Das Betriebspraktikum – was muss ich wissen?
Unterrichtseinheit
Das Betriebspraktikum ist meistens die erste Berührung von Schülerinnen und Schülern mit der Berufswelt und gibt ihnen einen allgemeinen Einblick in das Berufsleben. Diese Unterrichtseinheit unterstützt Lehrerinnen und Lehrer bei der Planung, Durchführung und Auswertung der Betriebspraktika. Die Unterrichtseinheit enthält zum einen didaktische Hinweise und Arbeitsblätter, mit denen beispielsweise die Auswahl eines geeigneten Berufs und Betriebs durch die Lernenden begleitet wird. Zum anderen gibt sie Hinweise für eine methodisch abwechslungsreiche, die Kommunikation und Kooperation fördernde Auswertungsphase. Auch stellt die Sequenz den Lehrenden Leitfäden und Checklisten zur Verfügung, die eine strukturierte und gewinnbringende Durchführung des Betriebspraktikums erleichtern. Zeitraum und Dauer der Praktika Meist wird ein Betriebspraktikum zwischen der 8. und 9. Klassenstufe in der Hauptschule, der 9. und 10. Klassenstufe in der Realschule oder der 11. Klassenstufe in verschiedenen Bildungsgängen der beruflichen Schulen absolviert. An Gymnasien gibt es besondere Praktikumsformen. Ein Praktikum dauert meistens zwischen zwei und vier Wochen. Praktika schulisch begleiten Im Vorfeld des Praktikums, eventuell begleitend und nach Praktikumsende sollte im schulischen Unterricht über Erwartungen, Erlebnisse und Erfahrungen gesprochen werden. Die Praktikantinnen und Praktikanten müssen darauf vorbereitet sein, was sie im Betrieb erwartet und was von ihnen erwartet wird. Sie sollen zudem zur bewussten Beobachtung ihrer Eindrücke befähigt werden und ihre Erfahrungen reflektieren, um sie für ihren Berufswahlprozess nutzbar machen zu können. Ablauf der Unterrichtseinheit Phasen der Unterrichtseinheit In der Grobstruktur orientiert sich die Unterrichtseinheit am Verlauf des Praktikums: Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung des Praktikums. Die Schülerinnen und Schüler können ihre Erwartungen an das Praktikum formulieren. durch ihre Tätigkeit am Praktikumsplatz betriebliche Abläufe kennenlernen und Anforderungen in bestimmten Berufsfeldern mit den eigenen Fähigkeiten, Kenntnissen und Interessen in Verbindung bringen. durch die im Praktikum gewonnenen Erfahrungen sowie die anschließende Reflexion lernen, Vorstellungen über bestimmte Berufsbilder und deren spezifische Anforderungen zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. mittels einer Internetrecherche eigenständig Informationen über die rechtlichen Rahmenbedingungen des Praktikums zusammentragen. die im Internet zu findenden Informationen systematisch nutzen, die Ergebnisse sichern und angemessen präsentieren. Arbeit in Gruppen oder kleinen Teams mit dem Ziel realisieren, gemeinsame und individuelle Ergebnisse zu sammeln, zu strukturieren und Ziele zu erreichen. die im Praktikum gesammelten Erfahrungen reflektieren und für die eigene Lebensplanung nutzen. Eignungsprofil, Interessen und Stärken ermitteln Die Unterrichtseinheit beginnt damit, dass die Schülerinnen und Schüler sich über ihre Interessen und Stärken klar werden und so entscheiden können, welches Berufsbild sie im Praktikum erproben möchten. Dazu nutzen sie in Einzelarbeit verschiedene Internetquellen, die entsprechende Tests anbieten, und machen sich ein genaues Bild über den Beruf, der sie interessiert und der ihren Stärken entspricht. Suche nach geeigneten Praktikumsbetrieben Im nächsten Schritt müssen die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt werden, einen geeigneten Praktikumsbetrieb zu finden. Dabei ist es empfehlenswert, nicht den erstbesten Betrieb zu nehmen, sondern sich einen auszusuchen, der Ausbildungsplätze anbietet, damit es möglicherweise bereits eine Perspektive für die spätere Ausbildungsplatzsuche ergibt. Material 2 bietet Ansatzpunkte dazu, wie eine solche Suche erfolgreich durchgeführt werden kann und bereitet die Schülerinnen und Schüler auf die Kontaktaufnahme mit möglichen Praktikumsbetrieben vor. Diese Kontaktaufnahme wird in einem Rollenspiel simuliert. Es schließen sich Hinweise für das Verfassen einer schriftlichen Bewerbung an. Erwartungen an das Praktikum Nun geht es darum, konkrete Vorstellungen vom Praktikumsablauf zu entwickeln. Dazu wird im ersten Schritt eine Kartenabfrage durchgeführt, in der die Schülerinnen und Schüler ihre Erwartungen, Wünsche und Befürchtungen auf Karten festhalten, die auf einer Pinnwand geclustert werden. Die Ergebnisse dieser Abfrage müssen auf jeden Fall für die Reflexionsphase am Ende der Unterrichtseinheit aufgehoben werden. In einem gelenkten Unterrichtsgespräch nehmen die Schülerinnen und Schüler anschließend einen Perspektivwechsel vor, indem sie sich in die Rolle eines Betriebes versetzen, der eine Praktikantin oder einen Praktikanten beschäftigt. So sollen sie dafür sensibilisiert werden, dass ein Praktikum eine Chance für beide Seiten ist: Praktikantinnen und Praktikanten suchen passende Ausbildungsstellen und Betriebe suchen geeignete Auszubildende. Leitfragen für das Unterrichtsgespräch können sein: Warum bietet ein Unternehmen überhaupt Schülerpraktika an? Was erwartet ein Unternehmen von Praktikumsbewerberinnen und -bewerbern? Was bedeutet es für ein Unternehmen, wenn es keine geeigneten Bewerberinnen und Bewerber mehr findet? Rechte und Pflichten von Praktikantinnen und Praktikanten An das Unterrichtsgespräch schließt sich Material 3 an, das die Rechte und Pflichten von Praktikantinnen und Praktikanten zum Thema hat. Die Bearbeitung unterliegt den Grundregeln des kooperativen Lernens (Think - Pair - Share). Dabei kann die Einzelarbeit in Aufgabe 1 (Think) auch als vorbereitende Hausaufgabe erledigt werden. Die darauf folgende Aufgabe 2 (Pair) ist als Lerntempo-Duett angelegt. Die so gebildeten Paare bleiben zusammen, um eine weitere Internetrecherche zu erledigen (Aufgabe 3), deren Ergebnis zehn Tipps und Verhaltensregeln für ein erfolgreiches Praktikum sind. In einer sich anschließenden Gruppenphase (Share) werden diese auf sieben Tipps verdichtet, die schließlich im Plenum präsentiert und diskutiert werden. Das Ergebnis dieser Plenumsrunde halten alle Schülerinnen und Schüler in ihren Unterlagen fest, es sollte zudem Teil der Praktikumsmappe sein. Vorbereitung der Praktikumsmappe Um zu gewährleisten, dass die Schülerinnen und Schüler ihr Praktikum nutzen, um intensiv den Beruf und den Betrieb zu erkunden, ist es unerlässlich, vorab verbindliche Arbeitsaufträge zu geben. Checkliste für die Lehrkraft Eine weitere Hilfe für die Lehrkraft ist die Checkliste (Material 5a), die sicherstellen soll, dass von schulischer Seite aus vor dem Praktikum an alles Wesentliche gedacht wurde. Sie enthält Hinweise auf Dokumente wie einen Informationsbrief an die Betriebe sowie Informationen, die vor dem Praktikum unbedingt zusammengetragen werden müssen (zum Beispiel Telefonnummern). Nützliche Internetadressen mit Hinweisen auf entsprechende Vordrucke sind dort ebenfalls angegeben. Unterstützende Materialien Gut vorbereitet und mit Arbeitsaufträgen ausgestattet, gehen die Schülerinnen und Schüler ins Praktikum. Damit sie während dieser ereignisreichen Wochen nicht ihr mit dem Praktikum verfolgtes Ziel aus den Augen verlieren, gibt es in Material 6 eine Erinnerungshilfe für sie. Diese soll sie auch unterstützen, wenn im Praktikumsverlauf Schwierigkeiten auftauchen. Deshalb sollte dieser Leitfaden vorher unbedingt im Unterricht besprochen werden, um die Abläufe bei auftretenden Problemen im Vorfeld zu klären. Zwischenstand abfragen Ein zweiter Leitfaden (Material 7) hilft Lehrkräften, die Praktikumsbesuche durchführen, das Gespräch mit Praktikantinnen und Praktikanten sowie Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern im Betrieb zu strukturieren und zu dokumentieren. Wichtig ist dabei, dass bei auftretenden Problemen konkrete Vereinbarungen getroffen werden, die gegebenenfalls bei einem zweiten Besuch in den Blick genommen werden. Innerhalb der Schule können diese ausgefüllten Bögen ausgewertet werden, um Schlüsse für die zukünftige Praktikumsplanung und -durchführung zu ziehen. Präsentation der Praktikumserfahrungen Je nach zur Verfügung stehender Unterrichtszeit sind verschiedene Formen der Auswertung der Praktikumserfahrungen möglich. So kann man diese zum Beispiel in einer Präsentation der ganzen Lerngruppe vorstellen oder auf Postern einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren (zum Beispiel am Tag der offenen Tür). In die Auswertung können eventuell auch Vertreterinnen und Vertreter der Betriebe, der Berufsberatung oder andere Expertinnen oder Experten mit einbezogen werden. Aufstellübung Die Praktikumsmappen der Schülerinnen und Schüler werden von der Lehrkraft gelesen und bewertet. Eine Reflexion der Erfahrungen findet im wechselseitigen Austausch in der Lerngruppe im Rahmen einer Doppelstunde statt. Diese beginnt mit einer Aufstellübung im Raum, bei der sich die Schülerinnen und Schüler den Antwortalternativen "ja" und "nein" räumlich zuordnen müssen. Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler jeweils einer Antwort zugeordnet haben, kann man ein paar Stimmen aus jeder Ecke zu Wort kommen lassen. Mögliche Fragen können sein: Warst du zufrieden mit deinem Praktikum? Könntest du dir vorstellen in diesem Beruf / diesem Betrieb eine Ausbildung zu machen? Bist du froh, wieder in der Schule zu sein? Hast du neue Ideen für die Berufswahl erhalten? Dazu beantworten die Lernenden zunächst in Einzelarbeit für sich selber die in Material 8 aufgelisteten Fragen. Diese Antworten können ein weiterer Bestandteil der Praktikumsmappe werden und eine Basis für sich anschließende Beratungsgespräche bilden. Anschließend treffen die Lernenden in Form eines Kugellagers auf eine Partnerin oder einen Partner. Die Lehrkraft legt fest, welcher Kreis zuerst die Fragen stellt und wie lang die Befragung dauern soll. Nach Ablauf dieser Zeit bewegt sich der Außenkreis um eine festzulegende Anzahl von Stühlen weiter, sodass jede Schülerin und jeder Schüler eine neue Partnerin oder einen neuen Partner erhält. Gleichzeitig werden die Befragten zu Fragenden und umgekehrt. Dieses Vorgehen kann beliebig oft wiederholt werden. Reflexion im Plenum Abschließend gibt es eine Plenumsphase, die die Lehrkraft mit der Frage einleiten kann, ob es bei den Partnerinterviews Dinge gab, die sich wiederholt haben oder die wichtig für die ganze Gruppe sind. Dabei können auch Ideen für die Verbesserung der Praktikumsvorbereitung und -durchführung gesammelt werden. Außerdem sollten die Ergebnisse der Kartenabfrage vom Anfang der Unterrichtseinheit als weiterer Gesprächspunkt in den Blick genommen werden. Wichtig ist, dass sich an diese Reflexionsphase in der Gruppe Einzelgespräche anschließen, besonders, um weitere Schritte mit denjenigen Schülerinnen und Schülern festzulegen, bei denen das Praktikum nicht zum Auffinden eines geeigneten Berufs geführt hat. Idealerweise können hierzu auch Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter aus den Praktikumsbetrieben eingeladen werden.
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