Evolution oder Schöpfung - woran können wir glauben?
Unterrichtseinheit
In dieser Unterrichtseinheit werden die Standpunkte des Kreationismus, des Juden- und Christentums sowie der Naturwissenschaften mithilfe einer Simulation zur Selektion und einer Internetrecherche erarbeitet und in einer abschließenden "Fishbowl-Diskussion" einander gegenübergestellt.Fundamentalistischen Glaubensüberzeugungen, die dem "Darwinismus" ein wörtliches Bibelverständnis gegenüberstellen und nur die wörtliche Auslegung von Genesis 1 zulassen, gewinnen insbesondere in den USA an Zulauf. Die Kreationisten glauben an eine Schöpfungswoche und nennen die Evolution eine ?unbewiesene Theorie?. Der Konflikt zwischen Kreationismus und Wissenschaft stellt letztlich die Zuspitzung der Frage dar, ob sich naturwissenschaftliche Erkenntnis und der Glauben an einen Schöpfergott ausschließen. Neben den Positionen von Kreationisten und Wissenschaftlern sollen die Schülerinnen und Schüler auch das eher konsensfähige christlich-jüdische Verständnis des ersten Schöpfungsberichtes kennen lernen.Die Unterrichtseinheit baut auf den theologischen (Genesis 1) und biologischen Grundlagen (Selektion) des Themas auf. Bei der Recherche der verschiedenen Standpunkte dient das Internet als Informationsquelle, die die verschiedensten Meinungen und Texte - manchmal wissenschaftlich-neutral, manchmal subjektiv-suggestiv - bereit stellt. Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten zuerst mehrere Deutungen oberflächlich und setzen sich dann in arbeitsteiliger Gruppenarbeit vertiefend mit je einer Position auseinander, erarbeiten die jeweiligen Argumente und bewerten ihre Dialogfähigkeit. In einer abschließenden Fishbowl-Diskussion treffen dann die Argumente aufeinander und die Schülerinnen und Schüler müssen "ihre" Position verteidigen. Unterrichtsverlauf (1) Die Lektüre des ersten Schöpfungsberichtes und eine Simulation zur Selektion legen die ersten theologischen und wissenschaftlichen Grundlagen für die Diskussion. Unterrichtsverlauf (2) Die Schülerinnen und Schüler recherchieren im Internet die Standpunkte von Kreationismus, Wissenschaft, Juden- und Christentum. Unterrichtsverlauf (3) Die Rechercheergebnisse werden zusammengetragen. In arbeitsteiliger Gruppenarbeit vertiefen die Schülerinnen und Schüler je einen Standpunkt. Unterrichtsverlauf (4) In der anschließenden Fishbowl-Diskussion verteidigen die Schülerinnen und Schüler "ihre" Postion und richten kritische Fragen an die anderen. Die Schülerinnen und Schüler sollen Aufbau und Struktur des ersten Schöpfungsberichtes erarbeiten (kognitiv). durch die Dekodierung des Textes zu einer persönlichen Interpretation des biblischen Textes befähigt werden, ein eigenes Verständnis entwickeln und wahrnehmen (affektiv). die Mechanismen der Evolution, insbesondere der Selektion, verstehen und erklären können (kognitiv). Widersprüche zwischen einem wörtlichen Verständnis von Genesis 1 und Darwins Evolutionstheorie erkennen (affektiv). verschiedene Deutungsmuster dieser Widersprüche kennen lernen und ihre Argumentationslinien verstehen (kognitiv). lernen, auch Positionen ernst zu nehmen und zu vertreten, hinter denen sie persönlich nicht stehen (pragmatisch). den Dialog zwischen Andersdenkenden einüben und so das Handwerkszeug für einen kritischen Dialog in der pluralistischen Gesellschaft erlernen (pragmatisch). lernen, mit Informationen aus dem Internet kritisch umzugehen (pragmatisch). Thema Evolution oder Schöpfung - woran können wir glauben? Autor Dominik Rzepka Fach Religion/Ethik, Biologie Zielgruppe Jahrgangsstufe 11 Zeitraum 5 Unterrichtsstunden Technische Voraussetzungen Rechner mit Internetzugang in ausreichender Zahl (Partner- oder Kleingruppenarbeit), Macromedia Flash Player (kostenloser Download), OHP Verlaufsplan Evolution oder Schöpfung Der Autor dankt der Fachgruppe Bionik und Evolutionstechnik der Technischen Universität Berlin, die die in der Unterrichtseinheit verwendete Simulation zur "Froschselektion" entwickelt und zur Verfügung gestellt hat. Das Weltbild - Einstieg per Bildimpuls In der ersten Stunde wird das Thema von der theologischen Seite her beleuchtet. Die Schülerinnen und Schüler lesen und decodieren den ersten Schöpfungsbericht der Bibel und analysieren seine Struktur und seinen Aufbau. Als Einstieg in die Thematik eignen sich Bilder, die zeigen, wie sich die Menschen im späten Mittelalter Himmel und Erde vorgestellt haben. Diese Bilder können zu Beginn der Stunde als Impulse per Beamer oder Folie projiziert werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen sie beschreiben, sodass ihr Vorwissen in Bezug auf den ersten Schöpfungsbericht deutlich wird. Sie finden dabei heraus, welche Vorstellungen - etwa biblischer Herkunft - sich in dem Bild manifestieren. Hier eine kleine Auswahl von Bildern aus dem Internet, die Sie in dieser Stunde einsetzen können: Die Erschaffung Adams Fresko von Michelangelo (1475-1564) Adam & Eva Stich von Albrecht Dürer (1471-1528) Gliederung und Inhalte des Genesis-Textes Anschließend lesen die Schülerinnen und Schüler in Stillarbeit Genesis 1, 1-2, 4a. Sie machen sich Notizen zu den Inhalten und zur Struktur der Texte und halten die Ergebnisse auf dem Arbeitsblatt fest (ab1_genesis_text.pdf). Im Anschluss daran werden die Ergebnisse im Plenum gesammelt und an der Tafel oder auf einer Folie, zum Beispiel nach folgendem Muster, festgehalten: Die erstaunlich zweckmäßige Hautfärbung eines Frosches In der zweiten Stunde wird das Thema von der naturwissenschaftlichen Seite her beleuchtet. Im Zentrum steht die Frage, wie Evolution nach der Theorie von Charles Darwin (1809-1882) "funktioniert". Der Fokus liegt dabei auf den grundlegenden Faktoren der Evolution, vor allem der Selektion. Zur Vorbereitung für die Lehrkraft empfehlen sich die Kapitel 20 ("Evolution: eine darwinistische Sicht des Lebens", Seiten 446 ff) und 30 ("Die Menschheit ist ein sehr junger Zweig am Stammbaum der Wirbeltiere", S. 721 ff) des Biologie-Lehrbuchs von Campbell (Campbell, Neil A.: Biologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1998). Die zweite Stunde wird im Idealfall von einer Biologie-Kollegin oder einem Biologie-Kollegen übernommen, mit der oder dem die fächerübergreifende Unterrichtseinheit zuvor abgesprochen wurde. Die Stunde beginnt mit dem Bild eines Tieres, das sehr gut an sein natürliches Umfeld angepasst ist. Der Frosch Hyla arenicolor zeigt zum Beispiel eine so genannte "kryptische Färbung": Seine Haut ist fleckig und erdfarben und gleicht der Oberfläche des Felsens, auf dem er sich in der Regel aufhält. Bilder des Tieres finden Sie leicht über die Bildersuche von google . Hier einige Beispiele: Hyla arenicolor (1) fotonatura.org: Perfekt getarntes Tier auf einem flechtenbewachsenen Felsen Hyla arenicolor (2) arizonensis.org: Perfekt getarntes Tier auf einem trockenen Felsen Die Schülerinnen und Schüler sollen die Haut des Frosches sowie den Felsuntergrund beschreiben und gemeinsam im gelenkten Unterrichtsgespräch überlegen, welchen Vorteil die Färbung dem Frosch bietet. Danach wird die Frage aufgeworfen, wie es zu dieser erstaunlichen Anpassung des Tieres an seine Umgebung kommen konnte. Froschselektion am Computer Nun kommt die Selektion als Mechanismus der Evolution ins Spiel. Eine Computersimulation, die von der Fachgruppe Bionik und Evolutionstechnik an der Technischen Universität Berlin entwickelt wurde, veranschaulicht den Prozess: Die Schülerinnen und Schüler sehen auf ihren Monitoren farbige Frösche, die unterschiedlich gut an den Bildhintergrund angepasst sind (Abb. 1, Platzhalter bitte anklicken). Sie klicken die Frösche an, die jeweils am besten an ihre "Umwelt" angepasst sind. So erzeugen die Schülerinnen und Schüler eine neue virtuelle Froschgeneration. Die Farben der neuen Individuen entstehen durch eine Mischung der Farben der Elterngeneration. Mit jeder neuen Generation werden die Frösche dem Bildhintergrund zunehmend ähnlicher und besitzen am Ende eine perfekte Tarnfarbe. Die Schülerinnen und Schüler spielen in dieser Simulation die Rolle der Selektion durch einen Fressfeind der Frösche. Sie wählen die Individuen einer Froschgeneration aus, die überleben und ihr Erbgut an die nachfolgende Generation weitergeben können. Auswertung In der anschließenden Auswertungsphase analysieren die Schülerinnen und Schüler die Computersimulation und erklären das Prinzip der Selektion mit eigenen Worten. An der Tafel werden die Prinzipien der Selektion stichpunktartig festgehalten: Individuen, die im Vergleich zu ihren Artgenossen besonders gut an ihre Umwelt angepasst sind, werden begünstigt. Dadurch, dass vorteilhafte Eigenschaften an die nächste Generation weitergegeben werden, verändern sich die Arten. Selektion ist ein ungerichteter, passiver Prozess. Die Selektion kann heute andere Eigenschaften begünstigen als morgen. In der Simulation kann dieser Effekt durch eine Änderung der Hintergrundfarbe verdeutlicht werden. Selektion benötigt Zeit. Vergleich: Genesis und Evolution Die letzten zehn Minuten eröffnen einen Ausblick auf die nächsten Stunden der Reihe, in denen es um die Widersprüche zwischen dem ersten Schöpfungsbericht und Darwins Evolutionstheorie, konkret dem Prinzip der Selektion, gehen wird. Auf der Basis der festgehaltenen Grundprinzipien der Selektion und den Ergebnissen aus der Analyse des ersten Schöpfungsberichtes (die Folie "ab1_genesis_text.pdf" mit den gesammelten Ergebnissen wird aufgelegt) fordert die Lehrkraft die Schülerinnen und Schüler auf, Widersprüche ausfindig zu machen und zu benennen. Diese Widersprüche werden auf einem weiteren Arbeitsblatt (ab2_unterschiede_genesis_evolution.pdf), zum Beispiel nach folgendem Muster, festgehalten: Vergleich der verschiedenen Positionen Die Lernenden treffen sich im Computerraum. Sie werden darauf hingewiesen, dass die Widersprüche zwischen Genesis und Evolution, die am Ende der vorausgegangenen Stunde gesammelt wurden, von den verschiedenen Gruppierungen unterschiedlich bewertet werden. Die Kreationisten vertreten den Standpunkt, die Evolutionstheorie Darwins sei lediglich eine unbewiesene Theorie. Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler berufen sich auf die Fakten ihrer jeweiligen Disziplinen. Im Juden- und im Christentum gibt es viele Möglichkeiten, Genesis 1 zu interpretieren. Der Schöpfungsbericht wird oftmals nicht wörtlich aufgefasst, sondern als Metapher interpretiert. Mithilfe des Internets sollen die Schülerinnen und Schülern Informationen zu den drei Herangehensweisen recherchieren, ihre Anliegen nachvollziehen und inhaltlich verstehen. Vor der Recherche stellt die Lehrkraft die Grundsätze der drei Positionen kurz vor, damit die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mit dem Begriff Kreationismus bereits etwas anfangen können. Selbstständige Recherche im Internet Die Lehrkraft verteilt das Arbeitsblatt (ab3_recherche_ergebnisse.pdf). Die Schülerinnen und Schüler recherchieren im Internet die Standpunkte des Kreationismus, des Juden- und Christentums sowie der Naturwissenschaftten zum Thema "Schöpfung oder Evolution". Sie arbeiten dabei im Idealfall völlig selbstständig. Dies setzt jedoch voraus, dass die Klasse bereits Vorerfahrungen im Umgang mit Suchmaschinen und mit der kritischen Bewertung von Informationen aus dem Internet hat. Hinweise zur Durchführung von Internetrecherchen finden Sie im Bereich Medienkompetenz von Lehrer-Online: Recherche mit Suchmaschinen Die gezielte Recherche im Internet ist ein wichtiges Element der Medienkompetenz. Durch den Einsatz von Operatoren in Suchmaschinen wird in den meisten Fällen die Suche vereinfacht. Alternativ zu einer völlig selbstständigen Recherche stellen Sie den Schülerinnen und Schülern geeignete Internetadressen zur Verfügung (siehe Infos zum Thema Evolution ). In jedem Fall ist es wichtig, dass Sie die Recherchearbeit beobachten und begleiten. Für Hilfestellungen bei der Einordnung von Informationen, zum Beispiel dem Hinweis, dass man sich auf einer kreationistischen Website befinde, sollten Sie zur Verfügung stehen. Weisen Sie Ihre Schülerinnen und Schüler auch ausdrücklich darauf hin, dass die Quellen sorgfältig dokumentiert werden müssen. Die Informationen werden gesammelt, soweit wie möglich selektiert, durch die Bearbeitung mit einem Textverarbeitungsprogramm "eingedampft" (Papier sparen!) und ausgedruckt. Die Übertragung der Informationen in das Arbeitsblatt wird als Hausaufgabe erledigt und kann zum Beispiel zu folgendem Ergebnis führen: Ergebnisse der Hausaufgabe In der vierten Stunde wird die Hausaufgabe (ab3_recherche_ergebnisse.pdf) besprochen und die drei Positionen (Kreationismus, Juden- und Christentum, Wissenschaft) werden gemeinsam zusammengefasst. Die Lehrkraft projiziert dabei die Folie "ab2_unterschiede_genesis_evolution.pdf" (aus der zweiten Stunde) und die Tabelle wird gemeinsam ausgefüllt. Es ist wichtig, dass alle Schülerinnen und Schüler die Grundaussagen der drei Positionen verstehen, weil sie im weiteren Verlauf der Unterrichtseinheit eine davon vertreten und auf die Argumente der jeweils anderen Standpunkte antworten sollen. Rollenverteilung: Kreationisten, Juden & Christen, Forscherinnen & Forscher Nachdem die Folie "ab2_unterschiede_genesis_evolution.pdf" durch ein gelenktes Unterrichtsgespräch ausgefüllt wurde, werden die Arbeitsaufträge für die verbleibenden etwa 25 Minuten bekannt gegeben: Die Schülerinnen und Schüler werden in drei Gruppen eingeteilt, die sich arbeitsteilig intensiver mit der kreationistischen Position, mit den naturwissenschaftlichen Befunden und mit der Interpretation des vermeintlichen Konfliktes aus christlich-jüdischer Sicht beschäftigen. Sie sollen die Hauptargumente der ihnen zugewiesenen Position noch einmal untereinander diskutieren und auf ihre Dialogfähigkeit mit den anderen Positionen untersuchen. Vertiefende Internetrecherche Eine Diskussion und gemeinsame Erarbeitung der Standpunkte ist wichtig, weil in der fünften Stunde eine Fishbowl-Diskussion durchgeführt werden wird. Wenn die Schülerinnen und Schüler "ihre" Position vorbereiten, sollte ihnen ein Computer mit Internetzugang zur Verfügung stehen. Die Lehrkraft weist ausdrücklich darauf hin, dass eine vertiefende Recherche im Internet erwünscht ist. Idealerweise bilden sich in den Gruppen Teams, die weitere Informationen für die "eigene" Position sammeln (Internetrecherche), während andere das bisher Erarbeitete stichpunktartig auf dem Gruppenarbeitsblatt festhalten. Die Lehrkraft kann den Gruppen auch Literatur zur Verfügung stellen, die zusätzlich als Hausaufgabe bearbeitet werden soll. Für die naturwissenschaftliche Gruppe eignet sich zum Beispiel das Kapitel 20, "Indizien aus vielen Bereichen der Biologie bestätigen die evolutionäre Sicht des Lebens", aus dem Biologielehrbuch von Campbell (Campbell, Neil A.: Biologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1998) und für die christlich-jüdische Gruppe das Buch von Emil L. Fackenheim (Fackenheim, Emil L.: Was ist Judentum? Herausgegeben von Peter von der Osten-Sacken, Berlin, 1999. Seite 81). Ob die Verteilung dieser Zusatzinformationen in Form von Kopien sinnvoll ist, muss im Einzelfall geprüft werden und hängt auch davon ab, wie erfolgreich die Internetrecherche der Schülerinnen und Schüler verläuft. Diskussionseröffnung mit Stuhlkreisen In der fünften Stunde sollen alle Schülerinnen und Schüler ihre Argumente austauschen und im Gespräch ihre "eigene" Position vertreten und verteidigen. An die Vertreter der jeweils anderen Positionen sollen sie kritische Fragen stellen. Methodisch eignet sich hier die Fishbowl-Diskussion sehr gut, weil sie eine Form des offenen, ungelenkten Unterrichtsgespräches ist, die eine Diskussion in unserer heutigen pluralistischen Gesellschaft gut simuliert. Außerdem fordert sie den Schülerinnen und Schülern ein hohes Maß an professioneller Distanz und an objektivem Einfühlungsvermögen in andere Positionen ab. Die Lehrkraft sollte bereits vor Beginn des Unterrichts mit der Unterstützung einiger Schülerinnen und Schüler die notwendigen "Umbaumaßnahmen" im Klassenzimmer vornehmen: Vier Stühle werden in der Mitte des Raumes kreisförmig angeordnet, Tische und andere Stühle an den Rand des Raumes gestellt. An jeden Stuhl wird hinten ein Schild befestigt, auf dem die jeweilige Position dessen steht, der auf dem Stuhl Platz nehmen wird ("Kreationist", "Naturwissenschaftler", "Christ/Jude"). Die Schülerinnen und Schüler sollen sich, entsprechend der Zugehörigkeit ihrer Gruppe, hinter "ihrem" Stuhl aufstellen. Nur wer auf dem Stuhl sitzt, darf im Verlauf der Diskussion etwas sagen. Die Mitglieder der Gruppe, die hinter ihrem Sprecher stehen, dürfen diesem höchsten etwas vorsagen, sich aber nicht selber an der Diskussion beteiligen. Es ist ausdrücklich erwünscht, dass die Besetzung des Stuhles rotiert, dass sich also die Mitglieder einer Gruppe auf dem Stuhl abwechseln. Aus diesem Grund ist ein positives Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gruppe wünschenswert, da dies die Rotation auf den Stühlen fördert. "Fishbowl" Informationen zur Innen-/Außenkreis-Methode bei Wikipedia Der "Fragezeichen-Stuhl" Der vierte Stuhl erhält ein Blatt mit einem Fragezeichen. Auf diesem Stuhl darf jede und jeder an der Diskussion teilnehmen, die oder der mit einer anderen Position oder Meinung an dem Gespräch teilnehmen möchte. So kann zum Beispiel ein Mitglied einer Gruppe im Verlauf der Diskussion den Wunsch entwickeln, als "Unparteiischer" an der Diskussion teilzunehmen. Auch das ist ausdrücklich erwünscht, werden so doch neue Impulse in die Diskussion eingebracht. Für die Fishbowl-Diskussion sind etwa 20 Minuten vorgesehen. Der Verlauf der Diskussion ist schwer planbar. Es ist denkbar, dass die Schülerinnen und Schüler zunächst den offenkundigen Konflikt zwischen dem Kreationismus und den Naturwissenschaften diskutieren werden. Damit die Diskussion aber auch aus anderen Blickwinkeln geführt werden kann, bedarf es der Beteiligung der christlich-jüdischen Gruppe. Ideal wäre eine Anfrage aus dieser Gruppe an die Vertreter der beiden anderen Gruppen, wie sie zum Beispiel die Aussage Emil Fackenheims deuten, der Schöpfungsbericht wolle vielleicht gar keine Aussagen über den Vorgang der Schöpfung machen, sondern lediglich das Gefühl der Gegenwart Gottes ausdrücken (Fackenheim, Emil L.: Was ist Judentum? Herausgegeben von Peter von der Osten-Sacken, Berlin, 1999. Seite 81). Die Lehrkraft sollte sich im Verlauf der Diskussion möglichst zurückhalten. Je nachdem, wie die Diskussion verläuft, kann es aber auch sinnvoll sein, dass sie auf dem "Fragezeichen-Stuhl" Platz nimmt und der Diskussion Impulse verleiht. Reflexion und Feedback Der Verlauf des zweiten Teiles der Stunde ist ebenfalls schwer vorhersagbar. Planen Sie etwa eine Viertelstunde für eine Art Resümee ein. Dabei kann in einem offenen Unterrichtsgespräch seitens der Schülerinnen und Schülern assoziativ auf die Fishbowl-Diskussion reagiert werden. Es ist von Vorteil, wenn die Lernenden mit der Fishbowl-Methode bereits vertraut sind. Wenn sie sie in dieser Stunde zum ersten Mal durchführen, sollte die Lehrkraft dies berücksichtigen (Einplanung von mehr Zeit, Erklären oder Einüben der Methodik). Um auch wichtige Aspekte diskutieren und auswerten zu können, die im Verlauf der Fishbowl-Diskussion eventuell nicht angesprochen wurden, sollte man auch noch Zeit für eine entsprechende Verlängerung der Auswertungsphase im Anschluss an die Diskussion einplanen. Campbell, Neil A.: Biologie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1998 Fackenheim, Emil L.: Was ist Judentum? Herausgegeben von Peter von der Osten-Sacken, Berlin, 1999 Zdenko, Joha: Schöpfungstheorie und Evolutionslehre. Europäische Hochschulschriften, Frankfurt/Main, 2002 Benno, Jacob: Das Buch Genesis. Calwer Verlag, Stuttgart, 2000 Warum denkende Menschen sich immer nur die Frage nach dem Entweder/Oder stellen, ist mir unerklärlich. Niemals nach dem Sowohl/Als auch. Könnte es nicht sein, dass Gott durch Evolution geschaffen hat? Also es sowohl eine Schöpfung als auch eine Evolution gibt. Doch es könnte sein, denn nur dann ergibt das Vorhandensein der Naturgesetze und die Frage, wer zuerst da war, die Henne oder das Ei, einen Sinn. Will sagen: Selbst wenn wir die Evolution als Fakt betrachten, braucht es eine bewirkende Kraft, welche sie angestoßen hat. Dieter Vogl, 11.04.2006
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Religion / Ethik
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Sekundarstufe II