Die "spukhafte Fernwirkung“ in Physik und Literatur
Unterrichtseinheit
Naturphilosophische Diskussionen können sich über Jahrhunderte erstrecken und hinterlassen dabei ihre Spuren in der Literatur, so zum Beispiel die Fernwirkung in Goethes scherzhafter Ballade "Wirkung in die Ferne". Die Schülerinnen und Schüler setzen sich in diesem Unterrichtsvorschlag mit den Haltungen von Newton, Schelling und Einstein zu diesem Thema auseinander.Der direkte Einfluss physikalischer Vorstellungen auf literarische Werke ist eher selten zu beobachten. Die großen Umwälzungen im neuzeitlichen Denken machten jedoch auch vor der Philosophie und der Kunst nicht Halt, sondern schlugen sich namentlich in der Aufklärung, aber auch in späteren Epochen immer wieder in einzelnen literarischen Werken nieder. Zu der naturphilosophischen Diskussion um die Fernwirkung (kurz erklärt in einem Wikipedia-Artikel ), die zur Goethezeit Dichter und Denker bewegte und den Dichterfürsten Goethe zu einem scherzhaften Gedicht veranlasste, leistete Albert Einstein im 20. Jahrhundert einen weiteren Beitrag, ohne die Diskussion damit endgültig abzuschließen. In der hier vorgestellten Unterrichtsanregung geht es nicht um eine erschöpfende Analyse der Ballade Wirkung in die Ferne von Johann Wolfgang von Goethe, sondern um den Beitrag, den dieser Text zu einer naturphilosophischen Diskussion lieferte, dessen Gegenstand Einstein als "spukhaft" bezeichnete.Diese Unterrichtsstunde kann als Modul in die Unterrichtseinheit zum Thema Literarische Auseinandersetzung mit der Verantwortung der Physiker für die Bombe integriert oder auch unabhängig davon eingesetzt werden. Ideal wäre eine Absprache mit der jeweiligen Physik-Lehrkraft, damit das Thema gegebenenfalls parallel angegangen werden kann. Unterrichtsverlauf Hinweise zum Verlauf der Unterrichtsstunde, zu den Inhalten und zum Einsatz der Arbeitsmaterialien. Die Schülerinnen und Schüler bekommen einen Einblick in einen spannenden Aspekt der physikalischen Vorstellungen. erkennen die unterschiedliche Darstellung eines Problems in wissenschaftlicher und poetischer Sprache. lernen, dass literarische Werke Teil einer Jahrhunderte dauernden gedanklichen Auseinandersetzung sein können. wissen, dass Albert Einsteins Berechnungen zum Teil zu solch merkwürdigen Ergebnissen führten, dass er selbst gelegentlich daran zweifelte. erkennen, begründen und beziehen selbst Stellung zu unterschiedlichen gedanklichen Positionen. liefern eigene, kreative Beiträge zu einem vorgegebenen Thema. Gedankenexperiment und die Haltungen von Newton, Schelling und Einstein Als Einstieg und Motivation dient die schematische Darstellung der Erdbahn um die Sonne auf dem ersten Arbeitsblatt. Die Frage, wie sich die Erde bei einer plötzlicher Entfernung der Sonne verhalten würde, kann kontrovers diskutiert werden. Das Arbeitsblatt enthält kurze Texte zu den verschiedenen philosophischen beziehungsweise wissenschaftlichen Haltungen von Isaac Newton (1643-1727), Friedrich Wilhelm Josef Schelling (1775-1854) und Albert Einstein (1879-1955) zur Fernwirkung. Die Texte werden gelesen, diskutiert und durch Kontrollfragen zum richtigen Textverständnis bearbeitet. Fernwirkungen in der theoretischen Physik und im Alltag Als Überleitung auf das Gedicht Goethes ist den Schülerinnen und Schülern deutlich zu machen, dass der Gedanke möglicher Fernwirkungen nicht nur auf kosmische Dimensionen beschränkt ist, sondern auch in kleinen Begebenheiten des Alltags Auswirkungen haben kann. Goethes Ballade zur Fernwirkung kann im Internet nachgelesen oder den Schülerinnen und Schülern auf dem zweiten Arbeitsblatt an die Hand gegeben werden. Bei der Lektüre und der anschließenden Besprechung wird deutlich, dass Goethe nicht an eine echte Fernwirkung glaubte, denn die beschriebene Wirkung im Gedicht erfolgt keineswegs instantan (gleichzeitig) und die Königin lässt sich täuschen. Durch die zweifellos ironische Darstellung macht Goethe deutlich, dass er den Philosophen, die an eine Fernwirkung glauben, ebenso Täuschung unterstellt. Wirkung in die Ferne (1815, entstanden 1808) Goethes Gedicht beim Projekt Gutenberg.de. In weiteren Aufgaben, die die Schülerinnen und Schüler allein oder in Kleingruppen bearbeiten, wird die Ballade Goethes weiter erschlossen und als Beitrag zu einer Jahrhunderte dauernden Diskussion erfahren, die auch durch die Arbeit Albert Einsteins noch nicht beendet wurde. Auf den physikalischen Hintergrund und die mittlerweile experimentell nachgewiesene Fernwirkung zwischen quantenmechanisch miteinander verschränkten Teilchen kann im Deutschunterricht nicht eingegangen werden. Um sich aber einen Überblick zu verschaffen, können die Schülerinnen und Schüler verständlich aufbereite Informationen zu aktuellen Forschungsergebnissen und deren Anwendungsmöglichkeiten im Internet recherchieren. Hilfreiche Links finden Sie auf der Startseite unter "Externe Links".
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