustellen. Diese wurden lediglich vorübergehend beschäftigt, und die Arbeitgeber durften sie daher zu den niedrigeren Löhnen der jeweiligen Heimatländer bezahlen. Um das zu verhindern, hat die Bundesregierung für die Baubranche und ihre Nebengewerbe allgemein verbindliche Mindesttarife festgelegt, die für alle Arbeitnehmer gelten sollen. CDU/CSU kündigt Widerstand an Die CDU/CSU will die Ausweitung des Entsendegesetzes allerdings verhindern und im Bundesrat dagegen stimmen. "Einen gesetzlichen Mindestlohn durch die Hintertür wird es mit den Unions-Parteien nicht geben", sagte Ronald Pofalla, stellvertretender Vorsitzender der Unions-Fraktion im Bundestag. Man sei lediglich bereit, eine befristete Ausweitung des Entsendegesetzes auf einzelne Branchen zu prüfen. Hohe Mindestlöhne bergen Gefahren Auch das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) ist skeptisch: Nach Ansicht der Wissenschaftler hat nämlich unter anderem der hoch angesetzte Mindestlohn dazu beigetragen, dass die Zahl der inländischen Beschäftigten im Bauhauptgewerbe von 1,25 Millionen im Jahr 1997 auf nur noch 767.000 im Jahr 2004 eingebrochen sei. Eine Ausweitung auf andere Branchen werde daher nicht helfen, warnt das IW und führt als Beispiel die Großschlachtereien an. Hier sind nach Gewerkschaftsangaben rund 26.000 Fleischer durch billigere Arbeitskräfte aus den neuen EU-Staaten ersetzt worden. Bei diesen und anderen, nicht an einen bestimmen Ort gebundenen Dienstleistungen würden zu hohe Mindestlöhne nur zu einer weiteren Jobverlagerung ins Ausland führen. Dann kämen die osteuropäischen Schlachter zwar nicht mehr nach Deutschland. Doch dafür werde das Vieh zum Schlachten ins Ausland transportiert und anschließend wieder in die Bundesrepublik zurückgebracht. Konjunkturfalle Das IW rechnet außerdem damit, dass flächendeckende Mindestlöhne in anderen Bereichen zu einem kräftigen Preisanstieg führen werde und dies die ohnehin angeschlagene Konsumkonjunktur weiter negativ beeinflusse. Das IW rät daher, die Löhne dem Wettbewerb anzupassen: Gegebenenfalls müsste der Staat die Entgelte der Arbeitnehmer so aufstocken, dass sie deren Auskommen sichern. Eindeutige Position der Gewerkschaften Die Gewerkschaften dagegen unterstützen die Ausweitung des Entsendegesetzes. Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), bezeichnete das geplante Gesetz als "wichtigen und richtigen Schritt". Franz-Josef Möllenberg, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), sagte: "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber das reicht nicht aus". Beispielsweise im Hotel- und Gaststättengewerbe sei eine bundesweit einheitliche Tarifregelung kaum zu erreichen. Schon heute fielen in Ostdeutschland rund 45 Prozent der Beschäftigten nicht mehr unter den Schutz eines Tarifvertrages. Deswegen forderte er, parallel zur Ausweitung des Entsendegesetzes, weiterhin die Einführung gesetzlicher Mindestlöhne. Profit-Maximierung statt sozialer Verantwortung Im April 2005 hat der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering mit einer Grundsatzrede zum künftigen SPD-Parteiprogramm eine kontroverse Diskussion um die Gestalt des Kapitalismus im 21. Jahrhundert entfacht. "Die international forcierten Profit-Maximierungs-Strategien gefährden auf Dauer unsere Demokratie", kritisierte er. Es liege daher im Interesse von Unternehmen, die sich für ihre Mitarbeiter und den Standort verantwortlich fühlten, diesen Entwicklungen entgegenzutreten. "Unsere Kritik gilt der international wachsenden Macht des Kapitals und der totalen Ökonomisierung eines kurzatmigen Profit-Handelns", so Müntefering. Einzelne Menschen und die Zukunftsfähigkeit ganzer Unternehmen und Regionen gerieten bei solchen Strategien aus dem Blick, die "Handlungsfähigkeit der Staaten wird rücksichtslos reduziert". Wenn Sparen kostet Trotz empörter Reaktionen von Opposition und Wirtschaft hielt Müntefering an seiner Kritik fest und intensivierte sie mehrfach: So sagte Müntefering in einer Aktuellen Stunde im Bundestag, dass immer mehr Firmen deutsche Arbeitnehmer durch billige ausländische Scheinselbstständige ersetzten. Viele Unternehmen siedelten wegen Einsparungsmöglichkeiten in Höhe weniger Prozente ins Ausland um und ließen die Arbeitnehmer und ihre Familien im Stich. Kleine Unternehmen hätten zudem Probleme, Kredite von Banken und Sparkassen zu erhalten, die Managergehälter stiegen ins Unermessliche. "Das alles hat mit sozialer Marktwirtschaft und Unternehmerethik nichts zu tun", kritisierte der SPD-Vorsitzende. "Da geht es um den Vorteil weniger, und da geht es um Lasten für Viele. Das ist marktradikal und asozial." Gegen die Unternehmensethik der Deutschen Bank Beispielhaft wandte er sich gegen das Vorhaben der Deutschen Bank, die trotz großer Gewinne mehrere tausend Arbeitnehmer entlassen wolle. Bei Ackermann stimme die Unternehmensethik nicht mehr, "wenn er eine Eigenkapitalrendite von 25 Prozent zum Ziel erklärt und bei gewachsenen Gewinnen am selben Tag ankündigt, 6.400 Menschen zu entlassen", sagte Müntefering der "Bild am Sonntag". Die Heuschrecken-Polemik Sein "Heuschrecken-Vergleich" sorgte dabei für besonders viel Aufsehen: Müntefering warf den meist amerikanischen Unternehmen der so genannten Private-Equity-Branche vor, wie "Heuschrecken" über Deutschland herzufallen, Firmen aufzukaufen und sie dann rücksichtslos zu zerschlagen. Das ging dem Historiker Michael Wolffsohn, Professor an der Universität der Bundeswehr in München, zu weit. Er warf Müntefering vor, seine Anti-Kapitalismus-Rhetorik ähnele der Nazi-Hetze gegen Juden. In dem Beitrag "Über Münteferings Stil", Anfang Mai erschienen in der "Rheinischen Post", kritisiert Wolffsohn den SPD-Parteivorsitzenden heftig: "60 Jahre 'danach' werden heute wieder Menschen mit Tieren gleichgesetzt, die - das schwingt unausgesprochen mit - als 'Plage' vernichtet, 'ausgerottet' werden müssen." Müntefering räumte inzwischen ein, dass sein Vergleich von Unternehmen mit Heuschrecken sehr drastisch gewesen sei. Er finde es aber "gut, dass die Debatte so intensiv geführt wird". Es gehe darum, ob sich der Primat der Politik durchsetze oder der Leitsatz "Das Geld regiert die Welt." Was die Manager dazu sagen Deutschlands Spitzenmanager verteidigen allerdings ihre Geschäftsstrategien: "Gewinne sind unabdingbare Voraussetzung für Investitionen und Arbeitsplätze", sagte beispielsweise Bayer-Chef Werner Wenning. Es wurden allerdings auch einige Stimmen unter den Managern laut, die den wachsenden Druck der Finanzmärkte kritischer sehen. So sprach TUI-Chef Michael Frenzel von "Verwerfungen", wenn sich "Börsenbewertungen abkoppeln von der physischen Unternehmensentwicklung". Nach Ansicht von Wolfgang Reitzle, Vorstandsvorsitzender der Linde AG, müsse sich jedes börsennotierte Unternehmen zwar "den klaren Gesetzen des Kapitalmarkts stellen". Es dürfe sich diesen Regeln aber nicht "um jeden Preis" unterwerfen. Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller warnte dagegen vor einer "unglücklichen Diskussion" zu einem "falschen Zeitpunkt". Unterstützt werden die gescholtenen Manager dabei von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse, der in verschiedenen Interviews zur Besonnenheit aufrief: Es gehe nicht um eine pauschale Kritik an Unternehmern, sondern um eine grundsätzliche Diskussion darüber, wie die soziale Marktwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten sei.

  • Wirtschaft
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Antigone: Eine antike Tragödie von Sophokles

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit wird das antike Drama "Antigone" von Sophokles behandelt, um den Einfluss der griechischen Literatur auf Formen und Ideen der deutschen Klassik aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang werden grundsätzliche Einsichten in die aristotelische Poetik vermittelt. Damit stehen die Gegebenheiten des antiken Theaters in engem Zusammenhang.Für eine Unterrichtseinheit zu einem antiken Drama bietet sich Antigone von Sophokles neben vielen anderen antiken Texten auch deshalb an, weil es eine moderne Bearbeitung dieses Stoffes von Jean Anouilh gibt. Im Vergleich mit dem Stück des 20. Jahrhunderts lassen sich die Eigenheiten des traditionellen und des modernen Theaters besonders gut herausarbeiten. Alternativ könnte auch der Iphigenie-Stoff in den beiden Bearbeitungen des Euripides und Goethes besprochen und verglichen werden.Die Unterrichtseinheit "Sophokles: Antigone" lässt sich in drei Phasen gliedern, denen jeweils drei bis vier Unterrichtsstunden gewidmet sind. Zur Einführung In diesen Stunden werden einige Vorinformationen zum Verständnis des Dramas erarbeitet. Dazu gehören der mythologische Hintergrund der Labdakidensage, die poetologischen Forderungen des Aristoteles und die technischen Gegebenheiten des antiken Theaters. Die Vorstellung der bedeutendsten Dramatiker könnte auch am Ende der Unterrichtseinheit stehen. In vier Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten werden diese Informationen mithilfe vorbereiteter Arbeitsblätter und relevanter Internet-Seiten gewonnen und festgehalten. Die Labdakidensage Das Erstellen eines Stammbaums führt zur dramatischen Handlung hin. Wesensmerkmale der Tragödie nach Aristoteles (384-322) Über seine Poetik nähern sich die Lernenden den aristotelischen Ideen zur Tagödie an. Dionysostheater und attische Tragödie Durch die Beschäftigung mit architektonischen Fakten können die Lernenden die Umstände der ersten Aufführungen abstrahieren. Die großen griechischen Dramatiker Die Schülerinnen und Schüler recherchieren Fakten zu den griechischen Dramatikern Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes. Der Gang der Handlung Die Lektüre des Dramentextes erfolgt größtenteils in häuslicher Arbeit. In der Schule werden die Inhalte abschnittweise mündlich vorgetragen und besprochen. Die Arbeit am Computer beschränkt sich daher auf einige Aspekte der Handlung und der Textgestalt. Die Exposition Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich die Exposition anhand einer Zuordnung der Textpassagen zu passenden Überschriften. Der Aufbau der attischen Tragödie Nach der heimischen Lektüre erarbeiten die Lernenden den Aufbau der Tragödie. Zur Sprache in der attischen Tragödie Über die Arbeit mit den sprachlichen Besonderheiten machen sich die Lernenden die verwendeten rhetorischen Mittel bewusst. Erörterung einer Sentenz aus dem Drama Als Übung zur Textproduktion am Computer schreiben die Lernenden eine Erörterung. Kreative Bausteine Das kreative Potential der Lernenden nutzen Die bisher beschriebenen Unterrichtsverfahren sind vorwiegend rezeptiver Natur und vermitteln Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit dem literarischen Text. Einen ganz anderen Zugang bietet dagegen die produktionsorientierte Textrezeption. Hier geht es darum, das kreative Potential der Lernenden einzusetzen, um auf dem Weg aktiver Eigentätigkeit bestimmte Gedanken und Formen nachzuempfinden und dadurch besser zu verstehen. Rezeption versus Kreation Gerade die Behandlung antiker Stoffe leidet manchmal unter dem Vorurteil, diese Texte seien zu alt und damit zu weit entfernt von der Alltagswirklichkeit unserer Schülerinnen und Schüler, um diese tatsächlich anzusprechen. Dem kann ein produktionsorientierter Ansatz entgegenwirken, der den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche angemessen und stoffbezogen in den Unterricht einzubringen. So können die hier vorgestellten kreativen Schreibanlässe über die Verbindung des antiken Themas mit moderner Sprache und aktuellen Fragestellungen das Interesse am antiken Drama nachhaltig fördern. Umsetzungsanregungen Die drei folgenden Bausteine sollen aus unterschiedlicher Perspektive Spiel- und Schreibanlässe bieten, in denen sich die Lernenden mit dem Drameninhalt kreativ auseinandersetzen. Neue Szene: Eurydike und Kreon Am Computer schreiben die Schülerinnen und Schüler neue Szenen. Brief Antigones an Eurydike Die Schülerinnen und Schüler erstellen einen Brief, den Antigone an Eurydike geschrieben haben könnte. Dieser wird dann am PC überarbeitet. Gerichtsprozess über Kreon Kreon vor Gericht: Die Schülerinnen und Schüler schreiben Anklage- und Verteidigungsschrift und können die Verhandlung als Hörspiel aufnehmen. Beschreibung der Unterrichtseinheit "Antigone" und Einsatz der Materialien Eine detaillierte Beschreibung aller Teile dieser Unterrichtseinheit und den Einsatz der Arbeitsmaterialien ist in der Projektbeschreibung im Downloadbereich zu finden. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler lernen das antike Drama als Grundlage modernen Theaters kennen. lernen theoretische Grundlagen des antiken Dramas kennen. erstellen kreativ eigene Texte. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler arbeiten mit Internet und Textverarbeitungsprogramm als selbstverständlichen Werkzeugen. lernen die Überarbeitungsfunktion von Textverarbeitungsprogrammen nutzen. In diesen Stunden werden einige Vorinformationen zum Verständnis des Dramas erarbeitet. Dazu gehören der mythologische Hintergrund der Labdakidensage, die poetologischen Forderungen des Aristoteles und die technischen Gegebenheiten des antiken Theaters. Die Vorstellung der bedeutendsten Dramatiker könnte auch am Ende der Unterrichtseinheit stehen. In vier Unterrichtsstunden zu je 45 Minuten werden diese Informationen mithilfe vorbereiteter Arbeitsblätter und relevanter Internet-Seiten gewonnen und festgehalten. Die Labdakidensage Das Erstellen eines Stammbaums führt zur dramatischen Handlung hin. Wesensmerkmale der Tragödie nach Aristoteles (384-322) Über seine Poetik nähern sich die Lernenden den aristotelischen Ideen zur Tagödie an. Dionysostheater und attische Tragödie Durch die Beschäftigung mit architektonischen Fakten können die Lernenden die Umstände der ersten Aufführungen abstrahieren. Die großen griechischen Dramatiker Die Schülerinnen und Schüler recherchieren Fakten zu den griechischen Dramatikern Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes. Die Lektüre des Dramentextes erfolgt größtenteils in häuslicher Arbeit. In der Schule werden die Inhalte abschnittweise mündlich vorgetragen und besprochen. Die Arbeit am Computer beschränkt sich daher auf einige Aspekte der Handlung und der Textgestalt. Die Exposition Die Schülerinnen und Schüler erschließen sich die Exposition anhand einer Zuordnung der Textpassagen zu passenden Überschriften. Der Aufbau der attischen Tragödie Nach der heimischen Lektüre erarbeiten die Lernenden den Aufbau der Tragödie. Zur Sprache in der attischen Tragödie Über die Arbeit mit den sprachlichen Besonderheiten machen sich die Lernenden die verwendeten rhetorischen Mittel bewusst. Erörterung einer Sentenz aus dem Drama Als Übung zur Textproduktion am Computer schreiben die Lernenden eine Erörterung. Das kreative Potential der Lernenden nutzen Die bisher beschriebenen Unterrichtsverfahren sind vorwiegend rezeptiver Natur und vermitteln Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit dem literarischen Text. Einen ganz anderen Zugang bietet dagegen die produktionsorientierte Textrezeption. Hier geht es darum, das kreative Potential der Lernenden einzusetzen, um auf dem Weg aktiver Eigentätigkeit bestimmte Gedanken und Formen nachzuempfinden und dadurch besser zu verstehen. Rezeption versus Kreation Gerade die Behandlung antiker Stoffe leidet manchmal unter dem Vorurteil, diese Texte seien zu alt und damit zu weit entfernt von der Alltagswirklichkeit unserer Schülerinnen und Schüler, um diese tatsächlich anzusprechen. Dem kann ein produktionsorientierter Ansatz entgegenwirken, der den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Vorstellungen und Wünsche angemessen und stoffbezogen in den Unterricht einzubringen. So können die hier vorgestellten kreativen Schreibanlässe über die Verbindung des antiken Themas mit moderner Sprache und aktuellen Fragestellungen das Interesse am antiken Drama nachhaltig fördern. Umsetzungsanregungen Die drei folgenden Bausteine sollen aus unterschiedlicher Perspektive Spiel- und Schreibanlässe bieten, in denen sich die Lernenden mit dem Drameninhalt kreativ auseinandersetzen. Neue Szene: Eurydike und Kreon Am Computer schreiben die Schülerinnen und Schüler neue Szenen. Brief Antigones an Eurydike Die Schülerinnen und Schüler erstellen einen Brief, den Antigone an Eurydike geschrieben haben könnte. Dieser wird dann am PC überarbeitet. Gerichtsprozess über Kreon Kreon vor Gericht: Die Schülerinnen und Schüler schreiben Anklage- und Verteidigungsschrift und können die Verhandlung als Hörspiel aufnehmen. Eine Voraussetzung für das Verständnis des Dramas Antigone ist das Wissen um die verwandtschaftlichen Beziehungen der Hauptpersonen und die Geschichte. Die Geschichte verstrickt die Personen durch einen göttlichen Fluch in tragische Ausweglosigkeit. Die Schwere der Tragik wird dadurch verdeutlicht, dass zunächst auf eine Reihe von Tabubrüchen in der Dramenhandlung hingewiesen wird. Arbeitszeit: Ca. 45 Minuten Thema Brudermord Als motivierender Einstieg dient eine Abbildung zum Thema Brudermord. Über das Stichwort "Brudermord" lassen sich mit der Bildersuche von Google geeignete Abbildungen finden. Dabei steht das biblische Kain-und-Abel-Motiv im Vordergrund. Das Bild wird im Lehrer-Schüler-Gespräch analysiert. Danach werden weitere Tabu-Themen gesammelt, die im Drama angedeutet werden, etwa Vatermord, Kindstötung, Inzucht zwischen Mutter und Sohn, Selbstmord, Verweigerung des Begräbnisses, Auflehnung gegen die Götter. Labdakos und seine Nachkommen Nun werden diese Verstöße gegen allgemein anerkannte Normen den Angehörigen der Nachkommen des Labdakos zugeordnet. Dazu ist es notwendig, die Geschichte von Labdakos und seinen Nachkommen zu lesen: Stammbaum und Geschichte des Oedipus Das Arbeitsblatt Auf dem Arbeitsblatt fügen die Schülerinnen und Schüler die Abbildung einer Brudermordszene ein und zeichnen einen Stammbaum der Nachkommen des Labdakos bis Antigone. Internetressourcen Weitere Quellen rund um den Mythos von Ödipus und den Labdakiden: Kleines Lexikon der Mythologie Aristoteles ist bis heute der Gewährsmann für die kunstvollen Regeln, nach denen ein antikes Drama gebaut ist. Im Gutenberg-Archiv lassen sich erste Informationen über diesen bis heute bedeutenden Denker finden: Er wurde 384 v. Chr. in Stagira/Makedonien geboren und starb 322 v. Chr. in Chalkis auf Euböa. Aristoteles war ein Schüler Platons und der Lehrer und Erzieher von Alexander dem Großen. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Zunächst wird gefragt, was die Schülerinnen und Schüler von Aristoteles wissen. Vermutlich kommen nur unscharfe Äußerungen zustande, aber der Name sollte Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufe 12/13 bekannt sein. Auf der oben genannten Seite des Projekts Gutenberg lassen sich erste Informationen finden. Auch eine Abbildung des Gelehrten kann betrachtet werden. Von den erhaltenen und im Gutenberg-Archiv zugänglichen Schriften ist die Poetik in unserem Zusammenhang bedeutsam. Die Schülerinnen und Schüler rufen die betreffende Seite auf und lesen sich ein wenig ein. Dabei sollte auf die Argumentationsweise des antiken Autors eingegangen werden, die stilistisch von modernen Sachtexten abweicht. Das Arbeitsblatt Auf dem Arbeitsblatt sind Auszüge der Poetik enthalten. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, bestimmte Schlüsselbegriffe den jeweiligen Auszügen zuzuordnen. Dabei lernen sie die wesentlichen Bestimmungen der aristotelischen Poetik zur Tragödie kennen. Der Bau eines der bekanntesten Theater der griechischen Antike, des Dionysostheaters in Athen, zeigt im Zusammenspiel mit den aristotelischen Forderungen bestimmte grundlegende Bedingungen, unter denen die griechische Tragödie aufgeführt wurde. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Als Einstieg dient die Projektion und Besprechung antiker Theateranlagen. Abbildungen (Fotos) findet man im Internet mithilfe der Bildersuche von Google. Eventuell kann eine Schülerin oder ein Schüler private Fotos zeigen, da antike Theater als touristische Reiseziele durchaus einigen bekannt sein könnten. Lage und Bezeichnung der einzelnen Bestandteile des Dionysostheaters werden im Internet recherchiert. Auf dem Arbeitsblatt stehen einige Aufgaben, die die Schülerinnen und Schüler erledigen sollen. Wenn noch Zeit bleibt, wird Schillers Ballade "Die Kraniche des Ibykus" im Gutenberg-Archiv gelesen. Die Handlung dieser Mordgeschichte spielt größtenteils in einem griechischen Theater. Vor diesem Hintergrund können Funktion und Wirkung einiger Elemente des Theaters nachempfunden werden. Zum Beispiel könnten bestimmte Situationen in der Ballade auf einer Abbildung eines antiken Theaters lokalisiert werden. Aischylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes sind die Dichter, die dem antiken griechischen Theater zu zeitlosem Weltruhm verholfen haben. Ein Einblick in die Biographien der Dichter zeigt, welche Bedeutung sie für die Entwicklung der Tragödie hatten. In einer tabellarischen Übersicht werden die wichtigsten Informationen über diese Dramatiker zusammengetragen. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Ein Bild von Sophokles Als Einstieg dient eine Abbildung von Sophokles und eine etymologische Erklärung seines Namens. Daran schließt sich die Frage an, was wir heute von diesem Mann wissen können. Da Sophokles nicht der einzige einflussreiche Dramatiker Griechenlands war, sollen die großen Dichter in Gruppenarbeit recherchiert und anschließend kurz vorgestellt werden. Internetressourcen Als Ausgangspunkt für die Recherche dient das Gutenberg-Archiv . Weitere, knappe Informationen bietet "Das Schwarze Netz" auf der Seite Berühmte Geister der Antike und den von dort abrufbaren Seiten der Dramatiker. Arbeitsblatt Die gefundenen Daten werden auf dem Arbeitsblatt gesammelt. Die Exposition des Dramas bildet ein Gespräch zwischen der Titelfigur Antigone und deren Schwester Ismene. Aufgabe dieser Szene ist die Einführung des Publikums in die Thematik. Zeit und Ort des Geschehens sowie die konfliktträchtige Situation werden vorgestellt. Auch die wesentlichen Personen der Handlung werden hier erwähnt. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Texterschließung Wenn der Text nicht schon zu Hause vorbereitet wurde, kann der Anfang der Szene auf der Seite des Gutenberg-Archivs (bis zum Auftritt des Chors) gelesen werden. Mithilfe des Arbeitsblattes wird der Text strukturiert. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten entweder mit ihrer eigenen Ausgabe (dann können Sie das PDF ausdrucken) oder kopieren den Text in ein Textverarbeitungsprogramm (dazu passt die Datei im RTF-Format) und arbeiten am PC. Kreative Textarbeit In einem zweiten Schritt werden Fragen zur Situation in der dramatischen Handlung geklärt. Das handlungsauslösende Motiv kann zum Beispiel dadurch herausgearbeitet werden, dass alternative Handlungsskizzen entworfen werden. Wie könnte die Handlung weiter gehen, wenn Antigone sich von Ismene überzeugen lässt, nichts zu tun? Antigone Ismene überzeugt, ihr zu helfen, und die beiden Schwestern gemeinsam handeln? Ismene Antigone an Kreon verrät, bevor Antigone das Verbot übertreten kann? Die Lektüre des Dramentextes ist in die häusliche Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf den Unterricht zu legen. Wenn es die örtlichen Gegebenheiten erlauben, ist der Besuch einer Theateraufführung angebracht. Eine genauere Untersuchung des Aufbaus der Tragödie Antigone wiederholt die Kenntnis des Drameninhalts und bringt Einblicke in die Struktur der griechischen Tragödie. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Struktur des Textes Ausgehend von einem Auszug aus der Poetik des Aristoteles werden zunächst die Begriffe Prolog, Parodos, Episode, Stasimon und Exodos geklärt. Dann erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, den in der verwendeten gedruckten Fassung (in diesem Fall vom Reclam-Verlag) ungegliedert vorliegenden Dramentext in ein vorgebenes Strukturschema einzupassen. Die Angabe von Seitenzahlen hilft ihnen dabei. Dramatischer Aufbau im Vergleich Durch einen Vergleich mit neuzeitlichen Tragödien kann herausgearbeitet werden, dass die Peripetie der Handlung in der antiken Antigone näher am Ende des Dramenganzen liegt. Gelegentlich kann man den Vorwurf hören, die Sprache antiker Dramen sei so veraltet und unverständlich, dass sie heutigen Lesern, zumal Schülerinnen und Schülern, unverhältnismäßig große Verständnisschwierigkeiten bereite. Dieses Vorurteil ist teilweise berechtigt, wenn man bedenkt, dass für vielerlei mythologische Anspielungen eine gründliche Allgemeinbildung in europäischer Kulturgeschichte vorausgesetzt wird. Auch die Übersetzung der in Versen abgefassten Texte lässt die Schönheit des Originals teilweise verblassen. Andererseits ist die Kenntnis antiker Dramen und die eingehende Auseinandersetzung wenigstens mit einem Beispiel aus dieser Zeit unverzichtbarer Bestandteil abendländischer Kultur und Allgemeinbildung. Daher ist die Auseinandersetzung mit einigen Aspekten der Sprache berechtigt. Zeitbedarf: Ca. 45 Minuten Ausgehend von einem Auszug aus der Poetik des Aristoteles auf dem Arbeitsblatt sollen die Schülerinnen und Schüler grundlegende Bestimmungen über die Sprache in der Tragödie exzerpieren. Anschließend sollen die so gewonnenen theoretischen Grundlagen an ausgewählten Textbeispielen verifiziert werden. Dabei werden nicht nur Formen sprachlicher Bilder gefunden, sondern auch Phänomene wie Zeilenrede, Sentenz und Botenbericht kennen gelernt. Alle diese sprachlichen Erscheinungen lassen sich in neuzeitlichen Dramen wiederfinden. Ausgangssentenz Zum Wesen der Sentenz gehört, dass sie eine allgemein gültige Aussage trifft. Zwar hat sie ihren "Sitz im Leben" im Zusammenhang des literarischen Werkes, in dem sie vom Dichter formuliert wurde, doch lässt sie sich ähnlich einem Sprichwort auf neue Situationen übertragen. Daher ist die Sentenz als typischer Bestandteil klassischer Dramen geeignet, die Bedeutung eines Werkes für unsere Gegenwart aufzuzeigen. Dies erfordert jedoch eine gründliche und eingehende gedankliche Auseinandersetzung mit dem Zitat. Zeitbedarf Ein Übungsaufsatz sollte nicht in der Schule angefertigt, sondern als Hausaufgabe gestellt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollten dabei beachten, dass die Zeit, die sie für die Anfertigung der Arbeit benötigen, nicht wesentlich länger als die voraussichtliche Bearbeitungszeit einer schriftlichen Prüfung in der Schule dauert. Für einen (häuslichen) Übungsaufsatz sollten 135 bis 180 Minuten (entsprechend drei bis vier Schulstunden) eingeplant werden. Besprechung Die korrigierten Übungsaufsätze müssen im Unterricht eingehend besprochen werden. Dies dient nicht nur dem Aufsatzunterricht und der Vorbereitung auf eine schriftliche Prüfung, sondern auch der inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Drama. Sentenz als Basis der Erörterung Als mögliches Thema für eine literarische Erörterung kann diese Sentenz zu Grunde liegen: "Ungeheuer ist viel und nichts / Ungeheurer als der Mensch" (Sophokles, Antigone, V. 332f.). Aufgabenstellung Erörtern Sie diese Behauptung des Chors und beziehen Sie in Ihre Betrachtung nicht nur die Beispiele des folgenden Chorliedes und das gesamte Drama, sondern auch moderne Erfahrungen mit ein! Mögliche Gliederung Eine Gliederung dieses Themas könnte zum Beispiel so aussehen: A. Zeitlose Gültigkeit klassischer Werke am Beispiel von Sophokles' Antigone B. Ungeheuer ist viel und nichts ungeheurer als der Mensch 1. Fähigkeit, sich die Welt anzueignen a) Seefahrt und Ackerbau in der Antike b) Raumfahrt und Raubbau an der Natur heute 2. Verstärkung der körperlichen Kraft durch technische Errungenschaften a) Jagd und Zähmung wilder Tiere in der Antike b) Ausrottung und Genmanipulation bestimmter Arten heute 3. Sprache und Erfindergeist, die nur vor dem Tod Halt machen a) Dichtkunst und Philosophie b) Mediengewalt und fragwürdige Heilslehren 4. Gefahr, aus Selbstüberschätzung schuldig zu werden a) Hinweis auf Verantwortung vor den Göttern b) Säkularisierung und Profanisierung als mögliche Ursachen für allgemeinen Sittenverfall heute C. Bedeutung des Chors im antiken Drama und seine Entsprechung heute Ziel Die hier angedachten Thesen müssen glaubwürdig begründet und mit Beispielen (Zitaten) belegt werden. Es ist darauf zu achten, dass der Zusammenhang mit dem Thema, der Sentenz, immer wieder hergestellt wird. Dabei geht es nicht um eine Polarisierung Antike versus Moderne, sondern darum, dass der Mensch seine überragenden Fähigkeiten zum Wohl und zum Wehe seiner selbst und der Welt einsetzen kann. Ablauf In drei Schritten (A bis C) soll mit diesem Thema gearbeitet werden. Dem entsprechen drei einzelne Arbeitsblätter, die nacheinander am Computer zu bearbeiten sind. Die Arbeitsblätter liegen in diesem Fall im DOC-Format (MS Word), im RTF-Format (beliebiges Textverarbeitungsprogramm) und das zweite Arbeitsblatt auch im SXW-Format (OpenOfficeWriter, StarOfficeWriter) zur Bearbeitung am entsprechenden Computer vor. Zudem gibt es das erste Arbeitsblatt als PDF-Datei zum Ausdrucken. Schritt 1 Im ersten Schritt sollen die als ganze Sätze formulierten Gliederungspunkte in Thesen umformuliert und zu einer logischen Gliederung angeordnet werden. Schritt 2 Im zweiten Schritt soll die Erörterung mit der Gliederung als "Inhaltsverzeichnis" angefertigt werden. Schritt 3 Im dritten Schritt soll geübt werden, wie die fertige Erörterung als Textdokument in der Gliederungsansicht (Word) oder mit dem Navigator (OpenOffice, StarOffice) überarbeitet werden kann. Zur Probe soll die Gliederung so umgestellt werden, dass die Sentenz des Themas in jeweils einem Block an antiken und an modernen Beispielen überprüft wird. Dabei werden durch geschicktes Umstellen der Gliederungspunkte die untergeordneten Absätze der Ausführung mit verschoben. In einzelnen Szenen des Dramas treten die Personen (Kreon, Eurydike, Ismene, Antigone, Haimon, Teiresias, Bote/Wächter) in wechselnder Anordnung zusammen, um ihre jeweiligen Positionen darzustellen und zu behaupten: Ismene und Antigone im Prolog Kreon und der Wächter in der ersten Episode (ohne eigentliche Argumentation) Kreon und Antigone in der zweiten Episode Kreon und Haimon in der dritten Episode Kreon und Teiresias in der fünften Episode Eurydike dagegen kommt erst ganz am Ende des Werkes zu Wort, als sie von den Geschehnissen hört und daraufhin ihr Leben beendet. Zwar kann sich das Publikum Gedanken über die Beweggründe für Eurydikes Reaktion machen, aber im Drama selbst wird ihre Motivation kaum ausgeführt. Hier bietet es sich an, ohne Rücksicht auf die geschlossene Form des Dramas eine weitere Szene zu entwerfen, in der Eurydike ihrem Gatten Kreon ins Gewissen redet. Es lassen sich auch noch andere Konstellationen bilden, aber ein Zusammentreffen Kreons mit seiner Gattin birgt ein herausragendes Spannungspotenzial. Einstieg Zum Einstieg werden die auftretenden Rollen auf Schülerinnen und Schüler oder Schülergruppen verteilt. Eine kurze inhaltliche Wiederholung besteht darin, dass die Lernenden die Hauptargumente ihrer Rollen gegenseitig vortragen. Dabei wird klar, dass in der dramatischen Realisierung durch Sophokles gar nicht alle möglichen Personenkonstellationen berücksichtigt wurden. Im Gespräch einigt man sich darauf, dass etwa ein Gespräch zwischen Kreon und Eurydike dargestellt werden könnte. Brainstorming Durch Brainstorming werden mögliche Themen, Aspekte und Argumente gefunden, die Eurydike vorbringen könnte. Kreons Haltung ist während des Dramas (bis zur Peripetie) starr und braucht nicht neu formuliert zu werden. Mögliche Gesichtspunkte Eurydikes könnten sein: Mitleid mit Antigone "von Frau zu Frau" Sorge um das Familienglück im Hinblick auf die Verlobung Antigones mit ihrem Sohn Haimon Bericht von einem Traum, in dem sie vor den Folgen des königlichen Gebotes gewarnt wird Hinweis auf einen nahenden Festtag für den Gott der Unterwelt, Hades, der über die Verstorbenen und deren ordentliches Begräbnis wacht Kreative Textproduktiion Schließlich erhalten die Schülerinnen und Schüler die Aufgabe, mit einem Textverarbeitungsprogramm ein Gespräch zu entwerfen, in dem die genannten Argumente vorgebracht werden. Die Arbeit am Computer und die dadurch gegebenen Möglichkeiten der Textüberarbeitung sollten zu einer Textfassung führen, die sich möglichst nahtlos in Sophokles' Text einfügen lässt. Auf die Herstellung einer Versform kann dabei verzichtet werden. Die stichomythische Zuspitzung kann auch in Prosa nachgeahmt werden. Eine ebenfalls nicht von Sophokles ausgeführte Personenkonstellation ist Antigone - Eurydike. Da sich die beiden Frauengestalten im Drama nicht begegnen, könnte man einen brieflichen Kontakt herstellen. Ein solches Schreiben knüpft an die antike Brieftradition an. Darüber hinaus stellt es ein dramaturgisches Mittel im Sinne eines Botenberichts über eine nicht darstellbare Situation dar. Die Schülerinnen und Schüler sollten bei dieser Aufgabe folgendes bedenken: Wie redet Antigone Eurydike, die Gattin des Königs, an? Wie beginnt Antigone ihren Brief und leitet auf ihr Anliegen über? In welcher Haltung verfasst Antigone ihren Brief (unterwürfig, bittend, fordernd, aggressiv, ängstlich, liebevoll, verzweifelt)? Lässt sich in der heutigen Zeit erhabene Sprache verwirklichen ohne pathetisch zu wirken? Was schreibt Antigone über ihr bisheriges Leben und ihre Beziehung zu ihren beiden (!) Brüdern? Was ist Antigones Anliegen? Mit welchen Argumenten begründet sie ihre Haltung? Warum sollte dieses Anliegen auch Eurydike interessieren? Enthält ihr Brief einen Appell? Was könnte ihr Schlusswort sein? Daneben sollten einige dramaturgische Gesichtspunkte diskutiert werden: Wie lässt sich der fiktive Brief in das Drama einbauen? Wird der Text des Briefes verlesen? Kann das Publikum beim Verfassen oder beim Lesen des Briefes zuhören? Wie beginnt und endet die Szene mit dem Brief? Wer überbringt den Brief? Gibt es vor und/oder nach dem Brief einen Monolog Eurydikes oder einen Dialog, wenn ja, mit wem? Die Schülerinnen und Schüler arbeiten selbstständig mit einem Textverarbeitungsprogramm. Nach einer vorgegebenen Zeit werden die Briefe vorgelesen und besprochen. In einer weiteren Arbeitsphase werden die Briefe von ihrem jeweiligen Autor oder der Autorin überarbeitet. Dann werden die Endfassungen der Briefe vorgetragen und verglichen. Alternativ bietet sich ein Verfahren an, in dem mehrere Schülerinnen und Schüler ihre Texte gegenseitig überarbeiten. Im ersten Arbeitsschritt verfasst jeder Antigones Brief. Dann gibt jeder seinen Text an seinen Nachbarn oder seine Nachbarin rechter Hand weiter. Nun korrigieren alle den Text des (linken) Mitschülers oder der Mitschülerin. Im dritten Schritt wird der Brief wiederum nach rechts weitergegeben. Der nächste Schüler oder die nächste Schülerin arbeitet die Korrekturen des Vorgängers ein. Nach wenigen Arbeitsschritten entstehen weitgehend fehlerfreie und überzeugende Formulierungen. Abschließend werden die verschiedenen Texte vom ursprünglichen Verfasser vorgetragen. Tipp Bei der Arbeit mit Word oder OpenOfficeWriter können die Korrekturen verschiedener Lernender durch unterschiedliche Farben im Text gekennzeichnet werden, so dass im Zweifelsfall über bestimmte Arbeitsschritte diskutiert werden kann. Funktion in Word: Extras Dokument schützen; in OpenOfficeWriter: Bearbeiten Änderungen Aufzeichnen In der Antike wurde wohl selten über ein ehedem gekröntes Haupt Recht gesprochen. Einen Internationalen Gerichtshof wie heute in Den Haag gab es noch nicht. Trotzdem waren auch Tyrannen ihrem Gewissen unterworfen, wie zum Beispiel Schillers Ballade "Der Ring des Polykrates" am Schluss zeigt. Auch in "Die Kraniche des Ibykus" (siehe auch die Stunde über das Dionysostheater und attische Tragödie ) holen die Erinnyen die Täter ein, und die Bühne wird unversehens zum Tribunal. Der Schreibanlass Als kreativer Schreibanlass dient folgende Situation: In einer fiktiven Szene muss sich Kreon seinem Schicksal stellen. Ankläger sind die Erinnyen, Zeugen Tireisias, der Wächter und der Bote. Ein Pflichtverteidiger vertritt Kreons bekannte Argumente, während der König selbst kaum neue Aspekte beiträgt, außer dass er mit seinem späten Sinneswandel Antigone und die anderen nicht mehr retten konnte. Die Aufgabe Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, in Gruppen (Anklage, Verteidigung) zunächst Argumente zu sammeln und in angemessener Sprache zu formulieren. Als Anregung kann die folgende Sammlung (mit zunächst verdeckten Argumenten) dienen. Anklage Sitte, Moral und Anstand fordern das Begräbnis Mit dem Tod soll Feindschaft enden Frieden in der Familie, mit der künftigen Schwiegertochter Selbstherrlichkeit und Anmaßung göttlicher Macht Verteidigung Bestrafung durch Nicht-Begraben-Werden Polyneikes war Feind Thebens Wohl Thebens durch Abschreckung Recht des Königs, Gesetze zu erlassen Diskussion Anschließend wird in gemeinsamer Diskussion ein Urteil über Kreon gefunden und möglichst gemeinsam formuliert. Nachdem die Texte mit einem Textverarbeitungsprogramm erstellt wurden, kann die Gerichtsverhandlung mit verteilten Rollen gespielt oder vorgetragen werden. Hörspiel Eine Tonaufnahme mit dem Computer ermöglicht eine nochmalige Auseinandersetzung mit den Argumenten und der Bewertung Kreons, darüber hinaus können durch wiederholtes Abhören der Aufnahme Vortragsweise, Aussprache und Sprachebene bewusst gemacht werden. Soundeditor Audacity Ein kostenloser Soundeditor, der alle für eine spontane Tonaufnahme und einfache Soundbearbeitung benötigten Funktionen bereit stellt, ist Audacity. Das Programm kann für verschiedene Plattformen herunter geladen werden.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe II

Die Wahl des US-Präsidenten

Unterrichtseinheit

Jubelnde Menschenmassen schwenken blau-weiß-rote Fähnchen und Luftballons, Politiker baden in der Menge: In den Vereinigten Staaten geht der Wahlkampf in den Endspurt. Am 2. November entscheidet sich, wer der nächste Präsident der USA wird.Schon Monate vor dem eigentlichen Wahltermin begann in den USA das riesige Medienspektakel um den Präsidentschaftswahlkampf. In einem komplizierten Verfahren musste sich John Kerry zunächst gegen alle Konkurrenten aus der Demokratischen Partei durchsetzen. Die bestimmenden Themen des Wahlkampfs sind die innere Sicherheit und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Nach dem dritten und letzten TV-Duell von Bush und Kerry bleiben die Prognosen zum Wahlausgang spannend. Meinungsumfragen zeigen ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten. Viele Europäer hoffen auf einen Sieg von John Kerry. Allgemeine Anregungen für den Einsatz der Basisartikel zu aktuellen politischen Themen von Lehrer-Online und europa-digital liefert der Politik-Fachberater Ulrich Bauer. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich über die Präsidentschaftswahlen und das Parteiensystem in den USA informieren. die allgemeinen Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Wahlsystem erkennen. sich über die politischen Ziele von George W. Bush und John F. Kerry informieren. das Internet als Informations- und Recherchemedium nutzen. die Vor- und Nachteile bei der Wahl der Spitzenkandidaten in den USA erkennen und diskutieren. Thema Die Wahl des US-Präsidenten Autoren Wolfgang Bauchhenß und Michael Bornkessel Fach Politik, Sozialwissenschaften Zielgruppe Sek I und II, ab Klasse 10 Zeitaufwand je nach Intensität und Schwerpunktsetzung mindestens 3 Stunden Medien Computer mit Internetzugang Parteimitglieder in allen Bundesstaaten stimmen ab Während bei uns in Deutschland in der Regel ein Parteitag den Spitzenkandidaten einer Partei bestimmt, organisieren die Parteien in den USA eine Reihe von Vorwahlen (Primaries), um ihre Spitzenkräfte festzulegen. Diese Vorwahlen beginnen bereits ein knappes Jahr vor dem eigentlichen Wahltag. Die Parteimitglieder in jedem einzelnen Bundesstaat entscheiden so über ihren Favoriten. Das Ziel der Vorwahlen ist, die Kandidaten in einem möglichst demokratischen Verfahren zu wählen. Favorit fordert Präsidenten heraus Dabei stehen immer mehrere Personen einer Partei zur Wahl. Nur der Sieger einer solchen Vorwahl hat Chancen, zum Kandidaten der Partei für das Amt des Präsidenten gekürt zu werden. In der Regel wird derjenige Politiker Spitzenkandidat, der in der Mehrzahl der Bundesstaaten bei den Vorwahlen siegt. Damit ist er aber noch lange nicht Präsident - er muss sich bei der abschließenden Präsidentschaftswahl gegen den Kandidaten der Konkurrenzpartei durchsetzen, der in der Regel der amtierende US-Präsident ist. Urwahlen als Alternativmodell In einigen Staaten veranstalten die Parteien statt der Vorwahlen so genannte "Urwahlen" (Caucus). Dabei stimmen Parteimitglieder in drei Stufen über ihren Kandidaten ab: erst auf lokaler Ebene (also in einer Gemeinde), dann auf regionaler Ebene, dann für den Bundesstaat. Sie wählen allerdings nicht direkt einen Spitzenkandidaten, sondern Wahlmänner, die für einen bestimmten Spitzenkandidaten abstimmen sollen. Die Urwahlen erregen weniger Aufsehen als die Vorwahlen: Sie liefern meist keine spektakulären Ergebnisse, gelten allerdings als besonders demokratisches Verfahren. Super Tuesday bringt Entscheidung Der Höhepunkt der Vorwahlen war der so genannte "Super Tuesday" am 2. März. An diesem Termin fanden Vorwahlen in zehn Bundesstaaten gleichzeitig statt. John Kerry ging an diesem Tag als Sieger hervor. Offiziell wurde der Herausforderer aber erst im Sommer auf einem Parteitag der Demokraten zum Präsidentschaftskandidaten gekürt. Spiegel Online: Wie man einen Präsidenten wählt Informationen zu Vorwahlen, Parteitagen, Wahlkampf und Wahltag. Wofür die Parteien stehen Die Republikaner gelten allgemein als konservative, die Demokraten als liberale Partei. Sozialen Fragen kommt im Programm der Demokraten eine größere Bedeutung zu als bei den Republikanern. Insgesamt gibt es jedoch auch inhaltliche Überschneidungen. Nicht in allen Punkten lassen sich klare Grenzen zwischen den politischen Zielen der zwei Parteien ziehen. Zwar gibt es wie bei allen Wahlen noch mehr Bewerber um das Amt des Präsidenten, doch die Kandidaten der großen Parteien sind die einzigen, die überhaupt eine Chance haben. Noch nie ist es einem parteilosen Kandidaten gelungen, Präsident zu werden. Die Republikanische Partei Die Republikanische Partei stellt den aktuellen Präsidenten der Vereinigten Staaten, George W. Bush. Da feststeht, dass Bush auch für eine zweite Amtszeit kandidiert, konnten die Republikaner auf Vorwahlen verzichten. Spiegel Online: Die Republikanische Partei Kurze Geschichte der Republikanischen Partei und ihrer Präsidenten. Die Demokratische Partei Die zweite große Partei in den USA sind die Demokraten. Sie mussten während der Vorwahlen herausfinden, welcher ihrer Kandidaten die größten Chancen hat, den Amtsinhaber Bush zu besiegen. Bald zeigte sich, dass die demokratischen Wähler John Kerry favorisieren. Er gewann am 2. März, dem "Super Tuesday", zum Abschluss neun der letzten zehn Vorwahlen. Spiegel Online: Die Demokratische Partei Kurze Geschichte der Demokratischen Partei und ihrer Präsidenten. Senator John Kerry wird Präsidentschaftskandidat John Kerry vertritt den Staat Massachusetts im Senat der Vereinigten Staaten. In der Öffentlichkeit wurde er schon in den siebziger Jahren bekannt - nach seinem Einsatz im Vietnam-Krieg organisierte er Protestkundgebungen gegen den Krieg. Später arbeitete der Jurist als Staatsanwalt und schlug eine politische Karriere ein. Zu seinen Themen gehören die Außenpolitik und der Umweltschutz. Mit seinen Positionen grenzt sich Kerry auf diesen Gebieten klar vom Amtsinhaber George W. Bush ab. Offizieller Wahlkampfbeginn Ende Juli Offiziell kürte die demokratische Partei ihren Kandidaten im Sommer. Vertreter aus allen Bundesstaaten trafen sich auf einem großen Parteitag (convention) Ende Juli in Boston und bestimmten dort den Präsidentschaftskandidaten. John Kerry stand zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon fest, aber beim Parteitag verkündeten dann auch seine unterlegenen Mitbewerber ihre Unterstützung. Damit begann offiziell der Wahlkampf. In den verbleibenden Monaten bis zum November - die Wahl findet traditionell am Tag nach dem ersten Montag im November statt - muss sich der Herausforderer John Kerry mit dem amtierenden Präsidenten messen. The White House: President George W. Bush Die offizielle Seite des amtierenden Präsidenten George W. Bush. John Kerry for President Die Homepage des demokratischen Herausforderers. Sicherheit über alles Die großen Themen des Wahlkampfes sind die Sicherheit und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Bei den ersten Präsidentschaftswahlen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 spielen andere Themen im Wahlkampf kaum eine Rolle. Das scheint aber durchaus die Stimmung der Wähler zu treffen, die sich in Kriegs- und Krisensituationen als einige Nation präsentieren und traditionell eher zu ihrem Präsidenten halten. Die flaue Wirtschaftslage, hohe Arbeitslosigkeit und soziale Probleme treten hinter dem großen Terrorismus-Thema in den Hintergrund. Sowohl George W. Bush als auch John Kerry werden daran gemessen, wie erfolgversprechend ihre Konzepte für die Sicherheit des Landes sind. Mit Verbündeten gegen den Terrorismus John Kerry sieht ebenfalls im Kampf gegen den Terrorismus eine wichtige Herausforderung. Er betont aber in allen außenpolitischen Aspekten, dass er auf die traditionellen Verbündeten der USA setze. Alleingänge der USA, wie sie die Bush-Regierung beim Irakkrieg gezeigt hat, lehnt er ab. Er erwartet von den Verbündeten aber auch militärische Unterstützung: Kerry hat deutlich gemacht, dass er den Terrorismus mit der gleichen Entschlossenheit bekämpfen will, wie sein Konkurrent. Der Kandidat, der als Soldat am Vietnam-Krieg teilgenommen hat, dürfte nicht zimperlich sein, wenn es um US-amerikanische Militäreinsätze in aller Welt geht - als Senator hat er allen Einsätzen der letzten Jahre zugestimmt. Um gegen Bush zu punkten, haben sich er und seine Parteifreunde auf dem Parteitag in Boston als besonders patriotisch und militär-freundlich präsentiert. Soziale Probleme angehen Innenpolitisch will Kerry das hohe Haushaltsdefizit der USA senken. Dafür will er auch unpopuläre Maßnahmen wie Steuererhöhungen ergreifen. Auf dem Parteitag sprach er soziale Probleme deutlich an. Er verspricht einen höheren Mindestlohn, Hilfen bei der Gesundheitsfürsorge, und er will sich auch umweltpolitisch engagieren. DW-World: Viel Rhetorik, wenig Ideen Lange wurde im US-Wahlkampf nur beiläufig über den Irak geredet. Nach zunehmendem Angriffen auf US-Soldaten müssen Kerry und Bush Stellung nehmen. Den Terror weiter bekämpfen Die größten Ziele von George Bush bleiben die innere Sicherheit und der weltweite Kampf gegen den Terrorismus. Auch wenn die Bilanz des Irakkriegs fatal für seine Regierung ist - über 1.000 US-amerikanische Soldaten sind bislang im Irak getötet worden, und die Amerikaner haben die blutigen Aufstände bis heute nicht in den Griff bekommen - will er an seiner Politik festhalten. Die USA sollen unter George W. Bush den Terrorismus weltweit verfolgen und so eine sicherere Welt schaffen. Weniger Steuern, mehr Selbstverantwortung In der Innen- und Sozialpolitik will Bush so weitermachen wie bisher: Er will Bürger und Industrie mit Steuersenkungen entlasten, und er setzt auf die Selbstverantwortung der Bürger: Künftig müssen sie sich noch mehr selbst um ihre Gesundheitsfürsorge sowie die Altersvorsorge kümmern. Die ZEIT: Orange macht blind Mit den jüngsten Terrorwarnungen steht die Regierung Bush im Verdacht, auch unter wahltaktischen Aspekten gehandelt zu haben. Wahlkampf in Zeitung, Fernsehen und Internet Wie bei uns findet der Wahlkampf in den USA vor allem in den Medien statt: Die Kandidaten versuchen, in der Presse die Aufmerksamkeit der Wählerschaft zu wecken und treffen in Fernseh-Duellen aufeinander. In den USA spielt darüber hinaus das Internet eine besondere Rolle im Wahlkampf. Die Kandidaten und ihre Unterstützungsteams werben mit aufwändigen Homepages für sich - und gegen den Kontrahenten. Viele Personen, die einen Kandidaten unterstützen, nutzen die Meinungsfreiheit im Internet (zum Beispiel in Weblogs), um ihre Meinung über die Gegenkandidaten zu verkünden. Auf den Parteitagen der Republikaner und Demokraten wurden zum ersten Mal in großer Zahl auch Weblogger als Berichterstatter zugelassen. Und auch Computerspiele haben ihre Wirkung: Auf der Seite des Kandidaten John Kerry gibt es beispielsweise ein Spiel, in dem man George W. Bush aus dem Weißen Haus vertreiben kann. Sogar Stars aus der Musik- oder Filmszene engagieren sich, um Stimmen für die Kandidaten zu sammeln. DW-World: Mit Konzerten auf Stimmenfang Musik für die so genannten Swing-States: Damit wollen US-Pop- und Rockgrößen wie Bruce Springsteen, R.E.M. und Jackson Browne Stimmung machen. Kein Schritt ohne Medienberater Schon lange bevor sie im deutschen Bundestagswahlkampf eine Rolle spielten, waren und sind Medienberater (sogenannte Spin Doctors) in den USA Bestandteil eines jeden Wahlkampfteams. Sie beraten die Kandidaten und versuchen Themen zu setzen, die bei den Wählern der eigenen Partei ankommen. Ihr Ziel ist es, dem Kandidaten möglichst viel Medienpräsenz zu verschaffen und ihn in den Medien in ein gutes Licht zu rücken. Kaum eine Geste im Wahlkampf ist daher unbedacht, immer geht es um die Inszenierung der Kandidaten und um Werbung für ihre politischen Ziele. Auch Prominente aus Film und Sport werden in den USA bewusst in den Wahlkampf einbezogen, indem sie um eine Stellungnahme für beziehungsweise gegen einen Kandidaten gebeten werden. Kampf um Stimmen und Spenden Für den Wahlkampf brauchen beide Parteien viel Geld. Fernseh-Werbespots werden erst für teures Geld produziert, anschließend muss die Werbezeit bei den unzähligen Fernsehsendern gekauft werden. Die Wahlkampf-Finanzierung ist immer wieder ein Streitpunkt in den USA. Eigentlich darf ein Kandidat Einzelspenden nur bis zur Höhe von 1.000 Dollar annehmen; alle Spender werden auf öffentlichen Listen vermerkt. Fundraising-Dinners: Willkommen ist, wer zahlt Doch haben die Kandidaten wirkungsvollere, indirekte Wege gefunden, um Millionensummen für ihre Kampagnen zu sammeln. Als so genannte Fundraising-Dinners veranstalten die Kandidaten Abendessen, bei denen die Sitzplätze je nach Nähe zum Kandidaten für riesige Summen verkauft werden. Bei einem Abendessen, das schon mal in einer Sporthalle mit über 10.000 Plätzen stattfinden kann, kommen so mehrere Millionen Dollar in die Kasse des Kandidaten. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis, dass sich Industrielle und andere Lobbyisten durch die Teilnahme an den Abendessen vom späteren Präsidenten Gefälligkeiten erhoffen, weshalb die Fundraising-Dinners eine durchaus umstrittene Form der Finanzierung sind. Zu den ersten Plänen von John Kerry nach dem "Super Tuesday" gehörte eine Abendessen-Tour durch 20 Städte - 105 Millionen Dollar will Kerry damit einnehmen, während sein Kontrahent Bush schon etwa 150 Millionen Dollar gesammelt haben soll. Kampagnen beeinflussen Umfragen Im Frühjahr 2004 sah es für Präsident Bush nicht gut aus. Kerry lag damals bei Umfragen vor dem Amtsinhaber. Geschickt setzte Kerry beispielsweise seine Zeit als Soldat in Vietnam als Wahlkampfmittel ein. Während er im Krieg gekämpft habe, hätte sich George W. Bush mit Hilfe einflussreicher Freunde der Familie eine ruhige Stelle im Militärdienst in der Heimat besorgt. Das kam bei Amerikas Wählern nicht gut an. Die Helfer von George W. Bush versuchten sogleich, dem aussichtsreichen Kandidaten eine Affäre mit einer Praktikantin anzuhängen - zwar erfolglos, doch diese Beispiele lassen schon erahnen, mit welchen Mitteln im Wahlkampf gekämpft wird. Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten Im Sommer wendete sich das Blatt. Offensichtlich traf Präsident Bush bei seinem Auftritt auf dem Parteitag der Republikaner die Stimmung seiner Landsleute gut. Nach dieser mehrtägigen "Convention" in New York, die mit einer Rede des Präsidenten und seiner Nominierung endete, stiegen Bushs Umfragewerte deutlich und lagen lange vor John Kerry. Noch Anfang September bezeichneten es die meisten Umfragen als sehr schwierig, dass Kerry in den verbleibenden zwei Monaten den Vorsprung des Präsidenten einholen könnte. Bei den drei Fernsehduellen im Oktober zeigte sich John Kerry jedoch als ebenbürtiger Gegner mit Sachwissen und klaren Positionen. Er wurde in Meinungsumfragen bei zwei Fernsehauftritten zum deutlichen Sieger erklärt. Aktuelle Wahlprognosen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten voraus. Beide Parteien versuchen in den letzten Tagen vor der Wahl, so viele unentschlossene Wähler wie möglich für sich zu gewinnen. Der Wahltag am 2. November scheint spannend zu werden. Spiegel Online: Wahlkampfspots - Jetzt schlägt Bush zurück Informationen zu den Merkmalen von Wahl-Werbespots des Präsidenten Bush. Spiegel Online: Wahlkampfspot - 30 Sekunden für Bush Den 30 Sekunden-Spot "Safer, stronger" kann man hier online anschauen. DW-World: Verschärfte Töne und ein Punktsieger Bei der Debatte ím letzten von drei TV-Duellen ging es vorwiegend um Innenpolitik - mit leichten Vorteilen für Kerry. DW-World: Wenn die Demokraten dreimal klingeln Wahlentscheidende Wortgefechte gibt es nicht mehr. Was jetzt zählt, ist Organisation. Die Parteien spannen Gott und die Welt für sich ein. Bürger stimmen am 2. November 2004 ab Wenn die US-Bürger am 2. November 2004 ihre Stimme abgeben, wählen sie ihren Präsidenten nicht direkt. Das ist in den Vereinigten Staaten die Aufgabe eines "Wahlmännerkollegiums" (electoral college). Die Bürgerinnen und Bürger geben ihre Stimme für so genannte Wahlmänner ab, die einen Präsidentschaftskandidaten unterstützen werden. Die Wahlmänner sind Abgeordnete der Parteien in den einzelnen Bundesstaaten. Auf jeden Bundesstaat entfällt eine unterschiedliche Anzahl von Wahlmännern, abhängig von der Bevölkerungszahl. Der Kandidat, der in einem Bundesstaat die meisten Stimmen gewinnt, erhält dann sämtliche Wahlmännerstimmen des Bundesstaates. Der Gegner verliert in diesem Bundesstaat alle Wahlmännerstimmen - ganz gleich, wie knapp der Stimmenvorsprung des Gegners war. Wahlmännerkollegium tritt im Dezember zusammen Im Dezember nach der Wahl treten alle Wahlmänner schließlich zusammen und geben ihre Stimme für den Präsidenten und den Vizepräsidenten ab. Jeder Wahlmann hat sich vor seiner Partei verpflichtet, den eigenen Kandidaten zu wählen. Insgesamt braucht der US-Präsident mindestens 270 Wahlmännerstimmen, um gewählt zu werden. Am 20. Januar 2005, mehr als ein Jahr nach den ersten Vorwahlen, werden dann der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und sein Stellvertreter ihren Amtseid schwören. Tücken des Systems Dieses System ist zwar etwas umständlich, funktioniert aber zuverlässig. Allerdings hat es gewisse Tücken, wenn Wahlen sehr knapp ausgehen: Bei den letzten Wahlen konnte der demokratische Kandidat Al Gore in den Bundesstaaten prozentual insgesamt mehr Stimmen sammeln als der Republikaner George W. Bush. Bush aber gewann in mehreren Bundesstaaten alle Wahlmänner und dadurch insgesamt mehr Wahlmänner für sich - und wurde schließlich Präsident der USA.

  • Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II
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